Ein Großteil der Pflegebedürftigen möchte lieber in den eigenen vier Wänden anstatt einer Pflegeeinrichtung betreut werden. Ambulante Pflegedienste erfüllen ihnen diesen Wunsch. Aber lohnt sich der Job auch für dich als Gesundheitsfachkraft? In diesem Artikel erfährst du, wie viel du in der häuslichen Pflege verdienst und welche Faktoren dein Gehalt positiv beeinflussen.
Als ambulante Pflegefachkraft fährst du mit deinem Dienstwagen von Haushalt zu Haushalt und kümmerst dich eigenständig um die Versorgung deiner Patient:innen.
Deine Tätigkeiten vor Ort ähneln denen in einer Pflegeeinrichtung. Zu deinen Aufgaben gehören beispielsweise die Medikation, Hygienemaßnahmen oder unterhaltsame Freizeitaktivitäten.
Über 15.300 ambulante Pflegedienste versorgen bundesweit rund 1,5 Millionen Pflegebedürftige. Trotz der genannten Vorteile ist die Besetzung offener Stellen für Arbeitgeber:innen im häuslichen Versorgungsbereich oft mühselig.
Folgendes ergab eine Umfrage des Zentrums für Qualität in der Pflege unter 535 ambulanten Pflegediensten:
Mit rund 65 Prozent befindet sich die überwiegende Mehrheit der ambulanten Pflegedienste in privat-gewerblicher Hand. Es handelt sich dabei oft um kleine Unternehmen, die nicht an tarifliche Gehälter gebunden sind.
Sind also möglicherweise die schlechteren Gehaltsaussichten der Grund für den Personalnotstand im Bereich der ambulanten Pflege?
Laut Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit liegt das monatliche Median-Gehalt von Pfleger:innen im häuslichen Dienst bei 3.367 Euro.
Zum besseren Vergleich: Betrachtet man die gesamte Pflegebranche, verdienen Gesundheits- und Krankenpfleger:innen deutschlandweit im Schnitt 3.807 Euro. Also tatsächlich 440 Euro mehr als im ambulanten Bereich.
Das liegt vor allem daran, dass private Pflegeeinrichtungen nicht an einen Tarifvertrag gebunden sind. Trotzdem orientiert sich dein Verdienst an einer gesetzlichen Vorgabe: dem Pflegemindestlohn.
Seit dem 01. Mai 2023 verdienst du als voll ausgebildete Fachkraft mindestens 17,65 Euro pro Stunde und als Pflegekraft mit einer mindestens einjährigen Ausbildung 14,90 Euro. Dein Entgelt darf diesen Schwellenwert auch im privaten Sektor nicht unterschreiten.
Übrigens: Ab dem 01. Dezember steigt der Pflegemindestlohn erneut auf 18,25 Euro für Pflegefachkräfte und 15,25 Euro für Pflegekräfte.
Als ambulante Pflegehilfskraft übernimmst du grundpflegerische Tätigkeiten. Dein Gehalt ist etwas niedriger als das von ausgebildeten Fachkräften.
Im Schnitt verdienst du 2.867 Euro, mindestens aber 13,90 Euro brutto pro Stunde. Ab dem 01. Dezember 2023 steigt der Mindestlohn sogar noch weiter auf 14,15 Euro pro Stunde.
Ausgehend von einer 40-Stunden-Woche entspricht das einem Grundentgelt von rund 2.461 Euro pro Monat.
Ja, in der ambulanten Pflege verdienst du üblicherweise etwas weniger, als im stationären Bereich. Dafür bietet dir ein Job in der häuslichen Versorgung diverse andere Vorteile.
Wenn du vor der Entscheidung zwischen beiden Pflegejob-Typen stehst, nimm dir ausreichend Zeit für einen Vergleich. Überleg dir genau, was du von deinem Job erwartest. Welche Kriterien dir im Berufsleben besonders wichtig sind, entscheidest du selbst.
Die wichtigsten Unterschiede auf einen Blick:
Dein Herz hat sich bereits für einen Job in der ambulanten Pflege entschieden, aber du würdest gerne mehr verdienen?
Rund 25 Prozent der ambulanten Pfleger:innen verdienen laut Entgeltatlas der Bundesagentur für Arbeit ein Monatsgehalt von über 4.045 Euro brutto.
Wir verraten dir, worauf du bei deiner Jobsuche achten solltest, damit auch du dir dein Wunschgehalt sicherst.
Größere ambulante Pflegeunternehmen mit einem starken Portfolio an Klient:innen verfügen in der Regel über mehr Ressourcen und finanzielle Mittel im Vergleich zu kleinen Pflegediensten. Daher hast du in einem großen Betrieb bessere Gehalts-, Karriere- und Aufstiegsmöglichkeiten.
Bei einigen ambulanten Pflegediensten profitierst du außerdem von diversen Zusatzangeboten wie einer betrieblichen Altersvorsorge oder kostenlosen Weiterbildungsmöglichkeiten.
Informiere dich am besten direkt bei deinem Wunschbetrieb über die angebotenen Leistungen und vergleiche verschiedene Arbeitgeber miteinander.
Der Standort deines Betriebs ist in einigen Fällen ebenfalls ausschlaggebend für die Höhe deines Monatsverdienstes. Konkurrieren in deiner Umgebung beispielsweise mehrere Pflegeeinrichtungen um qualifizierte Fachkräfte, schaukeln sich bei privaten Arbeitgebern die Löhne tendenziell schneller nach oben.
Auch zwischen den Bundesländern sind Gehaltsunterschiede zu verzeichnen. Während du als ambulante Pflegekraft nach Schätzung der Bundesagentur für Arbeit in Nordrhein-Westfalen rund 3.374 Euro verdienst, beläuft sich dein Gehalt in Bayern auf 3.877 Euro.
Informiere dich bei deiner Jobsuche über die in deiner Region üblichen Gehälter. Detaillierte Angaben dazu findest du beispielsweise auf Bewertungsplattformen für Arbeitgeber oder bei Jobvermittlungen.
Wie lange arbeitest du bereits in der Pflege? Je mehr Erfahrung du mitbringst, desto höher fällt in der Regel auch dein Gehalt aus.
Im Laufe der Jahre lernst du, souverän und routiniert mit unterschiedlichen Patient:innen, Krankheiten und Gegebenheiten umzugehen. Bist du schon lange im Job, hast du dein Fachwissen bereits in vielfältigen Herausforderungen unter Beweis gestellt und weiter ausgebaut.
Arbeitgeber:innen zahlen für deine mehrjährige Expertise gerne etwas mehr Gehalt, um dich nicht an konkurrierende Pflegeeinrichtungen zu verlieren.
Apropos Berufserfahrung: Je höher du qualifiziert bist, desto vielseitiger bist du in der Pflege einsetzbar. Das steigert deine Gehaltsaussichten.
Erweitere dein Fachwissen in beruflichen Fortbildungen oder einem Pflegestudium. Spezialisierte Fachkräfte sind gefragt und werden in der Regel besser bezahlt.
Fachkrankenpfleger:innen für außerklinische Intensivpflege verdienen beispielsweise laut Gehalt.de ein monatliches Durchschnittsgehalt von 3.937 Euro brutto – knapp 600 Euro mehr, als ohne fachliche Fortbildung.
Zugegeben: Nachtschichten sind in der ambulanten Pflege eher eine Ausnahme. Wochenend- und Feiertagsdienste jedoch nicht.
Dein Arbeitgeber ist aber nur dazu verpflichtet, dir dafür Zuschläge zu zahlen, wenn dies offiziell in deinem Arbeitsvertrag geregelt wird. Trau dich und sprich im Rahmen einer Gehaltsverhandlung an, dass du dir für die Zukunft eine Anpassung wünscht.
Tipp: Deine Führungskraft gewährt dir keine dienstabhängigen Zuschläge? Frag alternativ nach diversen Sonderzahlungen, beispielsweise in Form von Wertgutscheinen oder eines Jobtickets für den öffentlichen Nahverkehr.
Wichtige Entscheidungen treffen, Personal koordinieren und weiterentwickeln, Projekte verwalten – als Führungskraft in der ambulanten Pflege übernimmst du neben klassischen pflegerischen Tätigkeiten viele weitere verantwortungsvolle Aufgaben.
Diese Verantwortungsbereiche weisen zwar auf deine hohe Qualifikation hin. Sie stellen aber auch eine zusätzliche Belastung dar. Daher hast du Anspruch auf ein höheres Gehalt.
Prüfe deine Aufgabenfelder genau. Stimmt deine aktuelle Position damit überein und wirst du angemessen dafür bezahlt? Falls nicht, notiere dir überzeugende Argumente, um deinen Verdienst neu auszuhandeln.
Da ambulante Pflegedienste in privater Hand nicht an tarifliche Bestimmungen gebunden sind, handelst du deine Verdiensthöhe flexibel mit den Personalverantwortlichen aus.
Und wo händeringend gesucht wird, lässt sich oft etwas mehr herausholen. Bereite dich deshalb sorgfältig auf deine Gehaltsverhandlung vor. Sammle stichhaltige Argumente, die deine individuellen Stärken sowie Qualifikationen und deinen Mehrwert für deinen Betrieb belegen.
Zwar sind deine Gehaltsaussichten in der ambulanten Pflege etwas geringer. Dafür ist dein Job persönlich, abwechslungsreich und wird von Pflegebedürftigen in hohem Maße wertgeschätzt. Zusätzlich hast du die Chance, Nachtdiensten und Co. den Rücken zu kehren. Wäge die Vor- und Nachteile sorgfältig ab und vergleiche verschiedene Pflegebetriebe, um dich für einen Job zu entscheiden, mit dem du langfristig zufrieden bist.