Jede gesetzlich versicherte werdende Mutter hat Anspruch auf die Unterstützung einer Entbindungspflegerin bzw. eines Entbindungspflegers. Allerdings fehlen die Fachkräfte. Jede fünfte Frau findet keine Hebamme. Falls du als Medizinische:r Fachangestellte:r oder Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger:in nach einer Umschulung suchst, ist der Beruf der Hebamme vielleicht das Richtige für dich.
In der Zeit der Schwangerschaft, bei der Geburt, im Wochenbett (bis zu 12 Wochen) und während der Stillzeit finanzieren gesetzliche Krankenversicherungen die Betreuung von Müttern durch eine Hebamme (§ 24d und § 134a Sozialgesetzbuch V). Allerdings machen nicht alle Frauen während der Vor- und Nachsorgezeit davon Gebrauch. Der Grund: Oft finden sie einfach keine Fachkraft für die Betreuung.
Laut der repräsentativen Studie „Mangel an Hebammen in Deutschland“ (2018) nehmen 79,8 Prozent der Frauen die Hilfe von Entbindungspfleger:innen in Anspruch. Besonders in Niedersachsen (92 Prozent), Thüringen (88 Prozent) und Sachsen-Anhalt (85,3 Prozent) sind die Quoten hoch. Das Schlusslicht bildet Schleswig-Holstein: Nur 74,3 Prozent der befragten Mütter griffen beispielsweise auf die Expertise einer Nachsorgehebamme zurück.
Der Bedarf an Hebammen ist groß, das Arbeitsfeld ist spannend. Wenn du dir vorstellen kannst, werdende Mütter durch die intensive Zeit der Schwangerschaft und Geburt zu begleiten, könnte die Umschulung zur Hebamme das Richtige für dich sein.
Seit dem 1. Januar 2020 ist für die Ausbildung zur Hebamme ein Bachelorstudium nötig. Allerdings hat der Gesetzgeber eine Übergangsregelung beschlossen: Noch bis zum 31.12.2022 kannst du eine schulische Ausbildung bzw. Umschulung zur Hebamme absolvieren. Diese muss spätestens bis zum 31.12.2027 beendet werden.
Hebammen begleiten Frauen während der Schwangerschaft, bei der Geburt und im Wochenbett medizinisch und psychosozial. Sie beraten und helfen mit fachkundigen Informationen zu körperlichen und seelischen Veränderungen. Das ist gerade bei Erstgeburten wichtig. Außerdem unterstützen sie die Eltern bei der Entscheidung, wo die Geburt stattfinden sollte (im Kreißsaal, Geburtshaus oder zu Hause).
Hebammen…
Zu den Aufgaben von Hebammen gehört die Kontrolle des Gewichts und Blutdrucks. Sie prüfen die Lage und Größe des sich entwickelnden Kindes und hören die Herztöne ab. Außerdem untersuchen sie die Urin- und Blutwerte der Mutter und unterstützen bei Schwangerschaftsbeschwerden und Vorwehen.Eine Ärztin oder ein Arzt wird nur bei medizinischen Problemen, Risikoschwangerschaften oder Ultraschalluntersuchungen hinzugezogen. Allerdings muss zwingend eine Hebamme beziehungsweise ein:e Entbindungspfleger:in bei einer Geburt anwesend sein.
Auch im Anschluss an das freudige Ereignis bleibt die Hebamme die erste Ansprechperson der Familie. Die Betreuung im Wochenbett ist „aufsuchend“: Hebammen fördern die Bindung von Mutter und Kind, beantworten medizinische Fragen und behalten die Rückbildungs- und Abheilungsvorgänge im Blick.
Noch kannst du dich für die Umschulung zur Hebamme an der Hebammenschule entscheiden. Diese findet, genau wie die eigentliche Ausbildung, als Vollzeitlehrgang statt und dauert drei Jahre. Falls du einschlägige berufliche Vorerfahrungen mitbringst, lässt sich diese Zeit möglicherweise um bis zu 12 Monate verkürzen. Die Ausbildung besteht aus theoretischem Unterricht und Praxisphasen in der angegliederten Klinik.
Für die Umschulung gelten dieselben Zugangsvoraussetzungen wie für die Erstausbildung: Du brauchst…
Die Ausbildung bzw. Umschulung findet an einer Hebammenschule statt und beginnt üblicherweise im Herbst. Als Umschüler:in erhältst du für die Praxisphasen eine monatliche Ausbildungsvergütung:
Die schulische Ausbildung ist kostenlos. Während der Umschulung zur Hebamme kannst du Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) oder BAföG beantragen. Die Förderung hängt von deiner persönlichen Einkommenssituation ab.
Vielleicht entscheidest du dich auch für ein Studium des Hebammenwesen bzw. der Hebammenwissenschaft. Die Studienzeit dauert drei bis vier Jahre (Vollzeit). Manche Hochschulen bieten zusätzlich die Möglichkeit eines Teilzeitstudiums an. Es handelt sich um ein „duales praxisintegrierendes Studium“. Das bedeutet, deine Ausbildung besteht, genau wie an der Hebammenschule, aus theoretischen und praktischen Anteilen: Du absolvierst mindestens 2.200 Stunden Theorie. Dazu kommen mindestens 2.200 Stunden Praxis in Krankenhäusern, Kliniken und bei freiberuflichen Hebammen.
Du schließt mit einer Klinik oder einer ambulanten Einrichtung einen Studienvertrag ab und bekommst eine Vergütung während des gesamten Studiums.
Wenn du mittels eines Studiums zur Hebamme umschulen möchtest, gelten folgende Voraussetzungen:
Deutsch ist nicht deine Muttersprache? In dem Fall ist zusätzlich eine Bescheinigung über deine Sprachfähigkeiten nötig. Deutsch-Kenntnisse auf B2-Niveau genügen. Besser wären allerdings Sprachkenntnisse auf C1-Niveau.
Manche Hochschulen nennen zusätzlich eigene Vorgaben. Informiere dich darum unbedingt zusätzlich auf der Website der Universität deiner Wahl, ob eventuell Praktika oder andere Nachweise erforderlich sind.
Manche Mütter stehen im Alltag vor besonderen Herausforderungen. Dabei kann es sich um sehr junge Frauen im Teenageralter, Mütter mit Migrationshintergrund, mit einer vorliegenden Suchtproblematik, chronischen Krankheiten oder anderen psychosozialen Schwierigkeiten handeln. Familienhebammen unterstützen diese Mütter und Familien bis zum Ende des ersten Lebensjahres des Kindes.Die Weiterbildung zur Familienhebamme ist in der Regel kostenlos. Sie beinhaltet rund 300 Unterrichtsstunden und endet mit einer Prüfung. Der Deutsche Hebammenverband bietet die Fortbildung inzwischen fast in jedem Bundesland an. Einige Bundesländern fördern die Fortbildungen für diese Zusatzqualifikation finanziell.
Eine Umschulung zur Hebamme kann eine tolle Alternative zum Pflegejob sein. Als Geburtshelferin hast du auf jeden Fall eine sichere berufliche Zukunft, denn Stellenangebote für Hebammen gibt es überall. Wenn alles passt, steht einem Neustart in der Entbindungspflege nichts entgegen.