Eine Anstellung bei einer Zeitarbeitsfirma kann für Pflegekräfte von Vorteil sein. Wir geben einen Überblick, was Alten- und Krankenpfleger:innen zu Zeitarbeitsfirmen wissen sollten, und Insider-Tipps, mit denen du die richtige Firma für dich findest.
Das Arbeitsmodell der Zeitarbeit ist für viele Pflegekräfte eine Alternative zu einer Festanstellung in einer Klinik oder Pflegeeinrichtung. Zeitarbeit bedeutet, dass du bei einer Zeitarbeitsfirma angestellt bist, die mit Gesundheitseinrichtungen sogenannte Arbeitnehmerüberlassungsverträge schließt und dich an diese „verleiht“. Diese Überlassung ist natürlich an vertragliche Vereinbarungen und gesetzliche Vorgaben (Arbeitnehmerüberlassungsgesetz) gebunden. Und hier ist schon der erste wichtige Punkt, wenn du dich für dieses Beschäftigungsmodell interessierst: Seriöse Zeitarbeitsunternehmen halten sich strikt an diese Regeln und stellen sicher, dass es auch ihre Klienten tun, damit für ihre Mitarbeitenden keinerlei Nachteile entstehen.
Die Reaktionen von Kliniken und Pflegeteams auf Zeitarbeitskräfte fallen unterschiedlich aus. Während manche den Einsatz von Leasingpfleger:innen kritisch sehen, begrüßen andere die zusätzliche Unterstützung, wenn Not am Mann ist. Die Pflegekräfte, die von den Leasingunternehmen entsandt werden, bedeuten oft eine große Entlastung. Oft besteht ein kollegialer Umgang miteinander, da viele Zeitarbeitskräfte regelmäßig in den gleichen Einrichtungen Einsätze haben.
Die Arbeit bei einer Zeitarbeitsfirma kann sich für Pflegekräfte in vielerlei Hinsicht auszahlen. So verdienen sie häufig einen besseren Stundenlohn oder fühlen sich durch die flexible, planbare Arbeit weniger belastet. Dennoch kann man nicht von einem Zeitarbeitsboom in der Pflege sprechen – 2020 waren laut Statistischem Bundesamt rund 23.400 Fachkräfte in der Pflege, Geburtshilfe und im Rettungsdienst in Zeitarbeit beschäftigt. Dies entspricht gerade mal 2 Prozent aller Pflegekräfte. Einige Gesundheits- und Krankenpfleger:innen reduzieren auch ihre Arbeitszeit in der Festanstellung und nutzen die Zeitarbeit als Nebenjob für einen Zusatzverdienst.
Einziges Problem: Viele Alten- und Krankenpfleger:innen kennen diese Vorteile erst gar nicht. Eine interne Umfrage von MEDWING ergab, dass 80 Prozent aller Jobbewerber:innen kein einziges Leasingunternehmen kannten.
Mittlerweile gibt es viele Unternehmen, die auf Zeitarbeit in der Pflege spezialisiert sind. Auch MEDWING findet nicht nur Jobs in Festanstellung für Pflegekräfte, sondern bietet auch die Möglichkeit zur flexiblen Arbeit und die oben genannten Vorteile. Was eine gute Pflege-Zeitarbeitsfirma ausmacht, haben wir unseren MEDWING-Kollegen Dennis Michaelis, Head of Temporary Germany, gefragt. Er verantwortet das gesamte Deutschlandgeschäft von MEDWING für die Zeitarbeit bzw. Arbeitnehmerüberlassung und weiß, worauf es für Altenpfleger:innen und Krankenpfleger:innen bei der Suche nach der besten Leasingfirma ankommt.
Es ist generell gut, bei Kolleg:innen oder Freund:innen aus der Pflege nachzufragen, ob sie eine Zeitarbeitsfirma empfehlen können. Die Chance, eine ehrliche Antwort zu bekommen, ist hoch. Vor allem, weil man die Person besser einschätzen und die Meinung einordnen kann. Pflegekräfte, die Erfahrungen mit Zeitarbeitsfirmen haben, können gut beurteilen, ob dort faire Löhne gezahlt werden und Wertschätzung und Arbeitsbedingungen stimmen.
Bewertungsportale sind oft so eine Sache. Sie sind sinnvoll, aber frustrierte Arbeitnehmer lassen hier gerne mal Dampf ab. „Mit negativer Kritik sollte man daher vorsichtig umgehen. Ganz einfach, weil man selten das Bedürfnis hat, sich mitzuteilen, wenn etwas positiv ist. Wenn mich etwas aber aufregt, lasse ich es schneller raus. Bedingt der gesellschaftlichen Entwicklung wird eher schneller anonym ,gemeckert'", meint auch Dennis Michaelis.
Allerdings sollten einen auch zu viele positive Bewertungen stutzig machen. „Es gibt tatsächlich Unternehmen, die gehen rechtlich gegen jede negative Kritik vor und lassen diese mitunter löschen", warnt Michaelis. Seriöse Zeitarbeitsfirmen lassen hingegen auch negative Bewertungen online stehen. Sein Tipp: Lieber mehrere Portale miteinander vergleichen und vor allem immer auf die Antworten der Unternehmen achten, wie diese mit Kritik und Lob umgehen. Das sei, so Michaelis, viel aussagekräftiger, als einzelne Lobeshymnen.
Der Interessenverband deutscher Zeitarbeitsunternehmen (iGZ) hat einen Kodex herausgegeben, der verbindliche Standards und Handlungsgrundsätze beinhaltet, zu denen sich die Zeitarbeitsfirmen ihren Mitarbeitern gegenüber verpflichten. Das bedeutet, dass sie sich zum Beispiel verpflichten, nach Tarifvertrag zu bezahlen, ihre Mitarbeitenden gut und fair zu betreuen sowie feste Arbeitsverträge anzubieten.
Üblicherweise ist es der Homepage zu entnehmen, ob sich die Leasingfirma diesem Kodex verpflichtet hat. Auch der generelle Code of Conduct, also der Verhaltenskodex eines Unternehmens, sagt viel darüber aus, welche Werte dem potentiellen Arbeitgeber wichtig sind, wie zum Beispiel Diversität und Inklusion. Dieser Kodex ist transparent und ebenfalls meist auf der Website einzusehen.
Die meisten Dienstleister im Leasingbereich sind Mitglied in einem der großen Zeitarbeitsverbände wie BAP oder iGZ. Das bedeutet, dass sie sich automatisch dem Ethik-Kodex verpflichtet haben. Michaelis rät generell davon ab, bei einem Unternehmen zu starten, das kein Mitglied in einem dieser Verbände ist.
Was viele nicht wissen: Arbeitnehmer, die für ein Zeitarbeitsunternehmen arbeiten, haben die gleichen Rechte wie Mitarbeitende, die direkt bei einem Unternehmen angestellt sind. Das gilt in der Pflege ebenso wie in allen anderen Branchen.
Laut Arbeitnehmerüberlassungsgesetz muss zwischen der Zeitarbeitskraft und dem Dienstleister, also dem Unternehmen, eine arbeitsvertragliche Beziehung bestehen. Das heißt, sie sind bei Voll- oder Teilzeitbeschäftigung sozialversicherungspflichtig angestellt, haben einen Kündigungsschutz und erhalten zumeist einen unbefristeten Arbeitsvertrag mit Renten-, Kranken-, Arbeitslosen-, Pflege- und Unfallversicherung.
Ähnlich verhält es sich bei Personen in Nebenjobs, den sogenannten 450-Euro-Jobs. Sie werden meist auch unbefristet eingestellt und unterliegen damit einem Kündigungsschutz. Bei seriösen Unternehmen sollte man sich daher keine Sorgen machen müssen. Negative Beispiele, wie der Fall Schlecker, als festangestellte Mitarbeiter in Zeitarbeitsverträge mit schlechteren Bedingungen gedrängt wurden, gehören laut Michaelis, der Vergangenheit an. Durch die sogenannte „Drehtürklausel" ist diesem Missbrauch ein Riegel vorgeschoben.
Gute Zeitarbeitsfirmen nehmen sich für Bewerber:innen Zeit, helfen beim Lebenslauf oder geben weitere Karrieretipps. „Man sollte vorsichtig sein, wenn nur rasch eine generelle Checkliste abgefragt wird", erklärt Michaelis. Ansonsten rät er allen Pflegekräften, von sich aus viele Fragen zu stellen. „Wer fragt, der führt", so Michaelis. Von Vorteil ist es auch, wenn die Ansprechpartner:innen in der Firma selbst aus der Pflege stammen. Sie verstehen die Beweggründe und Wünsche der Krankenpfleger:innen und Altenpfleger:innen noch besser.
In der heutigen Arbeitsmarktsituation verhält es sich so, dass sich Pflegekräfte meistens das Unternehmen aussuchen können - und nicht umgekehrt. Prinzipiell gilt: Man darf als Bewerber:in durchaus fragen, was das Unternehmen zu bieten hat und warum man dafür arbeiten sollte.
Ein wichtiger Punkt ist übrigens auch die genaue Stellenbeschreibung der Jobs. Diese sollte immer konkret sein. Manche Zeitarbeitsfirmen haben gar keine konkreten Jobs zu vergeben, sondern wollen nur einen Pool an Mitarbeiterkontakten aufbauen, den sie dann irgendwann mal in der Zukunft anbieten können. Also, Finger weg von ungenauen und sehr allgemeinen Stellenbeschreibungen. Weiterhin sollte die Firma eine ausreichend große Klientenliste haben, um Pflegekräfte problemlos vermitteln zu können, ohne dass sie beispielsweise lange Fahrtwege auf sich nehmen müssen.
Mögliche Zusatzleistungen einer Zeitarbeitsfirma sind zum Beispiel eine betriebliche Altersvorsorge oder Weiterbildungen. Letzteres ist ein ganz wichtiger Punkt, denn in vielen Pflegeberufen gilt die jährliche Fortbildungspflicht. Sprich, die Qualifikation in der Pflege muss fortlaufend aktualisiert werden, um eine gute Versorgung der Patient:innen zu garantieren. MEDWING-Pflegekräfte haben beispielsweise Zugang auf über 400 anerkannte Fachfortbildungen und erhalten viele weitere Vorteile in der MEDWING-Community.
Auch Schutzmaßnahmen wie Schutzbekleidung gelten als Zusatzleistung. Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie sind sie ein wichtiger Punkt. „Im ländlichen Bereich sind auch der Ersatz von Fahrtkosten oder ein Dienstwagen, der zur Verfügung gestellt wird, wichtige Zusatzleistungen von Leasingfirmen, die Pflegekräfte unter gewissen Bedingungen einfordern können”, so Michaelis.
Mit deinem Bauchgefühl liegst du oft richtig. Hast du bei einer Firma ein komisches Gefühl, zum Beispiel, weil es an der Kommunikation hakt, du länger niemanden erreichst oder die Versprechen unrealistisch klingen, entscheide dich lieber für eine andere.
Bei fairen Unternehmen stehst du im Mittelpunkt – dies spiegelt sich zum Beispiel auch in regelmäßigen Mitarbeiterevents und einer allgemeinen transparenten und wertschätzenden Atmosphäre wider. Seriöse Leasingfirmen versuchen auch nicht, Pflegekräfte aggressiv abzuwerben oder mit Prämien zu locken.
Nicht zuletzt sollte die Firma digital auf der Höhe der Zeit sein. MEDWING entwickelte beispielsweise die „MEDWING Flex“-App, mit der die MEDWING-Pflegekräfte ganz einfach Verfügbarkeiten und Urlaubswünsche angeben sowie Stundenzettel hochladen können und alle Informationen zu ihren Einsätzen auf einen Blick haben.
Du bist unzufrieden mit deinem aktuellen Arbeitgeber oder möchtest mehr Kontrolle über deine Arbeitszeiten in der Pflege? Personalleasing könnte eine Alternative für dich sein. Es kombiniert die Vorteile einer Festanstellung und einen unbefristeten Arbeitsvertrag mit den Freiheiten von flexibler Arbeit. Wenn du dich für flexible Arbeitsmodelle in der Pflege interessierst und unsere Tipps beachtest, wird es dir nicht schwerfallen, die beste Zeitarbeitsfirma für dich zu finden.
Julia Wagner & Friederike Bloch