
Es ist ein grauer und kalter Wintertag. Wir schreiben das Jahr 2020.
Ich habe Frühdienst und es ist gerade etwas ruhiger. Während ich meine E-Mails lese und mich an das Löschen der alten Mails mache, finde ich Betreffzeilen, die mich nachdenklich machen.
„Einladung zum Teamevent“, „Deine Zusage zum Kinästhetik Kurs“, „Planung der Weihnachtsfeier“, „Stationsausflug“.
Und ich erinnere mich gern an diese Zeit, in der so vieles noch möglich war. Mit den Kollegen unbeschwert durch den Hochseilgarten klettern (ok, so „unbeschwert“ war das Ganze nicht, aber es war schön), Biergarten mit angeregten Gesprächen, einfach ein Zusammensein außerhalb des Stationsalltages.
Solche Events gehören zur Pflege dazu. Pflege ist Team und Pflege kann nur miteinander.
2020 ist ein besonderes Jahr. Es geht in die Geschichte ein und vielleicht wird auch der Einsatz der Pflegekräfte „damals“ irgendwann Thema im Geschichtsunterricht sein.
Wir geben unser Bestes. Jeden Tag arbeiten wir mit Menschen. Dazu gehören auch die Kollegen. Auf Teamevents herrscht immer eine ganz besondere Stimmung. Abseits vom Stationstrubel. Auch für die neuen Mitarbeiter einfach ein gutes Ankommen. Man lernt sich kennen, man spricht über Privates, man lacht über Anekdoten aus dem Klinikalltag, erinnert sich an Patienten. Gemeinsam!
Seit Corona gibt es das nicht mehr. Teambesprechungen finden mit Abstand und wenig Kollegen statt. Ohne Kaffee und Kuchen oder die leckeren Brötchen, die Schwester Inge immer mitbringt. Schnell die Themen durch und das war's. Danach fährt jeder in sein Zuhause und tut dort, was er tun muss.
Gespräche untereinander sind anders geworden. Und weniger, weil es anstrengend ist, mit Mundschutz zu sprechen. Gemeinsame Pausen sollen vermieden werden, weil sonst zu viele Menschen ohne Schutz in einem Raum sitzen.
Nach der Übergabe gab es oft noch einen kleinen Austausch, Smalltalk ...Findet so nicht mehr statt. Zu viele Menschen. Wobei es auf einer Station gar nicht zu viele Mitarbeiter geben kann. Es sind nur zu viele, um im Stationszimmer den Mindestabstand einhalten zu können.
Und umso mehr Mails ich lösche, umso näher komme ich dem heutigen Tag. Unzählige Absagen von Meetings, Fortbildungen, verschobene Termine wie das Sommerfest, alles ohne ein neues Datum. Ohne zu wissen, wann das alles wieder stattfinden kann.
Es gibt aber auch ein paar schöne Mails. Zum Beispiel eine Alternative zur Weihnachtsfeier. Foodtrucks im Dezember vor der Klinik. Jede Woche einer.Die Mitarbeiter können sich so, mit Abstand, ein leckeres Essen holen. Die Kosten dafür übernimmt der Arbeitgeber. Eine schöne Geste.
Ich finde auch Mails, in denen ich lese, dass viel Wert auf Sicherheit der Mitarbeiter und Patienten gelegt wird. Und das ist nicht selbstverständlich, auch wenn es das sein sollte. Bei allem, was ich von Kollegen und Kolleginnen aus anderen Klinken höre, habe ich es in „meinem Haus“ wirklich gut.
Ich bin angekommen... am heutigen Tag. Alle Mails gelöscht, die zu löschen waren. Und ich wünsche mir, dass ich im kommenden Jahr genau so dasitzen werde, meine Mails lösche und sagen kann: Es war eine harte Corona-Zeit, aber gemeinsam haben wir es aus der Krise geschafft. Weil wir ein gutes Team sind und weil wir zusammenhalten. In guten wie in schlechten Zeiten.
Und ich glaube fest daran!
Eure Jean


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