Tarifeinigung im öffentlichen Dienst – was das für Pflegekräfte bedeutet

Begeistert von der Vielfältigkeit des Pflegeberufs möchte Friederike wissen, was Pflegekräfte bewegt. Dazu tauscht sie sich gern persönlich mit ihnen aus und lässt das Pflegepersonal in Interviews und Reportagen selbst zu Wort kommen.

Der 25. Oktober war für viele Angestellte im öffentlichen Dienst ein guter Tag. Gewerkschaften und Arbeitgeber hatten in zähen Verhandlungen miteinander gerungen, Pflegekräfte und andere Tarifbeschäftigte gestreikt, um ihren Forderungen nach mehr Gehalt Nachdruck zu verleihen. Nun konnte am Sonntag nach der 14-stündigen dritten Verhandlungsrunde eine Einigung der Tarifpartner erzielt werden.

Pflegekräfte können sich besonders freuen – ihre Arbeit soll durch steigende Gehälter aufgewertet werden, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. In den nächsten zwei Jahren wird der Lohn von Pflegekräften in der niedrigsten Entgeltgruppe um 4,5 Prozent steigen, die höchste Tarifgruppe erhält 3,2 Prozent mehr Gehalt.

Zum 1. April 2021 steht die erste Gehaltserhöhung um 1,4 Prozent bzw. mindestens 50 Euro für Beschäftigte des öffentlichen Dienstes an, ein Jahr später kommen weitere 1,8 Prozent dazu. Auszubildende sollen monatlich 25 Euro mehr erhalten.

Für die Pflege wurden drei Zulagen neu vereinbart:

  • Intensivzulage: Erhöhung von 46,05 Euro auf 100 Euro im Monat
  • Wechselschichtzulage: Erhöhung von 105 auf 155 Euro
  • Neue Pflegezulage: Ab März 2021 werden 70 Euro gezahlt, 2022 dann 120 Euro



Inklusive dieser Zulagen kann das Gesamtgehalt in der Pflege sogar um bis zu 8,7 Prozent steigen – eine Pflegefachkraft im kommunalen Krankenhaus könnte so in zwei Jahren bis zu 300 Euro mehr verdienen. Intensiv-Pflegekräfte können je nach Zulagen sogar eine Erhöhung um fast zehn Prozent bis 2022 erwarten.

Die Tarifbeschäftigten sollen außerdem bis Ende des Jahres eine Corona-Prämie ausbezahlt bekommen. Sie beträgt 600 Euro für die Entgeltgruppen 1-8, 400 Euro für die Gruppen 9-12 und 300 Euro für die obersten Gehaltsgruppen (13-15). Für Auszubildende gibt es bis zu 225 Euro.

Für die Arbeitgeber läge der Tarifabschluss „an der Grenze des finanziell Verkraftbaren“, sagte Innenminister Horst Seehofer, CSU. Verdi zeigt sich zufrieden mit dem Tarifabschluss, die Präsidentin des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe kritisierte dagegen, es sei „wieder nicht gelungen, den Heilberuf Pflege leistungsgerecht zu vergüten“.

Hinzu kommt, dass viele Krankenhäuser nicht mehr in kommunaler Hand sind, sodass nur circa ein Drittel des Pflegepersonals von der Tariferhöhung profitiert. Altenpflegeeinrichtungen sollen zwar künftig mit kommunalen Krankenhäusern gleichstellt werden, doch auch hier gehören gerade einmal vier Prozent zu kommunalen Trägern.

Immerhin konnte in den letzten Jahren eine tarifunabhängige Steigerung der Löhne für Altenpfleger verzeichnet werden.

Friederike Bloch

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