So vielseitig wie die Pflege selbst ist mittlerweile auch das akademische Angebot in diesem Sektor. Du liebäugelst schon länger damit, Pflege zu studieren, weißt aber noch nicht, für welchen Teilbereich du dich entscheiden sollst? Wir stellen dir acht beliebte Pflegestudiengänge vor und verraten dir, welche Finanzierungsmöglichkeiten du hast.
Die Akademisierung soll die Pflege aufwerten. Doch in Deutschland steckt dieses Vorhaben noch immer in den Kinderschuhen. Laut den Stiftungen Robert Bosch, Bertelsmann und Münch hat Deutschland zwar eine sehr gute Breiten- und eine wettbewerbsfähige Spitzenmedizin. Zeitgleich herrscht jedoch ein Dauerpflegenotstand. Daher forderten sie 2020 die Förderung akademischer Pflegeberufe, um die Gesundheitsversorgung langfristig und flächendeckend zu sichern.
Noch im gleichen Jahr wurden mit der Einführung des Pflegeberufegesetzes die Weichen für dieses Vorhaben gestellt. Seither bieten zahlreiche Hochschulen bundesweit primärqualifizierende Studiengänge sowie weiterführende Pflegestudienfächer an.
Doch das allein reicht nicht aus. Auch die Verantwortung der Politik und der Pflegebetriebe inklusive ihrer Führungskräfte ist gefragt, um Studierende künftig finanziell besser zu unterstützen und Akademiker:innen erfolgreich in vorhandene Teamstrukturen einzubinden.
Internationale Vorbilder zeigen, welche Vorteile eine Akademisierung der Pflegebranche mit sich bringt. In Ländern wie Schweden, Großbritannien oder Frankreich gilt es bereits seit vielen Jahrzehnten als selbstverständlich, den Fachkräften mehr Verantwortung zu übertragen. Außerdem gehört ein erfolgreich abgeschlossenes Studium zu den Grundvoraussetzungen, um einen Beruf in der Pflege auszuüben.
Kein Wunder, immerhin ist das Gesundheitswesen sehr komplex. Es erfordert eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen spezialisierten sowie generalistischen Fachkräften aus verschiedenen Themengebieten, wie Medizin, Pflege und Forschung. Die Akademisierung stärkt die Versorgungsqualität und schließt die Lücken zwischen Forschung und Praxis.
Doch auch das Fachpersonal profitiert: Ein Pflegestudium verbessert Karriere- sowie Gehaltsmöglichkeiten, verknüpft Praxiserfahrungen mit aktuellen Erkenntnissen aus Wissenschaft und Forschung und stärkt eigenständiges sowie selbstbewusstes Handeln.
Pflege studieren lohnt sich. Aber die Auswahl an spezifischen Fachrichtungen ist groß. Womit möchtest du deine akademische Laufbahn starten? Wir stellen dir acht spannende Pflegestudiengänge im Überblick vor.
Ähnlich zur generalistischen Pflegeausbildung erwirbst du in diesem Pflege-Basisstudium Grundlagenwissen aus der theoretischen und praktischen Pflege. Übliche Kurse sind zum Beispiel Anatomie, Pflegetechnik, Ethik oder Krankheitslehre.
Zusätzlich erlangst du während einer akademischen Laufbahn Fachkenntnisse aus den Bereichen Pflegewissenschaft sowie Prozess- und Qualitätsmanagement. Ziel des Studiengangs ist es, die Studierenden auf den Beruf in der direkten Pflegepraxis vorzubereiten.
Der Studiengang eignet sich in erster Linie für angehende Fachkräfte ohne bisherige pflegerische Vorkenntnisse, die den akademischen Weg einer klassischen Berufsausbildung vorziehen.
Aber auch Pflegefachkräfte, die ihre Ausbildung bereits beendet haben und ihr Fachwissen auffrischen und erweitern möchten, entscheiden sich häufig für diesen Studiengang. Ein akademischer Grad verbessert schließlich langfristig ihre Karriere- und Gehaltsaussichten auf dem Jobmarkt.
Tipp: Eine erfolgreich abgeschlossene Pflegeausbildung verkürzt die Dauer dieses Studiengangs um die Hälfte.
Der weiterführende Studiengang der Pflegewissenschaften befasst sich mit der theoretischen Erforschung und Weiterentwicklung der Pflege. Studierende lernen, pflegerische Strukturen zu verstehen und zu optimieren. Dabei forschen sie an neuen Versorgungssystemen und -prozessen und werden auf eine leitende Position vorbereitet.
Die Kurse behandeln beispielsweise die theoretische und empirische Betrachtung pflegerischer Konzepte, die Professionalisierung des Pflegeberufs sowie die Bereiche Gesundheits- und Sozialwissenschaften. So wird das Wissen aus der Praxis mit theoretischen und methodischen Inhalten ergänzt.
Pflegewissenschaften studieren in erster Linie Fachkräfte, die bereits eine pflegerischen Berufsabschluss oder Praxiserfahrung vorzuweisen haben und nun eine spezialisierte oder leitende Position anstreben. Einige Hochschulen bieten aber auch Lehrpläne an, die sich eher an Berufseinsteiger:innen richten und auch viele Grundlagenkurse wie Medizin, Biologie oder grundpflegerische Tätigkeiten anbieten. In der Regel vertiefst du anschließend mit einem Masterstudiengang dein Wissen noch weiter.
Egal ob ausgebildete Fachkraft oder Berufseinsteiger:in – sollte dich dieser Fachbereich interessieren, informiere dich explizit bei verschiedenen Hochschulen nach den individuellen Inhalten und Lernzielen, die dich erwarten. So hast du einen guten Vergleich und findest einen Studienplatz, der deinen Vorstellungen entspricht.
Hast du das Ziel, die Leitung eines Pflegeheims oder eines ambulanten Pflegedienstes zu übernehmen? In diesem Fall solltest du Pflegemanagement studieren. Dieser akademische Abschluss ist der ideale Start für deinen Karriereweg.
Die Kurse sind praxisnah und behandeln zum Beispiel die Fachgebiete Betriebswirtschaftslehre, Organisation, Personalmanagement und Pflegerecht. Studierende erwerben wichtige Fähigkeiten und Kompetenzen, um im Anschluss erfolgreich in der Führungsetage eines Pflegebetriebs zu arbeiten.
Einige Hochschulen bieten jedoch auch Pflegemanagement-Studiengänge mit einer starken sozialwissenschaftlichen Ausrichtung an. Informiere dich deshalb im Vorfeld bei den Universitäten, welche konkreten Inhalte vermittelt werden. Grundpflegerische Kurse werden hingegen in der Regel ausgespart. Daher richtet sich das Kursangebot vorwiegend an berufserfahrene Pflegekräfte, die sich innerhalb ihres Arbeitsfeldes weiterführend qualifizieren möchten.
Seit dem 01.01.2020 ist mindestens ein Bachelorabschluss in Pflegepädagogik oder einem vergleichbaren Bereich notwendig, um sich als Lehrkraft für Gesundheits- und Pflegeberufe zu qualifizieren. Absolvent:innen, die nach diesem Stichtag ihren Abschluss gemacht haben, benötigen für den Berufseinstieg zusätzlich einen Masterabschluss.
Dieser Pflegestudiengang eignet sich für erfahrene Gesundheitsfachkräfte, die nach einer neuen beruflichen Herausforderung suchen. Er umfasst eine Mischung aus fachlichen sowie methodischen Inhalten und gibt Einblicke in die Planung und Gestaltung von Lernprozessen.
Ziel ist es, die Absolvent:innen dazu zu befähigen, umfangreiches Fachwissen mittels didaktischer Methoden an andere Fachkräfte oder angehende Pfleger:innen weiterzugeben. Das typische Kursangebot setzt sich deshalb aus pädagogischen, psychologischen und soziologischen Elementen zusammen.
Im Advanced Nursing Practice Studium verschmelzen wissenschaftliche Aspekte und Pflegepraxis miteinander. Die US-amerikanische Fachrichtung eignet sich für berufserfahrene Pflegekräfte, die ihre Kompetenzen erweitern und sich Expertenwissen in einem spezifischen Fachgebiet aneignen möchten.
In den Kursen werden Inhalte aus den Themengebieten der Pflegewissenschaft, des Pflegemanagements oder der Arbeit mit interdisziplinären Teams abgedeckt.
Im Verlauf der Ausbildung spezialisieren sich Studierende auf eine Pflege-Praxis ihrer Wahl, zum Beispiel Onkologie oder Demenz.
Im Berufsalltag leiten die Absolvent:innen mit ihrer Expertise schließlich Kolleg:innen an und übernehmen in der Regel konzeptionelle sowie führungsbezogene Aufgaben.
Fachkräfte für Palliativpflege sind auf die Versorgung von Patient:innen mit unheilbaren Krankheiten spezialisiert. Anders als bei den vorangegangenen Studienfächern handelt es sich hier ausschließlich um einen Masterstudiengang, der sich an berufserfahrene Pfleger:innen mit einem erfolgreich abgeschlossenen akademischen Abschluss richtet.
Die Kurse sind hauptsächlich theoretisch orientiert und beleuchten verschiedene Aspekte der Sterbebegleitung. Es werden Inhalte zum Beispiel aus den Bereichen Psychologie, Sozialwissenschaften und Ethik vermittelt.
Das Pflegestudium bereitet die Studierenden auf die Arbeit mit den Angehörigen von Schwerkranken oder Sterbenden vor und lehrt ihnen einen gesunden Umgang mit Verlust sowie der Bewältigung von Trauer.
Tipp: Der akademische Weg ist nichts für dich? Alternativ kannst du eine berufliche Weiterbildung im Bereich Palliativpflege absolvieren.
In diesem Fachbereich werden psychisch- und verhaltensgestörte Patient:innen versorgt. Darunter fallen unter anderem altersbedingte Erkrankungen wie Alzheimer oder Demenz, aber auch Depressionen, Angststörungen oder Suchterkrankungen, die jede Altersklasse betreffen.
Studierende erlangen spezialisierte Einblicke in die Diagnostik und Therapie psychiatrischer Krankheitsbilder und erlernen den ethischen Umgang mit betroffenen Patient:innen. Typische Kursthemen sind zum Beispiel Abhängigkeit und Sucht, Beratungsmaßnahmen, Psychosomatik und Psychotherapie oder Psychopharmakologie.
Gerontologie ist die Wissenschaft des Alterns und befasst sich mit dem demographischen Wandel. Der interdisziplinäre Studiengang ist inhaltlich breit gefächert. Neben der gesundheitlichen und medizinischen Versorgung werden auch Mobilitätskonzepte sowie Themen rund um didaktische Herausforderungen in der Erwachsenenbildung behandelt.
Medizin, Kultur, Wirtschaft, Soziologie, Psychologie, Politik – die Liste der möglichen Fachbereiche scheint endlos lang. Letztendlich zielen aber alle Kurse darauf ab, den Studierenden pflegerische Grundlagen zu lehren, um einen würdevollen letzten Lebensabschnitt für ältere Menschen zu gewährleisten.
Trotz der umfangreichen Inhalte musst du Gerontologie nicht zwangsläufig separat studieren. Viele Fachkräfte ergänzen themenverwandte Studiengänge wie zum Beispiel Pflegewissenschaften mit einem gerontologischen Aufbaufach. Andere erweitern ihren pflegerischen Bachelorabschluss mit einem Master in Gerontologie.
Ein Pflegestudium steigert deine Gehaltsaussichten nach dem Abschluss. Aber wie füllst du dein Portemonnaie während deiner Ausbildungsphase? Wir verraten dir, welche Optionen du hast.
Die staatliche Sozialleistung unterstützt Studierende während ihrer Ausbildungszeit finanziell. Dafür musst du einen Antrag beim zuständigen Amt für Ausbildungsförderung stellen. Dieses prüft, ob du Anspruch auf BAföG hast und welcher Betrag dir zusteht.
BAföG-Höchstsätze:
Die Auszahlungshöhe ist in der Regel abhängig von deinem Einkommen sowie deinem Vermögen. Doch auch die Vergütung deiner Eltern, deines Ehepartners oder deines Lebenspartners beeinflusst dein BAföG. Für die Berechnung gibt es keine festen Einkunftsgrenzen, da individuelle Freibeträge berücksichtigt werden.
Einkommens- und Vermögensgrenzen für Leistungsempfänger:innen:
Der Vorteil vom BAföG im Vergleich zu regulären Krediten: Es handelt sich zur Hälfte um einen Zuschuss, den du nach deinem Abschluss nicht erstatten musst. Zurückzahlen musst du nur das zinslose Darlehen, maximal aber 10.010 Euro. Dabei sind Zahlungspausen sowie niedrige Raten in Höhe von 130 Euro pro Monat möglich.
Pflegestudierende haben alternativ die Möglichkeit, eine staatliche Förderung zu erhalten, die nicht von den Einkünften der Eltern oder des Ehe- oder Lebenspartners abhängt. Dafür müssen Antragsteller:innen mindestens über 18 Jahre alt sein und fünf Jahre Berufserfahrung nachweisen oder eine 3-jährige Ausbildung absolviert haben und zwei Jahre erwerbstätig gewesen sein. Voraussetzung ist, dass sie sich durch ihre Berufstätigkeit selbständig finanzieren konnten.
Spartipp: Begleichst du dein BAföG-Darlehen per Einmalzahlung, gewährt dir das Bundesverwaltungsamt bis zu 50 Prozent Rabatt.
Zu den beliebtesten Förderungen gilt das Stipendium. Hier erhältst du einen rückzahlungsfreien Zuschuss und den Zugang zum Netzwerk der jeweiligen Stiftung oder Organisation. Der Nachteil: Sie sind in der Regel schwer zu bekommen, da oft nur wenige Stipendien vergeben werden.
Beispiele für Stipendien-Anlaufstellen im Pflegebereich:
Eine unabhängige Alternative zu BAföG und Stipendium ist der Studienkredit. Diese zinsgünstigen Anleihen werden direkt von der Bundesregierung vergeben und dürfen sogar parallel zum BAföG bezogen werden.
Ein Kredit für Pflegestudierende ist auf zwei Jahre befristet und beläuft sich auf maximal 7.200 Euro über die gesamte Laufzeit. Du hast die Wahl zwischen drei Modellen, bei denen du pro Monat jeweils 100 Euro, 200 Euro oder 300 Euro erhältst.
Den Bildungskredit beantragst du online beim Bundesverwaltungsamt. Spätestens vier Jahre nach Erhalt der ersten Rate musst du das Geld in mindestens 20-Euro-Monatsraten zurückzahlen. Die gesamte Erstattung darf jedoch höchstens 25 Jahre oder bis zum 67. Lebensjahr andauern. Natürlich hast du ebenfalls die Möglichkeit, deine Schulden direkt per Einmalzahlung oder in höheren Abschlägen zu begleichen.
Studieren und arbeiten? Das geht. Viele Studierende verdienen sich mit einem Nebenjob etwas dazu. Je nach Studienmodell bieten sich 520-Euro-Jobs, studentische Aushilfsjobs, Werkstudenten-, Teilzeit- oder Leasingstellen an. Einkünfte aus einer selbständigen Tätigkeit sind ebenfalls erlaubt.
Der Vorteil ist, dass du auf diese Weise während deines Studiums zusätzliche Berufserfahrung sammelst. Bestenfalls suchst du dir dafür einen Job, der thematisch zu deinem Studienfach passt. Du solltest aber darauf achten, dass die Doppelbelastung sich nicht negativ auf deine mentale Gesundheit auswirkt. Plane dir regelmäßige Pausen und genügend Zeit für dich selbst ein.
Ein Studiengang in der Pflege stellt die Weichen für spannende Karrierewege mit guten Gehaltsaussichten. Ob leitende Position, ein Job in der Forschung oder spezialisierte Fachkraft – die große Auswahl an Studienfächern bietet zahlreiche Entwicklungsmöglichkeiten für Pfleger:innen und Berufseinsteiger:innen.
Shirley Schmolke