Bewerbungsgespräche richtig führen – 6 Tipps für Pflegekräfte

Darf ich gleich nach dem Gehalt fragen oder nicht? Eine Expertin hat die besten Tipps für Vorstellungsgespräche.

Du hast ein super Stellenangebot für einen Job in der Krankenpflegegefunden? Glückwunsch! Jetzt musst du dich für den nächsten Schritt vorbereiten: die Bewerbungung. Vorstellungsgespräche können leider sehr nervenaufreibend und anstrengend sein: Was ziehe ich an? Wann sollte ich meine Gehaltsvorstellung für den Job einer Pflegekraft nennen? Was darf ich auf keinen Fall machen?

Wir haben mit der Verhandlungsexpertin und Autorin Claudia Kimich über diese Fragen gesprochen, um euch auf zukünftige Vorstellungsgespräche vorzubereiten.

1. Was sollte ich vorab wissen?

Zuerst soll jedoch gesagt werden, dass man sich eins vor jedem Vorstellungsgespräch bewusst machen sollte: Nicht nur DU bewirbst dich und möchtest dein Gegenüber überzeugen. Auch dein potenziell zukünftiger Arbeitgeber möchte dich für sich gewinnen. Er ist auf der Suche nach dem passenden Mitarbeiter für eine zu besetzende Position in der Krankenpflege – für die du dich als geeignet erachtest. Sonst würdest du dich wohl kaum auf diese Stelle bewerben. Deswegen mache dir vorab bewusst, dass auch du gerade ein Bewerbungsgespräch mit deinem potenziellen neuen Arbeitgeber führst.

2. Wie bereite ich mich auf das Vorstellungsgespräch richtig vor?

Die Vorbereitung ist, wie auch bei einer Gehaltsverhandlung, das A und O. Du solltest dich vorab nicht nur über das Unternehmen informieren, sondern dich auch selbst fragen „Was will ich genau?”. Denn nur so kannst du auch wirklich einen Arbeitgeber finden, der gut zu dir und deiner Lage passt.Für die ideale Vorbereitung empfiehlt Claudia Kimich sich für drei verschiedene Jobs zu bewerben, die man gar nicht wirklich machen möchte. Das kann zum Beispiel eine Pflegefachkraft sein, die nicht gut Blut sehen kann und sich dann in der Chirurgie bewirbt. Diese Stelle ist auf ihrer Wunschliste ganz weit unten angesiedelt. Das führt jedoch dazu, dass du bereit bist, Forderungen zu stellen, ein höheres Gehalt zu verlangen oder günstigere Arbeitsbedingungen auszuhandeln. Denn in dem Moment hast du nichts zu verlieren. Du wirst in solche Bewerbungsgespräche deutlich gelassener gehen und zusätzlich den Mut aufbringen, deine Forderungen zu stellen. Und auch wenn du nach dem Gespräch die Stelle immer noch nicht annehmen möchtest, so hast du geübt! Und wie heißt es so schön – Übung macht den Meister!

3. Was ziehe ich für das Bewerbungssgespräch an?

Die Frage nach der geeigneten Kleidung im Vorstellungsgespräch beschäftigt sehr viele Bewerber. Claudia Kimich rät sich hier nicht zu verstellen. Ziehe keine High Heels an, wenn du das sonst in deinem Job als Krankenpfleger auch nicht tust. Trage keinen Hosenanzug, wenn du dich darin verkleidest fühlst. Trage das Outfit, in dem du dich selbstbewusst und sicher fühlst – selbstverständlich solltest du gepflegt zum Vorstellungsgespräch erscheinen.

4. Welche Fragen sind erlaubt, welche nicht?

Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei einem Vorstellungsgespräch immer um ein Gespräch für beide Seiten. Deswegen solltest du dir auch hier vorab bewusst machen, was dir wirklich wichtig ist und worauf es dir bei deinem neuen Job ankommt. Dann sind alle Fragen erlaubt – jedoch rechne gegebenenfalls mit Konsequenzen. Fragen wie nach dem Gehalt, den Urlaubstagen oder der Möglichkeit für ein Sabbatical sollten nicht direkt am Anfang des ersten Gesprächs geführt werden. Wichtig ist jedoch, dass du die Fragen, die für dich wirklich wichtig sind, bereits im ersten Gespräch stellst. Sollten die Gehaltsvorstellungen von dem potenziellen Arbeitgeber und dir zu weit auseinander liegen oder andere Faktoren nicht passen, sparst du deine Zeit und auch die des möglichen Arbeitgebers.



5. Was muss ich bei Videocalls beachten?

In Zeiten der Corona-Pandemie ist es gar nicht so ungewöhnlich, dass Bewerbungsgespräche nicht persönlich, sondern über Videocalls stattfinden. Dabei solltest du in jedem Fall vorher üben und überprüfen, was auf dem Bildschirm bei deinem Gesprächspartner sichtbar ist, zum Beispiel, ist die Kamera auf Augenhöhe, damit sie nicht von unten in deine Nasenlöcher filmt? Ist deine Umgebung ruhig oder brauchst du eventuell ein Headset? Es macht also Sinn, alle Eventualitäten durchzuspielen, ebenso eine aufrechte Sitzposition zu üben. Wichtig ist dabei auch, dass du deinen Hintergrund richtig wählst. Ein zerwühltes Bett ist vermutlich nicht der Hit bei einem Bewerbungsgespräch.

6. Wie beende ich das Bewerbungsgespräch richtig?

Claudia Kimich hat auch für das Ende des Gesprächs noch einen hilfreichen Tipp: beende das Gespräch mit einem „Call-to-Action”. Frage zum Schluss wann du mit einer Rückmeldung rechnen kannst und ab wann du nachfragen kannst, solltest du doch keine Rückmeldung erhalten. Denn so kannst du handeln, statt ungeduldig zu warten, alle zehn Minuten die Mails zu checken und bei jedem Telefonklingeln zu denken, das könnte die Zu- oder Absage sein.

Vanessa Winkler

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