Urlaub im Pflegehotel: Angebote & Finanzierung für Pflegebedürftige

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Dem Alltag entfliehen und allein oder mit seinen Liebsten eine entspannte Zeit verbringen. Kein Problem, wenn man gesund ist. Ist man auf Pflege angewiesen, sieht die Sache schon anders aus. Doch Urlaub ist auch für kranke und pflegebedürftige Menschen nicht unmöglich. Hier erfährst du, welche Angebote es gibt, wie sich Urlaub für Pflegebedürftige und ihre Angehörigen realisieren lässt, und wie ein Pflegehotel im Allgäu schon vielen Menschen eine unvergessliche Urlaubszeit bereitet hat.

Urlaub und Pflegebedürftigkeit schließen sich nicht per se aus. Klar ist jedoch: Mehr Planung ist immer nötig, um den Patient:innen am Urlaubsort eine angemessene Versorgung und gute medizinische Betreuung zu gewährleisten.

Urlaub und Pflege – geht das überhaupt?

Zwar ist das Angebot von Pflegehotels noch nicht so groß wie die steigende Nachfrage. Pflegebedürftige profitieren aber inzwischen deutschlandweit und sogar im Ausland von immer mehr Urlaubsmöglichkeiten. Sie verbinden den gewohnten Service eines normalen Hotels, zum Beispiel Ausflüge, Aktivitäten und Wellness, mit einem umfassenden Pflegeangebot. Barrierefreie Ausstattung, Pflegebetten, Aufstehhilfen, Notrufsysteme, die Betreuung durch hauseigene Pflegekräfte und der Zugriff auf Hilfsmittel sind in diesen Einrichtungen meistens inbegriffen oder zubuchbar. So ist der Aufenthalt der Gäste so unbeschwert wie möglich.


Barrierefreie Symbol im sand am strand


Urlaub für Pflegebedürftige: Erste Schritte

Zunächst sollten sich Pflegebedürftige und Angehörige oder Betreuer:innen Gedanken darüber machen, wo es überhaupt hingehen soll und welche Entfernung für die Betroffenen zumutbar ist. Die Problematik geht schon bei der An- und Abreise los. Denn je nach Pflegegrad und Zustand lässt sich nicht jede:r Pflegebedürftige einfach so ins Auto oder in den Flieger verfrachten, um eine stundenlange Reise anzutreten. Man sollte vorher checken, welche Hotels einen Anreise- und Abreiseservice anbieten.

Anbieter für Spezialreisen, die Pflegeheime vor Ort, spezielle Vereine oder Sozialstationen wissen oft Bescheid über passende Angebote, die den Bedürfnissen der Pflegebedürftigen entsprechen. Auch im Internet lässt sich eine gute Vorauswahl an Unterkünften treffen und alles Weitere dann individuell absprechen.

Tipp: „Pflegehotel“ ist kein geschützter Begriff. Und damit ist auch nicht festgelegt, welche Standards solche Hotels erfüllen müssen. Ausstattungen und Leistungen sind je nach Unterkunft sehr unterschiedlich. Daher sollten Pflegebedürftige oder ihre Betreuer:innen/Angehörigen immer direkt mit einem Ansprechpartner vor Ort Kontakt aufnehmen. Man kann vorab besprechen, welche Leistungen und Hilfsmittel angeboten werden. So lassen sich bei der Anreise böse Überraschungen vermeiden.


Berggasthof Sonne


Vorreiter unter den Pflegehotels ist ein Hotel im Allgäu

Eines der wenigen Pflegehotels in Deutschland ist der Berggasthof Sonne in Imberg bei Sonthofen im Allgäu. Seit 2021 können dort in insgesamt 11 barrierefreien Zimmern Pflegebedürftige und ihre Begleiter:innen neue Kraft tanken.

Das Konzept besteht aus einem Hotelbetrieb, der die Übernachtung, Verpflegung und Bereitstellung von Pflegehilfsmitteln organisiert, sowie einem ambulanten Pflegedienst im Haus, der exklusiv mit dem Hotel zusammenarbeitet. Das Servicepersonal und alle Mitarbeitenden im Haus sind auf Menschen mit und ohne Einschränkungen geschult. „Der Gast bekommt also alle Annehmlichkeiten eines Hotels mit der dazugehörigen Verpflegung und der fachlichen Betreuung durch den Pflegedienst“, erklärt Ursula Batz, Pressesprecherin des Berggasthofs. „Zusätzlich bieten wir Unterhaltung und Betreuung für die Menschen an, wie kleine Ausflüge, Spielenachmittage etc.“

Auch alleinreisende pflegebedürftige Gäste sind im Berggasthof willkommen, betont Ursula Batz: ,,Es müssen für den Aufenthalt keine Angehörigen dabei sein. Die Unterbringung erfolgt in der Regel in Absprache mit den Angehörigen und dem zuständigen Hausarzt, an dessen Medikation bzw. Verordnungen wir uns halten.“

Transfers vor Ort erfolgen durch das Hotel. „Der Gast kommt in der Regel mit eigenem Transportmittel zu uns ins Haus. Kleintransporte vor Ort übernehmen wir in Absprache. Darüber hinaus gibt es neben Taxis auch Transportunternehmen, die sich auf Rollstuhltransporte oder Ähnliches spezialisiert haben“, so Batz. Die Hotelkosten sind davon abhängig, ob ein Gast Übernachtung und Frühstück oder ein Pflegebedürftiger das Rundum-sorglos-Paket bucht.



Urlaub im Pflegehotel: Angebote in Deutschland und im Ausland

Mit guter Organisation und einer entsprechenden Spezialeinrichtung kann der Aufenthalt im Pflegehotel für alle eine Erholung bedeuten. Wir stellen dir ein paar weitere Anbieter vor, bei denen du dich nach Angeboten erkundigen kannst:

Der Anbieter Runa Reisen hat sich auf Pflegehotels, Rollstuhlreisen und betreutes Reisen im In- und Ausland spezialisiert. Die Angebote auf der Homepage können direkt nach Reisezielen und individuellen Bedürfnissen gefiltert werden. Urlaube in Pflegehotels sind direkt auf der Homepage buchbar.



Ein großes Angebot von Reiseveranstaltern, barrierefreien Hotels, Transfermöglichkeiten und Pflegehotels findet man auch beim Reisemaulwurf. Dort bekommen Interessierte kostenlose Beratungen zum Thema Urlaub und Pflege.



Kurzzeitpflegeaufenthalte im Rahmen von Erholungs- und Erlebnisreisen ermöglicht der Verein Urlaub & Pflege e.V.. Dies ist ein gemeinnütziger Reiseveranstalter, der sich auf Menschen mit Hilfs- und Pflegebedarf spezialisiert hat. Ein Team aus examinierten Pflegekräften und ehrenamtlichen Betreuer:innen begleitet die Pflegebedürftigen auf ihrer Reise.



Im barrierefrei eingerichteten Kur- und Pflegehotel Senator in Bad Pyrmont können je nach Bedarf einmal oder mehrmals am Tag Pflegeleistungen eines privaten Pflegedienstes in Anspruch genommen werden. Ein ambulantes Therapiezentrum bietet zahlreiche Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten.



schöner Blick auf ein altes Paar im Urlaub


Welche finanzielle Unterstützung steht Pflegebedürftigen für den Pflegeurlaub zu?

Ist das Wunschziel gefunden, stellt sich die Frage nach den Kosten und einer möglichen Beteiligung durch die Pflegekasse. Denn eine Unterkunft mit Pflegedienstleistungen hat ihren Preis. Ob Pflegebedürftige Unterstützung für einen Urlaub bekommen, ist abhängig vom Reiseziel im In- oder Ausland.

Pflege-Urlaub in Deutschland

Liegt das Reiseziel innerhalb Deutschlands, müssen wie bei jeder anderen Urlaubsreise Hotel, Transfer und Co. zunächst aus der eigenen Tasche gezahlt werden. Die gute Nachricht: Für den Urlaub innerhalb Deutschlands können Pflegebedürftige aber durch Kassenleistungen unterstützt werden. Denn für diese Fälle greift die sogenannte Verhinderungspflege.

Grundsätzlich kann die Verhinderungspflege dann in Anspruch genommen werden, wenn eine pflegebedürftige Person seit mindestens einem halben Jahr über Pflegegrad 2 oder höher verfügt und eine eingetragene Pflegeperson hat. Kann diese für einen gewissen Zeitraum die Betreuung nicht gewährleisten (zum Beispiel durch Krankheit oder Urlaub), springt die Pflegekasse für die Finanzierung einer Pflegevertretung ein.

Bis zu 1612 Euro für bis zu 6 Wochen pro Jahr können erstattet werden. Wer einen Anspruch auf die Verhinderungspflege hat, kann sie auch für den Aufenthalt in einem Pflegehotel nutzen. Sogar dann, wenn der oder die Pflegebedürftige mit Partner:in oder einem Angehörigen dorthin reist. Während der Verhinderungspflege oder der Reise wird dann die Hälfte des bisher bezogenen Pflegegeldes von der Pflegeversicherung weiter gezahlt. Die Abrechnung erfolgt durch das Hotel direkt mit der Krankenkasse.

Des Weiteren können Pflegebedürftige für ihren Urlaub vom Entlastungsbetrag Gebrauch machen. 125 Euro monatlich stehen Pflegebedürftigen für Tagespflege, Nachtpflege oder Kurzzeitpflege zu. Dies kann aber auch für einen Urlaub in einem Pflegehotel beantragt werden. Dafür ist allerdings wichtig, dass der Anbieter des Pflegehotels anerkannt ist.


Älterer Mann sitzt am Rande eines ruhigen Sees, trägt einen Panamahut, sitzt entspannt in seinem Rollstuhl.


Reisen ins Ausland

Lässt der Zustand des Pflegeempfängers eine Reise ins Ausland zu und stehen dort geeignete Betreuungsangebote zur Verfügung, sollte man sich unbedingt vorab bei der Pflegekasse darüber informieren, welche Leistungen im Urlaub beansprucht werden können. So wird das Pflegegeld zwar innerhalb des EU-Auslandes, Ländern des Europäischen Wirtschaftsraums (Island, Liechtenstein, Norwegen) und in der Schweiz dauerhaft weiter gezahlt. Im restlichen Ausland jedoch nur für einen Zeitraum von sechs Wochen pro Jahr.

Auch Pflegesachleistungen werden von der Pflegeversicherung nur dann gezahlt, wenn der oder die Pflegebedürftige in Begleitung einer Pflegekraft ins Ausland reist, die auch sonst zuständig ist oder einen Vertrag mit der Kasse hat.

Und was ist mit der Verhinderungspflege, die bei Reisen innerhalb Deutschlands unproblematisch beantragt werden kann? Für Urlaub im Ausland ist die Rechtslage dazu tatsächlich uneindeutig. Pflegebedürftige oder ihre Betreuer:innen und Angehörigen sollten sich dafür im Rahmen der Reiseplanung unbedingt an ihre Pflegeversicherung wenden.

Zwar ist die Reisevorbereitung für einen kranken oder pflegebedürftigen Menschen etwas aufwendiger. Hat man sein Urlaubsziel dann aber erreicht, hat sich der Aufwand schon gelohnt. Denn ein Urlaub lenkt ab, man lernt neue Leute kennen und der Pflegealltag zu Hause rückt in die Ferne. Nicht zuletzt bedeutet ein gemeinsamer Urlaub auch für die betreuenden Angehörigen ein Stück Normalität und kann dabei helfen, gestärkt in den Alltag zurückzukehren.

Katharina Klein


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