Ein Tag im Leben einer Kinderkrankenpflegerin

Inspiriert von der faszinierenden Welt der Medizin und Pflege, möchte unser Redaktionsteam sich mit Fachkräften austauschen, Perspektiven aufzeigen mit Interviews und Reportagen, um die Vielfalt des Pflegealltags zum Ausdruck bringen.

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Die 24-jährige Katharina Fasold hat vor drei Jahren ihre Ausbildung zur Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin abgeschlossen – für sie ein Traumberuf, denn sie wusste schon früh, dass es ihr liegt, sich um junge Menschen zu kümmern.

„Mein jüngerer Bruder hat eine Behinderung, die ihn körperlich einschränkt. Dadurch habe ich gar keine Berührungsängste, was das angeht. Ich bin einfach damit aufgewachsen“, sagt sie. Ihr Job ist anstrengend und oft emotional. Doch selbst im Gespräch am Telefon hört man das Strahlen in ihrer Stimme, wenn sie davon erzählt, wie viel Spaß ihr die Arbeit auf der pädiatrischen Station einer Regensburger Klinik macht.

Am liebsten hat Katharina Frühdienst, auch wenn das heißt, um halb fünf aufzustehen. „Morgens bin ich zwar sehr müde, aber so habe ich am meisten vom Tag und kann später noch etwas mit meinen Freunden unternehmen.“

Wie eine typische Frühschicht für die Kinderkrankenpflegerin abläuft, erzählt sie uns hier.

6:00 – 6:30 Schichtbeginn und Übergabe

Meine Schicht beginnt mit einem Kaffee und der Übergabe des Nachtdienstes. In der Frühschicht sind wir meistens zu viert. Meine Kolleginnen und ich erfahren, was alles in der Nacht passiert ist, ob zum Beispiel ein Kind dazu gekommen ist und was es hat. Wir erkundigen uns über den Allgemeinzustand der Kinder und worauf wir achten müssen.

Zu den Fachbereichen unserer Station gehören Neurologie, Pulmologie, Diabetologie und Infektiologie – wir haben also viele verschiedene Krankheitsbilder und von null bis 18 Jahre alle Altersgruppen.

Wir haben unsere Station in vier Bereiche aufgeteilt und eine Pflegerin versorgt fünf bis zehn Patienten. Wenn wir mehrere schwere Fälle haben, schauen wir, dass wir sie aufteilen. Wir achten darauf, dass die Kinder eine Bezugspflegekraft haben, um eine Vertrauensbasis zu schaffen. Manche sind auch mit ihren Eltern da, dafür haben wir Klappbetten. Eine Begleitperson darf immer dabei bleiben, auch jetzt in Corona-Zeiten.

6:30 – 7:00 Vorbereitung der Medikamente

Ich bereite im Stationszimmer die oralen Medikamente vor. Wenn ich Fieberkrampfkinder habe, gehe ich auch schon zum Fiebermessen in die Zimmer.

7:00 – 8:00 Frühstück verteilen und Vitalwerte messen

Der Essenswagen wird geliefert und wir teilen das Essen aus. Wir haben zwar eine Stationshilfe, aber alleine schafft sie es meistens nicht, daher helfen wir alle mit. Beim Essen muss ich immer die Krankheitsbilder der Kinder mit bedenken, zum Beispiel wenn sie Diabetes haben.

Danach gehe ich durch meine Zimmer und überprüfe bei den Kindern die Vitalwerte, also Temperatur, Blutdruck und Puls. Bei pulmologischen Kindern auch die Atemfrequenz. Wegen Corona messe ich im Moment auch bei allen Eltern die Temperatur.

Ich verteile die oralen Medikamente und helfe den Kindern beim Waschen, wenn ihre Eltern nicht da sind.

8:00 – 9:00 IV-Antibiosen und Visite

Um 8 Uhr ist bei uns immer der erste Durchgang der intravenösen Antibiosen. Wenn ich Zeit habe, mache ich das oder jemand anderes, der schon fertig ist.

Wenn alles nach Plan läuft, geht es wenig später mit den Visiten los. Ich gehe mit den Ärzteteams in die Zimmer, bespreche was besser oder schlechter geworden ist und mögliche Entlassungen. Ich erfahre, welche Untersuchungen geplant sind und welche ärztlichen Anordnungen es gibt.



9:00 – 11:00 Untersuchungen und Frühstückspause

Nach der Visite gehen die ersten Kinder zu den Untersuchungen, also zum Beispiel zum Röntgen oder zum EKG. Ich bringe sie dort hin, denn in unserem Haus gibt es keinen Fahrdienst. Für EEG oder MRT muss ich die Kinder oft auch sedieren.

In der Zwischenzeit versuche ich, eine halbe Stunde Frühstückspause zu machen. Nach dem Aufstehen kann ich einfach nichts essen, deshalb habe ich jetzt richtig Hunger.

Vormittags sind auch die Blutabnahmen dran. Bei den Kleinen trifft man nicht immer beim ersten Mal eine Vene und oft müssen wir auch Zugänge neu legen. Ich frage die Eltern, ob sie dabei sein können oder lieber draußen warten wollen. Das ist ihnen oft lieber, denn es ist für sie natürlich schlimm mitanzusehen. Wenn es gar nicht klappt, mache ich eine Pause. Es ist mir wichtig, dass es nicht wie am Fließband zugeht und ich mir Zeit für die Kinder nehmen kann. Es gibt Kinder, da ist es gar kein Problem und es gibt welche, die sich mit Händen und Füßen wehren. Ich bin geduldig und versuche sie mit einer Überraschung abzulenken. Wir haben immer Gummibärchen und Lollies da.

Ich beziehe auch die Eltern mit ein und erkläre ihnen alles genau. Die Eltern brauchen manchmal mehr Zuwendung, als die Kinder. Und mit einer Mama, die ruhig ist und weiß, was passiert, kann man auch viel mehr anfangen, als mit einer, die einen Nervenzusammenbruch kriegt. Das Kind merkt ja auch alles.

11:00 – 13:30 Mittag verteilen und Patientenkurven

Wenn es gut läuft, sind jetzt schon die erste Entlassungen, aber das ist leider selten. Oft wird erst im Laufe des Tages entschieden, ob die Kinder heim gehen können.

Um 11:15 kommt der Wagen mit dem Mittagessen. Nach dem Mittag mache ich eine zweite Runde, messe nochmal alle Vitalparameter und schaue, wie es den Kindern geht. Bei besonderen Fällen gehe ich aber auch jede halbe Stunde rein.


Kind auf dem Arm einer Krankenschwester. Fotocredit: istock


Dann geht es an die Patientenkurven. Ich setze mich ins Stationszimmer und zeichne ab, was ich gemacht habe, also Behandlungs- und Grundpflege. Wir machen das noch handschriftlich, das finde ich auch gar nicht schlecht, vor allem für die älteren Pflegerinnen. Ich schreibe den Pflegebericht, ob es irgendwelche Besonderheiten gibt und welche Medikamente das Kind am nächsten Morgen bekommt.

Das dauert immer am längsten, denn zwischenzeitlich muss ich mich immer mal um das ein oder andere Kind kümmern oder die Fragen der Eltern beantworten.

Wenn Kinder entlassen werden oder es einbestellte Aufnahmen gibt, helfe ich manchmal auch bei der Reinigung beziehungsweise Vorbereitung der Zimmer. Natürlich kann auch jederzeit ein Kind aus der Notaufnahme reinkommen.

13:30 – 14:15 Übergabe an den Spätdienst

Der Spätdienst kommt und wir machen die Übergabe. Meine letzte Aufgabe ist, die Apotheke einzuräumen. Dann gehe ich nach Hause und gehe als erstes mit meinem Hund an der Donau spazieren. Danach koche ich mir etwas und verabrede mich mit Freunden – so kann ich mich am besten entspannen und am nächsten Tag wieder für meine kleinen Patienten da sein.

Protokoll: Friederike Bloch


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