Das Gesundheitswesen bzw. die Gesundheitswirtschaft ist ein riesiger Sektor in der Arbeitswelt und umfasst hunderte verschiedene Berufe. Wir geben dir den Überblick: Welche Arbeitsmöglichkeiten es gibt, wie viel du verdienen kannst und wovon dein Gehalt abhängt.
Im Gesundheitswesen fallen die Gehälter höchst unterschiedlich aus. Zu diesem Bereich gehören sämtliche Institutionen bzw. Berufe, die der Gesundheitsförderung und -erhaltung sowie der Krankenversorgung dienen. Egal, ob du schon in der Gesundheitsbranche arbeitest, gerade eine Ausbildung bzw. ein Studium absolvierst oder es vorhast: Die Gehälter im Gesundheitswesen zu kennen und zu vergleichen, verschafft dir viele Vorteile. Du kannst abwägen, welchen Beruf du ergreifen möchtest, ob dein Lohn angemessen ist und selbstsicher in Gehaltsverhandlungen gehen.
In diesem Artikel erfährst du:
Die meisten Berufe im Gesundheitswesen sind gesetzlich geregelte Heil- bzw. Gesundheitsfachberufe. Für das Führen der jeweiligen Berufsbezeichnung muss eine Erlaubnis vorliegen. Dafür qualifiziert man sich entweder durch eine Ausbildung oder ein Studium. In manchen Fällen ist beides möglich.
Heil- bzw. Gesundheitsfachberufe:
Weitere Berufe der Gesundheitsbranche sind Kauffrau bzw. Kaufmann im Gesundheitswesen und Medizinische Fachangestellte bzw. Medizinischer Fachangestellter.Die technisch-handwerklichen Berufe der Gesundheitswirtschaft (beispielsweise Hörgeräteakustiker:in, Augenoptiker:in und Orthopädie-Schuhtechniker:in) lassen wir bei unserem Gehaltsvergleich außen vor.
Bevor wir uns einigen Gehaltsbeispielen für Jobs und Positionen in der Gesundheitsbranche widmen, verraten wir dir, welche ganz allgemeinen Faktoren deinen Lohn beeinflussen. Zu der Liste gehören:
Du hast sicher schon einmal davon gehört, dass es ein Einkommensgefälle zwischen West- und Ostdeutschland gibt. Das ist auch bei Gesundheitsberufen der Fall. Beispielsweise verdienen Gesundheits- und Krankenpfleger:innen in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen oft über 3.700 Euro, während sie in Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern meist nur einen Lohn zwischen 3.200 und 3.400 Euro erhalten. In den westlichen Bundesländern befinden sich mehr Großstädte. Verschiedene Gehaltsreporte zeigen, dass das Durchschnittseinkommen aller Branchen in Großstädten höher ist, als im ländlichen Raum. Das liegt daran, dass große Unternehmen und Industriezweige sich eher in den Städten ansiedeln. Unten siehst du ein Beispiel, wie die Bezahlung von Altenpfleger:innen von Bundesland zu Bundesland schwankt.
In welcher Stadt du arbeitest, beeinflusst ebenfalls deinen Lohn. Zwischen den Städten bestehen zum Teil erhebliche Einkommensunterschiede. Der das mittlere monatliche Bruttoentgelt (Median) eines Facharztes für Allgemeinmedizin in Stuttgart beträgt laut Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit beispielsweise 6.717 Euro. Auch in Dortmund und Düsseldorf verdient ein Hausarzt oder eine Hausärztin über 6.500 Euro. In Dresden und Leipzig liegt das Einkommen dagegen nur bei knapp über 6.000 Euro.
Mit 4.016 Euro ist der Median-Verdienst von Kaufleuten im Gesundheitswesen in Stuttgart besonders gut. Noch besser fällt ihr Gehalt allerdings in Hannover aus – dort liegt der Median-Wert bei 4.146 Euro. Weitere gute Städte, um viel Gehalt als Kauffrau bzw. Kaufmann im Gesundheitswesen zu verdienen, sind Frankfurt am Main, München und Köln. Die beiden letzteren Städte stehen auch für Pflegefachleute mit rund 4.000 Euro an der Spitze der Städte mit den besten Verdienstmöglichkeiten.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass dir in der Stadt automatisch mehr Geld zur Verfügung steht. Meist sind die Mieten und Lebenshaltungskosten auf dem Land geringer. Dadurch kann sich der Gehaltsunterschied auf dem Konto später wieder ausgleichen. Dies gilt auch für die verschiedenen Großstädte. In Berlin magst du vielleicht weniger verdienen, als in München. Dafür sind die Lebenshaltungskosten in der Hauptstadt fast 16 Prozent niedriger. Wohnen ist in München bis zu 45 Prozent teurer als in Berlin.
Arbeitest du für einen großen Klinikverbund, in einer kleinen Hausarztpraxis oder in einem mittelgroßen Pflegeheim? Wie viele Mitarbeitende und Zweigstellen dein Arbeitgeber hat, kann dein Gehalt beeinflussen. Große Konzerne zahlen häufig besser als kleine Betriebe. Sie haben mehr Ressourcen, werben stärker um qualifizierte Arbeitskräfte oder haben Haustarifverträge. Da der Fachkräftemangel aber überall eine hohe Nachfrage nach Bewerber:innen schafft, musst du dich auch in kleineren Einrichtungen nicht unter Wert verkaufen.
Betriebe der Gesundheitsversorgung sind in Deutschland entweder in öffentlicher, privater oder freigemeinnütziger bzw. kirchlicher Hand. Bist du beim Bund, einem Bundesland, einer Stadt oder einem Landkreis angestellt, richtet sich dein Gehalt nach den Tarifverträgen des öffentlichen Dienstes (TVöD). Machst du beispielsweise deine Pflegeausbildung in der Klinik eines öffentlichen Trägers, wirst du nach dem TVAöD Pflege für Auszubildende bezahlt. Wirst du übernommen, steigst du in der Entgeltgruppe P7 des TVöD-P ein. Allgemein hängt die Einordnung in die Entgeltgruppen von der Jobposition und den Tätigkeitsmerkmalen ab. Je höher die Qualifikation und Arbeitsbelastung ist, desto höher ist die Entgeltgruppe. Je mehr Berufserfahrung du sammelst, desto höher steigst du in den Vergütungsstufen (1 bis 6) auf. Die Stufen entsprechen meist der Anzahl der Berufsjahre.
Selbstverständlich werden Ärzt:innen und andere Mitarbeitende öffentlicher Einrichtungen ebenfalls nach Tarif bezahlt.
Beginnst du deine Laufbahn als Pflegekraft in einer kirchlichen Einrichtung, wirst du nach den sogenannten Arbeitsvertragsrichtlinien (AVR) entlohnt. Diese lehnen sich oft an die Tarifverträge des öffentlichen Dienstes an.
Auch private Träger von Gesundheitseinrichtungen arbeiten häufig mit Haustarifverträgen. Wie gut sie bezahlen, hängt stark vom Standort und der Unternehmensgröße ab. Nicht selten liegt das Einkommen unter den Tariflöhnen. Hier hast du dafür den meisten Spielraum, dein Gehalt frei zu verhandeln bzw. Benefits auszuhandeln.
Je höher dein Abschluss, desto besser ist oft dein Gehalt. Viele Gesundheitsberufe erlernst du durch eine Ausbildung. Für andere ist ein Studium unbedingt erforderlich. Doch deine berufliche Bildung hört nach deiner Ausbildungs- oder Studienzeit nicht auf. Das Gesundheitswesen entwickelt sich ständig weiter und seine einzelnen Bereiche bieten unzählige Spezialisierungsmöglichkeiten. Durch Fort- und Weiterbildungen kannst du dein Wissen und deine Qualifikationen erweitern und dich für höhere Positionen mit mehr Verantwortung qualifizieren. Außerdem hast du in manchen Berufen die Möglichkeit, berufsbegleitend ein Bachelor- oder Masterstudium zu belegen.So können sich Kaufleute im Gesundheitswesen beispielsweise durch Weiterbildungen oder ein Studium auf Gesundheitsmanagement, Qualitätssicherung oder betriebswirtschaftliche Prozesse spezialisieren. Auch Pflegefachpersonen und viele weitere Beschäftigte im Gesundheitsbereich erschließen sich durch Bildungsmaßnahmen neue Aufgabenfelder und erlangen Fachwissen für besser bezahlte Jobs.
Sofern du nicht nach Tarifvertrag arbeitest, wird kaum ein Unternehmen freiwillig dein Gehalt erhöhen. Das bedeutet: Du musst selbst aktiv werden. Du hast noch nie nach einer Gehaltserhöhung gefragt? Dann wird es langsam Zeit.
Bereite dich auf das Gespräch vor, indem du für dich auflistest, welche Erfolge du in deinem Job und für das Unternehmen erzielt hast. Hast du dich weiterentwickelt, vielleicht sogar eine Fortbildung gemacht? Dann hast du bereits gute Argumente.
Beachte: Finanzielle Vorteile kannst du nicht nur durch eine Lohnerhöhung aushandeln. Auch betriebliche Altersvorsorge, Vergünstigungen für den öffentlichen Nahverkehr oder Mitarbeiterrabatte sind Benefits, mit denen dein Arbeitgeber dir entgegenkommen kann. Viele Arbeitgeber können es sich aufgrund des Fachkräftemangels in der Gesundheitsbranche gar nicht leisten, gute Leute gehen zu lassen. Wenn du also entsprechende Arbeit leistest und deine Forderung nicht utopisch ist, hast du gute Chancen, dass am Ende mehr auf deinem Konto landet.
Je länger du in einem Beruf arbeitest, desto mehr Erfahrung hast du und desto besser fällt meist dein Gehalt aus. Daher verdienen ältere Arbeitnehmer:innen oft mehr als jüngere. Leider existiert auch in Deutschland die sogenannte Gender Pay Gap. Das heißt, Frauen verdienen im Durchschnitt weniger, als ihre männlichen Kollegen. Das liegt zum Teil daran, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten. Teilzeitarbeit ist beispielsweise in der Pflege weit verbreitet.
Wenn du in deinem Betrieb bemerkst, dass ein Kollege (oder auch eine Kollegin) mehr verdient, obwohl ihr die gleiche Erfahrung habt und den gleichen Job macht, solltest du dies in der nächsten Gehaltsverhandlung ansprechen. Seit 2017 gibt es in Deutschland des Entgelttransparenzgesetz. Es besagt, dass Frauen für gleiche und gleichwertige Arbeit genauso viel Geld erhalten müssen, wie Männer. Außerdem haben Beschäftigte in Unternehmen mit mehr als 200 Mitarbeitenden Anspruch zu erfahren, nach welchen Kriterien sich ihr Entgelt zusammensetzt. Üben mindestens sechs Personen des anderen Geschlechts eine vergleichbare Tätigkeit aus, kann man zudem die Höhe ihres Lohns erfragen.
Logischerweise wirkt es sich auf dein Gehalt aus, ob du vollzeit- oder teilzeitbeschäftigt bist. Verdienst du weniger, musst du allerdings auch weniger Steuern zahlen. Wenn du deine Wochenarbeitszeit nur um wenige Stunden reduzierst, ist der Unterschied zwischen dem alten und dem neuen Nettogehalt daher vielleicht gar nicht so groß, wie du denkst.
Arbeitest du in der Gesundheitsbranche, zum Beispiel als Pflegekraft, Notfallsanitäter oder Ärztin, bedeutet dies meist Schichtdienst. Für Nachtdienste oder für Sonntags- und Feiertagsarbeit erhältst du Zuschläge auf dein Gehalt. Daher kann dein Einkommen von Monat zu Monat schwanken. In manchen Betrieben erhalten die Mitarbeitenden auch Prämien oder vermögenswirksame Leistungen und oft gibt es Weihnachts- und Urlaubsgelder.
In der Pflege gibt es zunehmend Fachkräfte, die sich für die Zeitarbeit entscheiden. Sie sehen darin für sich den Vorteil, dass sie ihre Arbeitszeiten flexibler und selbstbestimmter wählen können. Zudem kann es sein, dass man mit diesem Arbeitsmodell für den gleichen Lohn weniger arbeiten muss.
Wie oben beschrieben, ist das Gehalt von vielen Faktoren abhängig. Deshalb lässt sich nicht pauschal sagen, wie viel Lohn welcher Gesundheitsberuf einbringt. Das Statistische Bundesamt errechnete 2021 für Deutschland ein Durchschnittseinkommen von 4.100 Euro brutto im Monat (Vollzeitstelle). Einen realistischeren Wert stellt allerdings der Median-Messwert der Bundesagentur für Arbeit dar. Denn dieser liegt in der Mitte aller Einkommen, wenn man sie nach Größe auflisten würde. So können sehr hohe und sehr niedrige Gehälter die Statistik nicht verfälschen. Der Median lag für Vollzeitbeschäftigte 2021 bei 3.304 Euro.
Ärzt:innen gehören nicht nur im Gesundheitswesen, sondern auch im Vergleich mit allen Arbeitnehmer:innen in Deutschland zu den Spitzenverdienern. Ihr jährliches Median-Gehalt liegt bei 76.044 Euro, ihr Durchschnittslohn sogar bei 92.600 Euro. Das Einkommen vieler Mediziner:innen fällt aber häufig noch wesentlich höher aus, denn beim Arzt-Gehalt kommt es sehr darauf an, in welcher Position und welchem Fachbereich man arbeitet.Auch der Job des Apothekers ist mit 4.546 Euro im Median mit einem sehr guten Einkommen verbunden.
Die meisten Gehälter in der Gesundheitsbranche liegen in der mittleren Einkommensspanne zwischen 3.300 und 4.100 Euro. Ein mittleres Bruttoentgelt von über 4.000 Euro verdienen laut Arbeitsagentur zum Beispiel Anästhesietechnische und Operationstechnische Assistent:innen, Fachkräfte für Intensivpflege und Anästhesie sowie Psychotherapeut:innen und Psychologische Psychotherapeut:innen.Auch Gesundheits- und (Kinder-)Krankenpfleger:innen verdienen mit 3.645 Euro ein mittleres Gehalt im Gesundheitswesen. Ambulante Pflegekräfte entsprechen mit 3.306 Euro fast genau dem gesamtdeutschen Medianwert. Insgesamt sind die Einkommen in der Pflege 2021 stärker angestiegen, als in anderen Branchen.
Eine Auswertung der ETL Advision, einem Steuerberatungsunternehmen im Gesundheitswesen, ergab für den ambulanten und teilstationären Bereich beispielsweise einen Lohnzuwachs von 6,4 Prozent im Osten und 5,4 Prozent im Westen. Für Pflegedienstleiter:innen bestätigte die Studie sogar eine Gehaltssteigerung von 8 Prozent im Vergleich zu 2020.
Die Gehälter von Kaufleuten im Gesundheitswesen, Beschäftigten in medizinisch-technischen Assistenzberufen, Notfallsanitäter:innen und Hebammen liegen ebenfalls im mittleren Bereich – je nach Beruf bei 3.300 bis zu 3.800 Euro im Median.
Mit Median-Einkommen unter 2.500 Euro erhalten Masseur:innen und Medizinische Fachangestellte die niedrigsten Gehälter im Gesundheitswesen. Weiterhin liegen Physiotherapeut:innen, Podolog:innen und Pharmazeutisch-technische Assistent:innen in der unteren Spanne der Einkommen. Etwas mehr, aber immer noch unter 3.000 Euro, verdienen Logopäd:innen, Ergotherapeut:innen, Krankenpflegehelfer:innen sowie Orthoptist:innen. Diätassistent:innen verdienen ein ein mittleres monatliches Bruttoentgelt von knapp über 3.000 Euro.
Altenpfleger:innen kommen laut Arbeitsagentur auf einen Median-Lohn von 3.174 Euro. Damit verdienen sie noch immer weitaus weniger, als ihre Kolleg:innen in den Krankenhäusern. Die gute Nachricht ist, dass die Löhne in der Altenpflege steigen. Ab September könnten viele Altenpfleger:innen nochmals mehr auf dem Konto haben. Dann tritt der Beschluss der großen Koalition in Kraft, dass Pflegeeinrichtungen ihre Mitarbeitenden künftig nach Tarif bezahlen müssen.
Pflege, Medizin, Gesundheitsmanagement und Co. – egal welche Position du im Gesundheitswesen hast, du leistest einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag. Dein Gehalt in der Gesundheitsbranche hängt von zahlreichen Faktoren ab. In diesem Artikel hast du Wissenswertes dazu erfahren und einen Überblick über Beispielgehälter bekommen. Wie viel letztlich netto auf deinem Konto landet, lässt sich nicht pauschal beantworten. Es lohnt sich in jedem Fall, zu vergleichen und informiert zu bleiben. So stellst du sicher, dass du für deine Leistung und dein Engagement gerecht bezahlt wirst.
Friederike Bloch