Corona macht kreativ – mit diesen Ideen trotzen Pflegekräfte der Krise

Inspiriert von der faszinierenden Welt der Medizin und Pflege, möchte unser Redaktionsteam sich mit Fachkräften austauschen, Perspektiven aufzeigen mit Interviews und Reportagen, um die Vielfalt des Pflegealltags zum Ausdruck bringen.

Am 12. Mai war der „Internationale Tag der Pflege”. Auf diesen Tag fällt auch der Geburtstag der bekanntesten Krankenschwester überhaupt, Florence Nightingale. Mit ihrem unermüdlichen Einsatz hat sie die Pflege im 19. Jahrhundert revolutioniert. Wir bei medwing haben aus diesem Anlass wissen wollen, mit welchen innovativen Ideen Pflegekräfte heute, in Zeiten der Corona-Krise, für bessere Pflegebedingungen sorgen oder ihren Teams und Patienten Danke sagen. Hier wollen wir euch die schönsten Aktionen vorstellen, die uns erreicht haben.

„Wenn unsere Klienten aus dem Krankenhaus zurückkommen in unsere Einrichtung, dann müssen sie erstmal zwei Wochen in Quarantäne. Für diese Senioren gibt's extra eine Quarantänebeauftragte, unsere Barbara, die jeden Tag mit den Bewohnern Zeit verbringt und ihre Wünsche erfragt. Diese setzen wir dann um, zum Beispiel kochen wir ihr Lieblingsessen oder besorgen eine bestimmte DVD, die sie gucken wollen. Vieles, was man machen kann, kostet nicht viel Geld. So gibt es bei uns jede Woche einen Blumenstrauss für all jene, die keine Verwandten haben und keine Post oder Päckchen bekommen. Wir konnten auch Kinder motivieren, ehrenamtlich für uns Briefe zu schreiben und Bilder zu malen. Ein 13-jähriger Schüler, ein Sohn von Freunden, hat den Senioren ganz persönlich geschrieben, zum Beispiel einem Herrn, der früher auf dem Land lebte und immer Gänse hatte. Ich hatte ihm zu jedem unserer Klienten was erzählt und er hat daraus diese schönen Briefe gemacht. Wir machen aber auch Videocalls und sogar Videokonferenzen mit Bewohnern und mehreren Familienangehörigen. Für Besucher haben wir jetzt den Personalraum umgestaltet, so dass sie ihren Angehörigen mit zwei Tischbreiten Abstand gegenübersitzen können. Aus der Cafeteria haben wir sogar einen Wintergarten gemacht, wo man jetzt auch mit Mindestabstand gemütlich sitzen und in den Garten schauen kann. Für die Mitarbeiter hat sich die Lage mittlerweile beruhigt. Anfangs herrschte noch viel Angst, auch weil wir einen Coronafall in der Einrichtung hatten. Glücklicherweise hatte sich niemand von den anderen Bewohnern oder Mitarbeitern angesteckt. Ich bin jetzt seit 20 Jahren in diesem Beruf und mir ist es seit Anfang an ein Anliegen, dass sich die Mitarbeiter wohlfühlen, dass wir im Team Schönes miteinander erleben und sich niemand kaputt arbeiten muss.”

Susanne, Leiterin einer Einrichtung für Altenpflege

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„Meine Ursprungsidee war, ein paar handmade Masken für  meine Kollegen zu besorgen. Ich arbeite am Uniklinikum Dresden und die Behelfsmasken, die wir hier hatten, waren unpraktisch und unbequem, der Gummizug drückte und viele Kollegen bekamen davon Kopfschmerzen. Ich habe dann meine Reichweite als Bloggerin genutzt, um handgenähte Masken fürs Personal zu sammeln und zu verteilen. Mittlerweile sind 1800 Masken zusammengekommen. Viele wollten in dieser Zeit helfen, waren selbst in Kurzarbeit. Ein Unternehmen spendete zum Beispiel Geld, von dem ich dann das Nähen von Masken in Auftrag geben konnten. Mir war es wichtig, dass wir dabei dann auch gleich Handmade Shops aus Dresden unterstützen konnten. Sogar unser medizinischer Vorstand trägt jetzt eine Maske aus meinem Projekt. Ich habe auch einige Sachspenden entgegengenommen und auf verschiedensten Stationen in der Klinik verteilt. Der Ufa-Palast in Dresden hat etwa Popcorn gespendet, weil durch die schnelle Schließung einiges übrig war und sie dem UKD Personal etwas Gutes tun wollten. Heute haben wir sogar Spielzeug für die Kinderklinik erhalten. Für unsere Patienten auf der Intensivstation haben wir uns außerdem bemüht, Videotelefonie umzusetzen. Verwandte hatten ja bis heute Besuchsverbot. Mir war es auch wichtig, in Zeiten von Corona, Fragen zur Situation von Schwangeren zu beantworten. Diese habe ich dann der leitenden Hebamme am Klinikum gestellt und auf meinem Blog zum Nachlesen zusammengefasst. Viele haben ja doch Hemmungen wegen Corona mit Kliniken in Kontakt zu treten. Diese Hemmschwelle möchte ich überwinden. Auch, weil ich selbst Mama einer eineinhalbjährigen Tochter bin und eine unkomplizierte Schwangerschaft hatte.”

Sarah, Krankenschwester auf einer Intensivstation

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„Ich bin Kinderkrankenschwester und arbeite im ambulanten Kinder-Intensivpflegedienst. Wir wollten dem Büroteam und der Chefetage einfach mal Danke sagen und ihnen eine Überraschung bereiten. Wir haben dann jeder zwei Euro gespendet, um ihnen Geschenkkörbe zu schicken. Dazu haben wir eine Karte geschrieben, wo wir uns dafür bedankt haben, dass sie immer ein offenens Ohr für uns haben, uns respektvoll behandeln, solidarisch sind und aufmerksame Chefs obendrein. Unseren Pflegedienst kann man aber nicht nur in der Krise, sondern generell loben, bei uns läuft viel über Wertschätzung. Das ist wirklich besonders. Unsere Chefs haben für unsere Patienten und ihre Eltern auch Überraschungen geplant, ich weiß aber noch nicht, was das sein wird. Wir selbst haben gerade nicht mehr zu tun als sonst, die wirklich Leidtragenden sind die Kinder. Wir müssen gerade jetzt mit Mundschutz arbeiten und mehr auf Abstand gehen als sonst. Unbeschwertes Kuscheln fällt weg oder Kontaktatmung, wenn wir die kleinen Patienten in den Arm nehmen. Auch der Kaffeeklatsch mit den Kollegen fällt weg, unsere Teammeetings finden nun per Skype statt. Es ist schade, dass wir gerade auch mit den Kollegen jetzt auf Abstand gehen müssen.”

Nadja, Kinderkrankenschwester

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„Einige Klienten von uns gehen ein bis zwei mal in die Tagespflege, was aber auf Grund der momentanen Situation nicht wirklich möglich ist. Eine Klientin sagte mir das sie den Gesangskreis so vermisst, also habe ich immer, wenn ich bei ihr gewesen bin, morgens während der Pflege mit ihr zusammen gesungen. Wobei ich sagen muss, ich mache das öfters, gerade bei demenziell veränderten Patienten. Und eigentlich hat es mit dem Thema Corona nichts zu tun. Aber ich glaube, das sind so Kleinigkeiten, die auch den Klienten ein kleines Lichtlein schenken in so einer schweren Zeit. Jetzt gerade muss man oft die Angehörigen ersetzen und den Klienten einfach mal ein bisschen mehr Zeit schenken oder ein Lächeln und ihnen zuhören. Die Familien leben oft weit weg oder können gerade nicht zu Besuch kommen, das heißt, viele ältere Menschen mussten in den letzten Wochen Ostern, Muttertag oder Vatertag alleine feiern. Eine Klientin ist 97 geworden und konnte ihren Geburtstag nicht feiern. Wenn sie traurig sind, dann muss man ihnen signalisieren, dass man zuhört bei dem, was sie auf dem Herzen haben.”

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