Pflegebedürftige monitoren, Angehörige beraten oder Hilfskräfte aus der Ferne anleiten: Über Telecare kannst du als Fachkraft viele pflegerische Leistungen mithilfe von digitaler Technologie aus der Distanz erbringen. In Deutschland ist die Telepflege allerdings bislang nur wenig verbreitet. Dabei liegt darin das Potenzial, die Versorgung von Kranken und Pflegebedürftigen in strukturschwachen Gegenden zu verbessern.
Deutschland hinkt in der Digitalisierung der Pflege anderen Ländern hinterher. In Australien, den USA und Kanada, aber auch in skandinavischen Ländern, gehören Telemedizin und Telecare längst zum Alltag. Ländliche Regionen sind dünn besiedelt. Oft sind die Wege zum nächsten Krankenhaus weit. In Norwegen zum Beispiel ist die Technologie durch die COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 unverzichtbar geworden. Neben der Behandlung von Menschen zu Hause werden telemedizinische Lösungen für die Beratung in Notfällen, für Zweitmeinungen und für die Kommunikation zwischen Krankenhäusern und primären Gesundheitsdienstleistern genutzt.
Auch in Deutschland ist eine medizinisch-pflegerische Versorgung in der Nähe des Wohnortes keine Selbstverständlichkeit mehr. Ländlichen Gegenden fehlt es an Ärzt:innen und Pflegekräften. Selbst die hausärztliche Praxis ist für Menschen ohne eigenes Auto oft nicht zu erreichen. Entweder es gibt keine öffentlichen Verkehrsmittel. Oder die nötige Mobilität ist bei älteren, kranken und pflegebedürftigen Menschen nicht mehr gegeben. In diesen Fällen kann die medizinisch-pflegerische Unterstützung aus der Distanz eine bestehende Versorgungslücke schließen.
Kurz gesagt: Telemedizin konzentriert sich auf medizinische Leistungen. Beispielsweise werden Videosprechstunden statt Besuche in der Arztpraxis angeboten. Telecare bezieht sich auf die pflegerische Betreuung aus der Ferne.
Der Begriff „Telemedizin“ ist seit 2012 gesetzlich verankert. In einer Rahmenvereinbarung zwischen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und dem GKV-Spitzenverband heißt es:
Im deutschsprachigen Raum setzt sich der Begriff „Telepflege“ mehr und mehr durch. International sind unterschiedliche Synonyme und Begriffe für Pflegeleistungen über digitale Technologien verbreitet. Neben Telecare ist von Telenursing, Telehomecare, Telephone nursing und eCare die Rede. In der Studie „Weiterentwicklung der eHealth-Strategie“ des Bundesgesundheitsministerium wird Telepflege als Werkzeug beschrieben, mit dem Pflegeleistungen auf Distanz funktionieren:
Im Prinzip kannst du Pflegetätigkeiten, bei denen du nicht unbedingt persönlich vor Ort sein musst, virtuell erbringen. Dabei kommen Geräte wie Smartphones, Computer und Tablets zum Einsatz. Die Übertragung von Informationen erfolgt entweder in Echtzeit per Chat oder Videokonferenz oder zeitlich versetzt per E-Mail.
Pflegerische Tätigkeiten, die digital erbracht werden können, sind:
Telecare macht die Betreuung von Menschen über die Distanz hinweg möglich. Das bringt zahlreiche Vorteile für dich und die pflegebedürftigen Menschen:
Allerdings gibt es auch gewisse Nachteile: Durch die digitale Versorgung nehmen persönliche Kontakte von Angesicht zu Angesicht ab. Außerdem sind die Kommunikationsmöglichkeiten eingeschränkt. Berührungen sind beispielsweise nicht möglich, non-verbale Signale könnten von der Videotelefonie nicht erfasst werden. Gerüche sind häufig ebenfalls aufschlussreich bei der Beurteilung von Krankheit und Pflegebedarf. All das geht bei einer digitalen Betreuung verloren. Noch fehlen zudem Standards für Telecare. Auch Fragen der Datensicherheit und Finanzierung sind noch nicht geklärt. Dazu kommt, dass die Infrastruktur vorhanden sein muss.
Die Idee der Telecare wurde in Deutschland in einem Projekt des Europäischen Sozialfonds von 2017 bis 2020 erprobt und evaluiert. Das Ziel war, nachhaltige Lösungen zur Verbesserung der pflegerischen und medizinischen Versorgung im Raum Weser-Ems zu schaffen. Dabei kam die Telepflege in der ambulanten und stationären Pflege zum Einsatz.
Als Mehrwert für die Pflege kristallisierten sich vor allem drei Punkte heraus:
Die Pflegeeinrichtungen und ambulanten Pflegedienste betrachteten den Einsatz der Telepflege als Bereicherung. Die überwiegende Mehrheit zeigte sich zufrieden mit Bild, Ton und dem gesamten Arbeitsablauf. 15 Prozent klagten über Schwierigkeiten mit der Internetverbindung, schlechte Lichtverhältnisse und technische Probleme.
Letztlich überwiegen jedoch Chancen und Vorteile dieser zusätzlichen Versorgungsform. Die Telepflege kann eine Möglichkeit sein, den Fachkräftemangel in strukturschwachen Regionen in Deutschland ein Stück weit auszugleichen. Um die Potenziale der Digitalisierung voll auszuschöpfen, müssen allerdings die nötigen Voraussetzungen geschaffen werden. Dazu zählen eine schnelle Internetverbindung und funktionstüchtige Endgeräte. Es ist außerdem nötig, Pflegefachkräfte im Umgang mit digitalen Technologien zu schulen. Das baut Hemmschwellen ab und sorgt für einen reibungslosen Arbeitsablauf.