Was haben Rihanna, Taylor Swift und eine 24jährige Hebamme aus Irland gemeinsam? Sie zierten alle in diesem Jahr das Cover der „Vogue”. Die britische Ausgabe der international renommierten Modebibel widmet ihren Juli-Titel drei systemrelevanten Frauen: eine Lokführerin, einer Supermarkt-Assistentin – und einer Hebamme. Ein besonderer Augenblick, wenn man bedenkt, dass normalerweise Models, Schauspielerinnen oder Royals in Designerklamotten und mit sorgfältigem Make-up und Hairstyling das Titelbild dieser Modezeitschrift schmücken.
Tatsächlich war für Make-up oder Umziehen keine Zeit, wie Hebamme Rachel Millar, im Interview mit der BBC verriet. Die Irin hatte eine ganz normale Schicht im Homerton Krankenhaus in London, kam gerade aus einem Entbindungszimmer, um alles für eine Epiduralanästhesie vorzubereiten, als der „Vogue”-Fotograf für das Magazin auf den Auslöser drückte. Sie wusste nicht mehr, als dass ein paar Fotos bei der Arbeit gemacht werden sollten. Jetzt ist sie auf einen Schlag bekannt.
Zehn Tage lang fuhr Fotograf Jamie Hawkesworth für die Titelgeschichte durch London – nur mit seinem Rad, einer Maske und seiner Kamera ausgestattet, um aus angemessener Distanz Augenblicke in der britischen Hauptstadt festzuhalten. Sein Motiv: Menschen, die aufgrund ihres Jobs oder ihres Engagements anderen in Zeiten der Corona-Pandemie helfen und so das Leben in der Metropole aufrechterhalten.
Warum es zu diesem ungewöhnlichen Foto kam, erklärt „Vogue”-Chefredakteur Edward Enninful auf vogue.com so: „Dieses Kapitel in der Geschichte hat dazu geführt, dass die Gesellschaft ihr Augenmerk auf Menschen gerichtet hat, die normalerweise nicht im Rampenlicht stehen. Wir bei ,Vogue' sind vielleicht nicht berühmt dafür, jedes Detail unseres Alltagslebens einzufangen, aber wir füllen unsere Seiten mit gelebten Erfahrungen – Freude, Trauer und Drama – wenn auch vor allem im Zeichen der Mode. Wir werden das weiterhin tun, aber dieser Moment hat auch nach etwas besonders Wichtigem verlangt: Einem Moment der Danksagung.”
Und auch Rachel Miller findet im BBC-Interview berührende Worte, um die Wichtigkeit dieser Titelgeschichte zu beschreiben: „Ich hoffe wirklich, dass dies alle Menschen inspiriert und sie wissen lässt, dass egal, welchen Job sie machen, sie etwas bewirken können. Viel zu viele Menschen tun ihren Job als unwichtig ab”.
Julia Wagner