Warum Berufsstolz in der Pflege so wichtig ist und wie du ihn übst

Judith beleuchtet in ihren Artikeln aktuelle Themen und Nachrichten der Pflegebranche. Außerdem informiert sie Pflegekräfte über Karrierechancen, teilt Wissen zum Thema Gesundheit und gibt Tipps für den Pflegealltag.

Judith Marlies Barth


Als Pflegekraft linderst du Beschwerden, spendest Trost und rettest Leben. Darauf kannst du stolz sein. Wir erklären, wie du Selbstzweifel ausräumst, was dir Berufsstolz im Job bringt und wie unsere Community darüber denkt.

Ohne Pfleger:innen liefe in Krankenhäusern und medizinischen Einrichtungen gar nichts. Als Pflegekraft verfügst du über eine hohe soziale Kompetenz. Schließlich ist es alles andere als leicht, sich unter Zeitdruck in Patient:innen hineinzuversetzen, ihre individuellen Bedürfnisse zu erkennen und den richtigen Ton zu treffen. Dein umfangreiches Fachwissen über Krankheitsverläufe, Therapieformen, Behandlungsmöglichkeiten und die Ursachen von Pflegebedürftigkeit machen dich zur wichtigen Schnittstelle zwischen Ärzt:innen und Patient:innen. Trotzdem ist die Meinung „Pflegen kann jeder“ immer noch weit verbreitet in der deutschen Gesellschaft. Das geht an Pflegekräften nicht spurlos vorbei. In den skandinavischen Ländern und im angloamerikanischen Raum sieht das anders aus: Dort genießen Pflegefachkräfte eine hohe soziale Anerkennung, reichen selbstbewusst ihre Visitenkarte und sind uns in Sachen Pflegestolz einen guten Schritt voraus.

Unter dem Radar – hat die Pflege ein Kommunikationsproblem?

Doch nicht nur die Gesellschaft, sondern auch Pflegefachpersonen selbst unterschätzen ihre Fähigkeiten. In ihrem Buch „Der Pflege eine Stimme geben“ erklären die beiden US-amerikanischen Journalistinnen Bernice Buresh und Suzanne Gordon, warum die Leistungen der Pflegekräfte so häufig nicht wahrgenommen und anerkannt werden. Das liegt den beiden Autorinnen zufolge nämlich daran, dass Pflegekräfte selbst den Wert ihrer Arbeit nicht stark genug nach außen kommunizieren, tiefstapeln und Kompetenzen nicht klar benennen.



Buresh und Gordon wollen Pflegekräfte ermutigen, eine selbstbewusste Sprache zu entwickeln. Die Autor:innen zeigen in ihrem Ratgeber, wie Pflegekräfte durch Öffentlichkeitsarbeit sichtbar werden und Forderungen durchsetzen können. Sie erklären, wie auch Nicht-Profis eine Sichtbarkeits-Kampagne realisieren können und führen Erfolgsbeispiele an, in denen es Pfleger:innen gelungen ist, durch Medienarbeit bessere Arbeitsbedingungen oder Gesetzesänderungen zu erwirken.



Wie dir Berufsstolz in deinem Pflegeberuf helfen kann

Berufsstolz nützt dir in deinem Arbeitsalltag als Pflegekraft. Während du berufliche Wertschätzung vornehmlich von außen, also zum Beispiel von deinen Kolleg:innen, Vorgesetzten und Patient:innen erhältst, kannst du Stolz nur selbst entwickeln. Stolz auf sich zu sein wird fälschlicherweise oft gleichgesetzt mit Eigenlob, was allgemein eher verpönt ist. Hier geht es aber nicht darum, sich selbst zu überhöhen, sondern ein Bewusstsein für die eigene fachliche Kompetenz zu entwickeln. Jedes Mal, wenn dir eine Aufgabe im Job besonders gut gelingt und du dir dessen bewusst bist, reift und wächst das positive Gefühl des Berufsstolzes, das dich durch schwierige Phasen deiner Karriere tragen kann. Berufsstolz bringt Vorteile mit sich, die dir in vielen Lebensbereichen helfen:

  • Gelassenheit: Du lernst, mit Rückschlägen umzugehen und sie als Teil des Lernprozesses zu sehen. Wir alle scheitern mal im Kleinen oder Großen. Wer um seine Stärken weiß, behält einen kühlen Kopf und kann gelegentliche Misserfolge einordnen.
  • Durchsetzungsfähigkeit: Wer stolz auf sich ist, strahlt das auch aus, wirkt überzeugend und kann für seine Bedürfnisse einstehen. Das hilft dir in Gehaltsverhaltungen oder in Gesprächen mit deinen Vorgesetzten.
  • Zufriedenheit: Einen Sinn im eigenen Handeln zu sehen, macht nachweislich glücklich. Die Erkenntnis, dass deine Arbeit wichtig für die Gesellschaft ist und du das Leben anderer bereicherst, kann dazu beitragen, dass du allgemein zufriedener bist.

Tipp: Wie du als Pflegekraft Berufsstolz üben kannst

Du kannst deinen Berufsstolz aktiv trainieren. Überlege dir nach jedem Arbeitstag, was dir besonders gut gelungen ist und schreibe es auf einen Zettel. Das kann auch etwas sein, das dir im ersten Moment klein oder unwesentlich erscheint. Vielleicht kommen Gedanken auf wie „Das hätte doch jeder gekonnt!“ oder „Das war ja auch ziemlich leicht!“ Lass dich davon nicht beirren. Falte den Zettel zusammen und lege ihn in ein Einmachglas oder eine Schachtel. Schon nach wenigen Wochen hast du eine Vielzahl von Momenten gesammelt, auf die du stolz sein kannst. So trainierst du, deine eigenen Erfolge bewusst zu erleben. Wenn du an dir zweifelst, öffne das Glas und lasse die aufgeschriebenen Situationen Revue passieren.


Mann sammelt Zettel in einem Glas


Die schönsten Berufsstolz-Momente unserer MEDWING-Community

Du brauchst mehr Inspiration? Wir haben Pflegekräfte aus der Community gefragt, worauf sie besonders stolz sind. Das sind ihre Antworten:



Pflegestudentin Becca aus Großbritannien



Leonie W.



Susann Alvarez



Mirza Palislamovic


Mehr zum Thema Selbstbewusstsein in der Pflege

Du möchtest noch mehr erfahren? Dann haben wir hier noch einen Buchtipp für dich: In ihrem Mutmachbuch „Berufsstolz in der Pflege“ zeigen Prof. Dr. Angela Zegelin (Krankenschwester und Erziehungs- und Pflegewissenschaftlerin) und Dr. German Quernheim (Gesundheits- und Krankenpfleger, Diplom-Pflegepädagoge und Pflegewissenschaftler), wie eng Berufsstolz mit Identität, Mut und Sinnhaftigkeit verwoben ist. Die Autor:innen geben hilfreiche Tipps zu Lobbyarbeit im Pflegeberuf. Du erfährst, wie du in Diskussionen fachlich und rhetorisch punktest und wie deine Körpersprache zu einem sicheren Auftreten beiträgt.



Falls du lieber hörst als liest, können wir dir die 71. Folge von „Übergabe – Der Podcast für die Pflege“ empfehlen. Dort sprechen die Gesundheits- und Krankenpflegerinnen Clara Goll und Caroline Körner mit dem Pflegewissenschaftler Alexander Hochmuth und German Quernheim darüber, was Pflegestolz für sie bedeutet, welche Rolle die Akademisierung des Berufsbilds dabei spielt und wie hilfreich Vorbilder sein können.



Während der Corona-Pandemie ist auch in der breiten Gesellschaft angekommen, wie systemrelevant Pflegeberufe sind. Durch Lobbyarbeit und ein selbstsicheres Auftreten lässt sich dieses Bewusstsein festigen. Denn die Geschichten aus unserer Community zeigen: Als Pflegekraft hast du allen Grund, selbstbewusst und stolz auf dich zu sein!

Judith Marlies Barth


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