Du möchtest den Arbeitsplatz wechseln oder musst dich zwischen mehreren Stellenangeboten entscheiden? Du fragst dich, woran man einen guten Arbeitgeber in der Pflege erkennt? Du willst sicher gehen, dass sich dein Gehalt, deine Position oder das Arbeitsklima auch wirklich nach deinen Wünschen verändert? Wir verraten dir, worauf du achten solltest und geben dir weiter unten eine Checkliste mit Kriterien, die dir bei der Entscheidung helfen.
Hast du auch schon einmal darüber nachgedacht, dir einen neuen Arbeitgeber zu suchen? Dann bist du nicht alleine. Tausende Pflegekräfte erwägen, ihren Arbeitsplatz zu wechseln. In unserem Artikel „Neues Jahr, neuer Job? Warum sich ein Arbeitgeberwechsel oft lohnt“ haben wir die Gründe hierfür aufgeschrieben, was die Vorteile sind und welche Optionen du hast.
Hast du dich bereits für den Jobwechsel entschieden, stehen dir unzählige Stellenangebote in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen offen. Doch wie findet man den richtigen Arbeitgeber, um auch wirklich glücklich im Pflegejob zu werden?
Eines vorweg: Als Pflegekraft wirst du keine Probleme haben, eine neue Stelle zu finden. In einem Jahrzehnt könnten bis zu eine halbe Million Pflegefachpersonen fehlen. Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen empfangen dich mit offenen Armen. Man könnte sagen, sie müssen sich bei den Pflegekräften bewerben und nicht umgekehrt.
Der Wettbewerb um Fachkräfte ist in der Pflege groß. Manche Arbeitgeber haben das erkannt und versuchen, Pflegekräfte durch übertarifliche Bezahlung, attraktive Zusatzangebote oder Maßnahmen zur Entlastung des Personals anzuwerben. Andere scheinen noch immer davon auszugehen, dass sich die Bewerber:innen schon irgendwie einfinden werden.
Der Fakt, dass fast jede Einrichtung Stellen zu besetzen hat, führt aber auch dazu, dass die Entscheidung bei all den Jobangeboten schwer fällt.
Lege zunächst fest, welche Standorte für dich infrage kommen, beispielsweise nicht länger als 30 Minuten von deinem Wohnort entfernt. Danach kannst du deine Suche durch weitere Kriterien eingrenzen. Zum Beispiel, indem du entscheidest, ob es sich um eine kleine Einrichtung oder ein großes Haus handeln soll. Oder ob du bei einem öffentlichen, freigemeinnützigen bzw. kirchlichen oder privaten Träger arbeiten möchtest. Keine dieser Optionen ist pauschal besser oder schlechter. Doch es gibt ein paar Unterschiede.
In Deutschland gibt es verschiedene öffentliche Träger im Gesundheitswesen. Dazu gehören beispielsweise Krankenhäuser, die von Kommunen, Landkreisen oder Bundesländern betrieben werden. Dies sind meist große Regel- und Maximalversorger sowie Universitätskliniken.
Arbeitest du bei einem öffentlichen Träger, wirst du immer nach Tarifvertrag bezahlt und kannst mit einer guten Altersversorgung und Sonderleistungen rechnen. Der Anteil öffentlicher Einrichtungen geht jedoch zunehmend zurück und betrug 2020 nur noch 29 Prozent. Durch ihre Größe haben sie allerdings knapp die Hälfte aller Betten.
Freigemeinnützige Träger sind Kirchen, karitative Organisationen oder soziale Vereinigungen. Die evangelische Diakonie und die katholische Caritas sind die größten kirchlichen Einrichtungen des Sozialwesens in Deutschland. Sie beschäftigen über eine Millionen Menschen, darunter viele Kranken- und Altenpfleger:innen. Weitere freigemeinnützige Träger sind zum Beispiel Wohlfahrtsverbände wie das Deutsche Rote Kreuz und die Arbeiterwohlfahrt.
Kirchliche Träger haben ein eigenes Arbeitsrecht und ein eigenes Vergütungsmodell. Dieses lehnt sich meist an die Tarifverträge des öffentlichen Dienstes an. In kirchlichen Einrichtungen gibt es statt Personal- und Betriebsräten Mitarbeitervertretungen. Eine weitere Besonderheit ist, dass Streiks fast ausgeschlossen sind.
Entscheidest du dich für einen kirchlichen Träger als Arbeitgeber, solltest du dich mit den Moralvorstellungen der Kirche identifizieren. Zwar ist es nicht Voraussetzung, dass du selbst der Glaubensgemeinschaft angehörst und das kirchliche Arbeitsrecht stärkt zunehmend die Rechte queerer Mitarbeitender. Dennoch kann Verhalten, das zu einem „erheblichen Ärgernis in der Dienstgemeinschaft“ führt, Konsequenzen haben. Wie genau dies von den Vorgesetzten definiert wird, lässt die katholische Kirche offen.
Seit der Einführung der Pflegeversicherung Mitte der 90er Jahre gibt es eine zunehmende Anzahl privater Träger in der stationären und ambulanten Pflege. Diese sind, anders als freigemeinnützige und öffentliche Institutionen, darauf ausgerichtet, Gewinne zu erzielen. Private Träger sind meist große Unternehmen, die zum Beispiel Klinik- oder Pflegeheim-Ketten betreiben. 2023 waren 43 Prozent der Krankenhäuser in privater Hand.
Neben der Trägerschaft, der Lage und der Unternehmensgröße gibt es zahlreiche andere Kriterien für die Suche nach dem richtigen Arbeitsplatz. Sie helfen dir dabei, gute Arbeitgeber zu erkennen und wieder Spaß an der Arbeit in der Pflege zu finden.
Am Anfang deiner Suche nach einem neuen Arbeitgeber steht der Blick in die Stellenangebote. Schon hier findest du Anhaltspunkte, die dir zeigen, ob der Betrieb zu dir passt:
Ein wichtiges Kriterium bei der Entscheidung für einen Arbeitgeber ist natürlich das Gehalt. Enthält die Stellenanzeige dazu schon Angaben, kannst du sofort überprüfen, ob die gebotene Vergütung für die Position dem Durchschnitt entspricht oder darüber bzw. darunter liegt. Einen großen Überblick über das Gehalt im Gesundheitswesen findest du hier.
Kommt es im Bewerbungsgespräch zur Gehaltsverhandlung, zeige selbstbewusst, dass du über das gängige Gehalt informiert bist und was du erwartest. Winkt dein Gesprächspartner sofort ab, musst du davon ausgehen, dass du es auch bei künftigen Gehaltsverhandlungen schwer haben wirst.
Dein Konto kannst du aber auch durch finanzielle Zusatzleistungen aufbessern. Finde heraus, was der Arbeitgeber bietet. Mögliche finanzielle Vorteile sind:
Die Kommunikation gegenüber der Belegschaft und innerhalb der Teams ist entscheidend für die Arbeitsatmosphäre. Ein guter Arbeitgeber zeigt sich offen für Ideen, Verbesserungsvorschläge und Kritik – egal von wem sie kommen. Dies zeigt Vertrauen und Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitenden und ihrer Kompetenz. Auch hier kannst du schon während des Vorstellungsgesprächs testen, ob dein Gegenüber dich ernst nimmt. Frage, ob es regelmäßige Mitarbeitergespräche gibt, in denen du Feedback bekommst und Anregungen einbringen kannst.
Etwas über die Kommunikation im Betrieb erfährst du weiterhin auf der Webseite und den sozialen Kanälen der Einrichtung:
Wie sehr Arbeitgeber auf das Sozialleben und die Work-Life-Balance ihres Pflegepersonals Rücksicht nehmen, ist äußerst unterschiedlich. Daher solltest du unbedingt klären, ob sich dein neuer Pflegejob mit deinem Privatleben vereinbaren lässt.
Egal, ob du Kinder hast, ein Hobby, dem du zu festen Zeiten nachgehst, oder einfach nur sichergehen willst, dass du Verabredungen mit deinen Freunden auch einhalten kannst – dein Leben sollte Vorrang vor deinem Job haben und nicht umgekehrt.
Merkmale eines familienfreundlichen und rücksichtsvollen Betriebes sind u. a.:
Die Atmosphäre im Team bestimmt mit, ob dir dein Job Spaß macht oder nicht. Der Arbeitgeber trägt dazu bei, Konflikte zu lösen und das Team fester zusammenzuschweißen, indem er Beschwerden ernst nimmt, Supervisionen anbietet und sich gegen Mobbing stark macht.
Natürlich kann der Chef oder die Chefin nicht jede zwischenmenschliche Beziehung beeinflussen. Doch wenn du bei deinem Rundgang oder Probetag ein wertschätzendes Miteinander und einen respektvollen Tonfall (auch gegenüber den Patient:innen) erlebst, arbeiten deine zukünftigen Kolleg:innen wahrscheinlich gerne hier und werden dich freundlich willkommen heißen.
Auch die Zusammenarbeit zwischen der Pflege und Medizin kann durch interdisziplinäre Maßnahmen gestärkt werden. Dass die Kooperation auf Augenhöhe die Zufriedenheit des Personals und die Versorgungsqualität maßgeblich verbessert, zeigen zahlreiche Beispiele. Ob der interprofessionelle Austausch gefördert wird, ist also eine weitere wichtige Frage an deinen potentiellen Arbeitgeber. Du erkennst dies ebenfalls daran, ob die Pflege in Entscheidungsprozesse eingebunden wird und die Pflegedirektion zum Beispiel Teil der Geschäftsführung ist.
Während der Corona-Pandemie zeigte sich, dass einige Gesundheitseinrichtungen es mit dem Gesundheitsschutz ihrer eigenen Mitarbeitenden nicht so genau nahmen. Pflegekräfte berichteten von Schutzmaterialien, die nicht ausreichend zur Verfügung gestellt wurden, wiederverwendet oder sogar selbst organisiert werden mussten.
Wie ernst der Arbeitgeber Arbeitsschutzmaßnahmen nimmt, erfährst du am besten von der Belegschaft selbst oder bei einer Hospitation:
Die Unterstützung deines Arbeitgebers bei Fort- und Weiterbildungen ist maßgeblich für deine berufliche Entwicklung. Viele Pflegekräfte streben nach einigen Jahren Führungspositionen an oder möchten ihre Qualifikationen erweitern. Hält dich der Arbeitgeber davon ab, das große Fortbildungsangebot in der Pflege zu nutzen, wirst du dort langfristig vermutlich nicht glücklich.
Spreche deshalb im Vorstellungsgespräch unbedingt den Punkt Weiterbildungen an. Zählt dein Gesprächspartner gleich eine ganze Reihe an Fortbildungsmaßnahmen auf und weist sogar auf Finanzierungsmöglichkeiten durch das Unternehmen hin, weißt du, dass du richtig aufgehoben bist. Vielleicht findest du auch schon auf der Website des Betriebs Informationen zur Weiterentwicklung des Personals.
Suchst du im Internet nach deinem potentiellen Arbeitgeber, findest du meist nicht nur Bewertungen von Klient:innen, sondern auch von Mitarbeitenden. Portale wie Kununu stellen gezielt Bewertungen von Arbeitnehmer:innen bereit. Wenn die Einrichtung dabei ist, lies dir aufmerksam durch, was (ehemalige) Mitarbeitende schreiben. Allerdings: Menschen, die schlechte Erfahrungen gemacht haben, neigen eher dazu, eine entsprechende Bewertung abzugeben, als zufriedene Arbeitnehmer. Deshalb sollten Internetbewertungen nicht die einzige Quelle für deine Entscheidung sein.
Leider vernachlässigen vor allem kleinere Betriebe oft ihren Online-Auftritt und verschenken damit eine wertvolle Chance, sich gut zu präsentieren. Hat die Einrichtung eine gepflegte Website und ist vielleicht sogar in den sozialen Medien aktiv, kannst du damit rechnen, dass es sich um ein modernes Unternehmen handelt. Auch die Fotos auf der Website sagen viel aus. Zeigen sie reale Mitarbeitende oder sehen sie eher aus wie aus dem Katalog?
Du willst dich nicht für eine Einrichtung entscheiden, sondern in unterschiedlichen Häusern Erfahrungen sammeln und verschiedene Teams kennenlernen? Dann hast du als Gesundheitsfachkraft die Möglichkeit, dich bei einem Unternehmen wie MEDWING anstellen zu lassen. So bestimmst du, wann und wo du arbeitest und passt deinen Job flexibel an deine persönlichen und finanziellen Bedürfnisse an. Eine weitere Option ist eine Kombination aus Festanstellung und flexibler Arbeit. Du arbeitest zum Beispiel in Teilzeit fest in einer Einrichtung und bist zusätzlich als Leasing-Kraft unterwegs.
Du hast die Wahl. Es gibt unzählige offene Stellen für Pflege- und Gesundheitsfachkräfte. Lass dir nicht erzählen, dass es sowieso keinen guten Arbeitgeber gibt, denn das ist nicht wahr. Vielmehr liegt es an dir, die Unternehmen zu finden, die Bedingungen schaffen, unter denen du deine Arbeit im Gesundheitswesen mit Freude ausübst. Bereite dich deshalb gut vor und kläre alle Fragen, die dir wichtig sind. Hast du schließlich mehrere Optionen, hilft dir eine Pro- und Contra-Liste bei der endgültigen Entscheidung. Denke immer daran: Du setzt die Prioritäten, denn es geht um deine Zukunft.
Friederike Bloch