einfach.jean – Warum Pflege eine ständige Weiterentwicklung braucht

MEDWING
August 20, 2024

Weiterbildung ist wichtig, findet unsere Kolumnistin. Die Verantwortung liegt dabei bei den Pflegekräften selbst.

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    Kolumnistin und Pflege-Influencerin einfach.jean.


    Der Pflegeberuf unterliegt einer ständigen Entwicklung. Wir müssen, um am Ball zu bleiben, unser Wissen regelmäßig erweitern und auffrischen. In meinen Augen ist es die Pflegekraft, die dafür verantwortlich ist, sich weiterzubilden. Das beginnt mit dem Verfolgen des berufspolitischen Geschehens, dem Lesen von Fachzeitschriften und dem Austausch mit Kollegen.

    Es liegt aber auch in der Verantwortung jedes einzelnen von uns, sich auf die Suche nach in- und externen Fortbildungen zu machen. Es ist nie verkehrt, aktuelle Fort- und Weiterbildungspläne im Auge zu haben, um wirklich interessante Themen nicht zu verpassen. In vielen Häusern gibt es In-House-Schulungen, an denen teilgenommen werden kann. Dort können externe oder interne Mitarbeiter oder Dozenten referieren und die Kosten trägt der Arbeitgeber automatisch. Bei externen Fortbildungen ist es ein bisschen anders, denn es kommt auf die Struktur des Hauses an, wie ihr eine solche Fort- oder Weiterbildung beantragt.

    Durchforstet die Angebote im Internet und in Fachzeitschriften oder informiert euch bei euren Vorgesetzten und Kollegen. Habt ihr ein interessantes Thema entdeckt, müsst ihr es nur noch an den zuständigen Entscheider herantragen.



    Und dafür solltet ihr euch unter anderem folgende Fragen stellen:

    Warum habe ich dieses Thema gewählt?

    Es ist nämlich wichtig, genau zu wissen, warum ihr dieses Thema gewählt habt. Es kann sein, dass ihr vor Bewilligung oder Ablehnung der Kosten für die Fort- oder Weiterbildung danach gefragt werdet. Ein einfaches „Weil es mich interessiert“, reicht hier meist nicht aus. Ihr solltest euch außerdem am besten auch informieren, ob es auf eurer Station bzw. in eurem Bereich oder Haus Mitarbeiter gibt, die diese Fort – und Weiterbildung schon absolviert haben.

    Nehmen wir zum Beispiel das Thema Schmerz.Wenn ihr euch darin weiterbilden möchtet, es aber schon viele Mitarbeiter gibt, die diese Fortbildung bereits absolviert haben und vielleicht sogar schon Pain-Nurse sind, dann wird euer Haus dies wahrscheinlich ablehnen. Hier wäre es aber eine Option, dass genau diese Mitarbeiter sogenannte In-House-Schulungen anbieten. So hat jeder was davon und die Kosten fürs Haus sind auch überschaubar.

    Welchen Mehrwert hat diese Fort- oder Weiterbildung für meine Einrichtung, Klinik oder Station?

    Wenn ihr etwa auf einer kardiologischen Erwachsenenstation arbeitet, aber eine Weiterbildung im Bereich der Kinderorthopädie machen wollt, wird diese wahrscheinlich abgelehnt werden. Denn als Teilnehmer solltet ihr automatisch als Multiplikator fungieren. Sprich, ihr seid dafür verantwortlich, die erlernten Informationen an die Kollegen weiterzugeben. Wenn ihr gut vorbereitet seid und ein Thema gewählt habt, welches für alle im Team relevant ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit auch viel höher, dass diese Weiterbildung genehmigt wird.



    Und da kommen wir zu einem Punkt, der, meiner Meinung nach, immer mehr vernachlässigt wird: Viele Einrichtungen oder Kliniken erlauben ihren Mitarbeitern nicht, sich weiterzubilden, weil das Personal an allen Ecken und Enden fehlt. Ein Mitarbeiter, der bei einem Seminar ist, kann eben nicht arbeiten. Andere wiederum verlangen von ihrem Personal, dass es die Kosten für die Fort- oder Weiterbildung aus eigener Tasche zahlt und gewähren lediglich eine Dienstplanbefreiung. Und wieder andere zahlen gar nichts. Der Mitarbeiter solle sich in seiner Freizeit und auf eigene Kosten weiterbilden. Was ja prinzipiell in Ordnung wäre, wenn es zu einem nicht „haus-relevanten“ Thema wäre.

    Für mich steht fest: Die Aus-und Weiterbildung von Pflegepersonen ist ein elementar wichtiger Baustein im Berufsalltag. Wir wollen Qualität und Professionalität – und das geht nur, wenn die Mitarbeiter auch entsprechend geschult werden. Und zwar immer und immer wieder. Gerade aktuell passiert so viel. Wenn ihr einen Kollegen oder eine Kollegin fragt, wie die Ausbildungsinhalte vor 15 Jahren waren und daneben eine frisch examinierte Fachkraft steht, dann merkt ihr, was sich alles verändert hat. Damals gab es weder Pflegetheorien noch Pflegewissenschaften als Teil der Ausbildung.

    Umso mehr zeigt es uns aber, dass wir jeden mitnehmen müssen, jedem die Chance geben sollten, sich weiterzubilden, um am Ball zu bleiben. Gebt nicht auf. Ich sage immer: „Eine Ablehnung ist keine Ablehnung.“ Versucht, mit sachlichen Argumenten zu überzeugen. Wenn es nicht sofort klappt, fragt, wann ihr wieder nachfragen dürft und ob es vielleicht eine Warteliste gibt.

    Eure Jean

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