Soziale Isolation, mangelnder Austausch, Perspektivlosigkeit: Viele Bewohner:innen von Alten- und Pflegeheimen leiden unter Einsamkeit. Ein Teufelskreis, denn wer sich im Alter zu stark aus dem Leben zurückzieht, baut körperlich und mental schneller ab. Willst du als Pfleger:in Abwechslung und neue Lebensfreude ins Leben der Senior:innen bringen? Wir stellen dir fünf schöne Projekte vor, die Wunder gegen Frust und Einsamkeit wirken können.
Arbeitest du schon länger im Alten- oder Pflegeheim, begegnet dir die Einsamkeit vieler Heimbewohner:innen sicher täglich. Wer seine:n Partner:in verloren hat, kinderlos ist oder wessen Familie weit weg wohnt, leidet oft besonders unter den Folgen des Alleinseins. Damit die negativen Gefühle gar nicht erst für schlechte Stimmung bei den Senior:innen sorgen, solltest du rechtzeitig aktiv werden. Schließlich kann man in jedem Alter etwas für sich und sein seelisches Wohlbefinden tun.
1. Raus aus der Isolation durch ehrenamtliches Engagement
Gegenseitig Freude schenken und Erfahrungen teilen: Von Hilfsinitiativen von und für Senior:innen profitieren Alt und Jung. Sofern es der Gesundheitszustand zulässt, ist die ehrenamtliche Tätigkeit perfekt, um Abwechslung in den Heimalltag zu bringen und den Senior:innen das Gefühl zu geben, dass sie gebraucht werden.
Mögliche Einsatzorte für alte Menschen können zum Beispiel die Hausaufgabenbetreuung bei einer örtlichen Schule sein, ein Vorlesenachmittag im Kindergarten, das Backen von Kuchen im Café nebenan oder der Einsatz als Leihoma/Leihopa.
Kann sich eine:r deine:r Bewohner:innen ein ehrenamtliches Engagement vorstellen? Und würdest du grünes Licht dafür geben? Dann seid ihr vielleicht nur noch einen Klick entfernt von einem völlig neuen Lebensgefühl. Ehrenamtliches Engagement suchen könnt ihr zum Beispiel auf der Seite der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freiwilligenagenturen e.V. oder auf Ehrenamtsbörsen in deiner Stadt. Dort bekommen interessierte Senior:innen direkte Einblicke über die Engagementmöglichkeiten vor Ort.
2. Silbernetz: Hotline gegen das Alleinsein alter Menschen
Manchmal tut es einfach gut, jemanden zum Reden zu haben. Der regelmäßige Austausch mit anderen kann Einsamkeit im Alter vorbeugen. Weil viele ältere Menschen ihre sozialen Kontakte aber nach und nach verlieren, hat sich die Organisation „Silbernetz“ zur Aufgabe gemacht, Ansprechpartner für diese Senior:innen zu sein. Alle Menschen ab 60 Jahren, die ein offenes Ohr brauchen, können sich von 8 bis 22 Uhr anonym und kostenlos unter der Telefonnummer 0800-470 80 90 bei den Silbernetz-Mitarbeiter:innen melden und nette Gespräche zu verschiedensten Themen führen.
3. Weiterbildungsangebote für Senior:innen helfen bei Einsamkeit
Wer seine grauen Zellen auf Trab hält, bringt nicht nur mehr Abwechslung in seinen Alltag und knüpft neue Kontakte. Ein fittes Köpfchen sorgt im besten Fall für ein selbständigeres Leben im Alter. Neben Angeboten für Gasthörer:innen in vielen Univorlesungen gibt es speziell auf Senior:innen zugeschnittene Weiterbildungsprogramme. Alles online, sodass die Teilnahme auch für diejenigen möglich ist, die ihre Pflegeeinrichtung nicht selbständig verlassen können.
Die Akademie für Ältere e.V. zum Beispiel bietet solche Programme in diversen Fachgebieten an. So können sich Über-60-Jährige für Online-Kurse in den Bereichen Gesundheit, Sport, EDV, Fremdsprachen, Geschichte oder Literatur anmelden. Das Europäische Zentrum für Universitäre Studien ermöglicht Neugierigen ab 50 Jahren die Anmeldung zu spannenden Online-Weiterbildungen aus den Bereichen Mensch, Wirtschaft oder Gesellschaft. Wer hingegen im Umgang mit PC, Tablet oder Smartphone geschult werden will, bekommt von „Senioren lernen online“ Unterstützung. Die Teilnehmer:innen treffen sich online und bekommen gezeigt, wie sie neue Möglichkeiten zur Internet-Kommunikation nutzen können.
4. Einsamkeit vorbeugen mit einer Brieffreundschaft für Senior:innen
Was die meisten Kids von heute gar nicht mehr kennen, weckt bei älteren Menschen die schönsten Kindheitserinnerungen. Umso größer wird die Freude bei den Senior:innen darüber sein, wenn regelmäßig handgeschriebene Briefe eintrudeln.
Vor allem denjenigen, die nicht mehr mobil genug sind, um das Alters- oder Pflegeheim selbständig zu verlassen, kommt die Aktion „Post für dich – Briefe gegen Einsamkeit“ zugute. Die ehrenamtlichen Helfer:innen vom Malteser Hilfsdienst unterstützen Senior:innen dabei, eine:n Brieffreund:in zu finden und so eine intensive Brieffreundschaft aufleben zu lassen. Dadurch soll das Gefühl der sozialen Isolation nachlassen und durch den regelmäßigen Austausch können sich Ängste und Sorgen reduzieren – von der kindlichen Vorfreude auf den Besuch vom Postboten ganz zu schweigen. Interessierte Senior:innen oder deren Pfleger:innen können sich per Telefon unter der Nummer 0261-94747-38 oder per E-Mail an soziales.ehrenamt.koblenz@malteser.org melden.
5. Mit Hund, Katze, Vogel und Co. gegen das Alleinsein
Wer mit einem Tier zusammenlebt, fühlt sich oft weniger einsam. Man hat nicht nur eine Aufgabe, sondern auch einen treuen Wegbegleiter im Alltag. Deshalb ist das Halten von Haustieren in vielen Alten- oder Pflegeheimen inzwischen möglich. Wichtig ist nur, dass die Senior:innen körperlich und mental in der Lage sind, die Tiere größtmöglich alleine zu versorgen.
Wer selbständig kein Tier halten kann oder in seiner Einrichtung nicht halten darf, profitiert vom „Besuchsdienst mit Hund“ – ein Besuchs- und Begleitdienst, der ebenfalls vom Malteser Hilfswerk ins Leben gerufen wurde. Mehr als 500 Ehrenamtliche deutschlandweit besuchen im Rahmen dieses Projekts regelmäßig alte oder pflegebedürftige Menschen zusammen mit ihrem Hund in ihren Einrichtungen. Die flauschigen Vierbeiner sorgen für ordentlich Abwechslung und Freude im Stationsalltag.
Steht die Anschaffung eines eigenen Tieres an und sind sie nach Rücksprache mit deiner Heimleitung in deiner Einrichtung auch erlaubt, solltest du dir gemeinsam mit den Senior:innen folgende Gedanken machen:
- Welches Haustier passt im individuellen Fall zum/zur Bewohner:in?
- Wie alt wird es?
- Lässt sich das Wunschtier in der Wohnung oder dem Zimmer halten?
- Wie viel Pflege und Betreuung benötigt es?
Übrigens: Auch das Bundesseniorenministerium setzt sich mit Projekten gegen Einsamkeit im Alter ein. Dazu zählt unter anderem das seit kurzem laufende sogenannte „Modellvorhaben zur Stärkung der Teilhabe Älterer – gegen Einsamkeit und soziale Isolation“. Von Oktober 2022 bis September 2027 unterstützt das Programm freie gemeinnützige Träger, Gemeinden, Landkreise, kreisfreie Städte und Bezirke in einem Stadtstaat dabei, Angebote für Menschen ab 60 Jahren zur Vermeidung von Einsamkeit und sozialer Isolation ins Leben zu rufen. Mit dem Ziel, die individuelle Einkommens- und Lebenssituation älterer Menschen auch in der nachberuflichen Phase zu verbessern.
Weitere Tipps gegen Einsamkeit im Alter:
- Neues Hobby suchen oder Hobbies von früher wieder aufleben lassen.
- Proaktiv den ersten Schritt machen und mit Freund:innen, Bekannten und Familie in Kontakt bleiben.
- Dem Tag Struktur geben und die wichtigsten Dinge im Leben priorisieren.
- Körperlich aktiv bleiben (wenn möglich) und an seniorengerechten Sportprogrammen teilnehmen. Aber auch ein kurzer Spaziergang an der frischen Luft im ganz eigenen Tempo kann schon viel fürs Wohlbefinden tun.
Durch Krankheit, körperliche Einschränkungen und den Verlust enger Bezugspersonen ändert sich im Alter das gewohnte Lebensumfeld schnell. Wer unfreiwillig allein ist, kann dieses Gefühl nach einem Leben voller Trubel in Familie, Freundeskreis und Job als starke Belastung wahrnehmen. Die vorgestellten Projekte und Initiativen können das Leben wieder bunter machen und einen wichtigen Schritt raus aus der Isolation und hin zu mehr Lebensqualität im Alter bedeuten.
Katharina Klein


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