Vom Pesthaus zur Forschung: Was du über die Charité wissen solltest

Die Berliner Charité war und ist eine Vorzeigeklinik. Doch wie ist sie zu der Institution geworden, die sie heute ist?

Was macht die Charité Berlin zur besten Klinik Deutschlands und Europas? Wir haben uns die Geschichte und die Rolle des traditionsreichen Krankenhauses Charité genauer angeschaut.

Bereits achtmal in Folge wurde die Charité Berlin als „Deutschlands beste Klinik“ vom Magazin Focus ausgezeichnet, so auch 2020. Aber auch das Marktforschungsunternehmen Statista beurteilte die Charité im Frühling als „Bestes Krankenhaus Deutschlands“ unter 150 Kliniken. International hält sich die Charité, laut der US-amerikanischen Wochenzeitung Newsweek und Statista, auf dem fünften Platz der 1000 besten Kliniken weltweit. Nach diesen Ergebnissen ist die Charité die beste Klinik Europas.

Die Entstehungsgeschichte der Charité Berlin

Errichtet wurde die Charité 1710 vom König von Preußen, König Friedrich I. Zu ihrer Entstehungszeit war die Charité ein Pesthaus vor den Toren Berlins. Es diente 17 Jahre als Hospiz für unbemittelte Alte, als Entbindungsstation für uneheliche Schwangere und als Arbeitshaus für Bettler.

1727 bestimmte König Friedrich Wilhelm I. das Pesthaus zum Lazarett und Hospital, sowie zur Lehranstalt für angehende Militärärzte. Er gab dem Haus seinen heutigen Namen, der Barmherzigkeit bedeutet. Die Charité wurde mit Finanzmitteln ausgestattet und die Betten aufgestockt. Die Einrichtung hatte zu dieser Zeit drei Funktionen:

  • Hospiz für Arme (bis 1798)
  • Lehreinrichtung für angehende Militärärzte
  • städtischen Versorgungskrankenhaus

Die Charité wurde als Ausbildungsstätte für Militärärzte immer bedeutsamer, nachdem 1795 die Pèpinière (Pflanzenschule) errichtet wurde. Zunächst ab 1818 unter dem Namen „Friedrich Wilhelm Institut“ und ab 1895 „Kaiser Wilhelm Akademie für das militärärztliche Bildungswesen“. Hier wurden Militärärzte in allgemeinbildenden Fächern unterrichtet.

Nach der Gründung der Berliner Universität 1810 wurden Ärzte nicht mehr an der Charité ausgebildet. 1818 wird der Bau eines großen Universitätsklinikums in der Nähe der Charité beschlossen. Doch ab 1828 zogen die Abteilungen der Universitätskliniken nach und nach auf das Gelände der Charité. Dennoch blieben die beiden Institutionen bis 1951 getrennt. Erst in der DDR wurden die „Medizinische Fakultät“ (Charité) und die Humboldt-Universität endgültig vereint.

Zwischen 1896 und 1917 wurden die Charitéanlagen fast vollständig abgerissen und als einheitlicher Neubau in rotem Backstein wieder erbaut. Doch der Zweite Weltkrieg zerstörte rund 90 Prozent der Gebäude. Der Wiederaufbau begann 1945 unter der Herrschaft der DDR. Dies schloss eine neue Geschwulstklinik (1959) eine Hautklinik (1960) und ein Betten-Hochhaus im Versorgungstrakt (1982) mit ein. Die Charité hat sich bis zur Wende 1989 als Vorzeigeeinrichtung der DDR entwickelt. Nach der deutschen Wiedervereinigung begann die Sanierung der unter Denkmalschutz stehenden Gebäude, die bis 2005 andauerte.

1997 schlossen sich die Charité und das Rudolf-Virchow-Klinikum zusammen zur „Medizinischen Fakultät der Charité der Humboldt-Universität zu Berlin“. Ein Jahr darauf wurden die dazugehörigen Kliniken ebenfalls zusammengeführt. 2003 kam das ehemalige Universitätsklinikum Benjamin Franklin der freien Universität Berlin dazu. Damit entstand das größte europäische Universitätsklinikum.

Kennzahlen zur Charité Berlin

Die Charité hat sich mit ihren 17 Centren, die rund 100 Kliniken und Institute umfassen, zu einer der bedeutendsten Einrichtungen der Medizin entwickelt. Die vier Berliner Campi haben eine Nutzfläche von knapp 540.000 Quadratmetern.

Die Charité ist einer der größten Arbeitgeber Berlins. Hier sind aus knapp 100 Nationen:

  • 14.576 Beschäftigte, darunter
  • 4.255 Wissenschaftler:innen und Ärzt:innen,
  • 4.547 Pflegekräfte,
  • 880 Verwaltungsangestellte und
  • 279 Professor:innen angestellt.

Die Charité als Vorreiter

Die Charité hat nicht ohne Grund eine Auszeichnung zur besten Klinik Deutschlands bekommen. Denn sie ist oft Vorreiter der Medizin – zum Beispiel in der Gendermedizin.

Professorin Vera Regitz-Zagrosek arbeitete 2014 bis 2016 im Auftrag der EU-Kommission an einer Roadmap zur Implementierung von geschlechtsspezifischen Unterschieden in der Forschung. Bis heute forscht sie aktiv in diesem Bereich.Denn in der Forschung werden meistens nur Männer für Medikamententests gewählt. Da der weibliche Zyklus die Ergebnisse beeinflussen kann, ist es deutlich einfacher und günstiger, neue Medikamente an Männern zu testen. Doch nicht alle Medikamente wirken bei Frauen und Männern gleich, denn ihre Körper, Hormone und Gehirne funktionieren nicht identisch.

Zuletzt machte die Charité vor allem in der Erforschung von COVID-19 von sich reden. Allen voran durch den Direktor am Institut für Virologie, Christian Drosten, der vielen seit Beginn der Corona-Pandemie ein Begriff ist. Aktuell koordiniert die Klinik das Netzwerk der deutschen Universitätsmedizin zur Erforschung von COVID-19. Unabhängig von der aktuellen Entwicklung punkten die Universitätskliniken mit ihrer Nähe zur Forschung und der Kompetenz des Personals.

Die Charité hatte von Anfang an eine wichtige Rolle in der Medizin. Als größtes Universitätsklinikum Europas deckt die Einrichtung das gesamte Spektrum der modernen Medizin ab. Zu nahezu jeder Diagnose ist die Charité in der Lage eine geeignete Therapie anzubieten oder forscht daran.

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