Keine Gehaltserhöhung: Ursachen & Lösungen bei einer Ablehnung

Inspiriert von der faszinierenden Welt der Medizin und Pflege, möchte unser Redaktionsteam sich mit Fachkräften austauschen, Perspektiven aufzeigen mit Interviews und Reportagen, um die Vielfalt des Pflegealltags zum Ausdruck bringen.

null


Monatsende und im Portemonnaie herrscht gähnende Leere? Wenn bei deinem Job zu wenig Geld für deine persönlichen Ziele übrig bleibt, ist es an der Zeit für ein Verhandlungsgespräch. Doch was tun, wenn deine Führungskraft dir keine Gehaltserhöhung geben möchte? Wir verraten dir die klassischen Gründe für eine Absage und wie du damit souverän umgehst.

Laut Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit verdienst du als Gesundheits- und Krankenpfleger:in im Schnitt rund 3.807 Euro Bruttomonatslohn. Berufserfahrung oder Zusatzqualifikationen steigern deine Verdienstaussichten in der Regel.

Arbeitest du für einen öffentlichen oder einen kirchlichen Träger, ist dein Lohn an den jeweils geltenden Tarifvertrag bzw. die Arbeitsvertragsrichtlinie der Einrichtung gebunden. Bei diesen Arbeitgeber:innen ist eine Gehaltsverhandlung in Ausnahmen zwar möglich, aber nur in Form einer höheren Eingruppierung innerhalb der vorgegebenen Gehaltsstufen aufgrund deiner Tätigkeiten.

Anders verhält es sich bei privaten Trägern. Dort ist es üblich, dass du die Höhe deines Verdienstes frei verhandelst und dein Wunschgehalt mit fundierten Argumenten verteidigst. Ein gutes Verhandlungsgeschick verhilft dir bei diesen Einrichtungen daher oftmals zu einem besseren Entgelt.



7 Ursachen, warum dir keine Gehaltserhöhung gewährt wird

Nicht jede Lohnverhandlung verläuft wie gewünscht. Du musst also im Zweifel damit rechnen, dass du trotz intensiver Vorbereitungen und Argumentationen keine Gehaltserhöhung bekommst. In dem Video fassen wir Ursachen und Lösungen zusammen:



Wir haben für dich die häufigsten Gründe für die Zurückweisung einer Lohnanpassung gesammelt sowie Autorin und Verhandlungsspezialistin Claudia Kimich nach ihrer Expertenmeinung gefragt.

Ursache #1: Du hast deine Anfrage zu zögerlich formuliert

Eins ist klar: keine Gehaltserhöhung gibt es einfach so geschenkt. Insbesondere bei privaten Trägern, die gewinnorientiert wirtschaften, möchten Personaler:innen die Gehälter so gering wie möglich halten.

Rekapituliere noch einmal in Ruhe das Gespräch und stelle dir folgende Fragen:

  • Hast du mit Nachdruck um eine Gehaltserhöhung gebeten?
  • Warst du angespannt und hat sich die Aufregung anhand körperlicher Signale deutlich gezeigt?
  • Hast du klar und deutlich gesprochen?
  • Wie war deine Körperhaltung während des Gesprächs (z. B. verschränkte Arme)?
  • Konntest du den Blickkontakt halten?

Es liegt letzlich in deiner Hand. Geh proaktiv mit deinem Gehaltswunsch auf deine:n Vorgesetzte:n zu und achte dabei auf einen selbstsicheren und souveränen Auftritt. Andernfalls wird deine Bitte womöglich nicht ernst genommen und im Keim erstickt.

Typischer Satz der Führungskraft: „Wir haben heute wirklich einen vollen Tag. Lassen Sie uns noch einmal zu einem besseren Zeitpunkt darüber sprechen.“

Unser Tipp:

Trainiere eine selbstbewusste Körperhaltung sowie eine sichere, aber freundliche Kommunikation – zum Beispiel zu Hause vor dem Spiegel oder gemeinsam mit einer vertrauten Person. Achte unter anderem auf einen geraden Rücken, einen bestimmten Blickkontakt sowie eine ruhige, sachliche und freundliche Tonlage.

Begegne deinem Verhandlungspartner außerdem stets offen und respektvoll. So wird dein Anliegen mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls mit Respekt behandelt.

Spiele bei deiner Vorbereitung im besten Fall verschiedene Situationen durch und filme dich dabei. So hast du die Chance, dich selbst von außen zu beobachten und Schwachstellen besser zu erkennen.


Pflegekraft bekommt keine Gehaltserhöhung, weil sich nicht sicher mit stichhaltigen Verhandlungen argumentiert hat.


Ursache #2: Keine Argumente = keine Gehaltserhöhung

Dein Auftritt ist die eine Sache, deine Argumentationsstrategie eine andere. Es mag hart klingen, aber: Stimmt der Inhalt deiner Diskussionsgrundlage nicht, ist das Gespräch bereits zum Scheitern verurteilt.

Bei einer Verhandlung geht es schließlich darum, dass du deine:n Vorgesetzte:n von dir und deinem Mehrwert für den Betrieb überzeugst. Sammle vorab stichhaltige Beweise für deine spezifischen Qualifikationen, dein herausragendes Engagement und deine Bereitschaft. Gelingt es dir, wird dir deine Führungskraft eine Gehaltsanpassung nur schwer abschlagen können.

Typischer Satz der Führungskraft: „Und Sie glauben, das allein rechtfertig ein höheres Gehalt?“

Unser Tipp:

Vorgesetzte lieben Zahlen und messbare Beweise. Überlege dir vor dem Gespräch, ob sich dein Beitrag zum Unternehmenserfolg anhand konkreter Daten belegen lässt. Doch auch zufriedene Patient:innen und positive Beurteilungen von Kolleg:innen stützen deine Argumentation.

Schreib dir im Vorfeld alle Fakten und Begründungen auf. Versetz dich in die Lage deines Diskussionspartners und notiere dir für jeden einzelnen Punkt mögliche Gegenargumente. Gehe die Liste im Anschluss sorgfältig durch und reflektiere Schritt für Schritt, wie du auf Einwände oder Ausflüchte eingehen möchtest.

Wichtig: Du bekommst mit hoher Wahrscheinlichkeit keine Gehaltserhöhung aufgrund privater Faktoren. Konzentriere dich stattdessen ausschließlich auf deine Arbeitsleistung. Betteln führt in den meisten Fällen eher zu einer Abwehrhaltung und schwächt deinen Verhandlungsfluss.

Ursache #3: Deine Arbeitsleistungen genügen nicht für eine Gehaltserhöhung

Dein:e Vorgesetzte:r wünscht sich von dir eine bessere Leistungsqualität oder mehr Engagement im Allgemeinen? Klar, das ist nicht das Feedback, welches du dir erhofft hast. Höre trotzdem geduldig zu und lass dich auf die Kritik ein.

Bleib freundlich und professionell. Behalte deine Emotionen unter Kontrolle und geh respektvoll mit der Meinung deiner Führungskraft um. Reflektiere noch einmal die vergangenen Wochen und frag dich, inwiefern du der Einschätzung zustimmst.

Typischer Satz der Führungskraft: „Ich denke, Sie haben sich beruflich noch nicht genügend weierentwickelt, damit ich Sie in die nächsthöhere Gehaltsstufe einordnen kann.“

Unser Tipp:

Stelle Rückfragen und verlange nach einem detaillierten Feedback inklusive Lösungsansätzen. Einigt euch gemeinsam auf konkrete Entwicklungsschritte, damit du dein Ziel zu einem späteren Zeitpunkt erreichst. Keine Gehaltserhöhung ist schließlich keine Option und lediglich die Konsequenz unterschiedlicher Erwartungen und Perspektiven.

Extra-Tipp von Verhandlungsexpertin Claudia Kimich:

„Halte das alles schriftlich fest. Legt gemeinsam direkt einen Folgetermin in drei bis sechs Monaten fest. In diesem Termin könnt ihr noch einmal schauen, ob du die Kompetenzen und die Arbeitsweise, auf die ihr euch geeinigt habt, nun erfüllst. So weißt du ganz genau, worauf dein Chef achtet und woran du selbst noch arbeiten kannst. Außerdem wird die nächste Verhandlung dadurch direkt etwas einfacher, da ihr euch an den Punkten entlanghangeln könnt.“



Ursache #4: Deine Leistungen werden nicht gesehen oder falsch bewertet

Du hast das Gefühl, dass dein Arbeitseinsatz wesentlich höher ist, als deine Chefin wahrnimmt? Das kommt häufiger vor, als du denkst. Frag dich, ob du in der Vergangenheit regelmäßig deine Zusatzaufgaben und Erfolge kommuniziert hast.

Versetz dich in die Lage deiner Führungskraft. Er oder sie hat im Arbeitsalltag selten die Gelegenheit, all deine Tätigkeiten zu überblicken. Wahrgenommen werden ausschließlich sichtbare Ergebnisse, zufällige Beobachtungen und deine proaktiven Schilderungen.

Typischer Satz der Führungskraft: „Das klingt ja alles schön und gut, aber von Ihrem beschriebenen Mehraufwand habe ich bisher noch nicht viel gesehen.“

Unser Tipp:

Argumentiere mit nachvollziehbaren Ergebnissen, die deinen Betrieb in der Vergangenheit nachweislich gestärkt haben. Bitte außerdem um einen regelmäßigen Austausch bezüglich deiner Aufgaben und Leistungen.

Wichtig ist dabei, dass das Update so kurz und prägnant wie möglich ausfällt. Der Fokus sollte hier ganz klar auf transparenten Zielen und eindeutigen Ergebnissen liegen. Der Dialog muss auch nicht zwangsläufig in Person stattfinden. Überlege dir alternative Methoden, wie zum Beispiel ein kurzes Update per E-Mail.

Achtung: Deine Leistungsbeurteilung beruht ausschließlich auf dem Vergleich mit anderen Kolleg:innen? Lass dich auf diese Diskussionsbasis nicht ein und bitte darum, dass dein individueller Beitrag unabhängig betrachtet und bewertet wird.

Ursache #5: Die Lage des Unternehmens lässt deinen Gehaltswunsch nicht zu

Keine Gehaltserhöhung bedeutet nicht zwangsläufig, dass du einen Fehler gemacht hast oder nicht genügend leistest. Manchmal bestimmen externe Faktoren, wie zum Beispiel die wirtschaftliche Situation des Betriebs, den Ausgang einer Verhandlung.

Ohne Einblick in die Unternehmenszahlen bleibt dir nur übrig, der Aussage deiner Führungskraft zu vertrauen. Schließlich ist es schwer, diese Fakten zu überprüfen oder sogar zu entkräften.

Typischer Satz der Führungskraft: „Ich würde Ihnen wirklich gerne diesen Wunsch erfüllen, aber unser Betrieb befindet sich aktuell in einer turbulenten Phase mit vielen Veränderungen. Das wäre jetzt einfach das falsche Signal.“

Unser Tipp:

Keine Sorge, du musst deine Gehaltsforderungen nicht vollständig verwerfen. Trotzdem solltest du im ersten Schritt verständnisvoll auf die Entscheidung und die Argumentation deines Gegenüber reagieren.

Informiere dich im Anschluss darüber, unter welchen Umständen eine Gehaltserhöhung zu einem späteren Zeitpunkt möglich wäre. Unterstreiche zusätzlich, dass du deinem Betrieb selbstverständlich auch während der Tiefpunkte zur Seite stehst. Für deinen Einsatz und deine Loyalität erwartest du jedoch in Zukunft eine entsprechende finanzielle Gegenleistung.

Sollte auch perspektivisch keine Gehaltserhöhung drin sein, frag nach alternativen Benefits, die dir einen finanziellen Vorteil verschaffen. Betriebliche Altersvorsorge, Nahverkehrstickets oder Essensgutscheine sind beispielsweise bis zu einem gewissen Höchstsatz steuerfrei und belasten Arbeitgeber:innen finanziell insgesamt weniger, als die Anhebung deines Lohns.

Ursache #6: Keine Gehaltserhöhung aufgrund von Fehlzeiten

Krankheit, Unfall, oder Elternzeit – wenn du mal ausfällst, ist dein Betrieb in bestimmten Situationen dazu verpflichtet, trotzdem deinen Lohn weiterzuzahlen. War dies bei dir kürzlich der Fall, besteht die Möglichkeit, dass dein Gehaltswunsch abgelehnt wird.


Pflegekraft liegt krank im Bett und sorgt sich um ihre Gehaltsverhandlung.


Möglicherweise kommuniziert deine Führungskraft dieses Argument im Gespräch jedoch nicht transparent, um arbeitsrechtliche Komplikationen zu vermeiden. In den meisten Fällen versteckt sich dieser Grund unter der Aussage, deine Arbeitsleistung sei in letzter Zeit nicht ausreichend gewesen. Eine logische Schlussfolgerung: Schließlich hast du weniger Erfolge zu verzeichnen, wenn du über einen längeren Zeitraum nicht arbeitsfähig bist.

Typischer Satz der Führungskraft: „In letzter Zeit hat Ihre Arbeitsleistung ein wenig gelitten. Ich würde mir von Ihnen in Zukunft wieder mehr Engagement wünschen.“

Unser Tipp:

Sprich deine Fehlzeiten direkt an und frage nach den konkreten Gründen, wieso dir keine Gehaltserhöhung gewährt wird. Anhand der Reaktion wirst du schnell erkennen, ob du mit deiner Vermutung richtig liegst.

Bitte zum Abschluss des Gesprächs um einen Stufenplan sowie einen zweiten Gesprächstermin. Damit hältst du dir die Möglichkeit weiterhin offen und dein Gehaltswunsch verfällt nicht kampflos.

Ursache #7: Keine Gehaltserhöhung, weil „keine Lust“

Du merkst, dass dein Gegenüber permanent versucht, dir auszuweichen oder dich sogar hinzuhalten? In diesem Fall wird dein Wunsch vermutlich nicht abgewiesen, aber auf unbestimmte Zeit vertröstet. Wenn du nicht aufpasst, zieht sich diese Ausweichtaktik teilweise über mehrere Monate.

Begründungen wie buchhalterische Komplikationen oder Terminstress weisen darauf hin, dass deine Führungskraft Zeit gewinnen möchte, um deiner Lohnanpassung langfristig aus dem Weg zu gehen. Diese Strategie beruht darauf, dass zwar keine Argumente gegen deine Gehaltsanpassung sprechen, diese aber einfach nicht gewollt ist.

Typischer Satz der Führungskraft: „Ja, natürlich. Das Thema können wir gerne angehen. Ich muss jetzt leider dringend in meinen Anschlusstermin, melde mich aber diesbezüglich nochmal bei Ihnen.“

Unser Tipp:

Erstmal heißt es: ruhig bleiben und keine voreiligen Anschuldigungen tätigen. Notiere dir genau, wie oft und an welchen Tagen du bisher schon vertröstet wurdest. Sollte dir dein:e Vorgesetzte:r bisher nur einmal ausgewichen sein, hab Verständnis – wir alle machen mal Fehler und möglicherweise sind tatsächlich organisatorische Schwierigkeiten aufgetreten.

Um diese Strategie von Anfang an zu entkräften, legt bereits im ersten Verhandlungsgespräch eine schriftliche Frist fest, bis wann du mit einer finalen Entscheidung oder deinem angepassten Gehalt rechnen darfst. Plant für dieses Datum zusätzlich einen festen Termin im Kalender ein und nehmt euch einen Moment Zeit für ein kurzes Gespräch.

Du wurdest bereits mehrfach vertröstet, deine Termine wurden nicht eingehalten oder zugesicherte Versprechungen wurden kommentarlos gebrochen? Lass dir nicht auf der Nase herumtanzen. In einer solchen Situation bleibt nur eins: kommuniziere offen, wie du dich damit fühlst und erkläre, dass du dein Vertrauen in den Betrieb verlierst. Das gilt insbesondere, falls du aufgrund der Umstände bereits über einen Jobwechsel nachdenkst.

Wir haben Verhandlungsexpertin Claudia Kimich gefragt: Wie gehe ich mit meinem Frust nach einer erfolglosen Gehaltsverhandlung um?

Du hast bereits alle deine Argumente vorgebracht sowie sämtliche Alternativen zu einem höheren Gehalt vorgeschlagen. Doch egal was du versuchst, du bekommst einfach keine Gehaltserhöhung? Das ist selbstverständlich frustrierend.

Das rät die Expertin:

„Dass du nach einem negativen Gespräch erst einmal gefrustet bist, ist ganz normal – und darf kommuniziert werden. Sage deinem Vorgesetzten ruhig, dass du damit nicht zufrieden bist und dich damit beschäftigen wirst. Das bedeutet nicht, dass du direkt kündigst oder deinem Chef damit drohen möchtest. Du solltest nach diesem Gespräch allerdings in dich hineinhören, ob du diesen Job unter den Bedingungen weiter ausführen möchtest.“

Gefühlscheck: Bist du generell zufrieden mit deiner Arbeitsstätte?

Obwohl du dein Ziel erreicht hast und du mit deiner Führungskraft einen konkreten Zeit- oder Leistungsplan schriftlich vereinbart hast, fühlst du dich noch immer unzufrieden? Möglicherweise passt dein Betrieb einfach nicht mehr zu deinen Erwartungen.


Smileys zur Bewertung der Zufriedenheit von Job und Gehalt im Pflegeberuf


Schau dich nach alternativen Stellenangeboten in deinem oder einem anderen interessanten Fachbereich um. Schau dir verschiedene Unternehmen gründlich an und vergleiche die Vor- und Nachteile.

Nimm Bewerbungsgespräche wahr und vernetz dich bei Bedarf vorab mit einigen Mitarbeitenden deiner favorisierten Einrichtungen. So erhältst du wertvolle Einblicke in unterschiedliche Arbeitsbedingungen, Teams und Gehaltsmöglichkeiten.

Achtung: Du merkst während deiner Stellensuche, dass dein Herz doch an deinem aktuellen Betrieb hängt? Wenn du bereit bist, auf deine Wunschkonditionen zu warten, gib deinem Arbeitsplatz eine faire Chance. Das bedeutet allerdings: Arbeite gewissenhaft an deiner beruflichen Weiterentwicklung, ohne dich über Arbeitsbedingungen aufregen, die du bewusst akzeptiert hast.

„Nein” zu mehr Gehalt: Gerechtfertigte Abfuhr oder Diskriminierung?

Gender Pay Gap, Altersdiskriminierung oder Benachteiligungen aufgrund kultureller Hintergründe. Auch im beruflichen Kontext erleben Arbeitnehmende teilweise Ungleichbehandlungen auf Basis von Vorurteilen.

Laut Statistischem Bundesamt verdienen Frauen in Deutschland beispielsweise im Schnitt rund 18 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Rechnet man bei dieser Betrachtung strukturelle Faktoren heraus, wie Beruf oder Wochenarbeitszeit, ergibt sich die als aussagekräftiger geltende „bereinigte Gender Pay Gap”. Diese betrug in Deutschland im Jahr 2022 knapp 7 Prozent.

Zur Eindämmung wurde 2017 das Entgelttransparenzgesetz erlassen. Auf dessen Grundlage sollen Gehaltsstrukturen transparenter und Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen ausgeglichen werden, wenn diese eine gleichwertige Tätigkeit ausüben.

Falls du den Verdacht hast, keine Gehaltserhöhung aufgrund deines Geschlechts oder deiner Ethnizität zu erhalten, solltest du der Sache nachgehen – mit Bedacht und ohne voreilige Anklagen:

1. Informationen sammeln: Gehe alle Gründe für deine Absage schrittweise durch. Überprüfe dabei, ob deine Leistungsbeurteilung stichhaltig ist.

2. Suche das Gespräch: Sprich deine Bedenken direkt bei deiner Führungskraft oder deinem Personalbereich an. Leg deine Beweise vor und bitte um eine Erklärung. Achte darauf, dass du professionell und sachlich bleibst.

3. Dokumentation: Halte sämtliche Kommunikationen schriftlich fest. Notiere dir zusätzliche Details, wie Daten oder anwesende Personen.

4. Diskriminierung melden: Bist du überzeugt davon, dass es sich in deinem Fall um Diskriminierung handelt, musst du dies offiziell deinem Personalbereich und deinen Führungskräften melden. In diesem Schritt musst du bereits alle gesammelten Beweise und Mitschriften vorlegen.

5. Rechtliche Schritte: Falls bis zu diesem Punkt keine deiner Maßnahmen zu einer Lösung führt, solltest du rechtliche Schritte erwägen. Lass dich dafür von einem Anwalt beraten, der auf Arbeitsrecht und Diskriminierung spezialisiert ist.

Du wünscht dir seit längerem einen besseren Monatslohn? Trau dich und sprich dein Anliegen offen an. Selbst, wenn du nicht beim ersten Anlauf erfolgreich bist: keine Gehaltserhöhung ist kein Grund, um tatenlos aufzugeben. Im Gegenteil – besprich mit deiner Führungskraft eure Erwartungen, mögliche Maßnahmen und Alternativen. So erreichst du mit Hilfe von festgelegten Zeit- sowie Entwicklungsplänen und einer gesunden Portion Geduld dein Wunschgehalt.

Shirley Schmolke & Vanessa Winkler

Das könnte Dich auch interessieren:

Alle Artikel ansehen