Bist du im Gleichgewicht? 7 Tipps für eine bessere Work-Life-Balance

Inspiriert von der faszinierenden Welt der Medizin und Pflege, möchte unser Redaktionsteam sich mit Fachkräften austauschen, Perspektiven aufzeigen mit Interviews und Reportagen, um die Vielfalt des Pflegealltags zum Ausdruck bringen.

Da steckt eine Menge Leben zwischen all den Pflichtterminen. Aber wie kommst du da bloß ran? Wir verraten dir 7 Tipps, mit denen du deine freie Zeit und deinen Pflegejob in ein gesundes Gleichgewicht bringst.

Langer Tag auf der Station? Jetzt hilft nur noch eins: Couch, Netflix und Snacks. Das bisschen Haushalt macht sich schon von allein. Naja, schön wär’s. Statt Couchabend heißt es für dich Wäsche waschen und einkaufen gehen. Von wegen Freizeit.

Wenn deine private To-Do-Liste pünktlich zum Feierabend deine Bedürfnisse in den Schatten rückt, ist das auf Dauer frustrierend. Und Frust führt nicht nur zu innerer Unruhe, sondern auch zu einem immer wiederkehrenden Kreislauf aus Demotivation, noch mehr unerledigten Aufgaben und so weiter. Stop!

Tief einatmen. Wir alle finden uns ab und zu in einer ähnlichen Situation wieder. Doch woran liegt das und wie gewinnst du als Pflegekraft eine bessere Kontrolle über unser Leben zurück?

Work-Life-Balance

Wichtig ist eine stabile Basis durch ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Berufs- und Privatleben. Doch oft ist das gar nicht so leicht. Besonders in Pflegeberufen bringen Schichtarbeit und spontanes Einspringen deinen Rhythmus aus dem Takt.

Symptome an denen du eine unausgewogene Work-Life-Balance erkennst:

  • Erschöpfung
  • Nervosität
  • Schlafstörungen
  • Leistungsverschlechterung
  • häufige Infekte
  • Gereiztheit
  • oft negative Haltung zum Job

Bestenfalls solltest du es gar nicht erst so weit kommen lassen. Ziehe rechtzeitig die Notbremse und ergreife Gegenmaßnahmen, um Berufs- und Privatleben wieder in Balance zu bringen.

7 einfache Tipps, um dein Gleichgewicht zu finden

Mach dir zunächst bewusst, dass du nicht Superwoman oder Superman bist. Niemand ist perfekt, auch nicht in der Pflege und das ist okay. Es ist nahezu unmöglich, jeden Tag 100 Prozent zu geben. An manchen Tagen geht einfach alles schief, an anderen läuft es dafür wie am Schnürchen.


Frau sucht ihre innere Mitte zwischen stressigen Pflichtterminen


Setz dich deshalb nicht zu sehr unter Druck, sondern finde Schritt für Schritt deinen ganz persönlichen Weg zu einer ausgewogenen Work-Life-Balance. Oder besser noch: Life-Work-Balance, denn letztendlich steht dein Leben an oberster Stelle.

Um dich dabei zu unterstützen, haben wir nachfolgend ein paar Tipps für dich zusammengestellt. Probier sie in deinem Tempo aus und finde heraus, was dir guttut.

1. Tipp: In der Ruhe liegt die Kraft – nimm dir eine Auszeit und entspann dich

Wirf als erstes einen Blick in deinen Terminkalender. Was fällt dir dabei auf? Richtig: Pflegeschichten und Pflichttermine sind in den meisten Wochen deutlich in der Überzahl. Schluss damit. Schnapp dir einen Stift und trage regelmäßige Dates mit dir selbst ein. So gewinnst du einen besseren Überblick über die Gewichtung deiner Zeit und setzt dir immer wieder sichtbare Meilensteine, auf die du dich freuen kannst.

Das fühlt sich im ersten Moment vielleicht etwas fremd an, aber jetzt mal ehrlich. Du bist jeden Tag für Patient:innen da und hast trotzdem noch ein offenes Ohr für Kolleg:innen. Du hast es dir verdient, dich jetzt mal um dich und deine eigenen Bedürfnisse zu kümmern.


Frau genießt Zeit für sich selbst mit Kaffeetasse auf der Couch und geschlossenen Augen


Du möchtest wissen, was man bei einer Verabredung mit sich selbst macht? Ganz einfach, alles, was du willst. Die Hauptsache ist, dass du deine Auszeit genießt, genau das tust, worauf du Lust hast und Körper und Geist mal so richtig entspannst.

Wie wäre es mit ein wenig Wellness zu Hause, einem gemütlichen Spaziergang an der frischen Luft oder ein paar kulinarischen Experimenten, zum Beispiel mit regionalen Superfood-Alternativen? Nimm dir Zeit und finde heraus, welche Aktivitäten dich ins Gleichgewicht bringen.

Tipp: Wenn möglich, aktiviere während deiner Auszeiten den Flugmodus deines Smartphones und konzentriere dich in diesem Moment ausschließlich auf dich, deinen Körper und deine Gefühle. Du musst nicht immer erreichbar sein.

2. Tipp: Auf in neue Abenteuer – Hobbys halten dich in Balance

Erinnerst du dich noch daran, was du als Kind am liebsten in deiner Freizeit gemacht hast?Oder gibt es Aktivitäten, für die du dich schon immer interessiert, aber die du bisher noch nie ausprobiert hast?

Bring Abwechslung in deinen Alltag und finde neue Interessen. Wusstest du zum Beispiel, dass Kunst nachweislich zur Stressbewältigung beiträgt? Ob Pinsel und Leinwand oder Bastelschere: Es gibt eine Vielzahl an Möglichkeiten, um dich kreativ zu entspannen und deine Work-Life-Balance zu stabilisieren.

Auch sportliche Aktivitäten sind ein guter Ausgleich vom Alltagsstress und halten sowohl Körper als auch Geist fit. Yoga, Kickboxen, Schwimmen, Klettern, Radfahren. Die Liste an möglichen Sportarten ist lang. Probier dich aus und fokussiere dich ganz auf den Moment.

Das klappt im Rahmen eines Dates mit dir selbst, aber auch zusammen mit Gleichgesinnten. Setzt du lieber auf Gruppenaktivitäten, eignen sich Mannschaftssportarten, Workshops oder Hobbygruppen. Hier kannst du abschalten und neue Kontakte knüpfen.



3. Tipp: Achte auf deine Social-Life-Balance

Egal ob Einzelgänger:in oder Partylöwe, wir alle haben ein gewisses Grundbedürfnis für soziale Beziehungen. Vergiss also nicht, dir regelmäßig Zeit für Freunde und Familie einzuplanen.

Stell dir vor, Beziehungen wären Investmentfonds für dein Sozialleben und die Währung Zeit. Jede einzelne Minute und jedes gemeinsame Erlebnis stärkt eure emotionale Bindung und lässt euch vom Alltagsstress abschalten. Der „Profit“: Energie, kostbare Momente, Zufriedenheit und vieles mehr. Klingt nach einer guten Investitionsentscheidung für deine Zeit, oder?


Gemütlicher Spieleabend mit Freunden und Familie


Veranstaltet Spiele- oder Filmabende, kocht gemeinsam, geht raus in die Natur, redet euch einfach mal alles von der Seele und lacht zusammen. Hauptsache, ihr genießt jeden gemeinsamen Augenblick bewusst und habt Spaß. Denn auch, wenn euch das Leben durch Höhen und Tiefen leitet, bleibt ein gut gefülltes Beziehungskonto stabil und lässt euch in Krisenzeiten nicht im Stich.

4. Tipp: Du hast dir deinen Urlaub verdient – dann, wenn du ihn brauchst

Ausgiebiger Sommerurlaub oder lieber ein paar verlängerte Wochenenden? Laut der Techniker Krankenkasse haben Arbeitnehmer:innen durchschnittlich 28,9 Urlaubstage pro Jahr. Oben drauf kommen im Schnitt zwei freie Tage pro Woche. Wie du sie verteilst, ist dir überlassen. Zumindest theoretisch.

Aber nimmst du deinen Urlaub wirklich dann, wenn du ihn für dich brauchst oder richtest du dich mit deiner Planung häufig nach Kolleg:innen oder deinem Umfeld? Falls du deine eigenen Bedürfnisse immer hinten anstellst, sprich offen und ehrlich mit deinen Mitmenschen. Sag ihnen, wie du dich damit fühlst und was du dir in Zukunft wünscht.



Sobald du die Möglichkeit hast, deine Routinen etwas aufzubrechen, beantworte dir vor der Urlaubsplanung folgende Fragen:

Verbringst du deinen Urlaub gerne alleine, zusammen mit deiner Familie oder bevorzugst du einen Mix aus beidem?Verreist du gerne oder verbringst du deine freien Tage lieber zu Hause?Wo fühlst du dich wohler: an einem sommerlichen Sandstrand oder in einer winterlichen Schneelandschaft?Brauchst du lange, um dich an neue Umgebungen anzupassen oder blendest du im Urlaub Berufliches bereits nach kurzer Zeit aus?Wie viele Tage kannst du am Stück arbeiten, bis dein Körper dir klare Erschöpfungszeichen signalisiert?Planst du deinen Urlaub immer rund um festgelegte Anlässe oder in regelmäßigen Abständen?

Nimm dir Zeit für deine Antworten und betrachte deine Bedürfnisse aus der Vogelperspektive. Schreib dir zum Abschluss in kurzen Stichworten auf, was sich für dich besonders gut anfühlt und wie du in Zukunft deinen Urlaub planen möchtest.

Es muss übrigens nicht immer einen Anlass geben, um sich frei zu nehmen. Es ist vollkommen okay, wenn du in deinem Urlaub auch einfach mal nichts machen und dir gemütlich ein paar Filme anschauen möchtest.


Frau genießt Freizeit in Hängematte am Strand allein


Ein bis zwei zusätzliche freie Tage pro Jahr würden aber trotzdem nicht schaden? Genauso wie beim Gehalt, haben Vorgesetzte in der Regel auch bei den übrigen Konditionen ein wenig Spielraum.

Schau dir Stellenausschreibungen anderer Unternehmen in der Pflege an, um ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, was in der Branche üblich ist und suche anschließend das Gespräch mit deinem Arbeitgeber.

Tipp: Du brauchst eine längere Auszeit? Hier findest du alles, was du über ein Sabbatical in der Pflege wissen musst.

5. Tipp: Ordnung ist das halbe Leben

Du hast trotz allem das Gefühl, dass dir zu wenig Zeit zur Verfügung steht? Mit unseren Tipps für ein besseres Zeitmanagement im Alltag holst du das Maximum aus ihr heraus.


Sanduhr auf Schreibtisch symbolisiert Zusammenhang Work-Life-Balance und Zeitmanagement


Sei geduldig mit dir. Auch wenn es dir anfangs schwerfällt, alte Gewohnheiten gegen effiziente Strukturen auszutauschen. Überleg dir konkrete Maßnahmen, die dich dabei unterstützen, deine Selbstorganisation mit einem klaren Kopf anzugehen und langfristig deine Work-Life-Balance zu stärken.

Wusstest du schon, dass es sich in einer sortierten Umgebung besser denkt? Aufräumen tut der Psyche gut und bringt nicht nur Ordnung in deine Wohnung, sondern auch in deinen Kopf. Und wer weiß, vielleicht stößt du beim Wohnungsputz sogar auf einen alten Staubfänger, der sich als wertvolles Sammlerstück entpuppt.

Tipp: „Klingt alles ganz nett, aber morgen ist auch noch ein Tag.“ Neigst du dazu, deine Pläne häufig aufzuschieben? Versuch doch mal, deine Ziele mit der SMART-Methode zu erreichen. Mit dieser konzentrierst du dich auf das Wesentliche und schaffst alles, was du dir vornimmst.

6. Tipp: Nein zur Zusatzschicht, ja zur Work-Life-Balance

Nimmst du regelmäßig Zusatzschichten an, obwohl es dir dabei nicht gut geht? Wirfst du dafür oft deine privaten Pläne über den Haufen? Wenn du das nächste Mal vor einer solchen Entscheidung stehst, bitte um ein paar Minuten Bedenkzeit. Mach dir bewusst, dass du nicht dazu verpflichtet bist, regelmäßig einzuspringen. Du darfst „nein“ sagen.


Zwei Würfel und mit Kreuz und Haken zeigt, dass Pflegekraft sich entscheidet nein zu sagen


Natürlich ist Hilfsbereitschaft wichtig. Besonders in der Pflege müsst ihr euch auf euer Team verlassen können und zusammenhalten. Geht dieser schöne Charakterzug auf Dauer aber zu Lasten deiner Gesundheit, ist damit weder deinen Kolleg:innen noch dir selbst geholfen.

Das bedeutet nicht, dass du von jetzt an jede Bitte deines Teams ausschlagen musst. Für eine ausgewogene Work-Life-Balance schadet es dir aber nicht, hin und wieder deine eigenen Bedürfnisse zu priorisieren. Verlass dich deshalb bei jeder Entscheidung auf dein Bauchgefühl und lerne, Grenzen zu setzen.

7. Tipp: Ein guter Tag liegt im Auge des Betrachters

Sowohl dein privates als auch dein berufliches Leben sind bunt und haben zahlreiche Facetten. Wir erleben jeden Tag so viel und trotzdem schwebt am Ende der Woche die Frage durch den Raum: „Was habe ich eigentlich die ganze Zeit gemacht?“

Um die Flut an Informationen zu verarbeiten, filtert und sortiert dein Gehirn alle Eindrücke und Empfindungen nach ihrer Relevanz. Umso wichtiger ist es, dass du hin und wieder inne hältst und jeden Moment bewusst aufnimmst.

Beantworte dir am Ende eines jeden Tages folgende Fragen:

  • In welchen Momenten habe ich mich heute gut gefühlt?
  • Wofür bin ich heute besonders dankbar?
  • Was habe ich heute gelernt?
  • Mit welchem Gefühl möchte ich morgen gern in den neuen Tag starten?

So gibst du dir die Chance, deinen Tag zu reflektieren und legst dabei einen bewussten Fokus auf alle positiven und inspirierenden Ereignisse. Dabei ist es nicht wichtig, eine möglichst außergewöhnliche Antwort zu finden. Bei dieser Übung geht es nur um dich und deine Empfindungen.


Frau steht glücklich lächelnd und mit geschlossenen Augen im Regen bei Sonnenschein


Hat dir heute vielleicht ein warmer Sonnenstrahl ein Lächeln ins Gesicht gezaubert? Oder der frische Duft eines kurzen Regenschauers? Manchmal sind es die kleinen Details, die den Unterschied ausmachen. Schritt für Schritt schärfst du mit dieser Übung deinen Blick für die kleinen Momente im Leben, die dich glücklich machen.

Wenn wir ganz ehrlich zu uns selbst sind, ist die Balance zwischen Leben und Job nämlich nicht nur eine Frage der Zeit, sondern auch eine Frage der Perspektive.

Arbeitgeber-Maßnahmen zur Förderung einer gesunden Work-Life-Balance

Gute Arbeitgeber wissen: Eine ausgewogene Work-Life-Balance geht nicht nur dich, sondern auch das Unternehmen etwas an. Aber woran erkennst du gute Arbeitgeber:innen in der Pflege? Unter Anderem daran, dass der Betrieb auf deine Bedürfnisse eingeht.

Bist du mit deinem aktuellen Arbeitszeitmodell zufrieden oder wünscht du dir mehr Flexibilität und möchtest deine Stunden reduzieren? Mit einem Wechsel von Voll- auf Teilzeit verschaffst du dir pro Woche mehr Freizeit. Allerdings: so verdienst du eben auch weniger Geld und Rentenpunkte. Teilzeit ist nicht die einzige Option, die du hast.


Frau wägt ab, was sie von ihrem Arbeitgeber erwartet


Flexible Arbeitszeitmodelle in der Zeitarbeit ermöglichen dir beispielsweise, deinen Dienstplan mitzugestalten. Überleg dir genau, welches Modell am besten zu deinem Leben passt.

Maßnahmen, mit denen Arbeitgeber die Work-Life-Balance von Pflegekräften fördern können, gibt es viele. Frage in deiner Einrichtung nach, welche Optionen du hast.

Dein Pflegeberuf fordert viel von dir, aber forderst du im Gegenzug auch genug für dich selbst ein? Brich mit Routinen, denn bereits kleine Änderungen in deinem Alltag beeinflussen dein Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben positiv. Mit einem Blick über den Tellerrand findest du deinen individuellen Weg zu einer guten Work-Life-Balance als Pflegekraft.

Melissa Hanisch & Shirley Schmolke

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