Tiere sind eine Bereicherung für das Leben von vielen Menschen. Der tierische Sozialkontakt macht uns glücklicher und gesünder, so die Meinung von Experten. Nicht ohne Grund rückt das Thema Tiere in Pflegeheimen stärker in den Fokus.
Egal ob Hund, Katze oder Vogel – wer Tiere liebt, der weiß, dass sie eine wichtige Rolle im Leben spielen können. Sie geben einem das Gefühl gebraucht und geliebt zu werden. Dabei sind Tiere für viele Menschen eine große Bereicherung im Leben. Nach Meinung von Expert:innen macht uns der tierische Sozialkontakt glücklicher und gesünder. Die vielen positiven seelischen, körperlichen und sozialen Auswirkungen von Haustieren auf den Menschen sind dabei in zahlreichen Studien wissenschaftlich untersucht und bewiesen worden. So soll zum Beispiel allein die Anwesenheit und das Streicheln von Tieren die Herzfrequenz, den Blutdruck und die Ausschüttung von Stresshormonen senken. Gerade ältere Menschen haben häufig eine sehr enge Beziehung zu ihrem Haustier. Es hat einen wichtigen Stellenwert beim Erhalt ihrer Lebensqualität. Nicht ohne Grund rückt das Thema Tiere in Pflegeheimen, Einrichtungen und sogar Krankenhäusern immer mehr in den Fokus. Vor allem in der Betreuung von dementen Menschen erweisen sich Tiere oft als sehr hilfreich, da sie einen Zugang zu Betroffenen herstellen können, wo andere Therapieformen versagen.
Der regelmäßige Kontakt zu Tieren hat viele positive gesundheitliche Auswirkungen. Die tierische Gesellschaft fördert außerdem den Sozialkontakt in Pflegeheimen. So erleichtert ein Tier beispielsweise die soziale Interaktion unter den Bewohner:innen, aber auch den Kontakt zu Besucher:innen. Allein die Anwesenheit eines Tieres schafft eine positivere Atmosphäre in einem Raum und zwischen den Beteiligten. Mit der Fellnase gibt es immer ein Gesprächsthema, sodass sich Unterhaltungen oft wie von selbst ergeben oder insgesamt lebendiger und fröhlicher werden. Auch wirkt das Tier meist wie ein Enkelmagnet, der den Besuch bei Oma oder Opa für die Kleinsten noch attraktiver macht. Oft kann durch ein Tier das „Eis“ gebrochen werden. Sich danach zu erkundigen, wie es der Katze heute geht und ob ihr das neue Futter bekommt, sind auch unter Bewohner:innen ideale Anlässe, um einmal ganz ungezwungen für einen Plausch ins Nachbarzimmer zu schlendern.
Sucht ein Tier Körperkontakt zum Menschen, egal ob durch Anstupsen oder einen Blick, handelt es sich um eine Aufforderung zur Interaktion. Spielen, streicheln oder ein Spaziergang an der frischen Luft – der Umgang mit Tieren fördert Bewegung und Motorik. Je nach Gesundheit der Senior:innen ist sogar zu beobachten, dass sie mit dem Tier so stark von ihren körperlichen Einschränkungen abgelenkt werden, dass sie Bewegungen ausführen, die sonst nicht möglich scheinen.
Wer schon einmal über ein warmes weiches Fell gestrichen hat, weiß: Tiere vermitteln Nähe, oft auch Trost und das Gefühl von Geborgenheit. Gerade in Phasen, in denen sich ein Pflegebedürftiger einsam fühlt, kann ein Vierbeiner ein wahrer Hoffnungsspender sein. Der liebevolle Kontakt zu einem Tier kann Bewohner:innen aus ihrer Isolation holen, Stress und Druck abbauen und so neue Lebensfreude und -qualität schenken. Vor allem ältere Menschen, die nicht mehr gut oder kaum noch sprechen können, finden durch die Berührung und Gesten mit den Tieren wieder eine Form der Kommunikation, durch die sie eine Verbindung zu ihnen aufbauen können. Das wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden aus und kann bei depressiven Stimmungen Licht ins Dunkel bringen.
Tiere sind wahre Helfer, wenn es darum geht, das Gedächtnis zu trainieren. Der Kontakt zu den Fellnasen wirkt dabei wie Gehirnjogging, da es sowohl das Kurzzeitgedächtnis als auch das Langzeitgedächtnis trainiert. Hier lernen die Senior:innen im Umgang mit dem Tier viel Neues, erhalten einen Einblick in dessen Eigenarten und erlernen Eckdaten wie Name, Rasse, Alter und Haltung des Tieres.
Interessant zu wissen: Tiere scheinen einen anderen Zugang zu Demenzkranken zu finden. So haben Untersuchungen gezeigt, dass demente Senior:innen sich auch noch nach Tagen an den Namen des Vierbeiners erinnern konnten.
Schön wäre es, wenn das eigene Haustier mit ins neue Heim ziehen könnte. Bei Einrichtungen ist das jedoch eine Glückssache, denn die Möglichkeit, seinen gefiederten oder vierbeinigen Freund mitzunehmen, besteht nicht immer. Zwar gibt es in der Regel kein generelles Verbot, jedoch auch nicht immer eine eindeutige Erlaubnis. Damit Tiere dennoch mit in die Einrichtung einziehen dürfen, müssen daher einige Voraussetzungen erfüllt sein. Darunter zum Beispiel die Garantie einer artgerechten Haltung, bei Hunden zudem die Möglichkeit einer ausreichenden Bewegung. Darüber hinaus muss die Versorgung des Tieres weiterhin gewährleistet sein und das auch dann, wenn der Bewohner zum Beispiel aufgrund einer Erkrankung sich nicht mehr selbst um die Bedürfnisse seines Tieres kümmern kann. Da es bei vielen Senior:innen zudem nicht immer besonders gut um die eigene Gesundheit steht, muss hier auch penibel auf Hygiene geachtet werden, um etwaige Allergien der anderen Bewohner:innen zu vermeiden. Sofern der Betreuungsvertrag der Einrichtung sich nicht ausdrücklich gegen Tiere ausspricht und auch alle anderen Voraussetzungen zur Haltung von Tieren in Pflegeheimen erfüllt sind, kann das eigene Haustier auch unter dem neuen Dach ein großer Zugewinn für Senior:innen sein.
Bewohner:innen, die nicht ihr eigenes Haustier mitbringen können, müssen dennoch nicht auf den Kontakt zu Tieren verzichten. Mittlerweile gibt es zahlreiche Tierbesuchsdienste, die regelmäßig und mit speziell ausgebildeten Tieren in die Einrichtung kommen. Hier kann dann ausgiebig gespielt und geschmust werden. Die zum Einsatz kommenden Therapietiere sind dabei meist Hunde oder Katzen mit einem besonders ausgeglichenen Gemüt, die sich auch im größten Trubel oder bei motorisch ungeschickten Bewegungen nicht aus der Ruhe bringen lassen.
Ob eigene Haustiere oder speziell geschulte Besuchstiere – viele Einrichtungen haben mittlerweile verstanden, dass Haustiere eine wesentliche Bereicherung für den Alltag vieler Heimbewohner sind. Inzwischen gehen einige Einrichtungen sogar dazu über, Kleintiere wie Vögel und Kaninchen in den Pflegealltag der Bewohnerinnen und Bewohner zu integrieren. Auf diese Weise haben die Tiere ein liebevolles zu Hause und die Bewohnerinnen und Bewohner eine Aufgabe, die ihnen Freude bereitet.
Sabrina Lieb