„Wer rastet, der rostet.” Ein bekanntes Sprichwort, das sowohl für den Körper, als auch für das Gehirn gilt. Denn auch letzteres kann bis ins hohe Alter trainiert und geformt werden. Und wer im Alter geistig fit ist, nimmt nicht nur aktiver am Leben teil, sondern kann auch länger selbständig leben. Wie Pflegefachpersonal mit schnellen Übungen die geistige Fitness von Senior:innen fördern kann, verraten wir dir in unseren 5 Tipps.
Vermutlich kannst du als Pflegekraft in einem Alten- oder Pflegeheim ein Lied davon singen: Zwischen den vielen Verpflichtungen, Zeitdruck und Personalmangel bleibt Pfleger:innen oft zu wenig Zeit, um sich den Bedürfnissen aller Heimbewohner:innen ausreichend zu widmen. Trotzdem willst du sicher Abwechslung in das Leben deiner Schützlinge bringen und sie dabei unterstützen, ihr Leben so gut und lange es geht, selbstbestimmt zu leben. Unsere Tipps lassen sich deshalb auch dann umsetzen, wenn dir am Tag nur ein geringes Zeitkontingent für jede:n zur Verfügung steht.
Warum ist geistige Fitness für Senior:innen so wichtig?
Unser Gehirn ist ein ziemlich komplexes Konstrukt aus Verbindungen, die ständig miteinander kommunizieren. Im Alter wird diese Kommunikation zwischen den Verbindungen jedoch immer langsamer, weil mehr und mehr graue Zellen absterben. Häufig resultieren daraus Vergesslichkeit, Konzentrationsprobleme und eine eingeschränkte Aufmerksamkeit bis hin zu Demenz. Diese Folgen des Alters können die Lebensqualität der Betroffenen stark einschränken.
Um dem vorzubeugen oder den Prozess wenigstens zu verlangsamen, können tägliche „Fitnessübungen” das Gehirn von Senior:innen fordern und fördern. Dadurch bleibt der Geist aktiv. Eine permanente Aktivierung bestimmter Hirnareale kann sogar dafür sorgen, dass sich neue Hirnzellen bilden, die wieder miteinander kommunizieren.
Welche Übungen eignen sich für Senior:innen? 5 einfache Beispiele
Für die meisten „Gehirnjoggings” braucht es gar nicht so viel Zeit. In den meisten Fällen reichen schon kleine Anstöße, um Anregungen zur Selbstbeschäftigung zu geben. Oder du etablierst kleine Spielchen für die geistige Fitness gleich als Gruppenbeschäftigung in deinem Altenheim.
1) Geistig fit bleiben im Alter mit Gedächtnisspielen
Old, but gold: Gedächtnisspiele wie „Stadt-Land-Fluss”, „Memory” oder „Ich packe meinen Koffer…” sind ideales Gehirnjogging und eignen sich damit perfekt als tägliche Senior:innen-Fitnessübung. Individueller wird’s, wenn du bei „Stadt-Land-Fluss” die Kategorien so austauschst, dass sie einen Bezug zu den aktuellen oder damaligen Vorlieben und Interessen der Mitspieler:innen haben (z.B.: Band, Automarke, Musikinstrument, Schauspieler:in).
Neben oben genannten Klassikern kannst du in deiner Pflegeschicht auch mit diesen Spielen für Abwechslung, gute Laune und den ein oder anderen Lacher sorgen:
- Teekesselchen: Ein geheimer Begriff wird mit Worten umschrieben. Statt den Begriff zu nennen, wird als Lückenfüller das Wort „Teekesselchen” verwendet. Das Gegenüber muss nur anhand der Umschreibungen den Begriff erraten. Beispiel: „Mein Teekesselchen hat vier Beine und einen Schwanz” als Umschreibung für einen Hund.
- ABC-Sammlung: Zu jedem Buchstaben aus dem Alphabet muss ein Wort mit dem jeweiligen Anfangsbuchstaben genannt werden. Schwieriger wird es, wenn ein Timer mitläuft, und die Senior:innen nur einen begrenzten Zeitrahmen zum Antworten haben.
- Wortkette bilden: Du gibst ein Wort vor, das dann immer abwechselnd weitergeführt werden muss, indem es mit dem vorher genannten Begriff ein zusammengesetztes Wort ergibt, zum Beispiel: Tisch- Bein- Bruch- Stück- Zahl- Tag usw.
- Reimwörter: Erstelle eine Liste mit Begriffen, zu denen dann passende Reimwörter gefunden werden müssen.
- Anagramm: Du schreibst ein langes Wort auf einen Zettel, aus dessen Buchstaben so viele neue Wörter wie möglich gebildet werden sollen.
2) Knobel- und Denkaufgaben fördern die geistige Fitness von Senior:innen
Rätsel machen vielen alten Menschen nicht nur Spaß, sondern halten auch die grauen Zellen auf Trab. Die Auswahl an Knobel- und Denkaufgaben am Kiosk und im Netz ist groß. Sie reicht von lustigen oder mathematischen Rätseln bis hin zu Krimirätseln, die durch logisches Denken gelöst werden müssen. Beachten sollten Pflegekräfte natürlich, dass nicht jede Art von Rätsel für jede:n Heimbewohner:in gleich geeignet ist. Liegt bereits eine Demenz vor, sollten Aufgaben gewählt werden, die die Betroffenen nicht überfordern und dem aktuellen Stand der Erkrankung angepasst sind.
Da viele Senior:innen inzwischen Zugang zu PC oder Tablet haben, kannst du gemeinsam mit ihnen Websites oder Apps raussuchen. Der Umgang mit modernen technischen Geräten und das Erlernen aller Funktionen ist übrigens auch wunderbar geeignet, das Hirn aktiv zu halten. Mithilfe der Apps oder Spiele-Websites können Rätsel und Denkaufgaben dann selbständig gelöst werden. Spezielle Senior:innen-Tablets sind übrigens genau auf die Bedürfnisse älterer Menschen zugeschnitten und der Zugang zu Google und Co. wird auch für sie dadurch erleichtert.

3) Bewegung und Koordinationsübungen für ein fittes graues Köpfchen
Senior:innen, die an ihrer geistigen Fitness arbeiten wollen, sollten auch körperlich aktiv werden. Laut einer Studie der University of Georgia können Menschen, deren Gehirnfunktion sich bereits verschlechtert hat, durch regelmäßige moderate Aktivität ihre Eigenständigkeit und exekutiven Funktionen verbessern. Bei exekutiven Funktionen handelt es sich um geistige Prozesse, die im Gehirn ablaufen. Sie steuern Verhalten, Aufmerksamkeit und Gefühle gezielt und verschlechtern sich im Alter tendenziell. Schon leichte Arten von Bewegung wie Spazierengehen, Tanzen, Schwimmen oder altersgerechte Gymnastik reichen aus, um diese Funktionen zu unterstützen.
Auch durch Koordinationsübungen können ganz neue Netzwerke im Gehirn entstehen. So lassen sich zum Beispiel kleine Ballspiele als tägliche Senior:innen-Fitnessübung leicht in den Pflegealltag einbauen. Je nach allgemeiner körperlicher Verfassung im Sitzen oder Stehen. Da die Zeit in deiner Schicht für ein ausgedehntes Animationsprogramm vermutlich nicht reichen wird, kannst du die Bewohner:innen dazu anregen, gemeinsam aktiv zu werden. Damit schlägst du gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. Denn auch soziale Kontakte sind enorm wichtig, um das Hirn jung zu halten. Schließlich arbeitet das Gehirn in der Interaktion mit anderen auf Hochtouren, da währenddessen mehrere Gehirnareale gleichzeitig aktiv sind.
Alternativ kannst du auch Übungen zur Auge-Hand-Koordination vorschlagen. Dafür legst du im Vorfeld zu einer bestimmten Farbe eine Abfolge fest, die dann von deinem Gegenüber wiederholt werden muss, wenn du entsprechende Farbe nennst, zum Beispiel:
- Grün: Rechte Hand berührt das linke Knie.
- Blau: Linke Hand berührt das linke Knie.
- Rot: Linke Hand berührt die linke Schulter.
- Gelb: Rechte Hand berührt das rechte Knie.
4) Routinen alter Menschen durchbrechen, um sie geistig fit zu halten
Wer seit vielen Jahren alles so macht wie immer, gibt seinem Hirn keine neuen Reize und lässt die wichtigen Kommunikationswege verkümmern. Je älter wir werden, desto mehr vertrauen wir gewohnten Mustern, ohne uns neu zu fordern. Völlig logisch, dennoch keine gute Voraussetzung, um im Alter ein fittes Köpfchen zu bewahren. Um diese Routine zu durchbrechen, kannst du als Pflegefachkraft aktiv werden. Es ist nie zu spät, alte Strukturen zu ändern und neue Verbindungen im Gehirn zu erschaffen.
Einfache Übungen für ihre geistige Fitness können Senior:innen selbst durchführen, ohne dass du die ganze Zeit dabei sein musst. Genau dazu kannst du sie animieren. Zum Beispiel, indem sie sich mit der „falschen Hand” anziehen. Bedeutet: Rechtshänder machen alle gewohnten Abläufe (Gürtelschnalle und Knöpfe schließen, Schuhe binden, Reißverschluss hochziehen usw.) mit der linken Hand und umgekehrt. Auch das Zähneputzen kann einfach mal mit der anderen Hand erprobt werden. Haare kämmen mit der rechten Hand als Linkshänder oder statt wie gewohnt mit rechts mal mit der linken Hand schreiben? Die ideale tägliche Übung für Senior:innen, die die geistige Fitness fördert.
5) Puzzlen als optimales Gehirn-Training für Senior:innen
Puzzlen ist eine gute Beschäftigung für mentale Fitness, bei der du Heimbewohner:innen nicht betreuen musst. Es lässt nicht nur die Zeit schnell verfliegen, sondern triggert vor allem auch das Kurzzeitgedächtnis und die Konzentration der Pflegebedürftigen. Das liegt daran, dass die Suche nach genau dem richtigen Teil das Hirn dazu zwingt, sich dessen Maße zu verinnerlichen. Und das immer wieder, bis alle Teile gefunden sind. Doch nicht nur das: Beim Puzzlen werden beide Gehirnhälften aktiv, wodurch sich die Verbindung zwischen den einzelnen Gehirnzellen stärkt und sich deren Kapazität erhöht – immens wichtig, um im Alter geistig fit zu bleiben. Auch die positive Wirkung auf die Feinmotorik beim Einsetzen der Teile sollte gerade bei älteren Menschen nicht unterschätzt werden.
Um das Spiel persönlicher zu gestalten, kannst du ein Puzzle selbst basteln. Dafür kopierst und laminierst du ein Foto oder Motiv, das die Senior:innen mit schönen Erinnerungen in Verbindung bringen. Schneide es in beliebig viele Teile – fertig ist das ganz individuelle Puzzle und eine gelungene Überraschung. Selbstverständlich kann man solche Fotopuzzles auch fertig geschnitten bestellen.
Auch wenn die Zeit in deiner Schicht oft nicht reicht, um allen Senior:innen gerecht zu werden, die du betreust: Gedächtnis- und Bewegungsspiele sind eine schöne Möglichkeit, neuen Schwung und Abwechslung in den Alltag älterer Menschen zu bringen und sie zu motivieren, auch selbst aktiv zu werden.
Katharina Klein


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