Gehirntraining: Welche Spiele Senior:innen geistig auf Trab halten
Wir alle wollen möglichst lange fit bleiben, sowohl körperlich als auch im Kopf. Und deshalb ist Mitarbeit gefragt. Senior:innen können von Brett-, Karten- oder Würfelspielen profitieren, um ihre grauen Zellen auf Trab zu halten. Wir erklären, warum das Spielen nicht nur im Kindes- sondern auch im Seniorenalter so wichtig ist und welche Spiele sich im Alten- und Pflegeheim am besten eignen.
In Deutschland leben rund 1,8 Millionen Menschen laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft aktuell mit einer Demenzerkrankung. Im Laufe des Jahres 2021 sind etwa 440.000 Menschen neu dazu gekommen. Und die Tendenz ist aufgrund des demografischen Wandels stetig steigend. Doch wer geistig aktiv bleibt und seine Denkmuskeln regelmäßig trainiert, kann viel für sein Gehirn tun.
Senior:innenspiele gegen die Demenz
Während bei Kindern im Laufe ihrer Entwicklung die Fähigkeit zunimmt, komplexe Dinge zu lernen, verkehrt sich dieser Prozess beim Älterwerden nach und nach ins Gegenteil. Ab einem Alter von rund 70 Jahren nimmt die Gehirnfunktion immer mehr ab. Senior:innen haben öfter mit ihrem Kurzzeitgedächtnis zu kämpfen und auch die Fähigkeit, Neues zu lernen, lässt nach. Im schlimmsten Fall gesellt sich zur allgemeinen Vergesslichkeit auch noch eine Demenzerkrankung hinzu.
Was erstmal nach wenig rosigen Aussichten für das Alter klingt, müssen Senior:innen, Angehörige und Pflegefachkräfte aber nicht einfach so hinnehmen. Denn: Nicht nur die Gehirnzellen lassen sich mit Gehirnjogging trainieren. Auch das Risiko, eine Demenzerkrankung zu erleiden, kann laut einer Studie, veröffentlicht im „Journal of Aging and Health“ mit regelmäßigem Gehirntraining um bis zu 48 Prozent gesenkt werden. Regelmäßige geistige Forderung und Förderung ist also für alternde Menschen ein wichtiger Baustein, um möglichst lange selbstbestimmt leben zu können.
Neben speziellen Trainings können auch die richtigen Spiele einen wertvollen Beitrag zur gesunden Hirnalterung leisten. Dabei schlägt man gleich zwei Fliegen mit einer Klappe, da Spielen nicht nur die kognitiven Fähigkeiten sowie Lang- und Kurzzeitgedächtnis stärkt, sondern auch dabei unterstützt, soziale Kontakte zu pflegen. Letzteres ist übrigens eine weitere Empfehlung, um Demenz vorzubeugen. Je nachdem, ob schon eine Demenzerkrankung vorliegt und das Kurzzeitgedächtnis bereits stark eingeschränkt ist, oder nicht, eignen sich Spiele, die das Langzeitgedächtnis trainieren (wie Erinnerungsspiele, Spiele mit Reimen, Gedichten oder Liedern) oder die das Kurzzeitgedächtnis ansprechen.
Schriftgröße, Material und Co: Für Senior:innenspiele gelten Besonderheiten
So, wie sich die Art der Spiele im Alter verändert, betrifft das auch die Bedürfnisse an das verwendete Spielmaterial. Vor allem die Haptik hilft älteren Menschen dabei, mit Würfeln, Karten oder Figuren besser klarzukommen. Deshalb sollten an Senior:innen gerichtete Spiele altersgerechte Merkmale aufweisen, vor allem, wenn sie bereits pflegebedürftig sind. Falls du in deinem Alten- oder Pflegeheim Gesellschaftsspiele für die Bewohner:innen anbieten willst, achte auf Folgendes:
Holzfiguren mit rauer Oberfläche lassen sich im Gegenzug zu glatten Kunststofffiguren besser greifen. Sie sollten größer als gewöhnlich sein, um älteren Menschen nicht zu viel Feinmotorik abzuverlangen. Gleiches gilt für die Größe der Spielkarten.
Achte darauf, dass Schriftzüge auf Karten und dem Spielbrett größer und farbenfroher gedruckt sind und mehr Kontraste aufweisen. Dadurch sind sie besser lesbar.
Spielanleitungen mit größerer Schrift können auch noch von Menschen mit Sehbehinderung gelesen werden. Je nachdem, ob das Spiel für Demenzkranke gedacht ist, sollten sie in einfacherer Sprache verfasst sein.
Würfelbecher und Würfel, die größer als gewöhnlich sind und große Zahlen aufweisen, lassen sich besser greifen und die Zahlen einfacher ablesen.
Gehirntraining und Unterhaltung: Empfehlenswerte Spiele für Senior:innen
Die Auswahl an Spielen ist groß. Dabei sind Spiele, die die Bewohner:innen bereits kennen, gut geeignet. Sie wecken Erinnerungen an früher und reduzieren den Lernaufwand. Die meisten bekannten Spiele lassen sich mit etwas angepasstem Spielmaterial (siehe oben) auch von älteren Menschen und Pflegebedürftigen noch gut spielen. Bei der Wahl kannst du nach deinem Bauchgefühl gehen, denn du kennst deine Senior:innen und ihre Bedürfnisse am besten.
Vor allem diese 5 Klassiker eignen sich zur Beschäftigung und zum Gehirntraining:
Brettspiele: Vermutlich jede:r von uns hat in seinem Leben mit den Eltern oder Großeltern bereits die ein oder andere Partie „Mensch ärgere dich nicht“ gespielt. Mal abgesehen vom enormen Unterhaltungswert machen Spiele wie dieses auch das Hirn fit. Zahlreiche Brettspiele wie zum Beispiel „Mühle und Dame“, „Halma“, „Malefiz“ oder „Scrabble“ fördern das taktische Geschick sowie das logische Denken und die Erhaltung des Wortschatzes. Alle diese Spiele gibt es bei Bedarf in altersgerechten Versionen mit größeren Spielfiguren oder besser lesbaren Spielbrettern.
Kartenspiele: Ob Skat, Bridge oder Doppelkopf: Kartenspiele sind unter Senior:innen weit verbreitet. Und das ist auch gut so. Denn beim Umgang mit den Karten wird die Fingerfertigkeit trainiert und gefördert. Das strategische Denken und die Bewältigung kleiner Rechen- und Merkaufgaben, die viele Kartenspiele mit sich bringen, sind ein wahrer Jungbrunnen für die grauen Zellen.
Würfelspiele: Den Sound eines Würfelbechers, der mitsamt Inhalt schwungvoll auf den Tisch geknallt wird, haben wir wohl alle im Ohr. Und auch die typischen Schüttelbewegungen sind den meisten älteren Menschen noch gut vertraut und können vor allem bei Demenzkranken das Erinnerungsvermögen ansprechen. Würfelspiele wie „Kniffel“ oder „Knobeln“ trainieren Grob- und Feinmotorik, aber auch taktisches Geschick. Liegen bei deinen Bewohner:innen bereits Einschränkungen in der Feinmotorik vor, beginne mit einem größeren Würfel und ersetze diesen nach und nach durch einen kleineren. Würfelspiele müssen nicht zwangsläufig am Tisch durchgeführt werden. Soll im wahrsten Sinne des Wortes mehr Bewegung ins Spiel kommen, könntest du große Schaumstoffwürfel einsetzen. Werden sie von den Senior:innen über den Boden geworfen, wird aus dem Tischspiel ein abwechslungsreiches Bewegungsspiel.
Zahlenspiele: Spiele mit Zahlen, wie „Bingo“ oder leichtes „Sudoku“, trainieren die Merkfähigkeit und wirken sich positiv auf die Konzentration aus. Weiterer Vorteil: Kleine Rechenspiele können ohne großen Aufwand von den Angehörigen oder vom Pflegepersonal auf der Station selbst gebastelt und fortlaufend erneuert und ergänzt werden. Zum Beispiel könntest du Zahlenkarten erstellen, von denen reihum jede:r Mitspieler:in eine Karte zieht und, beginnend von der Zahl Zehn, mit jeder gezogenen Karte die dort drauf stehende Zahl addiert. Ergänzen kannst du das Spiel, indem du Kärtchen mit den Rechenzeichen -, + oder : hinzufügst. Dann wird es noch mal ein bisschen anspruchsvoller. Achte dabei aber darauf, dass es bei solchen Spielen um Förderung geht und keinesfalls in Überforderung enden sollte.
Erinnerungsspiele: Auch bei Demenzpatient:innen kann das Langzeitgedächtnis in der Regel oft noch gut angesprochen werden. Deshalb lohnt sich vor allem bei ihnen die Arbeit mit Spielen, die Erlebnisse aus der Vergangenheit hervorholen. Dafür kannst du zum Beispiel mit Gegenständen arbeiten, zu denen die Patient:innen einen Bezug haben. Durch sie wird das Langzeitgedächtnis angesprochen und Erinnerungen werden geweckt. Auch kannst du alte Lieder ansingen oder Redewendungen, Gedichte oder Sprüche vortragen, die die Senior:innen dann ergänzen müssen. Es ist erstaunlich, an wie viel aus Kinder- und Jugendtagen sie sich noch erinnern können.
Gemeinsame Spiele fördern unter den Senior:innen nicht nur das Zugehörigkeitsgefühl in der Gruppe und trainieren das Gehirn. Altbekannte Gesellschaftsspiele sorgen auch für einen aktiven Zeitvertreib und sollten als sinnvoller Bestandteil sooft es geht in den Pflegealltag integriert werden.