einfach.jean: Warum Social Media für die Pflege so wichtig ist

Inspiriert von der faszinierenden Welt der Medizin und Pflege, möchte unser Redaktionsteam sich mit Fachkräften austauschen, Perspektiven aufzeigen mit Interviews und Reportagen, um die Vielfalt des Pflegealltags zum Ausdruck bringen.

Kolumnistin und Pflege-Influencerin einfach.jean.


Wir haben einen Fachkräftemangel in der Pflege. Deswegen werden schon seit mehreren Jahren immer wieder neue Modelle ausprobiert, um neue Mitarbeiter in der Pflege zu gewinnen.Doch wir haben einen Generationenwandel. Während wir vor einigen Jahren noch das Internet und die Fachzeitschriften nach Stellenangeboten durchforstet haben, findet eine Stellensuche jetzt überwiegend online statt. Weil es schnell geht und unkompliziert ist. Mit online meine ich aber nicht ausschließlich die Stellenportale im Netz, sondern vor allem auch die sozialen Netzwerke.Und da haben wir, meiner Meinung nach, ein sehr großes Potenzial.



Warum? Wir wollen junge Menschen für den Pflegeberuf begeistern und zwar jene, die noch nicht darüber nachgedacht haben, einen Pflegeberuf zu erlernen. Wir wollen Menschen, die sich für die Pflege interessieren, abholen. Wir wollen zeigen, was Pflege ausmacht und wie Pflege gelebt wird.Die Sozialen Netzwerke sind DAS Mittel, all diese Punkte zu bündeln und nach außen zu transportieren. Und zwar von den Pflegenden selbst. Von den Menschen, die an der Basis sind, die mitreden können, weil sie im aktuellen Geschehen mitwirken.

Dafür brauchen wir aber keine Influencer, die hunderte von Stellenanzeigen teilen und dafür Summe x bekommen. Wir brauchen vielmehr Pflegekräfte, die über ihr eigenes Unternehmen berichten. Die sozialen Netzwerke bieten zunehmend Möglichkeiten, die Pflege anschaulich mit bewegten Bildern zu transportieren. Kliniken und Einrichtungen werden so sichtbar, können zeigen was sie bieten und wie es hinter den Kulissen aussieht. Wenn sich ein Mitarbeiter bei seinem Arbeitgeber wohlfühlt, dann kann er das auch nach außen transportieren und Einblicke in seinen Arbeitsalltag geben – mit dem Ergebnis, dass der Arbeitgeber bei den Menschen, die dies sehen, im Gedächtnis bleibt. Zudem teilen sich Beiträge auf Instagram & Co. leicht und schnell und erreichen so weitaus mehr Menschen, als es eine Stellenanzeige im Print jemals könnte.



Viele Einrichtungen erkennen aber leider nicht, wie sinnvoll und wichtig Influencer aus der Pflege für die Gewinnung von Mitarbeitern sein können. Ich finde, dass jede Klinik und jede Einrichtung einen Social Media Beauftragten haben sollte, also eine Pflegekraft, die sich gut präsentieren kann, die das Unternehmen gut repräsentiert und die in enger Zusammenarbeit mit den Beauftragten der Unternehmenskommunikation steht. Ein gut durchdachtes Konzept mit Plan und Struktur kann für ein Haus ein sehr großer Gewinn sein. Aktuell kämpfen Pflegeblogger & Co. aber alleine, rein aus persönlicher Motivation heraus für einen Beruf, der jeden etwas angehen sollte und erst recht diejenigen, die diese Mitarbeiter beschäftigen. Und es wird aktuell auch etwas unübersichtlich auf dem „Influencer-Markt“.

Die Gefahr ist natürlich immer da, dass sich Mitarbeiter, die sich in einem Unternehmen nicht wohlfühlen, sich öffentlich darüber auslassen über das, was sie bemängeln. Ein Beispiel: Es gab im letzten Jahr eine Klinik, die von Pflegeschülern auf Facebook öffentlich an den Pranger gestellt wurde. Angeblich hatte sie die Schüler als günstige Arbeitskräfte missbraucht und keine Praxisanleitungen gestellt. Solche Posts werfen natürlich kein gutes Licht auf ein Unternehmen.Die Klinik hatte sich dann mit den Schülern zusammengesetzt und es stellte sich heraus, dass sich Azubis aus verschiedenen Ausbildungsstätten auf einer Station befanden, die auch unterschiedliche Ausbildungsinhalte und Ziele forderten. Die Klinik rief dann zu einem Projekt auf, in dem sich alle Beteiligten sehr gut einbringen konnten, um diese Herausforderung gut zu meistern. Das Ergebnis wurde dann sogar veröffentlicht und konnte zeigen, wie wichtig der Klinik die Auszubildenden sind.



Hate Speech wird es immer geben. Die Frage ist doch, wie man damit umgeht und ob es Sinn macht, Hate Speech zu umgehen, indem man auf Sichtbarkeit verzichtet? Nein, es muss vielmehr angefangen werden, sich in den sozialen Netzwerken zu positionieren, um neue Mitarbeiter gewinnen zu können. Denn, wie heißt es so schön: Wer sät, wird auch ernten.

Influencer Marketing in der Pflege ist eine wichtige Möglichkeit, neues Personal zu gewinnen und Menschen für die Pflege zu begeistern. Nicht von heute auf morgen, aber mit dem richtigen Konzept und etwas Geduld bleibt man im Kopf. Denn wer heute überlegt, den Arbeitgeber zu wechseln, erinnert sich vielleicht an einen Social-Media-Auftritt von gestern und muss morgen keine Stellenanzeigen mehr durchforsten.

Also, warum nicht mit einem sozialen Beruf die sozialen Netzwerke stürmen?Ich bin dabei!

Eure Jean

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