Anna Röttele hat im September dieses Jahres ihre Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin abgeschlossen und arbeitet nun als Pflegefachkraft in ihrem Ausbildungsbetrieb in St. Georgen. „Das ist etwas ganz anderes als wenn man währenddessen noch Schule hat – wenn ich jetzt nach Hause komme, habe ich Freizeit und muss nicht noch lernen. Trotzdem fand ich die Ausbildung super – ich war so oft fasziniert, wie der menschliche Körper funktioniert und was es alles zu beachten gibt.“
Zur Altenpflege ist die 20-Jährige ganz zufällig gekommen. „Meine Altenpflegeeinrichtung hat sich damals in meiner Schule vorgestellt und da ich schnell ein Praktikum brauchte, habe ich mich dort gemeldet. Ich hatte es mir ganz anders vorgestellt, eben nur Waschen oder Sachen, die man vielleicht nicht so gerne macht. Und dann habe ich gesehen, dass es eigentlich etwas ganz anderes ist und das Team war so fröhlich – unser Haus ist auch sehr hell und einladend.“
Nach der Woche war für Anna klar, dass ihr die Arbeit als Altenpflegerin Spaß machen würde. „Ich habe gemerkt, dass ich mit älteren Menschen viel besser in Kontakt treten kann, als mit jüngeren, die oft eine Schutzwand haben. Die Älteren liegen mir schon mehr am Herzen. Ich finde es bewundernswert, dass sie einfach so dankbar sind. Bei manchen muss man kaum etwas machen und sie bedanken sich trotzdem. Natürlich gibt es auch Leute, denen man nichts recht machen kann oder die durch ihre Krankheit so wurden. Aber das ist bei uns die Minderheit.“
Uns hat Anna erzählt, wie die Arbeit als Altenpflegerin aussieht und wie ein typischer Arbeitstag im Früh- oder Spätdienst abläuft.
6:00 – 6:30 Beginn des Frühdienstes und Übergabe
Der Frühdienst fängt an und es gibt eine kurze Übergabe – in der Nacht passiert meistens nicht so viel. Wir haben Dauernachtwachen, deshalb habe ich selbst keine Nachtschichten.
6:30 – 8:00 Grundpflege
Morgens sind wir zwei Fachkräfte, zwei Schüler oder Pflegehelfer und dazu noch zwei Alltagsbegleiter, die den größten Teil des Tages da sind. Wir teilen uns auf und jeder macht seine Tour für die Grundpflege der Bewohner. Bei denen, die fit sind, muss ich oft einfach nur den Rücken waschen oder sie wecken und fragen, ob sie Hilfe brauchen. Dann gibt es die, die eine anleitende Grundpflege brauchen, zum Beispiel wenn sie eine dementielle Erkrankung haben. Sie kennen die Abläufe nicht mehr richtig, deshalb helfe ich im Bad und beim Anziehen. Und dann haben wir ein paar, wo wir eine Ganzkörperpflege im Bett machen. Manche haben ein Lagerungsprotokoll, da ist es wichtig, dass wir sie immer wieder drehen, damit keine Wunden entstehen.
8:00 – 9:30 Frühstück
Beim Frühstück besteht meine Arbeit darin, die Medikamente zu verteilen, Blutzucker zu messen und Insulin zu spritzen. Wir haben drei Speiseräume in meinem Wohnbereich und da haben wir den Platz, den Mindestabstand einzuhalten. Sollte es einen Corona-Fall geben, müsste dann natürlich jeder alleine auf dem Zimmer essen.
9:30 – 11:00 Arzttermine und Anleitung der Auszubildenden
Nach dem Frühstück kümmere ich mich um Arzttermine, richte Medikamente und führe mit Ärzten Visiten durch. Wir haben fünf Hausärzte, die an unterschiedlichen Tagen ins Altersheim kommen. Zu einem Hautarzt oder Augenarzt oder zum Röntgen werden die Bewohner meistens von einem Krankentransport oder Taxi gefahren. Ich leite auch die Schüler an und beantworte Fragen. Wenn sie Praxisaufgaben von der Schule haben, sind wir dafür verantwortlich, dass sie das auch proben können. Wenn ich mit dieser Arbeit fertig bin, mache ich eine halbe Stunde Pause.
11:00 – 13:00 Mittagszeit
Vor dem Mittagessen spritzte ich wieder Insulin oder messe Blutzucker. Bei einigen Bewohnern führe ich Toilettengänge durch, damit sie es einfach gewöhnt bleiben.Meistens stehen zwei Gerichte beim Mittagessen zur Wahl und wir gehen die Runde durch und fragen, was die Senioren möchten. Wir bestellen nicht vor, weil dann vergisst jeder, was er bestellt hat und sieht beim Nachbarn etwas, das er lieber will. Manche unterstützte ich oder setze mich zu ihnen. Auch wenn sie zum Beispiel wegen einer Verletzung auf dem Zimmer bleiben müssen, müssen sie nicht nicht alleine essen und können mit jemanden reden. Alleine essen macht ja keinen Spaß.
13:00 bis 14:15 Mittagsruhe und Übergabe an den Spätdienst
Dann ist Mittagsruhe und um 13:00 kommt der Spätdienst. Wir besprechen in der Übergabe, was am Vormittag war oder was man noch erledigen muss. Wenn morgens ein Notfall ist oder jemand verstirbt, schafft man manchmal nicht alles zu erledigen. Einmal im Monat findet auch ein Teamgespräch statt, in dem Konflikte behoben werden können. Wo Menschen zusammenarbeiten, kriselt es eben auch ab und zu.
Um 14:00 ist Schichtende.
14:15 – 16:00 Kaffee und Kuchen, Zeit für die Bewohner
Wenn ich Spätdienst habe, hole ich die Leute zum Kaffeetrinken. Es gibt Kaffee und Kuchen für jeden der möchte – bei älteren Leuten sind die Süßspeisen sehr beliebt.Man hat bei uns auf der Arbeit auch Zeit, sich ein paar Minuten zu den Menschen zu setzen. Ich bin ein Beziehungsmensch – ich rede so gerne mit den Leuten, das macht mir am meisten Spaß an meiner Arbeit als Altenpflegerin. Es gibt auch immer ein Programm, zum Beispiel den Nähnachmittag, einen Stammtisch und oder besondere Feste, sofern sie (wieder) möglich sind.
Wir bereiten dann noch alles für das Abendessen vor und machen Toilettengänge.
16:00 – 17:30 Pause und Abendvorbereitung
Ich mache eine halbe Stunde Pause und danach machen wir schon Essen für Leute, die früher ins Bett gehen. Dann stelle ich auch die Medikamente bereit, damit alles vorbereitet ist.
17:30 – 18:30 Abendessen
Wieder Blutzucker, Insulin und Medikamente verteilen und dann bekommt jeder das Abendessen, dass die Küche nach Wunsch vorbereitet hat. Nach dem Essen bleiben viele noch sitzen und sprechen miteinander.
18:30 – 19:30 Vorbereitung der Schlafenszeit
Jetzt fange ich an, die ersten Leute ins Bett zu bringen. Schlafanzug anziehen, Zähne putzen, manche möchten nochmal gewaschen werden. Jeder hat seine Rituale und die werden beachtet, damit sie sich so wohl wie möglich fühlen.
19:30 – 20:30 Übergabe und Schichtende
Meine Kollegen und ich warten auf die Nachtwache, machen die Übergabe und um halb neun haben wir Schichtende. In meinem Haus gibt es zum Glück keinen Personalmangel – ich habe genug Freizeit, kann mich nach der Schicht erholen und bin sehr zufrieden mit meiner Arbeit als Altenpflegerin.
Protokoll: Friederike Bloch