Tarifergebnis 2023: 400 Euro mehr Lohn für Pflegepersonal

In diesem Artikel erfährst du, welche Sonderzahlungen und Gehaltserhöhungen der neue Tarifvertrag beinhaltet.

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Rund 287.000 Mitarbeiter:innen des Gesundheitswesens warteten am Abend des 22.04.2023 gespannt auf die Einigung der im September 2022 begonnenen Tarifverhandlungen des öffentlichen Dienstes. Jetzt ist es offiziell – ab März 2024 sollen die Löhne um bis zu 17 Prozent steigen. Wir verraten dir, wann welche Änderungen in Kraft treten und was die Tarifergebnisse für die Pflege bedeuten.

Insgesamt arbeiten rund 2,5 Millionen Menschen in Deutschland im öffentlichen Dienst. Ihr Gehalt richtet sich nach der jeweils gültigen Tariftabelle (TVöD), die unterschiedliche Lohnabstufungen anhand von Tätigkeitsprofilen und Erfahrungsgraden bestimmt.

Als finanziellen Ausgleich für die gestiegenen Verbraucher- und Energiepreise forderten die Gewerkschaften Verdi und der Deutsche Beamtenbund (dbb) bereits seit Monaten eine tarifgebundene Lohnerhöhung von 10,5 Prozent, mindestens aber in Höhe von 500 Euro monatlich.

Die Tarifergebnisse im Überblick

Nach drei gescheiterten Verhandlungsrunden wurde ein offizielles Schlichtungsverfahren eingeleitet. Im Zuge dessen einigten sich die Vereinigung kommunaler Arbeitgeber:innen (VKA) und die Interessenvertreter:innen der Beschäftigten im TVöD nun auf den Tarifabschluss auf Basis eines Kompromissangebots.

Hier erfährst du, was die Tarifergebnisse speziell für Pflegefachkräfte im öffentlichen Dienst bedeuten:

1. Steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichszahlung von insgesamt 3.000 Euro:Pflegefachkräfte erhalten nach TVöD im Juni 2023 eine Sonderzahlung in Höhe von 1.240 Euro. Der Restbetrag wird in den Monaten Juli 2023 bis Februar 2024 durch eine monatliche Sonderzahlung von jeweils 220 Euro stufenweise ausgezahlt.

2. Abweichende steuer- und abgabenfreie Inflationsausgleichszahlung für Auszubildende, Praktikant:innen und Studierende von insgesamt 1.500 Euro:Nachwuchskräfte in der Pflege erhalten im Juni 2023 eine Sonderzahlung in Höhe 620 Euro. Der Restbetrag wird in den Monaten Juli 2023 bis Februar 2024 durch eine monatliche Sonderzahlung von jeweils 110 Euro stufenweise ausgezahlt.

3. Erhöhung der Tabellenentgelte:Ab dem 01.03.2024 steigen die Tariflöhne um einen Sockelbetrag von 200 Euro, gefolgt von einer zusätzlichen Erhöhung um 5,5 Prozent. Der Mindestbetrag der Erhöhung wurde auf insgesamt 340 Euro brutto festgelegt.

4. Erhöhung der Ausbildungsentgelte:Ab dem 01.03.2024 steigen die Gehälter von Auszubildenden im Bereich Pflege um monatlich 150 Euro.

5. Zusatzvereinbarung für kommunale Krankenhäuser, Betreuungs- und Pflegeeinrichtungen:Mitarbeiter:innen im Gesundheitswesen soll, unabhängig vom Laufzeitstatus ihrer aktuellen Erfahrungsstufe, ein zusätzlich höheres Entgelt von ein bis zwei Stufen gewährt werden.

6. Dauer und Start des Vertrags:Der Tarifvertrag tritt mit einer Laufzeit von 24 Monaten rückwirkend zum 01.01.2023 in Kraft.

Anmerkung: Die Höhe des Inflationsausgleichsgeldes bezieht sich auf Vollzeitbeschäftigte. Mitarbeiter:innen in Teilzeit erhalten die Sonderzahlungen anteilig.

Beispielrechnung für Pflegekräfte nach TVöD 2024

Bist du als Pflegefachperson beispielsweise in Entgeltgruppe 8 auf Entwicklungsstufe 4 eingeordnet, verdienst du aktuell ein monatliches Bruttogehalt von 3.448,44 Euro.

Dein Nettolohn ist abhängig von individuellen Faktoren. Laut WISO Gehaltsrechner landen in der Steuerklasse 1, der am häufigsten vorkommende Steuerklasse, im Schnitt rund 2.295 Euro netto auf deinem Konto. Unter diesen Voraussetzungen verdienst du zuzüglich der oben genannten Sonderzahlungen im Juni 2023 netto rund 3.535 Euro und in den darauffolgenden Monaten knapp 2.515 Euro.

Ab dem 01.03.2024 steigt dein tarifgebundener Bruttolohn von 3.448,44 Euro (Entgeltgruppe 8, Entwicklungsstufe 4) auf 3.849,10 Euro. Das entspricht einer dauerhaften Erhöhung von 11,6 Prozent. In diesem Beispiel bleiben dir in der Steuerklasse 1 durchschnittlich rund 2.513 Euro.

Verdi-Mitglieder stimmen über die Tarifergebnisse ab

Mit diesem Paket werden Kosten in Höhe von schätzungsweise 17 Millionen Euro auf kommunale Arbeitgeber:innen zukommen. Laut Karin Welge, der Präsidentin der VKA, handelt es sich um den seither teuersten Tarifabschluss.

Der finale Beschluss der Konditionen hängt nun vom Ergebnis der ausstehenden Mitgliederbefragung der Gewerkschaft Verdi ab. Die Abstimmung endet am 15.05.2023. Direkt im Anschluss entscheidet die Bundestarifkommission endgültig über die Umsetzung des Schlichtungsangebots.

Verdi-Chef prognostiziert mehrheitliche Befürwortung der Vertragskonditionen

Die größten Schwachstellen der Tarifergebnisse seien laut Verdi einerseits die lange Vertragslaufzeit von 24 Monaten. Andererseits die späte Anpassung der Tariflöhne. Trotzdem ermöglicht das Kompromissangebot eine beachtliche Steigerung der Gehälter.

Sollte die Mehrheit der Gewerkschaftsmitglieder gegen die Annahme der Tarifergebnisse stimmen, müssten die Verhandlungen erneut aufgenommen werden. Gewerkschaftschef Frank Wernecke spricht sich jedoch grundlegend optimistisch gegenüber dem laufenden Mitgliederentscheid aus und rechnet mit einem positiven Ergebnis.

Trotz der zähen Verhandlungen hat sich das monatelange Warten auf die Tarifergebnisse gelohnt. Ab März 2024 verdienen Pflegefachkräfte im öffentlichen Dienst im Schnitt 400 Euro mehr. Insbesondere in Krisenzeiten sichert die Erhöhung der Tariflöhne eine dauerhafte finanzielle Entlastung für das Fachpersonal im Gesundheitswesen.

Shirley Schmolke


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