Weiterbildungen in der Pflege lohnen sich – auch finanziell. Als Intensivpflegekraft verdienst du im Schnitt knapp 450 Euro mehr als Gesundheits- und Krankenpfleger:innen ohne Spezialisierung. Mit Berufserfahrung oder Führungsverantwortung steigerst du deine Gehaltsaussichten sogar noch weiter. Wir zeigen dir, was du in der Fachweiterbildung zur Intensivpflegekraft lernst und welche Zulassungskriterien du erfüllen musst.
In deutschen Krankenhäusern standen laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2017 noch insgesamt 28.000 Intensivbetten zur Verfügung. Im Laufe der letzten Jahre sank die Kapazität auf rund 23.000 Betten. Der Grund: fehlendes Fachpersonal.
Pro Patient:in sind für die tägliche Versorgung zwei intensivpflegerische Vollzeitkräfte gesetzlich vorgeschrieben. Im Nachtdienst sind es sogar drei. Um genügend nutzbare Intensivbetten zu garantieren, sind auf Intensivpflege geschulte Fachkräfte sehr gefragt auf dem Jobmarkt.
Mit einer entsprechenden Weiterbildung stärkst du den Fachbereich – und das lohnt sich für dich gleich doppelt. Einerseits betrittst du einen Karriereweg mit Zukunft. Zweitens winken dir gute Gehaltsaussichten. Laut Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit beträgt das Gehalt von spezialisierten Intensivpflegekräften durchschnittlich 4.255 Euro pro Monat.
Als Fachkraft für Intensivpflege versorgst du Patient:innen mit schweren und teils lebensbedrohlichen Krankheiten. Du übernimmst daher oft Spezialaufgaben, die ein hohes Maß an zusätzlichem Fachwissen erfordern.
Folgende Tätigkeiten fallen beispielsweise in den Bereich von Intensivpflegekräften:
Die notwendigen Kenntnisse erwirbst du entweder in einer Weiterbildung als Fachkrankenpfleger:in für Intensivpflege und Anästhesie oder in einer Weiterbildung zur Fachkraft für außerklinische Intensivpflege. Einige Fachweiterbildungen spezialisieren sich auch explizit auf außerstationäre Beatmung.
Anschließend arbeitest du mit deiner Zusatzqualifikation in der Regel in einem der folgenden Bereiche:
Deine Qualifikation zur Fachkraft für Intensivpflege absolvierst du an einer staatlich anerkannten Weiterbildungsstätte. Diese Einrichtungen orientieren sich beim Aufbau ihrer Lehrgänge am Gesetzgeber.
Da die Rahmenbedingungen und Prüfungsordnungen für pflegerische Fort- und Weiterbildungen auf Landesebene geregelt werden, weichen die jeweiligen Zulassungsvoraussetzungen und Module in unterschiedlichen Bundesländern stellenweise voneinander ab.
Beispiele für staatlich anerkannte Weiterbildungsstätten mit der Fachrichtung Intensivpflege:
Um für eine Intensivpflege-Weiterbildung zugelassen zu werden, musst du in allen Bundesländern bereits erfolgreich die dreijährige generalisierte Pflegeausbildung abgeschlossen haben. Alternativ weist du einen anerkannten Abschluss in den Bereichen Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege oder Gesundheits- und Kinderkrankenpflege vor.
Außer in Nordrhein-Westfalen benötigst du außerdem überall ein bis zwei Jahre Berufserfahrung im pflegerischen Bereich. Einige Länder setzen sogar bis zu sechs Monate Erfahrung in der Intensivpflege voraus.
Zusätzlich zu deiner fachlichen Eignung benötigst du ebenfalls ein hohes Maß an sozialen, persönlichen und kommunikativen Kompetenzen, wie zum Beispiel Empathie und Sorgfalt.
Als besonders intensive Betreuungsform gilt die häusliche Beatmung. In diesem Bereich musst du dich auf einen sehr engen Kontakt mit den Patient:innen und ihren Angehörigen einstellen. Unter Umständen wird deine pflegerische Unterstützung auch bei familiären Geburtstagsfeiern oder Hochzeiten in Anspruch genommen. Das erfordert soziales Fingerspitzengefühl.
Eine Fachweiterbildung im Bereich der Intensivpflege dauert in der Regel zwei Jahre und wird berufsbegleitend absolviert. Der Unterricht unterteilt sich in theoretische Präsenzeinheiten, Selbstlernphasen und Praxisblöcke. Insgesamt absolvierst du 780 Theoriestunden und 1.800 Praxisstunden.
Während deiner Weiterbildung lernst du beispielsweise mehr über folgende Themen:
Der genaue inhaltliche Aufbau deiner Module variiert von Bundesland zu Bundesland und wird in Verantwortung der jeweiligen Lehrstätte sorgfältig geplant.
Belegst du einen Kurs mit besonderem Fokus auf außerstationäre Beatmung, steht folglich die Beatmungspflege im Mittelpunkt deiner Ausbildung. Die Weiterbildungsinhalte orientieren sich in der Regel an den Richtlinien der Deutschen Interdisziplinären Gesellschaft für Außerklinische Beatmung (DIGAB).
Laut DIGAB absolvierst du in der berufsbegleitenden Weiterbildung innerhalb von maximal zwölf Monaten 40 Theoriestunden, 40 Praktikumsstunden in einer außerklinischen Beatmungspflegeinstitution und 40 weitere Praxisstunden in einem Beatmungs- oder Weaningzentrum.
Beispielkurse der Weiterbildung für Heimbeatmung:
Die staatlich geregelten Fachweiterbildungen enden jeweils mit einer dreimonatigen Facharbeit. Zusätzlich legst du eine mündliche Prüfung in Form eines Kolloquiums ab.
Bestehst du deine Abschlussprüfungen erfolgreich, erhältst du ein anerkanntes Zertifikat für deine Qualifikation und darfst den Titel „Fachkraft für Intensiv- und Anästhesiepflege“ oder „Fachkraft für außerklinische Intensivpflege“ tragen.
Der erfolgreiche Abschluss einer Weiterbildung mit dem Fokus auf Heimbatmung wird eigenständig durch die DIGAB zertifiziert.
Während einer berufsbegleitenden Weiterbildung bekommst du weiterhin dein Gehalt entsprechend deiner Einsatzstunden ausgezahlt. Doch die Prüfungsgebühren oder die Anschaffung von Büchern und Lehrmaterialien verursachen vielfältige Zusatzkosten.
Die gesamten Ausbildungskosten sind abhängig von der jeweiligen Weiterbildungsstätte. Du solltest im Schnitt jedoch mit mindestens 3.000 Euro bis 8.000 Euro rechnen.
Du hast zahlreiche Möglichkeiten, um dir finanzielle Unterstützung für deine Weiterbildung zu suchen:
Von deiner zusätzlichen Qualifikation und deinem spezialisierten Fachwissen profitiert auch das Unternehmen, in dem du arbeitest. Bitte um ein Personalgespräch und fasse die Vorteile für deine berufliche Entwicklung innerhalb des Betriebs zusammen.
Als Gegenleistung für eine finanzielle Unterstützung fordern Arbeitgeber:innen in den meisten Fällen eine vertragliche Zusicherung für deinen weiteren Verbleib im Unternehmen auch nach Abschluss deiner Weiterbildung. Überleg dir im Vorfeld, ob du bereit bist, dich über mehrere Jahre verpflichtend an deinen aktuellen Betrieb zu binden. Je besser du auf das Gespräch vorbereitet bist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass du unüberlegte Entscheidungen triffst.
Leg dir im Vorfeld auch mögliche Kompromisse zurecht, falls eine vollständige Übernahme der Teilnahmegebühren nicht möglich ist. Bitte beispielsweise um die Finanzierung der Lehrbücher mit anschließendem Übergang in Unternehmensbesitz.
Da dir die Weiterbildung zur Fachkraft für Intensivpflege den beruflichen Aufstieg ermöglicht, hast du Anspruch auf Aufstiegs-BAföG.
Dieses umfasst beispielsweise:
Auf der Website des Bundesministeriums für Bildung und Forschung findest du außerdem alle notwendigen Antragsformulare zum Download und die Online-Antragsmöglichkeiten der Länder.
Tipp: Auch Zuschüsse für Materialkosten oder Kinderbetreuungszuschläge sind zusätzlich möglich. Detaillierte Informationen und Hilfe bei deinen Anträgen erhältst du kostenlos bei einem persönlichen Beratungsgespräch bei einem Amt für Ausbildungsförderung in der Nähe.
Das Stipendium wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung vergeben und richtet sich an Fachkräfte unter 25 Jahren. Als Pflegekraft wird dir zusätzlich die Zeit deiner fachschulischen Ausbildung mit bis zu zwei Jahren angerechnet. Das ermöglicht dir sogar bis zu einem maximalen Alter von 26 Jahren die Chance auf ein Stipendium.
Weitere Zulassungsvoraussetzungen:
Zuletzt bleibt dir noch die Option, einen Kredit bei einer Bank oder einer Privatperson aufzunehmen. Diesen Schritt solltest du sorgfältig planen und im Vorfeld genau berechnen, welche Zinsen und Rückzahlungsraten für dich nach Abschluss deiner Weiterbildung tragbar sind.
Stelle dir einen Finanzplan mit mehreren Szenarien auf. Berücksichtige darin deine monatlichen Fixkosten inklusive Inflationsänderungsraten, eine Absicherungspauschale für mögliche ungeplante Kosten und denkbare Gehaltsperspektiven.
Stell dir anschließend die Frage, welche Bedingungen deine zukünftige Kreditrückzahlung beeinflussen und wie du mit der jeweiligen Situation umgehen wirst. Mit dieser Methode schützt du dich vor bösen Überraschungen nach Abschluss deiner Qualifikation und hohen Kreditschulden.
Extra-Tipp: In deiner Steuererklärung kannst du deine Weiterbildungsgebühren als Werbungskosten ansetzen und so deine Steuerersparnis steigern.
Zwar bringt eine Fachweiterbildung im Bereich der Intensivpflege diverse Zusatzkosten mit sich. Sie ist jedoch eine profitable Investition in deine professionelle Zukunft. Mit deiner intensivpflegerischen Qualifikation erwarten dich nicht nur spannende neue Aufgaben in deinem Berufsalltag, sondern auch gute Gehalts- und Karriereaussichten. Wenn du deine Weiterbildung sorgfältig planst, findest du mit etwas Glück sogar eine zusätzliche Finanzierungsmöglichkeit, die dein Portemonnaie bereits während deiner Ausbildungsphase entlastet.
Shirley Schmolke