
Ein Thema, welches mich sehr umtreibt, ist die Pflegekammer. Hier in Rheinland-Pfalz wurde uns diese einstimmig von der Politik und den Verantwortlichen aller im Landtag vertretenen Parteien vor die Nase gesetzt, dazu wurde nur ein Bruchteil der Pflegekräfte befragt. Diese Situation wiederholt sich seit einiger Zeit in verschiedenen Bundesländern, der massivste Widerstand gegen eine Pflegekammer herrscht aktuell in Niedersachsen.
Warum ist dieser Kampf gegen eine Pflegekammer so massiv? Dies hat mehrere Gründe für mich.
Eine Pflegekammer hat keinen Einfluss auf Arbeitsbedingungen oder Einkommensverhältnisse der Pflegeberufe. Dafür haben wir die Tarifparteien, also Arbeitgeber und Gewerkschaften, diese handeln alles aus. Es steht und fällt weiterhin alles mit dem Organisationsgrad der Pflegeberufe in den Gewerkschaften. Wo wenig organisiert ist, kann man auch nur wenig Druck aufbauen.
Die Pflegekammer verspricht, die Ausbildung der Pflegefachkräfte zu regeln und damit das Berufsbild attraktiver zu machen. Leider können die Ausbildungen in der Krankenpflege, Altenpflege und Kinderkrankenpflege nur durch den Bund geregelt werden. Auf die jeweiligen Berufsgesetze und die Ausbildung hat die Pflegekammer keinen Einfluss.
Durch eine Berufsordnung will man den Pflegekräften eine einheitliche Fortbildung ermöglichen, die Finanzierung ist aber noch recht unklar. Werden die Pflichtfortbildungen vom Arbeitgeber bezahlt oder bleibt die Pflegekraft darauf sitzen, inklusive der Zeit, die sich dafür frei nehmen muss bei Unternehmen, welche die Pflegekammer bestimmt? Und wie sieht es dann mit Pflegekräften aus, die diese Fortbildungen zu spät oder gar nicht machen wollen? Gibt es für sie Bußgelder und/ oder andere Sanktionen?
Die Pflichtmitgliedschaft mit einem Pflichtbeitrag trägt ebenfalls ihren Teil dazu bei, um die Kammer im Bereich der Pflege unattraktiv zu machen. Den Begriff „Zwangsbeitrag" und „Zwangsmitgliedschaft", vermeide ich übrigens sehr bewusst, da er sehr negativ besetzt wurde.
Achja, ich darf nicht vergessen, dass ich für meinen Mitgliedsbeitrag immerhin regelmäßig eine Hochglanz-Zeitschrift der Pflegekammer berkomme, in welcher sie sich selbst beweihräuchert und ihre Fortschritte präsentiert. Auf einen neuen Mitgliedsausweis dagegen warte ich, trotz mehrerer Emails und Telefonate, seit Ende 2018. Das nenne ich nicht gerade einen gelungenen Mitgliederservice oder die richtige Setzung von Prioritäten.
Dazu kommt in Rheinland-Pfalz die verabschiedete Berufsordnung, in welcher ein Gelöbnis zum Beruf enthalten ist – wer braucht in der heutigen Zeit noch ein Gelöbnis, wenn auch freiwillig und wer fühlt sich da nicht auch an Zeiten erinnert, die man nicht mehr möchte?
Mein Fazit: Für mich sind Pflegekammern rückständig und Relikte aus einer vergangenen Zeit. Sie sind dafür geschaffen, um aktuell die Verantwortung der Politik an die Pflege abzugeben und die wenigen Pflegekräfte noch mehr zu gängeln und unter Druck zu setzen. Auch wichtige Posten sind mit Personen besetzt, welche nicht mehr aktiv für die Pflegeberufe arbeiten und sich zum Teil auf der Arbeitgeberseite befinden.
Sieht so eine Vertretung für die Pflegekräfte aus? Ich denke wohl nicht.


%20(1).png)




.png)