So war der Mindful Care-Workshop mit MEDWING & Esther Wilkening

Unser erster MEDWING-Workshop für Pflegekräfte hatte das Motto „Mindful Care“. Hier erfährst du, wie es war.

Mindful Care“ lautete das Motto unseres Events für Pflegekräfte, das am 9. November in Berlin stattfand. In unserem kleinen Rückblick erfährst du, welche hilfreichen Übungen Coachin Esther Wilkening den Teilnehmenden mit auf den Weg gegeben hat und wie es den Pflegekräften gefallen hat.

Sich um sich selbst kümmern und die eigenen Bedürfnisse nicht vernachlässigen – das fällt vielen Menschen in helfenden Beruf oft gar nicht so leicht. Deshalb ist mentale Gesundheit auch für Pflegekräfte ein großes Thema. Pflegekräfte haben mehr als doppelt so viele Fehltage wegen psychischer Erkrankungen als andere Berufsgruppen.

Der Stress und die Belastungen des Pflegealltags sind groß und lassen sich nicht so einfach „wegzaubern“. Wie man damit umgeht, kann man aber durchaus selbst bestimmen und beeinflussen. Einige wichtige Prinzipien und Strategien konnten die Teilnehmenden unseres PflegePower Meetups kennenlernen.

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Im Vorfeld haben wir unsere Pflege-Community gefragt, worum es bei unserem nächsten Event gehen sollte. Die Mehrheit hatte sich einen Workshop zum Thema mentale Stärkung gewünscht und genau diesen haben wir für die Pflegekräfte organisiert. Geleitet wurde der zweistündige Workshop von Esther Wilkening. Sie kommt selbst aus der Pflege und ist Coachin und Entspannungspädagogin mit besonderem Augenmerk auf die Herausforderungen des Pflegeberufs.

Esther hat das Programm „Mindful Care“ entwickelt, in dem Achtsamkeit eine große Rolle spielt. Zu Beginn des Workshops bat sie die teilnehmenden Pflegekräfte darum, für sich zu überlegen, was Achtsamkeit für sie bedeutet und erklärte, warum es manchmal so schwer ist, „im Moment“ zu sein. Dies hätte unter anderem mit der Leistungsgesellschaft, in der wir leben, und den Erwartungen, die wir erfüllen wollen, zu tun. Auch das Gehirn sei evolutionsbedingt auf Katastrophen geeicht und das Gefühl der Getriebenheit entspringt dem entsprechenden Schutzmechanismus. Achtsamkeit sei laut Esther wie ein Puffer zwischen einem Reiz, den ein vermeintliches Problem auslöst, und unserer Reaktion darauf.

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Geben wir nicht genügend auf uns Acht, kann es zu körperlichen Erkrankungen oder eben zum Burnout kommen. Diese Begrifflichkeit ist in den 70ern übrigens durch die Beobachtung von Menschen in sozialen Berufen entstanden und beschrieben worden. Die Phase vor dem Burnout, in der Pflegekräfte ohne Ausgleich nur noch arbeiten, nennt Esther Wilkening „Burnon“.

Den Stressfaktoren können Pflegekräfte im Berufsalltag nicht immer entfliehen. Aber sie können ihre Einstellung dazu ändern und achtsame Momente in ihre Arbeit einbauen, wie im Workshop klar wurde. Esther zeigte den Teilnehmenden dazu verschiedene Methoden.

Eine davon ist die „Mindful Minute“ oder Eine-Minute-Atemmeditation:

  • Stelle dir für den ersten Durchgang einen Timer auf eine Minute.
  • Schließe deine Augen und zähle deine Atemzüge, bis der Timer ertönt. Dabei geht es nicht darum, besonders tief oder entspannt zu atmen, sondern einfach so, wie es für dich angenehm ist.
  • Schreib dir die Anzahl deiner Atemzüge auf. Hast du diese Zahl, brauchst du für deine Eine-Minute-Meditation im Alltag keinen Timer mehr. Schließe einfach die Augen und zähle deine Atemzüge, bis die Zahl erreicht ist.
  • Dies tust du am besten, indem du dich aufrecht vorn an eine Stuhlkante setzt oder in den Schneidersitz auf ein festes Kissen.
  • Lass beim Sitzen auf dem Stuhl die Beine offen, mit 90-Grad-Winkel in den Knien. Die Fußsohlen stehen flach auf dem Boden. Unterarme und Hände liegen entspannt im Schoß oder auf den Beinen. Wenn du im Gleichgewicht stabil und ruhig sitzen kannst, übst du gleichzeitig, stabil und ruhig zu SEIN.
  • Richte dich auf und stell dir vor, dass dein Scheitel nach oben gezogen wird. Lass deine Wirbelsäule ganz sanft länger werden.
  • Jetzt, wo du aufrecht sitzt, entspanne dich. Je vertrauter dir diese Haltung wird, desto schneller wird folgendes passieren: Dein Kopf hebt sich und alles andere entspannt sich. Deine Organe entspannen sich und deine Lungen haben mehr Platz.
  • Richte deine Aufmerksamkeit nun von außen nach innen: Schließe deine Augen, fühle den Stuhl, auf dem du sitzt, deine Wirbelsäule und die Füße auf dem Boden.
  • Lenke deine Aufmerksamkeit ganz bewusst auf den Atem. Nimm wahr, wie der Atem kommt und geht.
  • Zähle deine Atemzüge bis die Anzahl, die einer Minute entspricht, erreicht ist.

Für die Mini-Meditation hat wirklich jeder Zeit und selbst eine kleine Auszeit wie diese kann dabei helfen, sich zu erden und im Hier und Jetzt anzukommen. Auch kleine Yoga-Einheiten im Sitzen, Atemtechniken oder die 3-2-1-Übung, die Esther zeigte, erfordern nicht viel Zeit. Bei der 3-2-1-Übung legt man den Fokus auf seine Sinneswahrnehmungen, um Grübelgedanken zu unterbrechen. Dabei sagt man sich laut oder in Gedanken, was man gerade wahrnimmt: „3 Dinge, die ich sehe, 3 Dinge, die ich höre, 3 Dinge, die ich fühle“, dann „2 Dinge, die ich sehe, 2 Dinge, die ich höre, 2 Dinge, die ich fühle“ und schließlich „1 Ding, das ich sehe, 1 Ding, das ich höre, 1 Ding, das ich fühle“.

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Nachdem die Pflegekräfte diese Übungen ausprobieren konnten und weitere Inspirationen für einen achtsamen Arbeitstag in der Pflege erhielten, gab Esther ihnen Gelegenheit, sich untereinander über ihre eigenen Ideen für „Mindful Minutes“ auszutauschen. So hatten die Teilnehmenden am Ende des Mindful Care-Workshops eine ganze Reihe von Strategien und Vorschlägen, die sie gleich beim nächsten Dienst anwenden können. Als Motivation lud Esther sie zu der kleinen Challenge ein, mindestens 30 Tage lang ihre „Mindful Minute“ anzuwenden.

Und so hat es den Pflegekräften gefallen:

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Einige der Teilnehmenden hatten sich schon vorher mit dem Thema Achtsamkeit auseinandergesetzt, wie zum Beispiel Krankenpfleger Michel: „Da ich damit Erfahrung habe, war es für mich interessant zu sehen, dass junge Kollegen viele der Möglichkeiten noch nicht kannten oder sich nicht trauen, das im Alltag anzuwenden. Deswegen war das eine super Sache. Meine Strategien sind zum Beispiel, etwas für mich zu tun, bei mir zu bleiben und mich durch Fahrradfahren auszupowern. Durch dieses „Stressablassen“ bekomme ich neue Energie.

Für andere, wie für Intensivpflegerin Lilian war der Mindful Care-Workshop „ein guter Ansatzpunkt, etwas Neues zur Stressbewältigung und zur Achtsamkeit auszuprobieren.“

Wissenschaftliche Studien bestätigen immer wieder: Achtsamkeitstraining wirkt sich positiv auf verschiedene mentale Prozesse und emotionale Kompetenzen aus. Die Methoden sind vielfältig. Wendet man sie konsequent an, werden das Wohlbefinden, die Konzentrationsfähigkeit und das Immunsystem gestärkt. Stress kann leichter bewältigt werden und die Resilienz erhöht sich. Gesundheitsfachkräfte stärken – nicht nur durch Jobs, die zu ihren Bedürfnissen passen, sondern auch über den Beruf hinaus – das ist das Ziel von MEDWING. Dazu gehört ganz klar das Thema mentale Gesundheit. Mit dem Mindful Care-Workshop haben wir den Anfang gemacht und für die Zukunft planen wir noch viele weitere PflegePower-Veranstaltungen dieser Art.

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