Der Arbeitsalltag im Pflegeheim, beim ambulanten Pflegedienst oder auf Station ist hektisch. An allen Ecken und Enden fehlt Personal. Manchmal übernehmen ungelernte Kräfte Aufgaben, die ausschließlich Pflegefachkräften vorbehalten sein sollten. Mangelnde Hygiene, eine falsche bzw. vergessene Lagerung oder verwechselte Medikamente können weitreichende Folgen für kranke und pflegebedürftige Menschen haben. Durch ein gutes Fehlermanagement lassen sich diese eingrenzen oder vermeiden und Patient:innen oder Bewohner:innen zu schützen.
Fehler sind menschlich, und sie passieren überall. Auch in der Pflege. Sogar alteingesessenen Profis. Stress, Arbeitsverdichtung und Erschöpfung begünstigen Unaufmerksamkeit und Konzentrationsschwächen. Nicht alle Pflegefehler kommen ans Licht. Viele Pflegekräfte bzw. die verantwortlichen Gesundheitseinrichtungen verschweigen Missgeschicke und Fehler aus Scham oder Angst vor öffentlicher Bloßstellung, Kritik und Strafe. Wichtig ist ein professioneller, offener Umgang mit Fehlern.
Eine Pflegefachkraft kann einschätzen, welche Folgen etwa eine falsche Medikamentengabe hat. Hier gilt: Schadensbegrenzung statt Panik. Was kann getan werden, um Folgen für den pflegebedürftigen oder kranken Menschen zu verhindern? Ist die akute Gefahr abgewendet, sollte die Aufarbeitung des Geschehens angegangen werden:
Die Lösung sollte im Mittelpunkt stehen. Gelegenheit zur offenen Auseinandersetzung mit Pflegefehlern bieten Mitarbeiter:innengespräche und Supervisionen, aber auch anonyme Meldemöglichkeiten. Wenn Fehler verschwiegen, vertuscht oder einer Einzelperson zugeordnet werden, gehen wertvolle Lern- und Verbesserungsmöglichkeiten verloren.
Als Pflegefehler gilt laut § 115 Abs. 3 SGB XI ein Tun oder Unterlassen einer Pflegeperson im Rahmen der professionellen Pflege. Entspricht dieses Tun oder Unterlassen nicht dem aktuellen Standard der Pflege oder weicht es vom wissenschaftlichen Erkenntnisstand ab, handelt es sich um einen Pflegefehler.Teilweise kommt es zu unberechtigten Vorwürfen von Pflegebedürftigen, Patient:innen und Angehörigen. Ist dies der Fall, zeigt die Pflegedokumentation, ob es tatsächlich innerhalb der Versorgung zu einem Pflegefehler gekommen ist. Die Dokumentation ist zur Aufarbeitung und Nachverfolgung essenziell.
Das Wichtigste ist, dass du bei einem entdeckten Fehler Ruhe bewahrst. Nur dann kannst du deinen Patient:innen helfen, die Gefahr eindämmen und Schlimmeres verhindern. Im Anschluss geht es darum, Verantwortung zu übernehmen:
Ein Protokoll hilft dabei, die richtige Reihenfolge in Erinnerung zu behalten. Orientiere dich an den W-Fragen:
Nicht jeder Pflegefehler hat rechtliche Konsequenzen. Falls es dazu kommt, lass dich bei der Haftpflichtversicherung von erfahrenen Anwält:innen beraten. Die Haftpflichtversicherung versucht zunächst, Schadensersatzansprüche außergerichtlich zu regulieren.
Eine andere Anlaufstelle ist das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA). Dort gibt es ein anonymisiertes Fehlerberichtssystem, in dem häufige und seltene Pflegefehler erfasst sind. Du kannst dort anonym berichten, was passiert ist.
Pflegefehler lassen sich nicht immer vermeiden. Aber es ist möglich, die Quote zu senken. Hier sind die Führungskräfte gefragt.
Pflegefehler haben Konsequenzen. Diese betreffen den jeweiligen pflegebedürftigen oder kranken Menschen und seine Angehörigen. Sie betreffen aber auch die Pflegefachkraft und das gesamte Team. Nur wenn Pflegekräfte in Notsituationen ruhig bleiben und Verantwortung für ihr Handeln übernehmen, gelingt es, Folgeschäden für Bewohner:innen und Patient:innen einzugrenzen oder zu verhindern. Regelmäßige Weiterbildungen und Supervisionen sind unverzichtbar. Dafür müssen die Einrichtungen ein Arbeitsumfeld schaffen, in dem Pflegekräfte angstfrei über Missgeschicke, Fehler und Probleme sprechen und diese reflektieren können.