Arbeitest du im Schichtdienst und kannst wegen der Schwankungen in deinem Schlafrhythmus schlecht ein- und durchschlafen? Nimmst du die Erlebnisse von deiner Station mit nach Hause und liegst abends deshalb lange wach? Wir verraten dir fünf pflanzliche Mittel gegen Schlafstörungen und wie du sie anwendest.
Wechselnde Schichten und regelmäßige Nachtwachen machen Pflegekräften zu schaffen. Gelegentlichen Schlafentzug kann unser Körper locker wegstecken. Wird Schlafmangel aber zum Dauerzustand, solltest du handeln. Denn deine Gesundheit leidet, wenn du dich nicht nur ab und zu schlaflos im Bett herumwälzt, sondern mehrere Nächte über einen längeren Zeitraum. Experten sprechen von einer Schlafstörung, wenn du innerhalb von vier Wochen mindestens dreimal schlecht ein- oder durchschlafen konntest. Die Folgen: Immunsystem und Konzentrationsfähigkeit leiden, dein Stresslevel steigt, du bist weniger belastbar und wichtige Regenerationsprozesse im Körper können nachts nicht stattfinden.
Um besser zu schlafen, musst du aber nicht gleich zu verschreibungspflichtigen Medikamenten greifen. Viele pflanzliche Hausmittel verschaffen unfreiwilligen Nachteulen seit Jahrtausenden friedlichen Schlaf. Sie machen, anders als Medikamente wie Benzodiazepine, nicht abhängig, sondern unterstützen deinen Körper auf sanfte Weise dabei, besser zu schlafen und morgens entspannt aufzuwachen.Welche bekannt für ihre schlaffördernde Wirkung sind und wie du sie einnimmst, haben wir für dich zusammengetragen. Wir wünschen süße Träume!
Baldrian ist die Heilpflanze schlechthin, wenn es darum geht, Schlafstörungen den Kampf anzusagen. Bereits die alten Griechen wussten um seine positiven Effekte. Inzwischen wurde die Wirksamkeit der krautigen Pflanze aber auch durch wissenschaftliche Studien belegt.
Baldrian wird zu Recht als Superstar unter den Heilpflanzen gefeiert. Das Kraut verspricht nicht nur Abhilfe bei Schlafproblemen, sondern auch bei Nervosität, Konzentrationsschwierigkeiten, einem nervösen Magen und Stress.
Der Grund für die vielen Vorteile von Baldrian sollen seine ätherischen Öle sein. Sie verhindern den Abbau des Nervenbotenstoffes Gamma-Aminobuttersäure, der für seine beruhigende Wirkung im Körper bekannt ist. Dieser Botenstoff fungiert also quasi als Schutzschild für die Nerven, da er ein wichtiger Gegenspieler von Stress ist.
Baldrian ist rezeptfrei in Apotheken und in Drogerien in vielen verschiedenen Darreichungsformen erhältlich. Neben Dragées, Kapseln, Tropfen, Flüssig- und Trockenextrakten kannst du Baldrian auch in Form von Tees zu dir nehmen oder vorm Schlafengehen bei einem Wannenbad von den ätherischen Ölen profitieren.
Wichtig: Bei der Einnahme dieses Helfers aus der Naturheilkunde ist ein wenig Geduld gefragt. Baldrian entfaltet seine volle Wirkung erst nach circa zwei Wochen – durchhalten lohnt sich also definitiv.
Die häufigsten Gründe für schlaflose Nächte sind Stress und kreisende Gedanken, die zu ständiger Unruhe und Nervosität führen. Wahrscheinlich nimmst du das ein oder andere Erlebnis aus deinem Pflegealltag mit nach Hause, das dich um den Schlaf bringt. Die Blätter und Stängel der Passionsblume können dich dabei unterstützen, besser zu schlafen und den belastenden Kreislauf aus negativen Gedanken zu durchbrechen. Die oben genannte Gamma-Aminobuttersäure (GABA) spielt auch bei diesem Beruhigungsmittel aus der Natur eine große Rolle. Nimmst du die Extrakte der Passionsblume ein, wird GABA ausgeschüttet, was dafür sorgt, dass negative Reize nicht an deine Nerven andocken. Außerdem wirst du im Alltag stressresistenter und kannst besser wegstecken, wenn’s auf deiner Station mal wieder rund geht.
Präparate mit Passionsblume gibt es als Tabletten und Dragées oder in Tropfenform in Apotheken und Drogerien. Auch als Teemischung – dann aber mit geringerem Wirkmechanismus – kann die ‚Arzneipflanze des Jahres 2011‘ zeigen, was sie drauf hat. Je nach Form und Dosierung tritt die volle Wirkung schon nach ein paar Stunden ein.
Fühlst du dich schlapp und ausgelaugt, weil auf deiner Station mal wieder nichts ohne dich geht? Hast du vielleicht sogar Doppelschichten geschoben und bist für Kolleg:innen eingesprungen? Kein Wunder, dass deine Gedanken Achterbahn fahren und Ruhe sich für dich wie ein Fremdwort anhört. Schläfst du dadurch schlecht, könnte dir die Einnahme von Produkten mit Zitronenmelissenextrakt helfen. Deren lindernde Wirkung bei Anspannung, Unruhe, Ängstlichkeit und Schlafproblemen ist inzwischen sogar wissenschaftlich belegt worden.
Um in stressigen Phasen gegen deine innere Unruhe anzukämpfen, hattest du vielleicht schon mal einen Melissentee in der Hand. Keine schlechte Idee, um zwischendurch im Pausenraum kurz durchzuatmen. Statt eines Fertigbeutels solltest du aber getrocknete Melisse für die Zubereitung des Tees nutzen – entweder aus dem eigenen Garten oder aus der Apotheke sowie dem Drogeriemarkt. Übergieße diese mit heißem Wasser und lasse sie etwa 20 Minuten abgedeckt ziehen. Übrigens ist die Tasse „Gute Nacht-Tee“ im Bett ein schönes Ritual vorm Schlafengehen, um dem Körper zu signalisieren, dass er jetzt entspannen darf.
Noch besser als natürlicher Schlafhelfer wirkt Zitronenmelisse in Form von Tabletten, Kapseln und Dragées. Denn ihre Wirkung kann die Pflanze am besten im Mix mit anderen Substanzen wie Magnesium und Passionsblume entfalten, die in vielen freiverkäuflichen Kombi-Präparaten enthalten sind.
Denkst du bei Lavendel auch an einen warmen Sommertag und blühende Felder in der Provence? Kannst du die intensiv-aromatische Note der lila Blüten förmlich riechen? Dann hast du dein Stresslevel bereits bei diesem Gedanken ein bisschen gesenkt. Dem beruhigenden Effekt von Lavendel auf die Psyche haben sich auch Forscher:innen schon gewidmet. Grund für die entspannende, stresslösende und schlaffördernde Wirkung soll laut einer Studie der Kagoshima Universität der im Lavendelöl vorkommende Alkohol Linalool sein.
Um deinen Schlaf zu verbessern, kannst du einfach ein kleines Säckchen oder eine aussortierte Socke mit getrockneten Lavendelblüten füllen, zuknoten und neben dein Kopfkissen legen – dann tief einatmen und selig wegschlummern.Lavendeltee kann deinen Schlaf ebenfalls fördern und dir dabei helfen, von den Erlebnissen aus deinem Pflegealttag abzuschalten. Übergieße dafür etwa zwei Teelöffel Lavendelblüten mit kochendem Wasser und lasse den Tee zehn Minuten abgedeckt ziehen.
Entspannende Wirkung entfaltet auch ätherisches Lavendelöl, das du entweder zum Schlafen auf die Schläfen oder Handgelenke auftragen oder in ein warmes Wannenbad geben kannst. Alternativ kannst du zu Kapseln, Dragées oder Tabletten greifen. Diese sind meistens mit hochdosiertem Lavendelöl-Extrakt gefüllt und können dich ebenfalls beim Schlummern unterstützen.
Der Klassiker bei Magen-Darm-Beschwerden kommt auch bei Schlafstörungen groß raus. Grund dafür ist der in den Kamillenblüten enthaltene sekundäre Pflanzenstoff Apigenin, der die Nervenzellen beruhigt und dadurch das Ein- und Durchschlafen erleichtern soll. Forscher:innen zufolge enthalten Kamillenblüten sogar die gleichen Wirkmechanismen wie Benzodiazepine – verschreibungspflichtige Medikamente gegen Schlafprobleme und Angstzustände. Bevor du also zur Chemiekeule greifst, probiere es einfach mal mit einem Kamillentee.
Übergieße einen Esslöffel getrocknete Kamillenblüten mit heißem Wasser und lasse ihn ein paar Minuten ziehen. Achte beim Kauf darauf, die sogenannte Echte Kamille zu wählen oder kaufe den Tee rezeptfrei in der Apotheke, wo er auf seinen korrekten Wirkstoffgehalt geprüft wurde. Andere Präparate oder Beuteltee enthalten nicht die ausreichende Wirkstoffmenge. Alternativ kannst du Kamillenblüten als Kapseln oder in Form von Tabletten mit Trockenextrakt einnehmen.
Um deinem Körper die bestmögliche Erholung zu bieten sowie ausgeschlafen und konzentriert in deinen Pflegejob zu starten, gibt es zahlreiche und vor allem sanfte Möglichkeiten. Das Beste an pflanzlichen Schlafhelfern: Sie haben keine Nebenwirkungen. Doch bitte beachte: Fühlst du dich stark überlastet, kämpfst mit wiederkehrenden Gedankenspiralen und Grübeleien oder kannst über einen langen Zeitraum nicht gut schlafen, hole dir Rat bei deinen Ärzt:innen und lasse dich gründlich durchchecken. Nur so findest du heraus, ob deine Schlafprobleme harmlos sind oder du vielleicht unter einer behandlungsbedürftigen Angststörung oder Depression leidest.
Katharina Klein