Der Schichtdienst geht an die Substanz. Ein geregelter Tagesablauf mit Familie und Privatleben ist für viele Kranken- und Altenpfleger:innen kaum möglich. Wochenenddienste, Arbeiten an Feiertagen, Überlastung und Dauerstress. Aber die Arbeit auf Station ist nicht deine einzige Option. In diesem Artikel erfährst du, welche Jobs ohne Schichtdienst Gesundheits- und Krankenpfleger:innen offenstehen.
Du liebst deinen Job. Aber die Rahmenbedingungen lassen sich nicht mehr mit deinem Privatleben vereinbaren? Die Klinik zu wechseln bringt vermutlich wenig. Der Schichtdienst lässt sich kaum vermeiden, wenn Patienten rund um die Uhr versorgt werden müssen.
Eine Möglichkeit ist die Zeitarbeit. Hier ist der Vorteil, dass du deine Dienstpläne frei gestalten kannst. Wenn du als Kranken- bzw. Altenpfleger:in nicht im Nachtdienst oder am Wochenende arbeiten willst, musst du dies also nicht. Doch flexible Arbeitsmodelle sind nicht für jeden etwas. Deswegen wollen wir dir hier Jobalternativen für Gesundheits- und Pflegefachkräfte vorstellen, bei denen du einen geregelten Tagesablauf hast – ganz ohne Schichtdienst.
Durch Weiterbildungen kannst du dich für andere Fachbereiche qualifizieren, deinen Arbeitsort wechseln oder in die Selbstständigkeit durchstarten. All diese Bereiche der Pflege kommen ohne Schichtdienst aus. Eine Weiterqualifizierung ist vor allem sinnvoll, um die wegfallenden Zuschläge für Schicht- und Wochenenddienste zu kompensieren und beim Gehalt nicht zurückzustecken.
Fachweiterbildungen sind staatlich geregelt und staatlich anerkannt. Nach dem Bestehen der Prüfung führst du eine geschützte Berufsbezeichnung wie „Fachkraft für den Endoskopie- und Operationsdienst“ oder „Fachkraft für Dialyse“.
Eine Möglichkeit, dem Schichtdienst zu entgehen, ist ein Wechsel der Position innerhalb des Krankenhauses. Im Funktionsdienst wie in der Endoskopie gibt es normalerweise keinen Schichtdienst.Allerdings ist dafür in der Regel eine entsprechende Fachweiterbildung nötig.
Aufbau der Weiterbildung
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) nennt für die Weiterbildung folgende Schwerpunkte:
Alternative:
Alternative:
Wahlpflichteinsatzbereiche
Die verbleibende Zeit verteilt sich auf die endoskopischen Einsatzbereiche und/oder weitere endoskopische Einsatzbereiche.
Tätigkeiten
Zu deinen Aufgaben als Fachkrankenpfleger Endoskopie- und Operationsdienst gehören beispielsweise:
Eine Weiterbildung zur Dialysefachkraft ist ebenfalls ideal, wenn du dir geregelte Arbeitszeiten ohne Schichtdienst wünschst und die Position in deiner Klinik wechseln möchtest. Dabei lernst du alles rund um die Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung der Nierenersatztherapie.
Im Anschluss an die Fortbildung kannst du nicht nur in Kliniken, sondern auch in großen Arztpraxen oder Dialysezentren arbeiten. Außerdem hast du die Möglichkeit, eine medizinische Ausbildung zum Nephrologen anzuschließen.
Aufbau der Weiterbildung
Zu deinen Pflichteinsatzbereichen zählen laut DKG 320 Stunden Chronische Hämodialyse und 75 Stunden ambulanter Einsatz in der nephrologischen und/oder diabetologischen Ambulanz.
Dazu kommen Wahlpflichtbereiche. Zwei Einsätze mit jeweils 75 Stunden sind verbindlich:
Dein Schwerpunkteinsatz umfasst mindestens 1.000 Stunden. Dabei kannst du dich für einen Bereich aus dem Pflicht- oder Wahlpflichtbereich entscheiden. 330 weitere Stunden stehen zur weiteren Verteilung zur Verfügung.
Tätigkeiten
Zu deinen Aufgaben gehören unter anderem:
Wie wäre es mit einem Wechsel in die Führungsriege der Altenpflege? Auch in diesen Pflegejobs musst du nicht im Schichtdienst arbeiten. Mögliche Arbeitsorte sind Seniorenresidenzen, mobile Pflegedienste und andere Altenpflegeeinrichtungen. Voraussetzung ist eine Weiterbildung, mit der du dich für Leitungsaufgaben qualifizierst, beispielsweise eine Weiterbildung im Bereich Krankenhausmanagement oder eine Weiterbildung zum Thema Management von Altenpflegeeinrichtungen. Durch diese Weiterbildungen hast du gute Chancen auf besser bezahlte, höhere Positionen ohne Schichtarbeit.
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Du möchtest zwar weiterhin Kontakt zu medizinisch-pflegerischen Tätigkeiten behalten, allerdings kommen für dich in Zukunft weder Kliniken noch Senioreneinrichtungen oder Arztpraxen als Tätigkeitsfeld infrage? Dann könnte dir eine Weiterbildung im betrieblichen Gesundheitsmanagement gefallen. Diese absolvierst du berufsbegleitend über einen Zeitraum von 12 Monaten. Dabei beschäftigst du dich intensiv mit Themen wie Arbeitspsychologie, Gesundheitsmanagement und betriebliche Gesundheitsförderung. Hast du deine Qualifikation als Betrieblicher Gesundheitsmanager in der Tasche, stehen dir große Unternehmen in sämtlichen Branchen offen. Wenn du raus aus der Pflege, aber im Gesundheitswesen bleiben möchtest, sind diese Jobs eine gute Alternative.
Vielleicht ist für dich auch eine Weiterbildung zur Pflegeberaterin bzw. zum Pflegeberater spannend. Bei dieser Arbeit gibt es weder Nachtdienste noch Wochenendschichten.
Tätigkeiten
Im Januar 2009 verankerte das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz die Pflegeberatung als Rechtsanspruch (§ 7a SBG XI). Das Ziel besteht darin, pflegebedürftige Menschen über Sozialleistungen und Hilfsangebote zu informieren und die pflegenden Angehörigen zu entlasten. Das geschieht in Form einer unabhängigen Beratung. Diese bieten neben Krankenkassen beispielsweise Pflegedienste, Verbraucherzentralen, Sozialämter und Pflegestützpunkte an.
Typische Themen der Weiterbildung zum Pflegeberater sind Ernährungsberatung, der Umgang mit Demenzerkrankungen oder Dekubitus-Risiken.
Aufbau der Weiterbildung
Die Weiterbildung gliedert sich in einen theoretischen und einen praktischen Teil.Während des theoretischen Unterrichts liegt der Fokus auf folgenden Aspekten:
Am Ende findet eine Abschlussübung statt.
Praxiserfahrung bekommst du bei der Begleitung von erfahrenen Pflegeberatern: Du bist bei Beratungsgesprächen anwesend und lernst an diesen Beispielen. Außerdem führst du selbst Gespräche und bekommst anschließend Feedback.
Eine Weiterbildung kostet Zeit. Wenn du Frühschicht, Spätschicht und Nachtschicht so schnell wie möglich hinter dir lassen möchtest, dauert dir das vermutlich zu lange. In dem Fall gibt es ebenfalls verschiedene Möglichkeiten.
Du möchtest dafür sorgen, dass die Regelungen zur sozialen Pflegeversicherung (SGB XI) eingehalten werden und als Pflegekraft nicht mehr im Schichtdienst arbeiten? Wie wäre es mit einer Tätigkeit beim MDK?
Erwartet wird von dir ein gutes Examen als Gesundheits- und Krankenpfleger:in sowie einschlägige Pflegeerfahrung im stationären oder ambulanten Bereich. Falls du über Weiterbildungen im Bereich Führung und Qualitätsmanagement verfügst, ist das ein Bonus. Vorausgesetzt wird diese zusätzliche Qualifikation allerdings nicht. Von Vorteil sind Kommunikationssicherheit (mündlich und schriftlich) sowie ein gutes Beurteilungsvermögen. Du brauchst außerdem eine gültige Fahrerlaubnis, da du im Außendienst tätig sein wirst.
Tätigkeit
Als pflegefachlicher Gutachter übernimmst du die Einzelfallbegutachtung (§ 18 SGB XI) und die Qualitätsprüfung von Pflegeeinrichtungen (§ 114 SGB XI).
Einzelfallbegutachtung
Qualitätsprüfung
Als Gesundheits- und Krankenpfleger:in hast du die Möglichkeit, dich in Arztpraxen zu bewerben. Regelmäßige Schichtwechsel gibt es dort nicht. Allerdings fällt das Gehalt niedriger aus. Näher an deinem jetzigen Job als Pflegekraft ist die Tätigkeit in einer Poliklinik.
Kommt eine Tätigkeit in der Verwaltung für dich infrage? Bei den gesetzlichen Krankenkassen kannst du in die Bereiche Leistungskontrolle und Abrechnung oft quereisteigen. Maßgeblich sind deine Erfahrungen in der täglichen Pflegepraxis. Eine spezielle Aus- oder Weiterbildung brauchst du für diese Jobs in der Regel nicht. Was dir an Kenntnissen fehlt, erwirbst du während deiner Arbeit. Auch dort können sich ehemalige Pflegekräfte über geregelte Arbeitszeiten freuen und das Gehalt fällt höher aus.
Bei der Tagespflege betreust, pflegst und versorgst du pflegebedürftige Menschen während des Tages, wenn die häusliche Pflege nicht möglich ist oder Unterstützung gebraucht wird. Nachtdienste gibt es hier also nicht.
Tätigkeiten
Zu deinen Aufgaben gehört die Begleitung und Hilfe bei Mahlzeiten und Toilettengängen, die Vergabe von Medikamenten, die Beschäftigung und die Dokumentation. Viele Klient:innen sind demenzkrank. Darum sollte dir der Kontakt mit diesen Patient:innen liegen.
Ein Studium ist für dich als Pflegefachkraft auch ohne Abitur möglich. Diesen Weg kannst du mit Hauptschulabschluss oder mittlerer Reife einschlagen.
Entweder du entscheidest dich für ein Präsenzstudium an einer Universität oder an einer Fachhochschule. Oder du absolvierst ein Fernstudium. Das ist berufsbegleitend möglich, dauert allerdings länger als in Vollzeit.
Falls du dir vorstellen kannst, noch ein paar Jahre im Schichtdienst weiterzuarbeiten und dich eher langfristig umorientieren möchtest, kommt möglicherweise ein Studium für dich infrage. Du hast unter anderem die Wahl aus folgenden Bachelorabschlüssen: Soziale Arbeit, Gesundheitsökonomie, Pflegemanagement oder Medizin- & Gesundheitstechnologie. Einen Master oder Doktor kannst du in der Regel anhängen, wenn du möchtest.
Falls du ein Organisationstalent bist und eine selbstständige Tätigkeit als Unternehmer:in für dich infrage kommt, ist die Gründung eines eigenen ambulanten Pflegedienstes eine herausfordernde Option. Sinnvoll dazu ist eine Weiterbildung zum Betriebswirt für Management im Gesundheitswesen. Dafür solltest du vier bis 18 Monate einplanen.
Vorteile:
Tagespflegeplätze sind begehrt. Vielerorts reichen die Kapazitäten nicht aus, um den vorhandenen Bedarf zu decken. Du brauchst dazu passende Räumlichkeiten und qualifiziertes Pflegepersonal. Die Anforderungen an eine Tagespflegeeinrichtung sind bundesweit einheitlich geregelt.
Die Räumlichkeiten sollten:
Antragstellung
Wenn du selbst eine Tagespflege gründen möchtest, stellst du spätestens drei Monate vor der geplanten Eröffnung einen Antrag auf Abschluss eines Versorgungsvertrages bei der zuständigen Pflegekasse.
Du benötigst folgende Unterlagen:
Du hast Möglichkeiten, den stressigen Klinikalltag hinter dir zu lassen und dem Schichtdienst zu entgehen. Gezielte berufsbegleitende Maßnahmen oder ein Studium sind ideal, wenn du nicht sofort aus dem Klinikalltag aussteigen möchtest, sondern den Wechsel langfristig planst. Die Anstrengung lohnt sich und macht sich in der Regel mit einem höheren Gehalt bemerkbar. Besonders, wenn du in die Führungsebene aufsteigst. Falls du nervlich am Ende bist, am Rande eines Burnouts stehst und so schnell wie möglich eine Alternative zu Wochenend- oder Nachtdiensten brauchst, bietet sich der Wechsel in die Tagespflege, in den Funktionsdienst oder in eine Arztpraxis/Poliklinik an. Auch eine Tätigkeit bei den Pflegekassen oder beim MDK kann eine interessante Berufalternative für Alten- und Krankenpfleger:innen sein.
Michaela Hövermann