Laut Statistischem Bundesamt wurden im Jahr 2021 deutschlandweit rund 795.500 Kinder lebend zur Welt gebracht. Als Hebamme übernimmst du vor, während und nach der Geburt wichtige Aufgaben zum Wohl der Mutter und des Kindes. Egal, ob freiberuflich oder festangestellt: Dieser Job ist unumstritten einer der wichtigsten Berufe der Welt. Wir zeigen dir, wie du Hebamme wirst und mit welchem Gehalt du rechnen kannst.
In Deutschland arbeiten rund 27.000 Fachkräfte als Hebammen. Sie werden als „Pflegekräfte mit besonders schwierigen Tätigkeiten“ klassifiziert und verdienen laut Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit durchschnittlich 3.869 Euro pro Monat.
Natürlich steigst du nicht direkt mit diesem Gehalt in den Beruf ein. Auch als Hebamme startest du anfangs klein und beginnst mit einer Ausbildungsphase. Du erwirbst notwendiges Fachwissen und sammelst erste praktische Erfahrungen, um gut auf die vielseitigen Aufgaben vorbereitet zu sein, die dich als Hebamme erwarten.
Hebammen führen beispielsweise folgende Tätigkeiten aus:
Aber wie qualifizierst du dich für diesen Beruf, was verdienst du während deiner Ausbildungszeit und was musst du alles beachten?
Die ursprüngliche Berufsausbildung dauerte drei Jahre und galt als überdurchschnittlich gut bezahlt. Nach 1.600 Theoriestunden und 3.000 Stunden Praxis trugen die Absolvent:innen die Berufsbezeichnung examinierte Hebamme oder Entbindungspfleger.
Doch 2020 galt als das Jahr der Veränderungen. Einerseits wurde der Titel „Entbindungspfleger“ abgeschafft, sodass seitdem für alle Geschlechter die offizielle Bezeichnung „Hebamme“ gilt. Zusätzlich wurde die offizielle Berufsausbildung zur Hebamme durch ein duales praxisintegriertes Studium ersetzt.
Alle anderen Mitgliedstaaten der EU setzen bereits seit mehreren Jahren auf eine akademische Hebammenausbildung. Deutschland war bisher das einzige Land innerhalb der EU, in dem ein Hebammenstudium zur Ausübung des Berufs nicht verpflichtend war. Warum hat sich die Regierung jetzt ebenfalls für eine Akademisierung des Bereichs entschieden?
Täglich werden durchschnittlich 447.586 Kinder in allen Ländern der Welt geboren. Dementsprechend wirst du als examinierte Hebamme auch im EU Ausland immer einen Job finden, oder? Nicht ganz.
Fachkräfte mit einer in Deutschland erworbenen Berufsausbildung stehen häufig vor einem gravierenden Problem: Ohne Studium erhalten sie im EU-Umland lediglich Jobangebote auf niedrigem Anforderungsniveau mit einem entsprechend geringen Gehalt.
Mit einer Akademisierung der Hebammenausbildung erhofft sich die Regierung bessere Chancen am europäischen Arbeitsmarkt für deutsche Fachkräfte und somit auch eine Steigerung der Attraktivität des Berufs für junge Talente.
Wer glaubt, der Job einer Hebamme besteht ausschließlich aus Händchen halten und Geburtshilfe, irrt sich. Um Eltern und Kinder durch sowohl schöne als auch schlechte Zeiten fachkompetent zu begleiten, werden Hebammen in unterschiedlichen Bereichen intensiv geschult.
Sie verfügen über umfassende medizinische Fachkenntnisse und Fähigkeiten, sind psychologisch geschult und halten sich stets auf dem neuesten Stand der Forschung. Einhergehend mit kontinuierlichen wissenschaftlichen Fortschritten hat der Beruf einer Hebamme längst ein akademisches Level erreicht.
Deshalb soll mit der Überführung der Berufsausbildung in ein duales Studium das hohe Ansehen von Hebammen weiter gestärkt und Nachwuchskräften europaweit eine zukunftsorientierte Ausbildung ermöglicht werden.
Wenn du eine Umschulung zur Hebamme planst, musst du aufgrund dieser Änderung seit Januar 2023 einen akademischen Abschluss absolvieren. Deine Hochschule darfst du dir frei aussuchen. Informiere dich rechtzeitig über die Zulassungsvoraussetzungen, Fristen und Richtlinien der Universitäten, die für dich infrage kommen. Bei der Wahl deines Praxisbetriebs musst du dich jedoch häufig nach den individuellen Vorgaben der Akademie richten.
In der Regel dauert das Hebammenstudium in Vollzeit drei bis vier Jahre und beinhaltet jeweils einen 2.200-stündigen Theorie- und Praxisteil. Doch keine Sorge: Da es sich um ein duales Studium handelt, wird deine Ausbildungsphase vergütet.
Seit 2022 gilt für das Hebammenstudium im kommunalen öffentlichen Dienst sogar erstmals ein Tarifvertrag, der TVHöD. Dieser legt laut § 9, Abschnitt 1 ein monatliches Studienentgelt von 1.515 Euro fest.
Tipp: Du hast bereits eine Berufsausbildung als Hebamme erfolgreich abgeschlossen und möchtest jetzt zusätzlich einen akademischen Abschluss erwerben? Dann lass dir deine bisherige Erfahrung anrechnen, um Zeit und Geld zu sparen. Zahlreiche Hochschulen bieten für bereits examinierte Hebammen nämlich ein verkürztes Anschlussstudium an.
Dein Gehalt als Hebamme hängt von diversen Einflüssen ab. Es kann weit über dem Durchschnitt von rund 3.869 Euro pro Monat liegen, aber auch darunter.
Frisch nach der Ausbildung hast du bisher nur wenig Praxiserfahrung gesammelt. In deinem ersten Job richtet sich dein Verdienst daher primär nach der Einrichtungsart und dem Standort deines Wunscharbeitgebers.
Mehr zur Stellensuche als Hebamme erfährst du hier.
Zwischen folgenden Einrichtungsträgern wird in Deutschland unterschieden:
Nach ein paar Jahren gewinnt deine Berufserfahrung immer mehr an Bedeutung und beeinflusst dein Gehalt letztendlich am stärksten.
Tipp: Informiere dich bei deiner Jobsuche neben den jeweiligen Gehaltsunterschieden auch über weitere Merkmale der verschiedenen Einrichtungen und entscheide dich für einen Arbeitgeber, der wirklich zu dir passt. Bei kirchlichen Trägern solltest du dich beispielsweise mit den Moralvorstellungen der Kirche identifizieren.
Bei öffentlichen Trägern handelt es sich um sämtliche Einrichtungen der Sozialhilfe. Dazu gehören städtische Krankenhäuser und Kreiskrankenhäuser. Als Hebamme im öffentlichen Dienst richtet sich dein Gehalt nach einem festen Tarifvertrag, dem TVöD. Er gliedert sich in den TVöD Bund und TVöD Länder.
Frisch examinierte Hebammen steigen in Entgeltgruppe P8 auf Bundesebene oder KR8 auf Landesebene in den Beruf ein. Dein Startgehalt als Hebamme liegt damit bei 3.183 Euro (Land) oder 3.108 Euro (Bund). Mit wachsender Berufserfahrung steigt dein Gehalt entlang der Stufen zwei bis sechs.
Hier findest du die aktuell gültigen Tarife des Bundes:
Hier findest du die aktuell gültigen Tarife der Länder:
Tipp: Wusstest du schon, dass unter besonderen Umständen auch beim starren Gehaltsband eines Tarifvertrags eine Gehaltserhöhung möglich ist? Sieh dir die Merkmalsbeschreibung deiner Tarifgruppe genau an und prüfe, ob diese eindeutig zu deiner Stelle passt. Erledigst du Aufgaben, die laut Tarif viel höher vergütet werden sollten, bist du möglicherweise zu tief eingeordnet. Sprich in diesem Fall mit deinen Vorgesetzten.
Freigemeinnützige Träger sind Einrichtungen der freien Wohlfahrtspflege – inklusive aller Religionsgemeinschaften des öffentlichen Rechts. Dazu zählen:
Bei ihnen richtet sich dein Gehalt nach den jeweiligen Arbeitsvertragsrichtlinien (AVR), die an den TVöD angelehnt sind. Nach deiner Hebammenausbildung steigst du bei diesen Arbeitgebern ebenfalls bei Entgeltgruppe 8 ein.
Die genauen Gehälter entnimmst du den jeweils gültigen Richtlinien deiner Einrichtung. Genau wie bei den staatlichen Trägern steigt dein Verdienst mit wachsender Berufserfahrung entlang der Entwicklungsstufen an.
Bei der Caritas verdienst du beispielsweise im Tarifgebiet Ost zwischen 3.155,07 Euro im ersten und 3.875,78 Euro ab dem 16ten Berufsjahr. Im Tarifgebiet West liegt dein Gehalt bei 3.186,15 Euro im ersten und 3.913,96 Euro ab dem 16ten Berufsjahr.
Nach der Einführung der Pflegeversicherung in Deutschland kam es Mitte der 1990er Jahre zu einem Aufschwung privater Träger in der ambulanten und stationären Pflege. Diese Einrichtungen arbeiten gewinnorientiert und zahlen in der Regel niedrigere Gehälter als tarifgebundene Träger.
Nutze dein Bewerbungsgespräch, um dein Gehalt geschickt zu verhandeln. Übertrafliche Entlohnungen sind zwar nur selten möglich, aber Unternehmen in privater Hand bieten Mitarbeiter:innen als Ausgleich häufig andere Vergünstigungen an, wie zum Beispiel einen Firmenwagen oder kostenlose Mitgliedschaften.
Bereite dich sorgfältig auf dein Bewerbungsgespräch vor und informiere dich auf der Website oder auf Vergleichs- und Bewertungsportalen über folgende Punkte:
Nach Angaben des Deutschen Hebammen Verbands ist knapp die Hälfte der Hebammen freiberuflich tätig. Einige von ihnen sind zusätzlich in Teilzeit bei einer Einrichtung angestellt und kombinieren beide Arbeitsmodelle miteinander.
Freiberuflichkeit bedeutet, du nimmst selbständig Aufträge an und betreust Schwangere, Mütter und Kinder im Rahmen deines festgelegten Leistungskatalogs. Dein Verdienst hängt also von der Anzahl deiner Patient:innen und den durchgeführten Maßnahmen ab.
Deine Tätigkeit meldest du bei deinem zuständigen Finanzamt an und rechnest deine Leistungen direkt mit den Krankenkassen ab. Du benötigst keine Gewerbeanmeldung (§ 18 Einkommensteuergesetz – EStG) und es reicht eine Einnahme-Überschussrechnung, um deine Steuern abzuführen.
Zwar verdienst du als Freiberufler:in mehr als Kolleg:innen in der Festanstellung. Du hast aber auch höhere Ausgaben. Beispielsweise ist eine Berufshaftpflichtversicherung für deine selbständige Tätigkeit gesetzlich verpflichtend. Sie sichert dich gegen Personen-, Sach- und Vermögensschäden ab, ist allerdings aufgrund des hohen Berufsrisikos als Hebamme vergleichsweise teuer. Dein individueller Satz hängt von den Leistungen ab, die du anbietest.
Tipp: Du möchtest zwar flexibel arbeiten, aber die Selbstständigkeit ist dir zu risikobehaftet? Flexible Arbeitszeitmodelle sind eine gut bezahlte und sichere Alternative zur Freiberuflichkeit.
Bietest du als Hebamme keine aktive Geburtshilfe an und konzentrierst dich stattdessen auf Geburtsvorbereitung und Wochenbettbetreuung, bleibst du zwar versicherungspflichtig, musst aber insgesamt geringere Beiträge abführen. Je nach Anbieter und Leistungsumfang zahlst du pro Jahr Abschläge zwischen 400 und 4.000 Euro.
Sprich mit deiner Versicherung und informiere dich über deine konkreten Tarifoptionen, die zu dir und deinen Bedürfnissen passen. Vergleiche auch das Preis-Leistungs-Verhältnis verschiedener Anbieter miteinander.
Beispiele für Versicherungsgesellschaften, die Berufshaftpflichtversicherungen für Hebammen ohne Geburtshilfe anbieten:
Leistest du zusätzlich Geburtshilfe, bieten dir nicht alle Gesellschaften eine Berufshaftpflichtversicherung an. Außerdem sind die Versicherungsbeiträge in diesem Fall deutlich teurer und wurden innerhalb der letzten Jahre mehrmals kräftig erhöht. Seit dem 01. Juli 2020 zahlt eine Hebamme jährlich 9.098 Euro für den vollen Versicherungsschutz.
Vier Faktoren sorgen für den starken Anstieg der Versicherungsbeiträge für Hebammen mit Geburtshilfe:
Um zu wenig Arbeit musst du dich in diesem Fachbereich nicht sorgen. Schließlich wächst mit steigenden Geburtenraten auch der Bedarf an qualifizierten Hebammen kontinuierlich. Die Akademisierung des Berufs bietet dir sogar die Chance, unkompliziert in einem anderen EU-Mitgliedstaat zu arbeiten. Ob in Deutschland oder nicht, freiberuflich oder festangestellt: Du hast mehrere Möglichkeiten, dir einen Karriereweg zu pflastern, der sowohl zu dir als auch zu deinen Gehaltswünschen passt.