Letzte Woche vermeldeten zahlreiche News-Portale, dass Prinzessin Sofia von Schweden während der Corona-Pandemie als Pflegehelferin arbeitet. Nach einem dreitägigen Crash-Kurs packe sie nun dort an, wo Hilfe benötigt wird. Bilder von der hübschen Prinzessin in Arbeitsklamotten im Krankenhaus machten auf Social Media die Runde.
Jetzt stellt sich die Frage, ob das reine PR ist oder echtes Engagement? Muss man sich darüber ärgern oder kann man das auch einfach nur gut finden? Darüber diskutieren eine Pflegekraft und eine Journalistin.
„Diese Aktion ist reine PR”
„Warum ich diese Aktion doof finde? Mich nervt das alles mittlerweile nur noch, also dass uns Menschen aus der Gesundheitsbranche aktuell soviel Aufmerksamkeit entgegengebracht wird. Jetzt erst plötzlich merken alle, was wir tagtäglich zu leisten und auch zu erdulden haben. Und dann kommt da plötzlich so ein Prinzesschen daher und das wird dann schön in den Medien verbreitet. Für mich ist das die reinste PR. Alte Menschen, kranke Menschen, die ohne fremde Hilfe nicht mehr, beziehungsweise nur noch sehr eingeschränkt, am Leben teilnehmen könnten, gab es schon vor der Corona-Pandemie. Die sind nicht plötzlich wie Pilze aus dem Boden geschossen. Sich jetzt da hinzustellen und groß in der Presse zu verlauten, dass man jetzt in einem Heim hilft – eine schallendere Ohrfeige kann man seinem arbeitenden Volk im Gesundheitswesen, in diesem Fall dem schwedischen, nicht verpassen. Ich finde das traurig. Denn sobald das alles vorbei ist, sind wir einfach nur wieder empathische Menschen, die sich immer wieder folgenden Satz anhören dürfen: ,Oh Gott, den Job könnte ich nicht machen.' Musst du ja auch nicht.”
Manja Klimek arbeitet seit 22 Jahren als Pflegekraft in Berlin.

„Warum ich dieses Engagement wichtig finde”
„Ich kann Manjas Kritik verstehen. Und trotzdem sehe ich in dieser Aktion mehr als reine PR. Eine Prinzessin, die sonst gut gekleidet Empfänge besucht und Hände schüttelt, packt in der Öffentlickeit an. Kann sein, dass ihr Beitrag als Hilfskraft in der Corona-Krise minimal ist, die Wirkung dieser Bilder ist maximal. Denken wir nur an Prinzessin Diana, die als erster Royal in der Öffentlichkeit Kranke oder Behinderte umarmte und so den Blick auf wichtige Themen lenkte. Viele junge Menschen folgen heute auf Social Media Influencern, die im Rampenlicht stehen, so wie Sofia. Sie wollen sich kleiden wie sie, so sein wie sie und ahmen sie nach. Wenn auch nur ganz wenige Mädchen oder Jungen, die von einem Leben als Royal träumen, sich jetzt denken, es wäre eine gute Sache, auch mitanzupacken oder sogar später mal einen systemrelevanten Beruf zu ergreifen, dann hat die Prinzessin einen wichtigen Beitrag geleistet. In diesem Fall sehe ich dann auch gerne darüber hinweg, dass wahrscheinlich ein PR-Team die Aktion begleitet hat. Ich bin dankbar für jedes Mittel, was langfristig das Image einer ganzen, so wichtigen Branche verbessert – ob es nun jeder gut findet oder nicht.”
Julia Wagner arbeitet seit über 15 Jahren als Journalistin.


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