Meditation to go – Ruhe finden, auch wenn man in Bewegung ist

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Meditieren und Bewegen – ist das nicht ein Widerspruch in sich? Dabei muss Meditation nicht immer gleichbedeutend mit körperlichem Stillstand sein. Die uralte Praxis der Gehmeditation wird bis heute im Buddhismus praktiziert – und das mit Erfolg.Insbesondere im Pflegealltag kann diese Praktik, bei kurzen oder langen Wegen, Ausgleich schaffen.

Was ist Gehmeditation?

Gehmeditation kombiniert die klassische Praktik mit der Bewegung an sich. Ziel ist es, den Moment zu nehmen, wie er ist. Zu sein, wer man ist und sich auf wenige Sachen zu konzentrieren. Es ist sogar zu schaffen, keine klaren Gedanken zu fassen. Dabei aber nicht, wie üblich, ruhig zu sitzen. Die Gehmeditation soll es ermöglichen, selbst in einer unruhigen Umgebung Stille zu finden.

Wie entstand die Gehmeditation?

Noch heute wenden Nonnen und Mönche die Praktik der Gehmeditation an, die aus dem Glauben an den Theravada-Buddhismus gründen. Dieser gilt als älteste Form des Buddhismus, deren Ursprünge bis auf Buddha selbst zurückzuführen sind. Die Mönche werden dementsprechend Bhikku und die Nonnen Bhikhuni genannt, deren Bezeichnungen an das Wort “Bettler” angelehnt sind.

Bhikku und Bhikhuni dürfen als Anhänger des Theravada-Buddhismus nur wenige Gegenstände besitzen, die außerdem der Praktik des Glaubens dienlich sind. Sie verfügen über keine eigenen finanziellen Mittel und müssen sich ihren Bedarf an Nahrung oder Gütern von der Bevölkerung erbitten. Während ihrer Almosengänge schweigen die Mönche, sie sind in sich gekehrt und meditieren.

Für wen ist diese Praktik geeignet?

Grundsätzlich kann die Gehmeditation von jedem angewandt werden. Sie eignet sich insbesondere für all diejenigen, die nicht lange still sitzen können. Alle, die aus Gründen der eigenen Unruhe, des Zeitmangels, der Hektik heraus, keine Möglichkeiten zur Meditation finden, bietet diese Praktik eine Alternative. Sie schlägt einen anderen Weg zur Entspannung ein. Für alle, die beim Gehen eingeschränkt sind – die Meditation kann auch in Kombination aus Bewegung, Sitzen und Stehen geschehen. Die einzige Vorgabe ist das Ziel: Ruhe finden.

Das Ziel der Gehmeditation

Das Bewusstwerden über das gegenwärtige Tun und Sein, ist Sinn dieser Übung. Hier ist sprichwörtlich der Weg das Ziel. Die Erkenntnis darüber, dass es ist, wie es ist, bringt uns manchmal schon zu uns selbst.

Wie man im Gehen meditieren kann

Bewegung ist die Komponente, Meditation das Wesentliche. Im Grundlegenden sollten wir also versuchen, uns weiterhin so zu verhalten, wie wir für gewöhnlich auch sind. Beobachte still und ohne Wertung, deinen Gang und deine Atmung – als klassischer Vorgang, wie als würdest du auch im Sitzen meditieren. Umso monotoner der Gang und umso stärker Bewegung und Atmung in Einklang sind, desto leichter ist es, sich auf die eigenen Gedanken zu konzentrieren. Doch nicht jeder lässt seine Arme parallel zu seinen Schritten ausschweifen und nicht jeder läuft gern langsam, nur um in eine ruhige Atmung zu finden. Wie im Vorigen bereits beschrieben, ist schlussendlich relevant, in sich Ruhe zu finden. Wie wir das erreichen, bleibt uns selbst überlassen. Passe dich dir selbst an und dem Augenblick, in dem du dich befindest.

Was beschäftigt dich gerade? Ein Gefühl an etwas oder jemanden? Ein Gedanke an eine ganz bestimmte Sache? Suchst du die Antwort auf eine Frage? Dann nutze die Meditation, um an die Gefühle zu gelangen, die Antriebe, die Hemmungen, die deinen Kopf beherrschen. Die dir Fragen stellen, dir Konfrontationen bieten, dich an bestimmte Dinge denken lassen. Vergegenwärtige dir deine Emotionen und beginne zu Laufen. So schnell oder langsam, wie du willst und lass alles, was dir begegnet oder in den Sinn kommt auf dich wirken. Lass alles zu, was in dir aufkommt, ohne es zu greifen. Versuch dabei Entspannung zu finden und Energie zu schöpfen. Beende die Übung erst dann, wenn du das Gefühl hast, dich nicht länger konzentrieren zu können oder wenn Du Einklang finden konntest.

Achtsamkeit ist natürlich auch hier Ausgangspunkt der Übung. Sei dir des Augenblicks bewusst – fühle den linken Fuß, den rechten Fuß. Spüre den Boden unter deinen Füßen. Wo gehst du? Fühlst du Sand? Fühlst du weichen Waldboden? Oder ist es doch Beton? Du kannst auch Barfuß laufen, wenn du magst, doch das geht natürlich nicht überall. Daher stellt sich die Frage, wo überhaupt Gehmeditation ausgeübt werden kann?

Wo sich die Gehmeditation praktizieren lässt

Überall wo du gerade bist, kannst du im Gehen meditieren. Gehst du zu Fuß zur Arbeit oder auch nach Hause? Dann nutze diese Zeit, um in dir Kraft zu schöpfen und dich dir selbst zu widmen. Gehst du zu Fuß zum Einkaufen? Triffst du dich am Nachmittag mit einer Freundin auf einen Kaffee? Gehst du zum Fitnessstudio oder mit deinem Hund spazieren? Wohin auch immer dich deine Ziele führen, kannst du den Weg zur Gehmeditation nutzen.

Mit etwas Übung gelingt es dem ein anderen sogar in der Großstadt im Gehen zu meditieren – umgeben von Hunderten von Menschen, dem Straßenlärm und grellen Lichtern. Hauptsache, man ist am Ende und im Moment bei sich angekommen.

Silke Deschamps

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