Roboter als Pflegekräfte – realer Traum oder Irrsinn der Zukunft?

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Stefan Heyde


Glaubt man einigen Heimleitungen und Betreibern in der Altenpflege, so ist die Lösung des Pflegenotstandes und der damit verbundenen Personalkosten bald gefunden: Roboter.

Ja, richtig gehört. Sie sollen dann die verbliebenen Pflegekräfte als neue „Kollegen“ unterstützen: Essen anreichen, Trinken anbieten und Geschichten erzählen. Roboter könnten die Lösung vieler Probleme sein. Außerdem beschweren sie sich nicht, stellen keine Forderungen und leisten gerne Überstunden bis die Batterie qualmt oder der Akku aufgibt. Wenn man einen Schritt weiter geht, sollen sie auch bald einen Teil der pflegerischen Arbeit übernehmen: mit Bewohnern kommunizieren, Vitalwerte messen, das Befinden dokumentieren. Im Moment sind Pflegeroboter aber aufgrund der hohen Anschaffungskosten und fehlender Nachfrage noch Zukunftsmusik. Doch wie lange noch?

Wie würdest du es finden, wenn dich ein Roboter pflegen würde? Wäre der Roboter gründlicher und genauer als jede Pflegekraft? Würde er dich, dank eines eingebauten Sprachmoduls, in allen Sprachen verstehen können? Wie ist es mit der Empathie? Braucht es die überhaupt von der Pflege oder reicht die menschliche Nähe der Angehörigen aus? Eine professionelle Pflegekraft braucht ja sowieso eine gewisse Distanz.



Ich bin nicht verblendet und mir auch sicher, dass Roboter in der Pflege ihren Teil beitragen können. Wir erleben es schon jetzt durch die Entlastung bei schweren Tätigkeiten in Form von Liftern oder Korsetts. Ein großer Teil der Pflegekräfte kann sich sogar solch eine Tätigkeit von Robotern als unterstützende Maßnahmen vorstellen. Auch in der Gesellschaft steigt die Akzeptanz gegenüber Robotern und künstlicher Intelligenz.

Aber wir Pflegekräfte müssen aufpassen. Wenn wir den wichtigsten Part unseres Berufsbildes, nämlich die Pflege des Menschen, dessen Beobachtung, Interaktion und die menschliche Zuwendung an Maschinen und Roboter abtreten, verlieren wir unsere eigentliche Bestimmung. Es darf nicht dazu kommen, dass wir die Pflegeprozesse nur noch aus dem Hintergrund steuern. Sonst entsteht schnell eine Kälte, die die Gesellschaft in ihren Grundfesten erschüttert. Denn ein Mensch hinter Bildschirmen empfindet und fühlt anders, als ein Mensch am Bett, der die Hand hält und die Ängste und Sorgen spürt.

Wer von uns möchte am Ende seines Lebens von einer Maschine die Hand gehalten bekommen, während er seine letzten Atemzüge auf dieser Welt macht?

Stefan Heyde

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