Sitz-Tanz, Singen, Kochen, Malen und Basteln: Für viele männliche Senioren klingen diese Aktivitäten wenig ansprechend. Darum bleiben sie lieber allein in ihren Zimmern. Dieser Rückzug verstärkt allerdings Einsamkeit und Isolation. In diesem Artikel geben wir dir Tipps, mit denen es dir gelingt, bei Aktivitäten die männlichen Bewohner zu motivieren.
In Pflegeeinrichtungen sind pflegebedürftige Männer in der Unterzahl: Laut den Daten der Pflegeversicherungsstatistik des Bundesministeriums für Gesundheit machen Frauen knapp 70 Prozent der Bewohner:innen aus. Für dieses Ungleichgewicht gibt es vor allem zwei Gründe:
- Männer haben eine kürzere Lebenserwartung.
- Wenn Männer pflegebedürftig werden, übernehmen häufig ihre Ehefrauen die häusliche Pflege. Meistens sind diese ein paar Jahre jünger als ihre Partner.
Dementsprechend sind die meisten pflegebedürftigen Menschen in den stationären Einrichtungen der Altenpflege weiblich. Manche Männer integrieren sich trotzdem problemlos: Sie nehmen an gemischten Gruppen teil. Oder sie genießen es als „Hahn im Korb“ im Pflegeheim der einzige männliche Teilnehmer bei Freizeitaktivitäten wie Backen oder Kochen zu sein. Andere gehen auf Rückzug, weil es keine männergerechten Angebote gibt.
Traditionelle Rollenbilder und Vorstellungen bei der Beschäftigung von Männern respektieren
Gerade in der Altersgruppe der über 80-Jährigen sind traditionelle Vorstellungen und Rollenbilder stark präsent:
- Männer in dieser Generation verstehen sich als Familienoberhaupt: Früher haben sie das Geld verdient. Sie vertraten die Familie nach außen und hatten nicht selten das Sagen.
- Während ihrer Erwerbstätigkeit definierten sich Männer vor allem über ihren Beruf. Leistung war das, was zählte. Frauen erledigten die Hausarbeit und übernahmen die Erziehung der Kinder.
- In ihrer Freizeit beschäftigten sie sich möglicherweise mit Sport, hatten kirchliche Ämter inne, besuchten Stammtische oder widmeten sich Vereinsaktivitäten.
Selbstverständlich gibt es Ausnahmen und Männer, die sich schon damals von diesen heute teilweise veralteten Rollenbildern befreiten. Dennoch: Reine Männerrunden und das Gefühl, „unter sich zu sein“, spielt bei dieser Altersgruppe häufig eine große Rolle. Diesem Bedürfnis lässt sich durch Ausflüge, aber auch durch Männerstammtische und gezielte Beschäftigungsangebote begegnen.
Männer bei Aktivitäten im Pflegeheim gezielt berücksichtigen
Ältere Männer möchten sich mit ihrer Biografie, in ihrem Rollenbild und mit ihren Lebensleistungen respektiert und anerkannt wissen. Gerade bei demenziellen Erkrankungen ist es wichtig, an Erfahrungen und noch vorhandene Fähigkeiten anzuknüpfen. Wer die eigenen körperlichen und geistigen Fähigkeiten nicht nutzt, baut ab.
Bei Männern stoßen eventuell eher Tätigkeiten auf Begeisterung, die an ihren früheren Beruf oder ihre Vereinstätigkeit erinnern. Manchmal reicht möglicherweise sprachlich und inhaltlich eine kleine Anpassung, um männliche Bewohner aus ihren Zimmern zu locken:
- „Sitzfußball“ klingt verlockender als „Sitzgymnastik“.
- „Arbeiten mit Holz“ motiviert pflegebedürftige Männer mehr als „Malen und Basteln“.
- „Chor des Pflegeheims“ klingt offizieller als „Gemeinsames Singen“ und erinnert an einen Verein.
Die individuellen Biografien der Männer können dir Anhaltspunkte für Ideen zur Freizeitgestaltung mit deinen männlichen Bewohnern liefern. Erkundige dich nach ihren Berufen, ihren Hobbys, Interessen und Fähigkeiten. Ist der Bewohner politisch interessiert? Wie sieht es mit Reisen aus? Begeistert er sich für bestimmte Sportarten? Mach dir Notizen. Die daraus gewonnenen Informationen kannst du für deine Angebotsgestaltung nutzen.
5 leicht umsetzbare Ideen zur Beschäftigung und Aktivierung von Männern in Pflegeheimen

1. Männergerechte Ausflüge unternehmen
So mancher älterer Herr redet nicht viel. Statt verbaler Kommunikation bevorzugen sie es häufig, gemeinsame Erlebnisse zu teilen und miteinander zu schweigen. Kleine Ausflüge in die Natur, an einen See oder in einen nahen gelegenen Park, bieten Abwechslung vom Heimalltag. Dabei ist es vollkommen in Ordnung, wenn der Senior die Umgebung schweigend auf sich wirken lässt. Falls die Bewohner körperlich fit sind, kommen auch Angelausflüge oder ein Abstecher zur Kegelbahn infrage.
2. Männerstammtisch im Pflegeheim bilden
Manchmal liegt die Unlust an der Kommunikation auch am mangelnden Interesse an den Gesprächsthemen in den Pflegeheimen. Wie wäre es daher mit einem regelmäßigen Männerstammtisch. Als Gesprächsanstöße können aktuelle Geschehnisse dienen. Bring einfach eine Tageszeitung mit.
Oder wie wäre es mit einem Fußballquiz? Auch über typische „Männerthemen“ wie Autos, Motorsport oder Sammelleidenschaften (Modelleisenbahn, Briefmarken, Bierdeckel, Uhren usw.) lässt sich in der gemeinsamen Gesprächsrunde wunderbar fachsimpeln.
Angebote wie Skat, Black Jack oder Schach werden von der Männerrunde vermutlich ebenfalls gern angenommen. Falls nicht, entsteht vielleicht einfach eine gesellige Atmosphäre mit alkoholfreiem Bier und Salzstangen.
3. Beschäftigung mit Geld
Zum Thema Geld kann jeder etwas beitragen. Welche Sichtweise vertritt der ältere Bewohner zum Geld? Mit Sprichwörtern und Redewendungen kannst du das Gespräch in Gang bringen. Was denken die Bewohner zu Aussagen wie:
- „Geld stinkt nicht.“
- „Geld macht nicht glücklich.“
- „Wer den Pfennig nicht ehrt…“
Geld sortieren
Schütte den Inhalt eines Sparschweins auf den Tisch. Es sollten möglichst Exemplare von allen Münzen darin enthalten sein. Vielleicht findest du sogar noch Bestände aus der DM-Zeit oder ausländisches Geld. Die Münzen können die Teilnehmer nach Wert sortieren, nach Größe stapeln oder einfach addieren und wieder zurück in das Sparschwein stecken.
Gespräche über Geld anstoßen:
- „Wissen Sie noch, was früher ein Auto/Brot/ein Fahrrad gekostet hat?“
- „Wann haben Sie Ihr erstes eigenes Geld verdient?“
- „Erinnern Sie sich noch daran, was Sie dafür gekauft haben?“
- „Haben Sie schon einmal eine Immobilie gekauft?“
- „Sparen Sie Ihr Geld lieber zu Hause? Oder ist es auf der Bank besser aufgehoben?“
4. Aktivierende Tätigkeiten mit Werkzeug
Die meisten Männer haben sich um Reparaturarbeiten in Haus und Garten gekümmert. Manche waren möglicherweise in Handwerksberufen tätig. Werkzeug ist ihnen also vertraut. Du könntest unterschiedliche Werkzeuge mitbringen (Hammer, Zange, verschiedene Schraubendreher, Nägel und Schrauben in verschiedenen Größen).
Werkzeuge ertasten
Stecke die größeren Teile einzeln in blickdichte Stoffbeutel und knote sie zu. Für Nägel und Schrauben reichen Taschentücher aus Stoff: Lege jeweils zwei Schrauben der gleichen Größe in das Taschentuch und verschließe es mit einem Knoten. Lass die Gruppenteilnehmer anschließend ertasten, was sich im Inneren der unterschiedlichen Beutel befindet.
Gespräche über Werkzeuge:
- „Wie erkennen Sie, ob ein Werkzeug von guter Qualität ist?“
- „Welche Werkzeugmarken haben Sie früher verwendet?“
- „Was haben Sie früher im Haus selbst repariert?“
- „Haben Sie beruflich mit Holz gearbeitet?“
- „Hat es Ihnen gefallen, selbst Dinge zu reparieren? Oder haben Sie lieber einen Handwerker gerufen?“
5. Beschäftigung mit den einzelnen Bundesländern
Die Bundesrepublik Deutschland besteht aus 16 Bundesländern. Dementsprechend gibt es viele Landesflaggen, Dienstflaggen und Wappen. Zur Vorbereitung kannst du die Flaggen und Wappen auf stabilem Karton ausdrucken, einzeln zurechtschneiden und die Kärtchen eventuell sogar laminieren. Dadurch werden sie widerstandsfähiger gegen Staub und Schmutz, sodass du sie mehrfach einsetzen kannst. Anschließend druckst du die Namen der einzelnen Bundesländer auf Karton, schneidest sie zurecht und laminierst diese ebenfalls.
Wappen und Flaggen den Bundesländern zuordnen
Jetzt ordnen die Gruppenteilnehmer die Namen der Bundesländer den Wappen zu. Anschließend bringen sie in einer zweiten Runde die Flaggen mit den Bundesländern zusammen. Um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen, kannst du Dienst- und Landesflaggen mischen.
Wissensquiz zu den Bundesländern
Die Kärtchen kannst du beliebig erweitern: Notiere die Landeshauptstädte, große Flüsse und Wahrzeichen. Lass die Bewohner sie den Bundesländern zuordnen. Wissensspiele wie dieses fördern zusätzlich die geistige Fitness der Senioren.
Die Angebote zur Beschäftigung und Aktivierung in Pflegeheimen sind meist auf die weiblichen Bewohner ausgerichtet. Mit kleinen Anpassungen kann es dir gelingen, die Männer mit einzubeziehen. Das Gefühl von Unabhängigkeit ist für das Selbstbewusstsein und die Zufriedenheit männlicher Senioren oft besonders wichtig. Natürlich können an unseren Beschäftigungsideen auch Frauen teilnehmen. Manchmal bieten sich allerdings reine Männergruppen zur Stärkung der Identität und des Selbstwertgefühls an.


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