Warum flexible Arbeitsmodelle für Pflegekräfte interessant sind

Was ein flexibles Arbeitsmodell ist, wie es in der Pflege funktioniert und für wen es sich besonders lohnt.

Flexible Arbeitsmodelle werden häufig als Beschäftigung zweiter Klasse wahrgenommen. Gleichzeitig werden diese Modelle in Deutschland immer beliebter: Aktuell arbeiten etwa eine Million Menschen in flexiblen Modellen – Tendenz steigend. In der Pflegebranche ist der flexible Trend noch nicht ganz angekommen. Dabei bieten diese Modelle besonders examinierten Pflegefachkräften tolle Möglichkeiten, Beruf, Freizeit und Familie besser zu vereinbaren.

Laut einer aktuellen MEDWING-Umfrage unter Pflegefachkräften arbeiten 2019 nur drei Prozent aller Krankenschwestern und Krankenpfleger flexibel; in der Altenpflege sind es noch weniger. 81 Prozent der Pflegefachkräfte wissen nicht, dass flexible Arbeitsmodelle überhaupt existieren.

Das erfährst du in diesem Artikel:

  1. Was flexibles Arbeiten bedeutet;
  2. wie ein flexibles Arbeitsmodell in der Pflege funktioniert;
  3. für wen ein flexibles Arbeitsmodell besonders geeignet ist.

Was bedeutet flexibles Arbeiten?

Lange galten flexible Arbeitsmodelle als Beschäftigungsverhältnisse zweiter Klasse. Tatsächlich waren sie es auch. Heute sind flexible Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sozialversicherungspflichtig angestellt, genießen Kündigungsschutz und erhalten einen unbefristeten Arbeitsvertrag mit Renten-, Kranken-, Arbeitslosen-, Pflege- und Unfallversicherung. Von Jobs zweiter Klasse spricht inzwischen niemand mehr.

Der Hauptunterschied zu einem klassischen Arbeitsverhältnis ist für Pflegefachkräfte gleichzeitig der größte Pluspunkt in einem flexiblen Modell: Pflegefachkräfte, die Wissen und Erfahrungen in verschiedenen Einrichtungen sammeln, sind sehr gut ausgebildet und auf dem Arbeitsmarkt heiß begehrt.

Aber auch Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber profitieren: Sie können flexibler auf Personalengpässe reagieren und Überstunden vermeiden. Personalverantwortliche wissen, dass eine zu hohe Arbeitsbelastung, die durch Überstunden und Extraschichten entsteht, zu einer unmotivierten und häufig erkrankten Belegschaft führt. Die Folgen? Kündigungen und damit verbunden ständig wechselnde Pflegeteams.

Flexibel arbeiten in der Pflege

In der Pflege muss ein Kollege, der ausfällt, direkt ersetzt werden. Seine Dienste können nicht entfallen oder verschoben werden. Deswegen kommt es besonders im Gesundheitswesen nicht selten vor, dass spontan Schichten übernommen werden müssen. Die schlechte Planbarkeit der Arbeitszeiten führt zu einer unausgeglichenen Life-Work-Balance und in der Folge zu frustrierten, erschöpften Fachkräften in der Pflege.

Regelmäßige Termine, wie Aktivitäten in Vereinen oder Hobbys, sind für Pflegefachkräfte nur schwer einzuhalten. Wenn die Freunde sich nach Feierabend treffen, beginnt für den Mitarbeiter im Gesundheitswesen möglicherweise gerade die Schicht.

Alleinerziehende Mütter kämpfen häufig mit dieser Situation. Spontan einen Babysitter zu finden, wenn die Kollegin ausfällt, ist nicht einfach und nicht immer möglich.

Zeitarbeit kann für Pflegefachkräfte eine sinnvolle Alternative zum herkömmlichen Arbeitsmodell sein.

In flexiblen Modellen sind Wunschdienstpläne möglich. Der Grund dafür ist einfach: Menschen wollen aus individuellen Gründen flexibel arbeiten. Einige bevorzugen Tagschichten, andere wünschen sich Nachtschichten. In flexiblen Modellen treffen sie aufeinander und ergänzen sich gegenseitig.




Durch die schwierigen Arbeitsbedingungen in der Pflege sind viele Pflegefachkräfte unzufrieden und bereit, ihren Arbeitgeber zu wechseln. 24 Prozent der von MEDWING befragten Pflegefachkräfte gaben im Sommer 2019 an, im letzten Jahr nach einem neuen Job gesucht oder ihren aktuellen Job sogar gewechselt zu haben. Zeitarbeit in der Pflege verspricht nicht nur eine bessere Life-Work-Balance. Aufgrund der knappen Personalsituation in der Pflege sind auch die Gehälter, verglichen mit herkömmlichen Arbeitsverhältnissen, um bis zu 30 Prozent höher.

Das sind deine Vorteile in einem flexiblen Arbeitsmodell:

  • flexible Arbeitszeiten ermöglichen eine ausgeglichene Life-Work-Balance;
  • Pflegefachkräfte in flexiblen Modellen gewinnen überdurchschnittlich schnell neue Fähigkeiten hinzu, weil sie Erfahrungen in unterschiedlichen Einrichtungen sammeln;
  • in flexiblen Arbeitsmodellen sind bis zu 30 Prozent mehr Gehalt im Vergleich zu einem herkömmlichen Arbeitsverhältnis möglich.

Für wen lohnt sich ein flexibles Arbeitsmodell?

Flexible Arbeitsmodelle richten sich an Menschen mit besonderen Lebensumständen. An Menschen, die in ihrem Privatleben stärker gefordert sind als andere und vor der schwierigen Aufgabe stehen, ihr Leben und ihren Beruf gleichzeitig organisieren zu müssen. Die Gründe für einen Wechsel in ein flexibles Modell sind von Mensch zu Mensch unterschiedlich, besonders interessant sind flexible Arbeitsmodelle für

  • alle Mütter und Väter, die Familie und Beruf besser vereinbaren wollen;
  • alle Rentnerinnen und Rentner, die geistig und körperlich weiterhin aktiv bleiben und sich noch etwas hinzuverdienen möchten;
  • alle Menschen, die aufgrund hoher Arbeitsbelastung über einen Berufswechsel nachdenken;
  • und für alle Menschen, die bereits einen ganz anderen Vollzeitjob haben, sich aber auch im Pflegebereich wohlfühlen und sich so parallel noch etwas hinzuverdienen können.

Wenn auch du gerade mit dem Gedanken spielst, deinen Traumberuf in der Pflege aufzugeben, um mehr Zeit für dich und dein Leben zu haben, dann kann ein flexibles Arbeitsmodell die richtige Lösung für deine aktuelle Situation sein.

von Vanessa Winkler

Das könnte Dich auch interessieren:

Alle Artikel ansehen