Ein Tag im Leben einer PDL - so ist der Beruf der Pflegedienstleitung

Wie genau kann man sich den Job einer PDL vorstellen? Sylvia Lehmann schildert ihre täglichen Herausforderungen.

Für Sylvia Lehmann ist jeder Tag anders, mit neuen Terminen und Herausforderungen. Die 52-Jährige ist Pflegedirektorin im Helios-Klinikum Berlin-Buch. Ihre Aufgabe ist es, die Krankenpflege hinsichtlich Personalplanung, Budgetplanung und Qualitätssicherung zu leiten. Sie hat zwar eine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin, übt heute aber nur noch Management-Tätigkeiten aus. Damit gehört sie mit dem Geschäftsführer und dem ärztlichen Direktor zur Geschäftsführung des Klinikums.

Der Jobtitel Pflegedirektorin ist übrigens ein Synonym für die Pflegedienstleitung, kurz PDL genannt. Beide Begriffe sind in Deutschland nicht geschützt sind aber mit derselben Ausbildung verbunden. In größeren Häusern wählt man meist den Titel des Pflegedirektors, weil er aufgrund der vielen Zuständigkeiten passender erscheint. Als Pflegedirektorin ist Sylvia Lehmann nämlich für 1.100 Angestellte und jährlich 50.000 stationäre Patienten zuständig. Es gibt aber auch Pflegedienstleitungen, die die Aufgaben einer Stations- oder Abteilungsleitung erfüllen. Das Jobprofil richtet sich immer nach Aus- und Weiterbildungen. Mehr Informationen zu dem Berufsbild PDL findest du hier.

Wie wichtig der Terminkalender ist und was Sylvia Lehmann an ihrem Job am liebsten mag, das hat sie uns verraten.


Sylvia Lehmann ist Pflegedirektorin


Was ist die Aufgabe einer Pflegedirektorin?

Mein Grundauftrag ist die Personalführung, die Arbeitsorganisation des Hauses, für das ich zuständig bin, zu kontrollieren und weiterzuentwickeln und die Qualitätssicherung und Weiterentwicklung der Pflege. Das sind so die drei Hauptaufgaben aus einem ganz breiten Spektrum.

Warum hast Du die Weiterbildung zur PDL gemacht?

Das war pure Neugierde. Ich war schon sehr früh Stationsleitung. Damals war ich sehr jung, gerade zwei Jahre ausgebildet und habe bereits eine sehr große Station übernommen. Ich habe festgestellt, dass mir Hintergrundinformationen fehlen und ich wollte einfach mehr Wissen haben. Deshalb habe ich mich für zahlreiche Weiterbildungen entschieden. Das hat sich im Laufe meines Lebens wiederholt, weil ich immer das Gefühl hatte “da fehlt noch was”. Ich brauchte immer wieder was Neues. Nach Absolvierung der Weiterbildung wurde ich sehr schnell stellvertretende Pflegedirektorin. Was sich für mich seitdem ganz massiv verändert hat, ist, dass ich mich jetzt viel mehr einbringen und Entscheidungen mitgestalten kann.



Vermisst Du etwas an deinem alten Job als Gesundheits- und Krankenpflegerin?

Ich vermisse den Patientenkontakt und die Erfolgserlebnisse mit den Patienten. Auf der anderen Seite aber auch mal die traurigen Situationen, die man mitträgt. Der Grund, aus dem man sich für die Pflege entschieden hat, ist jetzt in weitere Ferne gerückt. Wenn ich heute Kontakt mit Patienten habe, dann ist es im Rahmen der Besuche auf den Stationen oder bei Beschwerden und Lob.

Welche Eigenschaften muss man haben, um als PDL im Job zu glänzen?

Das Wichtigste in meinem Job als Pflegedirektorin ist Kommunikation, den ganzen Tag lang. Dazu sollte man auch flexibel sein, Planungsgeschick haben, Empathie zeigen – und trotz alledem bei den Terminen nie das Ziel aus den Augen verlieren.Ich brauche jeden Tag einen Gesamtüberblick und darf mich nicht zu sehr in Details verlieren. Eine gewisse Stärke und Zuversicht ist wichtig, ich sag immer Optimismus dazu. Außderdem muss man spontan sein. Ich weiß manchmal nicht, was mich im Laufe des Tages noch erwartet. Wir arbeiten mit Menschen, da passiert vieles. Und nicht zu vergessen, im Job als PDL ist wichtig, dass man die Fähigkeit hat, sich den Mitarbeitern gegenüber authentisch zu verhalten.

Was ist das Beste an deinem Job als Pflegedirektorin?

Die Gestaltungsmöglichkeiten. Ich kann in diesem Job tatsächlich leben, ihn gestalten, sowohl meine Aufgaben und meine Verantwortung als auch das Tätigkeitsfeld der Pflegekräfte hier in diesem Haus. Das ist etwas, was ich sehr gerne mache.

Der Tagesablauf einer PDL

Sylivia Lehman bezeichnet sich als „absolut kalendergesteuert". Kein Berufstag ist wie der andere und einen typischen Tagesablauf gibt es nicht.

Zwischen 7:00 und 8:00 Dienstbeginn

Mein Dienst beginnt eigentlich schon vor Dienstbeginn, wenn ich meinen Kaffee trinke und E-Mails checke.

In meinem Büro nehme ich eine Priorisierung der E-Mails vor und schaue, was ich gleich beantworten kann. Anhand der Mails entscheide ich, ob ich den Kalender des jeweiligen Tages verändern muss, weil akute Sachen dazugekommen sind. Vielleicht muss ich eventuell noch ein Gespräch führen oder mir vor Ort etwas ansehen. Dementsprechend plane ich den Tag.

9:00 - 9:30 Tägliche Bettenkonferenz

Ich setze mich mit allen Stationsleitungen unseres Hauses zusammen - entweder per Skype oder eben mit Abstand und Hygienemaßnahmen - und wir arbeiten anhand eines Online-Tools gemeinsam die Stationen durch, um die aufzunehmenden stationären Patienten zu verteilen. Wir sehen, wie viele Patienten werden aufgenommen und entlassen, wie viele sind noch aus dem Notfallzentrum zu verteilen und wie viele sind hochpflegeaufwändig. So planen wir die möglichen Bettenkapazitäten für akut aufzunehmende Patienten. Während der Bettenkonferenz können auch dringliche andere Themen geklärt werden.

ab 9:30 Termine, Termine, Termine

Der Tag einer PDL besteht aus einer Vielzahl von Terminen, die alle nicht unbedingt thematisch aufeinander aufbauen. Es sind viele Termine, die über die Klinikleitung gesteuert sind, also betriebswirtschaftliche Themen wie Auswertungen, Analysen oder Medizincontrolling. Das Nächste kann dann ein persönliches Gespräch mit einem Mitarbeiter sein, wo es um seine Ambitionen und Probleme geht.

Feste Termine sind die Sitzung der Krankenhausleitung jeden Donnerstag um 16 Uhr und monatlich die Chefarztkonferenz und die Stationsleitungsrunde, bei der es um die Situation des Hauses und fachliche Themen geht.

Im Moment findet vieles auch über Skype statt. Corona-bedingt habe ich montags und donnerstags zwischen 14 und 16 Uhr zum Beispiel Skype-Besprechungen des Corona-Stabs unseres Unternehmens und des Pandemie-Stabs unserer Klinik hier in Buch.

Eine feste Zeit für Pausen gibt es nicht - ich gucke, wann es passt und lebe sehr ungesund, weil ich oft nebenher esse.

17:00 Feierabend, eigentlich

Der Feierabend hängt natürlich auch von meinen Terminen ab und auch außerhalb der Arbeitszeit bin ich per Telefon zu erreichen und beantworte eine ganze Menge Mails. Das Letzte, was ich an meinem Arbeitstag tue, ist den Kalender für den folgenden Tag zu prüfen. Was steht an? Bin ich vorbereitet? Hab ich die Handouts dafür fertig? Hab ich die notwendigen Informationen? Ich glaube, dass ich da ein bisschen pedantisch bin, weil ich gut vorbereitet in die Themen gehen will und erst dann ein beruhigtes Gefühl habe.

Interview: Maja Lietzau

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