Mit einem berufsbegleitenden Studium können Pflegekräfte einen Hochschulabschluss erlangen und trotzdem im Job bleiben. Hier erfährst du alles, was du dazu wissen musst.
Der klassische Weg in die Pflege ist eine Ausbildung. Doch vielleicht möchtest du dich nach einigen Berufsjahren weiterbilden und zum Beispiel studieren. Viele Pflegekräfte wollen sich akademisch qualifizieren, ohne ihren Arbeitsplatz für ein Vollzeitstudium zu verlassen. Ein berufsbegleitendes Studium macht dies möglich. Dabei gehst du ganz normal deiner Arbeit als Pflegekraft nach und nimmst in der verbleibenden Zeit an den Lehrveranstaltungen einer Universität, Hochschule oder Akademie teil. Das Ziel ist dabei ein Bachelor- bzw. Masterabschluss. Meist hat das Studium dabei etwas mit deinem Beruf zu tun.
In diesem Artikel erfährst du:
Im Grunde ist jedes Studium, das du neben deinem Job absolvierst, ein berufsbegleitendes Studium. Es gibt verschiedene Modelle. Je nachdem, was dir bei deinem Studium wichtig ist und wie du es neben deiner Arbeit als Pflegekraft organisieren willst, gibt es unterschiedliche Optionen.
Am wenigsten Präsenzzeiten hast du bei einem Fernstudium. Du lernst vorwiegend online im Selbststudium und hast wenige oder gar keine Präsenzveranstaltungen. Die Unterlagen, die du brauchst, werden dir zugeschickt – der Umfang an Papier hat durch die Digitalisierung jedoch merklich abgenommen. Die meisten Hochschulen bündeln alle relevanten Inhalte, Seminare und Kontaktmöglichkeiten für Dozent:innen sowie Kommiliton:innen auf einem Online-Campus. Bei manchen Fernstudiengängen finden sogar Prüfungen online statt. Das Fernstudium lässt sich sehr gut mit deinem Pflegejob verbinden. Du kannst flexibel nach deinem eigenen Tempo lernen und bist ortsunabhängig. Dennoch solltest du von vornherein ungefähr 20 Stunden pro Woche einplanen, wenn du zügig vorankommen willst.
Willst du von Anfang an deine Pflegeausbildung mit einem Studium verknüpfen, kannst du dich für ein ausbildungsintegriertes duales Studium entscheiden. Hier startest du dein Studium und deine Ausbildung gleichzeitig. Die wissenschaftlichen Lehrveranstaltungen finden dabei an der Hochschule statt, das praktische Wissen für den Pflegeberuf wird dir an einer Berufsfachschule vermittelt und an deinem Ausbildungsplatz setzt du das Gelernte unter Anleitung in die Tat um. Das Krankenhaus bzw. der Pflegebetrieb muss dabei ein Kooperationspartner der Hochschule sein. Deine Ausbildung schließt du nach drei Jahren mit einer staatlichen Prüfung ab – entweder zur Pflegefachfrau bzw. zum Pflegefachmann, zur Altenpflegerin bzw. zum Altenpfleger oder zur Kinderkrankenpflegerin bzw. zum Kinderkrankenpfleger. Anschließend beendest du dein Studium mit einer Bachelorarbeit und dem entsprechenden Abschluss. Hast du die Ausbildung schon in der Tasche, kannst du deinem Arbeitgeber auch ein berufsintegriertes duales Studium vorschlagen.
Bei dieser Form des berufsbegleitenden Studiums findet der Unterricht meistens sowohl am Abend als auch am Wochenende statt. So besuchst du zum Beispiel an mehreren Tagen unter der Woche zwischen 18 und 21 Uhr Vorlesungen und am Samstag von morgens bis nachmittags. Du schreibst bei diesen Terminen auch Klausuren und arbeitest in deiner freien Zeit zusätzlich an Referaten und Hausarbeiten. Es gibt Möglichkeiten, ausschließlich am Abend oder am Wochenende zu studieren, wobei das Wochenende hier meist den Freitag mit einschließt. Da du in der Pflege häufig im Schichtdienst arbeitest, empfiehlt es sich, vorher mit deinem Arbeitgeber zu klären, wie sich das Studium in deine Arbeitswoche integrieren lässt.
Ein Teilzeitstudium ist hauptsächlich etwas für Pflegekräfte, die auch ihren Beruf in Teilzeit ausüben. Du bewirbst dich im Grunde für ein Vollzeitstudium und stellst dann einen Antrag, deine Studienzeit zu verlängern. So besuchst du nur halb so viele Lehrveranstaltungen wie bei einem Vollzeitstudium. Dementsprechend brauchst du mindestens doppelt so lange für deinen Abschluss. Nicht an jeder Hochschule ist ein Pflegestudium in Teilzeit möglich.Bei einem Teilzeitstudium bist du relativ unflexibel, weil du wie alle anderen Student:innen die Vorlesungen zu festen Zeiten besuchen musst. Deine Arbeitseinsätze daran anzupassen, ist eine große Herausforderung.
Das Blockstudium ist unter Pflegestudiengängen kaum verbreitet. Hierbei wird das Wissen mehrere Male pro Semester in Blöcken von einigen Tagen vermittelt. Du kannst in dieser Zeit entweder Urlaub nehmen oder dich von deinem Arbeitgeber nicht einplanen lassen. Bildungsurlaub kann eine weitere Option sein – das gilt übrigens auch für die anderen Modelle.
Neben grundständigen und primärqualifizierenden Vollzeitstudiengängen bieten staatliche, kirchliche und private Hochschulen häufig berufsbegleitende Pflegestudiengänge an. Damit reagieren sie auf die Tatsache, dass die meisten Pflegekräfte in Deutschland zunächst eine Ausbildung absolvieren. Die bekanntesten Studienfächer im Pflegebereich sind Pflegemanagement, Pflegewissenschaften und Pflegepädagogik. Daneben gibt es aber auch eine Vielzahl anderer Spezialisierungen wie Palliativpflege oder Psychiatrische Pflege.
Was auf deinem Lehrplan steht, richtet sich vor allem danach, ob du einen betriebswirtschaftlichen, wissenschaftlichen oder pädagogischen Pflegestudiengang wählst. Grundsätzlich werden dir viele Themen begegnen, die du bereits aus deinem Berufsleben kennst. Viele von ihnen vertiefst du und näherst dich ihnen aus einer akademischen Perspektive. So kann es zum Beispiel Unterrichtseinheiten zu Gesundheitsökonomie, Personal- und Qualitätsmanagement oder evidenzbasierter Pflege geben.
In der Regel dauert ein berufsbegleitendes Studium sechs bis neun Semester bzw. drei bis fünf Jahre. Je nach Ausrichtung lautet dein Abschluss Bachelor of Arts oder Bachelor of Science. Dieser ist gleichwertig mit dem eines Vollzeitstudiums.
Wenn du ein berufsbegleitendes Pflege-Studium beginnen möchtest, musst du in den meisten Fällen deine dreijährige Pflegeausbildung abgeschlossen haben oder diese zur gleichen Zeit anfangen. Die allgemeine Hochschulreife bzw. Fachhochschulreife benötigst du nicht immer. Arbeitest du schon seit mehreren Jahren als Pflegekraft, kannst du auch ohne Abitur studieren.
Wer neben dem Pflegeberuf studieren will, braucht vor allem eins: Disziplin. Dein Job ist anstrengend – sich danach oder an deinen freien Tagen noch hinzusetzen und zu pauken, erfordert eine Menge Motivation. Zudem musst du selbstständig arbeiten können, um beispielsweise Hausarbeiten und Vorträge fertigzustellen. Zu deinen persönlichen Voraussetzungen zählen außerdem eine große Einsatzbereitschaft und Zielstrebigkeit. Gerade in der Pflege hast du oft ungewöhnliche Arbeitszeiten und du darfst weder das Studium vernachlässigen noch darf die Qualität deiner Arbeit leiden. Du musst dir darüber im Klaren sein, dass dir weniger Freizeit zur Verfügung steht und auch deine Familie oder deinen Partner dahingehend um Verständnis bitten. Um alles unter einen Hut zu bekommen, brauchst du Organisationstalent. Ohne gutes Zeitmanagement kannst du Arbeit, Studium und Entspannung kaum vereinbaren. Strebst du mit deinem Studium einen Führungsposten an, ist es wichtig, dass du die entsprechenden Qualitäten wie Durchsetzungskraft, Kommunikationsvermögen und Konfliktfähigkeit mitbringst.
Wie bei den meisten Studiengängen fallen bei berufsbegleitenden Pflegestudiengängen Kosten an. Die gute Nachricht: Du kannst jährlich bis zu 6.000 Euro davon von der Steuer absetzen. Staatliche Hochschulen sind mit ihren geringen halbjährlichen Semestergebühren meistens am günstigsten. Allerdings bieten sie kaum Fern- oder berufsbegleitende Studiengänge an. An privaten Hochschulen fallen die Studiengebühren am höchsten aus. Hier fallen zum Beispiel Immatrikulations- und Prüfungsgebühren an. Je nachdem, an welcher Hochschule du studierst und ob es Präsenzphasen bzw. -vorlesungen gibt, musst du mit Kosten zwischen wenigen bis mehreren tausend Euro rechnen. Informiere dich vorher auf den Webseiten oder in den Hotlines der Anbieter. Zusätzlich musst du Lehrmaterialien und deren Versand sowie deine eigene Lernausstattung bezahlen. Finden die Präsenzveranstaltungen nicht an deinem Wohnort statt, kommen Reisekosten dazu.
Für deinen Arbeitgeber kann es ein Vorteil sein, wenn du dich weiterqualifizierst. Deshalb lohnt es sich, nach Unterstützung zu fragen, zum Beispiel nach einer (teilweisen) Übernahme der Kosten.
Ein berufsbegleitendes Studium erfordert viel Disziplin und eine gute Strukturierung, doch es zahlt sich aus. Mit einem Pflegestudium bist du bestens für die Herausforderungen immer komplexerer Pflegevorgänge gerüstet. Zudem ermöglicht ein akademischer Grad dir neue Karrierechancen und ein besseres Gehalt.
Friederike Bloch