Für viele ältere Menschen sind Smartphones bereits nützliche Helfer im Alltag. Und auch für Angehörige oder Pflegefachkräfte kann es eine große Unterstützung und Entlastung bedeuten, wenn sich Senior:innen durch digitale Angebote selbst beschäftigen können. Wir stellen dir sieben praktische Apps für ältere Menschen vor. Außerdem erklären wir, worauf du bei Installation und Umgang achten solltest.
Von wegen altes Eisen: Das Interesse an digitalen Medien und die Zahl der „Silver Surfer“ – also Internetnutzer:innen im Seniorenalter – wird immer größer. Rund 65 Prozent der Deutschen über 60 Jahre nutzen einer aktuellen Statista-Umfrage zufolge das Internet. Und das kann durchaus sinnvoll sein. Denn zahlreiche Apps helfen Senior:innen dabei, geistig fit und gesund zu bleiben, Langeweile zu vertreiben, ihre Medikamente regelmäßig zu nehmen, oder einfacher Kontakt zu ihren Liebsten aufzunehmen. Sieben davon haben wir unter die Lupe genommen:
#1 „mytherapy“ für die zuverlässige Medikamenteneinnahme
Viele Medikamente erfordern eine regelmäßige und zeitgenaue Einnahme. Damit alleinlebende Senior:innen gar nicht erst ins Schludern kommen und ihre Gesundheit riskieren, kann „mytherapy“ wertvolle Unterstützung leisten. Die App sendet einen Signalton, wenn es Zeit ist, die Medikamente einzunehmen. Weiterhin erinnert sie die Nutzer:innen daran, Messungen (z.B. Blutdruck oder Puls) vorzunehmen oder ein Training zu absolvieren. Mit der App lassen sich alle relevanten Daten speichern, auswerten und ein Gesundheitsbericht ausdrucken, wodurch der nächste Arztbesuch vereinfacht werden kann.
Preis: kostenlos.
Erhältlich für: iOS und Android.

#2 „Nebenan“ für mehr Nachbarschaftshilfe
Vor allem in Großstädten ist das Zusammenleben anonym. Umso besser, wenn man sich mithilfe einer App besser vernetzen und schneller Kontakte knüpfen kann. Bei „Nebenan“ handelt es sich um ein Nachbarschafts-Netzwerk, das dabei helfen kann, Senior:innen zu unterstützen und Einsamkeit vorzubeugen. Nach der Anmeldung sieht man alle in der Nähe lebenden App-Nutzer:innen sowie Gruppen und angebotene Aktivitäten. Man kann entweder selbst seine Hilfe anbieten oder ein Gesuch für Nachbarschaftshilfe aufgeben, zum Beispiel für regelmäßige Einkäufe. So bekommt man Hilfe für Kleinigkeiten im Alltag und schneller mit anderen Menschen in Kontakt.
Preis: kostenlos.
Erhältlich für: iOS und Android.
#3 „NeuroNation“ hält die grauen Zellen auf Trab
Wer rastet, der rostet. Und das nicht nur körperlich, sondern auch geistig. Um also lange ein fittes Köpfchen zu behalten, muss man gerade im höheren Alter viel dafür tun. Bei „NeuroNation“ erhalten User:innen einen personalisierten Trainingsplan mit über 30 zielgerichteten Übungen, die im Rahmen eines täglichen Gedächtnistrainings das Gehirn stärken sollen. Die Übungen können das logische Denken trainieren, die Denkgeschwindigkeit erhöhen und die Aufmerksamkeit steigern. Dies spielt eine wichtige Rolle in der Demenz-Vorsorge. Die App wurde von Wissenschaftler:innen entwickelt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.
Preis: Grundversion kostenlos. Nutzung des vollen werbefreien Umfangs durch Abschluss eines Abonnements für ca. 50 Euro/12 Monate.
Erhältlich für: iOS und Android.
#4 „Rehappy“ kann Schlaganfallbetroffenen zurück ins Leben helfen
Rehabilitation ist nach einem Schlaganfall eine der wichtigsten Maßnahmen, um den Betroffenen einen möglichst normalen Alltag zurückzugeben. Häufig müssen viele Dinge neu erlernt werden. „Rehappy“ kann im Rahmen der Nachsorge von Schlaganfallbetroffenen gängige Therapien positiv begleiten. Für Nutzer:innen der App sollen die Vermittlung von Informationen sowie die Motivation und Förderung von Aktivitäten im Vordergrund stehen, um verloren gegangene Fähigkeiten wieder zu erlernen. „Rehappy“ kann Patient:innen vom ersten Tag an nach dem Schlaganfall auf ihrem Weg begleiten, um das beste Therapieergebnis zu erzielen. Dafür liefert die App auf die Patient:innen zugeschnittene Tipps für den Alltag und stellt Checklisten zur Verfügung. Zum Beispiel zu Therapieleistungen, Hilfsmitteln oder der Organisation von Pflegegraden. Die App ist bereits als digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) zertifiziert, was bedeutet, dass sie von Ärzt:innen auf Rezept verschrieben werden kann und die Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden.
Preis: auf Rezept bei den gesetzlichen Krankenkassen kostenlos erhältlich.
Erhältlich für: iOS und Android.
#5 „Lindera SturzApp“ zur Sturzprophylaxe
Gerade im Alter erhöht sich das Risiko für Stürze, da der Gleichgewichtssinn nachlässt, der Kreislauf häufiger gestört ist und sich die Sehfähigkeit verschlechtert. Vor allem für alleinlebende Senior:innen kann die Sturzprophylaxe in den eigenen vier Wänden deshalb lebenswichtig werden. Auch vermittelt sie Angehörigen ein Gefühl von Sicherheit, wenn sie selbst nicht vor Ort sein können. Hierbei will die „SturzApp“ unterstützen. Nach dem Herunterladen erfolgt zunächst eine 3D-Ganganalyse mithilfe der Smartphone-Kamera. Dadurch, sowie über einen Fragebogen und eine kurze Videoaufnahme, ermitteln auf künstlicher Intelligenz beruhende Algorithmen das individuelle Sturzrisiko der Nutzer:innen. Dann geben sie personalisierte Empfehlungen zur Sturzprävention und zum Mobilitätserhalt. Dies spart unter anderem Zeit für Pflegekräfte und sie können den Bericht der Anwendung einfach in die Pflegedokumentation aufnehmen. Im Rahmen einer 20-monatigen Langzeitstudie der AOK Baden-Württemberg in Kooperation mit der Charité in Berlin wurde die App bereits in 16 Pflegeeinrichtungen getestet. Unter dem Einsatz der App konnte das Sturzrisiko der Senior:innen signifikant gesenkt und ihre Gehgeschwindigkeit deutlich verbessert werden. Zudem hat die Angst vor Stürzen bei den teilnehmenden Senior:innen abgenommen.
Preis: kostenlos
Erhältlich für: iOS und Android

#6 „Simple Launcher“ für eine einfachere Bedienoberfläche
Für Digital Natives, die schon von klein auf mit dem Handy hantieren, mag dessen Nutzung völlig intuitiv sein. Ganz anderes gilt hingegen für Senior:innen, die sich oft erst im späten Alter an die Bedienung eines Smartphones herantasten. Um älteren Menschen den Umgang mit ihrem Handy zu erleichtern, ohne dafür gleich ein neues Smartphone kaufen zu müssen, kommt die App „Simple Launcher“ ins Spiel. Nach der Installation der Anwendung bekommt das Handy eine seniorengerechte Bedienoberfläche mit größeren Icons und vergrößerter Schrift. Außerdem lassen sich wichtige Kontakte mit einem Foto auf dem Display anzeigen und direkt anwählen, sodass nicht nur die Liebsten, sondern auch Notfallkontakte schnell erreichbar sind.
Preis: kostenlos
Erhältlich für: Android
#7 „SpeechTexter“ wandelt Sprache in Nachrichten um
Selbst bei einem seniorengerechten Smartphone, das meistens größer ist als gängige Smartphones, kann das Tippen auf dem Display zur Herausforderung werden. Vor allem dann, wenn man zusätzlich mit Sehproblemen zu kämpfen hat. Hier will „SpeechTexter“ Abhilfe schaffen. Die Sprach-Text-App wandelt das gesprochene Wort für Mails oder Nachrichten in einen geschriebenen Text um. So entfällt das für ältere Menschen oft anstrengende und zeitraubende Tippen auf der Handytastatur. Dies kann wieder mehr Lust machen, mit den wichtigsten Menschen in Kontakt zu bleiben. Der Text lässt sich dennoch auch nachträglich noch mithilfe der Tastatur bearbeiten und die App unterstützt sogar mehr als 60 Sprachen.
Preis: kostenlos
Erhältlich für: Android
Apps für Senior:innen – darauf sollte Angehörige und Pflegekräfte achten
Die Installation, regelmäßige Aktualisierungen und die Nutzung einer App sind für Senior:innen oft nicht so leicht. Dazu kommt, dass das Internet nicht das sicherste Pflaster ist und schon ein falscher Klick unerwünschte Folgen haben kann. Betreuende Angehörige oder Pflegefachkräfte können Senior:innen bei der App-Nutzung unterstützen und schützen, indem sie Einstellungen vornehmen, die die Nutzung vereinfachen und sicherer machen:
- Apps nur aus Stores herunterladen: Nicht jede Seite, auf der man Apps herunterladen kann, ist vertrauenswürdig. Daher sollten Apps immer nur aus seriösen Quellen installiert werden. Das sind entweder die Seiten der Hersteller oder auf dem Smartphone voreingestellte App-Stores.
- Anwenderprofil kontrollieren: Wer vorab ein paar Einstellungsmöglichkeiten am Handy einschränkt, kann dafür sorgen, dass keine Programme versehentlich gestartet oder Einstellungen verändert werden. Viele Apps ermöglichen das Einloggen von woanders, sodass sich die Apps und ihre Aktivitäten auch aus der Ferne verwalten lassen.
- Einstellungen prüfen: Vor der Nutzung sollte jede App darauf geprüft werden, welche Rechte sie beansprucht. Abhängig vom Betriebssystem lässt sich schon vor der Installation herausfinden, welche Rechte die App nach der Installation erhält.
- Manuelle Updates zulassen: Um Sicherheitslücken zu vermeiden, sollten Senior:innen immer die neueste Version einer App laufen haben. Im besten Fall werden Updates aber manuell eingestellt und nicht automatisch. Dadurch kann man direkt verhindern, dass zum Beispiel zusätzliche Zugriffsrechte installiert werden.
- Sicherheits-Software installieren: Die Verwendung von Apps bringt auch immer Sicherheitslücken fürs Smartphone mit sich. Eine vorab installierte Sicherheitssoftware checkt Apps regelmäßig auf Viren und warnt frühzeitig.
- Kindersicherung einrichten: Was Kinder vor falscher Nutzung schützt, kann auch Senior:innen im Alltag unterstützen. Das Einstellen einer Kindersicherung am Handy kann zum Beispiel aus Versehen getätigte kostspielige In-App-Käufe oder das ungewollte Starten der App verhindern. Angehörige oder Betreuer:innen können außerdem die Apps verwalten und Einstellungsmöglichkeiten kontrollieren.
Digitale Mobilität macht vor dem Alter keinen Halt – und das ist gut so. Aufgrund der vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten bekommen Senior:innen nicht nur das Gefühl, am Ball zu bleiben, sondern können sich auch ablenken, ihrer Gesundheit etwas Gutes tun oder angstfreier alleine leben. Weiterer Pluspunkt: Je selbständiger die Senior:innen leben, desto stärker werden betreuende Angehörige und Pflegepersonal entlastet. Ermutigt also ältere Menschen in eurem Umfeld, Smartphones und Apps zu nutzen und bietet ihnen Hilfe an, damit sie sich im digitalen Dschungel nicht verlaufen.
Katharina Klein


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