Silke Wüstholz erklärt dir hier, wie du es schaffst, trotz Stress, Erschöpfung und Unterbesetzung eine positive Einstellung zu deinem Beruf zu behalten und Spaß im Pflegejob zu haben.
Der „Spaß“ hat viele Facetten und lässt sich nicht auf bestimmte Bereiche einschränken. Nichtsdestotrotz hat man sicher häufig das Gefühl, dass einem der Spaß am Pflegeberuf vergehen könnte. Doch was bedeutet „Spaß“ überhaupt und kann man generell Spaß auf oder an der Arbeit haben? In der offiziellen Definition lt. Duden bedeutet Spaß „Freude, Vergnügen, das man an einem bestimmen Tun hat“. Sie werden einwenden, dass der Spaß ins Freizeitleben gehört und in einem so ernsthaften Beruf, wie dem der Pflege, nichts zu suchen hat. Schließlich geht es um kranke Menschen, um tägliche Grenzsituationen, um Schmerz und um Leid. Wie soll man dabei an Spaß denken oder gar welchen haben?
Im umgangssprachlichen Gebrauch wünschen wir uns recht oft „viel Spaß“, beispielsweise wenn Sie sich zu Hause von Ihrer Partnerin zur Arbeit verabschieden, wünscht Sie Ihnen sicher auch immer wieder „Viel Spaß bei der Arbeit“.
Was steckt hinter diesem Wunsch? Es wird Ihnen eine gute Zeit gewünscht. Zeit, in der Sie Freude an dem haben, was Sie machen. Zeit, in der Sie interessante Begegnungen und positive Erlebnisse haben sollen.
Wie reagieren Sie darauf, wenn Ihnen jemand viel Spaß bei Ihrer Pflegetätigkeit wünscht? Spüren Sie Frust, weil Sie keinen Spaß und keine Freude mehr in Ihrem Berufsalltag erleben? Reagieren Sie gar empört, weil Sie ohnehin keinen guten Arbeitstag mehr für sich erwarten? Hier stellt sich doch die Frage, wieso der Pflegeberuf heutzutage häufig so negativ konnotiert ist und wie wir es schaffen, gerade in diesem Beruf wieder mehr Spaß zu empfinden?
Viele Pflegende neigen dazu, viel Energie damit zu verbrauchen, sich am schlechten Gesundheitssystem zu erschöpfen. Sie ärgern sich schon vor Schichtbeginn über die äußeren Bedingungen und über all die Arbeit, die vor ihnen liegt und kaum zu bewältigen scheint. Meistens gibt es im Kollegium eine Einigkeit darüber, dass alles schlimm ist. Man freut sich direkt zum Arbeitsbeginn auf den Feierabend, dass bald freies Wochenende ist und der nächste Urlaub naht.
Es stimmt, dass die Arbeitsbedingungen in der Pflege oft von einem optimalen Status weit entfernt sind. Arbeiten im Gesundheitswesen erfordert viel Durchhaltevermögen und Willensstärke und bringt Sie häufig an Ihre persönlichen Grenzen. Am Gesundheitssystem können Sie als Einzelperson kurzfristig jedoch wenig verändern. Worauf Sie hingegen einen großen Einfluss haben, ist die tägliche Gestaltung Ihres Arbeitstages und das Klima in Ihrem Team.
Was können Sie mit der negativen Sichtweise an Ihrem Arbeitsalltag verbessern? Wem nützt es, wenn Sie Ihren Blick auf all das richten, was nicht gut ist?
Folgende Tipps und Gedankenanregungen können Ihnen helfen, wieder mit einer positiveren Einstellung zur Arbeit zu gehen und damit möglicherweise auch Ihre Kolleginnen und Kollegen mit Ihrer positiven Energie anstecken:
Überlegen Sie sich, welche Faktoren eine tragende Rolle spielen, damit Sie mehr Spaß auf der Arbeit haben. Inwieweit können Sie diese Faktoren beeinflussen? Häufig müssen Sie sich aktiv dazu entscheiden, aus Ihrem „Alltagstrott“ auszubrechen und zu versuchen, Ihren Tag so positiv wie möglich zu gestalten. Wenn Sie keine Verbesserungsmöglichkeiten sehen, müssen gegebenenfalls auch radikale Entscheidungen getroffen werden, wie beispielsweise die Einrichtung zu wechseln.
Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Atmosphäre und das Miteinander im Team eine tragende Rolle im Hinblick auf den wahrgenommenen Spaß auf der Arbeit spielen. Gerade im Pflegeberuf verbringt man einen Großteil der eigenen Zeit mit den Kolleginnen und Kollegen und teilt mit ihnen oft prägende Erlebnisse. Ein starker Teamzusammenhalt und ein gelungenes Miteinander sind im stressigen Pflegealltag essenziell.
Natürlich ist das „perfekte Team“ nicht immer gegeben, vor allem weil es in einem Team diverse Persönlichkeitstypen gibt. Den eher extrovertierten Typen fällt es meist leichter, ihre Freude nach außen sichtbar zu machen und sie sind oft für einen auflockernden Spruch zu haben. Introvertierte haben auch Spaß, zeigen das jedoch nicht unbedingt nach außen. Wenn man nun gedanklich die Zusammensetzung des eigenen Teams durchgeht, stellt man fest, dass es Kolleginnen und Kollegen gibt, auf die man sich mehr freut, als auf andere Konstellationen. Das kann zum Beispiel genau daran liegen, dass Ihnen mit manchen der Arbeitstag wesentlich mehr Spaß und Freude bereitet, als mit anderen. Wir Menschen mögen es lieber, uns in einer positiven Atmosphäre zu bewegen. Eine Atmosphäre, in der lachen erlaubt ist und in der man auch zusammen Spaß haben kann.
Achten Sie in den kommenden Wochen darauf, ob Sie sich in Ihrem Team wohl und unterstützt fühlen. Wie wird mit Stresssituationen umgegangen und wie beurteilen Sie den Zusammenhalt unter Ihren Kolleginnen und Kollegen? Wenn Sie merken, dass Sie sich in Ihrem Team nicht wohlfühlen und regelmäßig mit einem schlechten Gefühl auf der Arbeit erscheinen, sollten Sie aktiv überlegen, das Team zu wechseln. Sie tragen die Verantwortung für sich selbst und haben die Möglichkeit, etwas an Ihrer Situation zu verändern.
Für Ihr eigenes Wohlbefinden und Ihre Gesundheit sind Sie allein verantwortlich. Um langfristig gesund zu bleiben, spielen der Spaß und die Freude auf der Arbeit eine wichtige Rolle und beides sollte gerade im Pflegealltag vorhanden sein.
Natürlich kann man nicht immer gute Tage haben, das ist klar. Aber je mehr gute Arbeitstage Sie haben, desto mehr Spaß und Lebensfreude empfinden Sie und umso leichter wird Ihnen die Arbeit von der Hand gehen. Nicht zuletzt arbeiten wir selbst doch auch lieber mit optimistischen und positiven Menschen zusammen.
Starten Sie in den kommenden Tagen einen kleinen Selbstversuch. Schauen Sie die Menschen, denen Sie täglich begegnen, bewusst an und lächeln Sie ihnen aktiv zu. Achten Sie genau darauf, ob sich für Sie und die Anderen dadurch konkret etwas verändert.