Der erste Tag an einem neuen Arbeitsplatz und in einem neuen Team ist immer aufregend. Pflegekräfte in Zeitarbeit arbeiten an verschiedensten Einrichtungen und stellen sich immer wieder neu auf die Gegebenheiten in Kliniken und Pflegeheimen ein. Das ist spannend, kann aber auch ein paar Unsicherheiten mit sich bringen. Wir geben Tipps, was Zeitarbeits-Pfleger:innen tun können, damit der erste Tag ein Erfolg wird.
Zeitarbeitnehmer:innen sind in einem regulären Anstellungsverhältnis bei Personaldienstleistern beschäftigt und verstärken temporär Teams anderer Betriebe. Sie wechseln dadurch häufiger den Einsatzort als Mitarbeitende einer Stammbelegschaft.
Schätzungen zufolge arbeiten in Deutschland 14.000 bis 30.000 Pflegekräfte in der Zeitarbeit, auch Leasing oder Leiharbeit genannt. Offizielle Zahlen sprechen von 2 Prozent Leasing-Kräften in der Pflege. An vielen Gesundheitseinrichtungen ist der Anteil jedoch schon wesentlich höher. Einer der Hauptgründe für die Entscheidung, in die Zeitarbeit zu wechseln: Die bessere Vereinbarkeit von Sozialleben und Beruf.
Leasing-Pflegekräfte können ihre Verfügbarkeiten flexibel angeben. Dies ermöglicht zum Beispiel Eltern, nur in Schichten zu arbeiten, die zum Tagesablauf ihres Kindes passen. Mehr Zeit und Kontrolle über die Work-Life-Balance sind für die Leasing-Kraft von Vorteil, führen manchmal aber auch zum Vorwurf der „Rosinenpickerei“.
Vorurteile wie dieses entkräftet beispielsweise der bekannte Leasing-Pfleger Ricardo Lange in seinem Beitrag zur Leiharbeits-Diskussion in der Berliner Zeitung. Dort schreibt er: „Ein weiteres Argument gegen die Leiharbeit lautet, wir würden uns nur die Rosinen herauspicken und unbeliebte Schichten wie Nacht-, Wochenend- und Feiertagsdienste auf die Stammbelegschaft abwälzen. Dabei sind gerade diese Dienste bei uns Leiharbeitern sehr beliebt, da sie sich durch die hohen Zuschläge besonders lohnen.“
An vielen Einrichtungen sind Zeitarbeitskräfte aber auch willkommen und die Integration in das bestehende Team klappt reibungslos. Damit der Einstand umso besser gelingt, können Zeitarbeiter:innen in der Pflege die folgenden Tipps beherzigen.

1. Pünktlich kommen (selbstverständlich nicht nur am ersten Tag)
Gleich am ersten Tag zu spät erscheinen? Das kommt bei den Kolleg:innen gar nicht gut an. Auch, wenn du für deine Unpünktlichkeit vielleicht gar nichts kannst, weil der ungewohnte Arbeitsweg doch länger gedauert hat, als du dachtest. Beuge vor, indem du bereits vor deinem ersten Arbeitstag checkst, wie du am besten zur Arbeit kommst (öffentliche Verkehrsmittel, Auto, Fahrrad, zu Fuß?), wo du parken kannst oder wie deine neue Haltestelle heißt.
Weiterhin solltest du dich schon vorab darüber informieren, was du für den ersten Tag alles benötigst und wie viel Zeit Vorlauf du vor deiner Schicht brauchst. Zum Beispiel, um Personalunterlagen abzugeben oder deinen Ansprechpartner vor Ort zu finden. Am besten kommst du also ein paar Minuten früher zu deinem Einsatz.
Plane genug Zeit ein, um vor deinem Schichtstart noch die Dinge zu tun, die dich entspannen und dazu führen, dass du nicht völlig abgehetzt bei deinem neuen Job erscheinst.
2. Vorm ersten Tag als Zeitarbeiter:in Informationen über Einrichtung einholen
Zwar wechselst du als Zeitarbeitskraft häufig die Arbeitsstelle. Dennoch solltest du dich vorab über jede Einrichtung informieren. Denke nicht schon am ersten Tag daran, dass du bald wieder weg bist.
Wahrscheinlich hast du bereits von deiner Zeitarbeitsfirma erste Infos erhalten. Das ersetzt aber nicht die eigene, gründliche Recherche. Schaue dich deshalb auf der Homepage der Einrichtung um. Vielleicht findest du dort Infos zu Unternehmensstruktur, Abläufen und dem Team.
Da oftmals die Zeit für eine richtige Einarbeitung fehlt, ist auch vor Ort Eigeninitiative gefragt. Lasse dich durch alle wichtigen Räume der Station führen und dir von anderen Pflegekräften erklären, wo du alles findest, um deinen Job gut machen zu können. Wer sich selbst Informationen einholt und aktiv nach Wichtigem fragt, hinterlässt direkt einen guten Eindruck.
Neben den allgemeinen Abläufen und den Informationen zur Dokumentation ist es für dich besonders wichtig zu wissen, wie du dich in Notfällen verhalten musst. Auch wenn Stress herrscht – dieses Wissen ist maßgeblich für die Sicherheit der Patient:innen und Bewohner:innen und auch für deinen eigenen Schutz.
3. Offen und mit einem Lächeln auf neue Kolleg:innen zugehen
Vermutlich wird der erste Tag als Pflegekraft im neuen Unternehmen sehr aufregend sein. Du weiß nicht, was dich erwartet. Versuche trotzdem, selbstbewusst und proaktiv unterwegs zu sein. Ein einfacher, aber wirkungsvoller Trick: Lächeln. Bleibe positiv, selbst wenn der Empfang etwas kühler ausfallen sollte.
Stelle dich deinen neuen Kolleg:innen und Führungskräften vor, frage nach ihren Namen und Positionen und erkundige dich nach Abläufen. So beginnst du direkt mit dem Netzwerken und bekommst sofort alle Interna mit. Setze dich im Pausenraum ganz selbstverständlich dazu. Wer freundlich auf die Kolleg:innen zugeht, wird es leichter haben, integriert zu werden.
4. Freiwillig im Pflege-Team einbringen
Sei dir für unangenehme Aufgaben nicht zu schade. Das werden dir deine neuen Kolleg:innen auf der Station hoch anrechnen. Melde dich deshalb gerade zu Beginn freiwillig für Aufgaben, die du eigentlich gerne anderen überlassen würdest. So zeigst du direkt Teamgeist und Einsatzbereitschaft und verdeutlichst, dass es dir mit deinem Job ernst ist. Auch wenn du nicht so lange in der Einrichtung sein wirst wie andere Kolleg:innen.
5. Als Zeitarbeitskraft nicht ausnutzen lassen
Natürlich ist es wichtig, dass du Einsatzbereitschaft zeigst und wie alle anderen im Team auch unangenehme Dinge erledigst (siehe oben). Das heißt aber noch lange nicht, dass du als Zeitarbeiter:in ständig nur die unliebsamen Aufgaben übernehmen musst.
Auch wenn du neu im Team bist und möglicherweise dem ein oder anderen Vorurteil gegenüber Pflegefachkräften aus Zeitarbeitsfirmen begegnest: Ausnutzen lassen musst du dich nicht.
Als Angestellte:r einer Zeitarbeitsfirma hast du die gleichen Rechte wie jeder Arbeitnehmer. Solltest du dich ungerecht behandelt fühlen oder dir deiner konkreten Aufgaben im Team (noch) nicht bewusst sein, sprich lieber zu früh als zu spät die Stationsleitung darauf an. So könnt ihr gemeinsam zügig eine Lösung finden und Missverständnisse direkt aus dem Weg räumen.

6. Danke sagen und nach Feedback fragen
Ehe du dich’s versiehst, ist der erste Tag schon rum. Egal, ob du morgen wiederkommst oder nicht – ein Danke nach deinem Einsatz gehört immer dazu. Zeige der Stammbelegschaft deine Wertschätzung für die (hoffentlich) gute Zusammenarbeit und die Einarbeitung.
Trau dich, um Feedback zu bitten und zu fragen, ob du etwas noch besser machen kannst. Neue Teams und Arbeitsumgebungen bieten tolle Möglichkeiten, etwas dazu zu lernen. Sind bei dir noch Fragen offen geblieben, stelle sie. Wenn die Stimmung gut ist und dir Kleinigkeiten aufgefallen sind, scheue dich nicht, selbst konstruktive Kritik zu üben.
7. Mach dir nicht zu viele Sorgen vor deinem ersten Tag
Ist dir dein erster Tag schon unzählige Male durch den Kopf gegangen und du hast dir vor allem die negativen Dinge ausgemalt, die passieren könnten? Das ist zwar normal, kann aber dazu führen, dass du verkrampfst.
Sei es die Angst davor, etwas falsch zu machen, in den Pausen alleine am Tisch zu sitzen oder zu viel fragen zu müssen: Versuche, deine Erwartungshaltung und Ängste beiseite zu schieben. Schließlich ist jede:r mal neu auf Station. Erinnere dich daran, dass du genauso qualifiziert bist, auf dieser Station zu arbeiten, wie alle anderen.
Ganz egal, ob du gerade erst deine Ausbildung absolviert hast oder als Pflegefachkraft bereits viele Stationen durchlaufen konntest: Ein erster Tag bleibt ein erster Tag – verbunden mit allem Aufregenden und Neuen. Es ist also völlig in Ordnung, unsicher zu sein. Versuche, dich nicht dafür zu verurteilen und ganz unvoreingenommen mit einem Lächeln auf den Lippen durch deinen ersten Tag als Zeitarbeiter:in in der Pflege zu gehen. Schließlich bist du da, um das Stammpersonal zu entlasten. Wenn du dieser Aufgabe kompetent und motiviert nachkommst, wirst du immer wieder willkommen sein.
Katharina Klein


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