Gesund oder ungesund: Wie viele Tassen Kaffee darfst du trinken?

MEDWING
August 20, 2024

Ist Kaffee gesund? Oder schadet zuviel Koffein dem Körper? Wir verraten, was richtig ist & klären Kaffeemythen auf.

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    Um die Vor- und Nachteile von Kaffeekonsum ranken sich so einige Mythen. Für Pflegefachkräfte ist die schwarze Flüssigkeit oft „Überlebenselixier“. Schließlich hilft sie zuverlässig dabei, kräftezehrende Nachtschichten konzentriert und fokussiert zu meistern. Was ist also dran an den zahlreichen Behauptungen über Kaffee: Ist er wirklich ungesund? Oder überwiegen vielleicht sogar die gesundheitlichen Vorteile? Wir klären auf.

    Während die einen auf den Muntermacher schwören, stören sich die anderen an seiner Bitterkeit oder bekommen sogar Herzrasen davon. Wer jedoch einmal auf den Geschmack gekommen ist, kann sich ein Leben ohne Kaffee oft nicht mehr vorstellen. Ob es sich dabei um ein gesundheitsschädigendes Laster oder ungefährliches Aufputschmittel aus der Natur handelt, erfährst du bei uns.

    Was ist Koffein und wie wirkt es?

    Koffein ist die bekannteste der über 1.000 Substanzen, die Kaffee enthält. Der stimulierende Wirkstoff befindet sich auch in Kakaobohnen, Teeblättern, Kolanüssen und Guarana-Beeren. Seine aufputschende Wirkung haben die Menschen schon vor hunderten Jahren erkannt und für sich genutzt. Der Stoff gehört zu den Alkaloiden.

    Bis Koffein vom Magen ins Blut gelangt, dauert es 15 bis 30 Minuten. Im Gehirn angekommen blockiert es das müde machende Molekül Adenosin, indem es die Rezeptoren besetzt. Der Effekt hält mehrere Stunden. Außerdem regt Koffein das Herz-Kreislauf-System an, denn es sorgt dafür, dass vermehrt die Stresshormone Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet werden. Dies bewirkt, dass viele Menschen sich nach dem Kaffeegenuss leistungsfähiger und wacher fühlen.

    Ist Kaffee gesund oder nicht?

    Rund 168 Liter Kaffee trinken die Deutschen laut einer Statista-Umfrage aus diesem Jahr jährlich pro Kopf. Dies entspricht über 1.000 Tassen. Der Wachmacher zählt damit hierzulande wohl zu einem der beliebtesten Getränke.

    In den letzten Jahrzehnten hat die Wissenschaft regelmäßigen Kaffeekonsum eher kritisch beäugt. Doch inzwischen belegen zahlreiche aktuelle Studien, dass der moderate Verzehr von Kaffee nicht nur unschädlich ist, sondern sich sogar positiv auf die Gesundheit auswirken kann. Und es kommt noch besser: Statt, wie lange angenommen, das Herz in seiner Funktion zu schädigen, soll Koffein sogar gegenteilig wirken.


    Pflegekräfte machen Kaffeepause


    Gesund fürs Herz: Studie bestätigt gesundheitliche Vorteile von Kaffee

    Lange Zeit wurde Kaffeekonsum mit kardiovaskulären Erkrankungen, Angstzuständen und Schlaflosigkeit in Verbindung gebracht – das Bohnengetränk galt also als alles andere als gesund.

    Inzwischen ist die Wissenschaft allerdings zu einem anderen Ergebnis gekommen. In einer Leitlinie zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen stuft die „European Society of Cardiology“ drei bis vier Tassen pro Tag als „wahrscheinlich nicht schädlich, vielleicht sogar mäßig förderlich“ ein.

    Grund dafür sind verschiedene wissenschaftliche Erhebungen, in denen keine negativen Auswirkungen auf die Herzgesundheit festgestellt werden konnten. So lautet unter anderem auch das Ergebnis einer großen Studie der UK Biobank.

    Im Rahmen der vierjährigen Studie, an der rund eine halbe Million Brit:innen teilnahmen, wurde der Kaffeekonsum der Proband:innen von einem Forschungsteam mit späteren Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Todesfällen in Verbindung gesetzt.

    Das Ergebnis: Es konnte im Zeitraum der Studienteilnahme kein schädlicher Einfluss von Kaffee auf die Gesundheit der Proband:innen festgestellt werden. Ganz im Gegenteil: Zwei bis drei Tassen Kaffee am Tag gingen mit einem um 17 Prozent geringeren Sterberisiko einher. Das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzinsuffizienz, Schlaganfall oder koronare Herzerkrankung reduzierte sich. Auch Herzrhythmusstörungen wurden unter dem Einfluss von Kaffee nicht beobachtet, es kam stattdessen sogar zu einer Verringerung von gefährlichen Arrhythmien.


    Pfleger mit einem Kaffee in der Hand


    Ist Kaffee gesund für den Darm?

    Wer morgens auf nüchternen Magen seinen Kaffee trinkt, hat dessen verdauungsfördernde Wirkung vermutlich bereits festgestellt. Der Grund dafür ist, dass der Blutdruck durch das Koffein kurz ansteigt und auch die Verdauung dadurch ordentlich in Schwung kommt. Der Gang zur Toilette lässt also meist nicht lange auf sich warten.

    Doch nicht nur der Stuhlgang verbessert sich bereits durch eine Tasse Kaffee. Einer Studie an der University of Texas zufolge kann das Koffein auch die Darmbakterien positiv verändern. Die Wissenschaftler:innen stellten fest, dass durch Kaffee mehr gute Darmbakterien im Darm gebildet werden, das Wachstum von Mikroben und Bakterien gehemmt und die Darmbeweglichkeit verbessert wird. Alles wichtige Voraussetzungen für einen gesunden Darm und eine regelmäßige Verdauung.

    Hast du einen empfindlichen Magen oder leidest unter einer gereizten Magen-und Darmschleimhaut, solltest du allerdings weitgehend auf Kaffee verzichten. Denn er enthält mehr als 80 verschiedene Säuren. Sie werden zwar beim Rösten zum Großteil abgebaut. Wenn die Darmflora allerdings bereits irritiert ist, kann die Säure sie dennoch weiter angreifen und zu Magenschmerzen und Verdauungsbeschwerden führen.



    Antientzündliche Wirkung bei Fettleber

    Menschen, die an einer nichtalkoholischen Fettleber leiden und keine Fettstoffwechselstörung haben, können mit bis zu sechs Tassen Kaffee dazu beitragen, ihre Entzündungswerte zu senken. Dies belegen wissenschaftliche Studien.


    Wache Krankenschwester mit einem Filterkaffee


    Kaffee: Vorteile und Nachteile

    Seine Wirkung auf den menschlichen Körper ist inzwischen gut erforscht und viele Vor- und Nachteile des Kaffees sind bekannt. Neben der Tatsache, dass sich das Getränk anscheinend positiv auf die Herzgesundheit und den Leberstoffwechsel auswirken kann, sprechen auch noch andere Gründe dafür, seinem Kaffeegenuss ohne schlechtes Gewissen zu frönen.

    Dennoch gilt zu beachten: Ob sich Kaffee vorteilhaft auf die Gesundheit auswirkt, hängt auch immer davon ab, in welcher Menge und Zusammensetzung man ihn konsumiert und welchen Lebensstil man ansonsten pflegt. Grundsätzlich lässt sich festhalten: Kaffee hat auf jeden Menschen eine individuelle Wirkung und wer ungesund lebt, den macht Kaffee nicht gesünder.

    Kaffee macht wach und konzentriert:

    Arbeitest du als Pflegefachkraft, ist der erste Kaffee am Morgen für dich sicher mehr als ein liebgewonnenes Ritual. Vielmehr unterstützt er dich auch dabei, vor einer Frühschicht in die Gänge zu kommen oder begleitet dich durch deine Nachtschicht.

    Grund dafür ist die Wirkung des Koffeins, das das zentrale Nervensystem und den Stoffwechsel auf Touren bringt und uns über mehrere Stunden aktiver, konzentrierter und wacher macht.

    Zwar erhöht das Koffein auch kurzfristig den Blutdruck um 10 bis 20 mmHg. Dieser Effekt reguliert sich aber meistens innerhalb kürzester Zeit wieder, weshalb auch Bluthochdruckpatient:innen nicht auf ihren Kaffee verzichten müssen.

    Sobald man als Kaffeeneuling allerdings an Kaffee gewöhnt ist, treten diese Effekte nach wenigen Wochen nicht mehr oder nur noch sehr reduziert auf. Wer unsicher ist oder unter sehr hohem Blutdruck leidet, sollte dennoch Rücksprache mit seinem Arzt halten.

    Übrigens: Das Koffein ist zwar erst nach 30 Minuten im Blutkreislauf angekommen, der Körper braucht allerdings rund fünf Stunden, um nur die Hälfte der gesamten Koffeinmenge einer Tasse Kaffee abzubauen. Daher auch die Empfehlung, zu spät am Abend besser keinen Kaffee mehr zu trinken, denn das natürliche Schlafbedürfnis verzögert sich durch das Koffein. Das kommt Pflegefachkräften im Nachtdienst zwar zugute. Wenn du aber nach oder auch vor der Nachtschicht gut schlafen willst, solltest du mehrere Stunden vor dem Zubettgehen keinen Kaffee mehr trinken.

    Kaffee kann gegen Kopfschmerzen helfen:

    Die Gründe für Kopfschmerzen sind vielfältig. Sofern sie aber durch ein Anschwellen der Blutgefäße im Kopf ausgelöst werden, kann das im Kaffee enthaltene Koffein dazu führen, dass sie sich wieder zusammenziehen und dem Schmerz dadurch den Garaus machen. Auch die Muskeln rund um den Kopf können sich durch eine Dosis Koffein entspannen.

    Kaffeekonsum kann das Risiko für Diabetes, Krebs und Depression senken:

    Laut einer Studie der Harvard University in Boston senkt der Verzehr von mehr als einer Tasse Kaffee am Tag das Risiko, an Diabetes zu erkranken, um elf Prozent. Eine weitere Harvard-Studie zeigte: Bei Frauen, die mehrere Tassen Kaffee am Tag trinken, verringert sich das Risiko, an Depression zu erkranken, um 20 Prozent. Auch das Risiko für bestimmte Krebsarten kann verschiedenen Studien zufolge durch das Bohnengetränk gesenkt werden.

    Kaffee tötet Kariesbakterien:

    Italienische Forscher:innen fanden in frisch gebrühtem Kaffee Inhaltsstoffe, die Karies verursachende Bakterien abtöten und die Bildung von Plaque verhindern können.


    Frau mit Kaffeetasse


    Risiko für Bluthochdruck steigt:

    Wer statt Wasser den ganzen Tag über nur Kaffee trinkt, profitiert nicht mehr von den Vorteilen des koffeinhaltigen Heißgetränks. In der Wissenschaft gelten sechs Tassen am Tag als das Maximum. Wenn man mehr als diese empfohlene Menge trinkt, steigt das Risiko für Bluthochdruck, der wiederum Auslöser für schwerwiegende Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein kann.

    Zu viel Zucker:

    Auch wenn der Konsum von sechs Tassen Kaffee am Tag unter Wissenschaftler:innen als unproblematisch gilt: Das sollte nicht als Freifahrtschein für Kaffee jeglicher Art verstanden werden. Ob man sechs Tassen schwarzen Kaffee am Tag mit ein wenig Milch oder Kaffeegetränke mit Sahne oder Sirup konsumiert, macht einen großen Unterschied. Denn gesüßte Kaffeedrinks enthalten viel Zucker und Fett – und das schlägt sich in der Gesundheitsbilanz negativ nieder.



    Ungesunder Lebensstil:

    Wer sowieso bereits einen ungesunden Lebensstil pflegt und sich wenig bewegt, raucht, viel Stress hat und sich ungesund ernährt, der belastet sein Herz-Kreislauf-System durch ein Zuviel an Koffein eher zusätzlich.

    Unruhezustände:

    Wer den Wachmacher nicht verträgt oder nur sporadisch eine Tasse Kaffee trinkt, leidet häufiger an Nervosität, Schweißausbrüchen, Zittrigkeit, Unruhe, Schwindel oder Herzrasen.


    Verwendung von Kaffeesatz als Dünger


    5 Kaffee-Mythen im Check

    Den Mythos, dass Kaffee sich negativ auf die Herzgesundheit auswirkt, haben wir bereits aufgedeckt. Doch welche Behauptungen können inzwischen außerdem widerlegt werden?

    #1 Kaffee entzieht dem Körper Wasser

    Dieser Mythos ist längst widerlegt. Zwar wirkt Koffein kurzzeitig harntreibend, allerdings musst du nur deshalb öfter zur Toilette, weil Kaffee auch viel Wasser enthält.

    #2 Kaffee ist in der Schwangerschaft tabu

    Schwangere sollten ihren Kaffeekonsum definitiv reduzieren, da Ungeborene sehr sensibel auf Koffein reagieren. Ein Kaffeeverbot besteht aber während einer Schwangerschaft nicht, zwei Tassen am Tag gelten laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung als unproblematisch.

    #3 Koffeinentzug – Kaffee macht süchtig

    Bist du bereits längere Zeit Kaffeetrinker:in und hast schon mal versucht, ein paar Tage auf Kaffee zu verzichten? Dann wirst du vermutlich bemerkt haben, dass dein Körper darauf mit Entzugserscheinungen reagiert. Vor allem durch Kopfschmerzen signalisiert er, dass ihm seine tägliche Koffeindosis fehlt. Diese Begleiterscheinungen gehen aber schnell vorbei. Auch wenn es sich oftmals so anfühlt, wenn die Lust auf einen Cappuccino groß ist: Eine Sucht im medizinischen Sinne entsteht durch Kaffeekonsum nicht.

    #4 Espresso enthält mehr Koffein als Kaffee

    Im Allgemeinen gilt Espresso als kleiner, starker Shot. Die meisten verlängern ihn deshalb am liebsten mit Milch oder Hafer- und Sojadrinks. Dabei enthält Espresso nur 45 mg Koffein, während eine Tasse Filterkaffee mit rund 100 mg Koffein daherkommt. Espresso ist außerdem verträglicher, da er weniger Säure aufweist.

    #5 Kaffee macht nüchtern

    Nach einer durchzechten Nacht fühlen wir uns am Tag darauf oft besser, wenn wir den ersten Kaffee getrunken haben. Das liegt aber eher daran, dass das Koffein den Kreislauf in Schwung bringt und nicht an seiner ausnüchternden Wirkung. Dass Kaffee schneller wieder nüchtern macht, ist also ebenfalls ein Mythos.

    Koffein ist die weltweit am häufigsten konsumierte psychoaktive Substanz. Der belebende Effekt von Kaffee tritt aber bereits in kleinen Dosen auf und macht nicht abhängig. Egal, ob Kaffee-Junkie oder Gelegenheitstrinker:in – ein schlechtes Gewissen musst du definitiv nicht haben, wenn du regelmäßig Kaffee trinkst, vor allem, wenn du dadurch besser durch deine Schichten kommst.

    Katharina Klein

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