Welche Meinung hat das Pflegepersonal zu Alternativmedizin? Das wollten wir vor einiger Zeit in einer Umfrage wissen. Was die Pflegekräfte geantwortet haben, erfährst du hier.

Alternativmedizin: Für die einen sind es Praktiken und Produkte ohne wissenschaftliche Evidenz, andere sind vom Nutzen überzeugt und stützen sich nur im Notfall auf die Schulmedizin. Unter ergänzende und alternative Medizin fallen Behandlungsmethoden, die nicht zur Schulmedizin gehören, wie zum Beispiel Naturheilverfahren, Homöopathie, Entspannungsverfahren, Osteopathie, Traditionelle Chinesische Medizin und Akupunktur.

Wie halten es diejenigen, die ihren Berufsalltag in Kliniken und Arztpraxen verbringen, mit dem Thema ergänzende und alternative Medizin? Wir haben vom 21. Februar bis 7. März 2022 bundesweit Pflegepersonal in einer Online-Umfrage dazu befragt. Insgesamt nahmen 1.431 Pflegekräfte teil, vornehmlich examinierte Gesundheits- und Krankenpfleger:innen in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sowie Pflegehelfer:innen.

Von pflanzlichen Mitteln bis Yoga – über die Hälfte des Pflegepersonals findet Alternativmedizin sinnvoll

Von den befragten Pflegekräften hielten 56 Prozent Alternativmedizin für sinnvoll, 29 Prozent standen alternativen Behandlungsformen neutral gegenüber, 15 Prozent bewerteten sie hingegen als erfolglos.

Die Liste der alternativen Heil- und Pflegemethoden ist lang. Ziel der Anwendungen ist es, Schmerzen zu lindern oder eine Balance zwischen Körper, Geist und Seele zu fördern. In unserer Umfrage zeigte sich, dass das Pflegepersonal auch selbst ergänzende und alternative Methoden bei sich anwendet. 56 Prozent der Pfleger:innen bejahten die Frage, ob sie Naturheilkunde bzw. Alternativmedizin privat nutzen. Am meisten wurden von den möglichen Mehrfachantworten hierbei Entspannungstechniken (42 Prozent), pflanzliche Präparate (39 Prozent) und homöopathische Mittel (37 Prozent), Meditation (35 Prozent), Yoga (34 Prozent) sowie Akupunktur (33 Prozent) genannt. Es folgten Osteopathie (29 Prozent) und Traditionelle Chinesische Medizin (16 Prozent). Das Schlusslicht bildet Ayurveda (7 Prozent).

MEDWING Umfrage ergibt: Viele Pflegekräfte empfehlen alternative Medizin

Unter der Frage „Sind Sie der Meinung, dass Alternativmedizin einen positiven gesundheitlichen Effekt haben kann?“ haben wir dem Pflegepersonal die Möglichkeit von Freitextantworten gegeben und u. a. folgende Meinungsäußerungen erhalten:

• „Alternativmedizin ist im Gegensatz zur Schulmedizin, die meist nur das Symptom behandelt, ganzheitlich.“
• „Früher wurde sehr viel mit natürlichen Mitteln therapiert. Je weniger Chemikalien im Körper desto besser.“
• „Man muss hier eindeutige Unterscheidungen treffen. Gewisse Phytotherapeutika, Entspannungstechniken, TCM können sinnvoll sein. Homöopathie geht über den Placeboeffekt nicht hinaus.“
• „In Kombination mit der Schulmedizin.“
• „Schon allein die intensivere Auseinandersetzung mit sich und seinem Körper führt oft dazu, sich gesünder, sportlicher, achtsamer zu verhalten. Dadurch kann das Wohlbefinden gesteigert und die Gesundheit gefördert werden.“
• „Wenn sie ergänzend genutzt wird, ist sie Hoffnungsträger und Hoffnung hilft immer positiv.“

So ist auch das letzte Umfrage-Ergebnis nicht überraschend: Über die Hälfte des Pflegepersonals macht ihre Patient:innen auf Alternativmedizin und Naturheilverfahren aufmerksam. Selbstverständlich handelt es sich bei der Naturheilkunde nicht um evidenzbasierte Medizin und sie stellt für die meisten nur eine mögliche Ergänzung der Schulmedizin dar. Ihr Nutzen für den einzelnen ist individuell. Die Antworten der Pflegekräfte zeigen jedoch, dass auch unter dem Gesundheitspersonal nicht wenige sind, die alternativen Behandlungsmethoden eine gewisse Bedeutung beimessen.