Was Altern in unserer Gesellschaft bedeutet und wie du die Gesundheit älterer Menschen durch präventive Maßnahmen förderst, liest du in diesem Artikel.
„Man ist so alt wie man sich fühlt“, heißt es in einem Sprichwort. Ein anderes besagt: „Alt werden ist nichts für Feiglinge.“ Älterwerden ist nicht immer leicht. Lange leben ist das Ziel vieler Menschen. Aber bitte ohne die unschönen Begleiterscheinungen. Wissenschaftler suchen seit Jahrzehnten Wege, um das Altern zu verzögern bzw. die Gesundheit im Alter zu erhalten. Nicht alle Faktoren für ein langes und gesundes Leben können wir selbst beeinflussen. Doch du hast in der Pflege die Möglichkeit, Menschen höheren Alters durch Präventionsmaßnahmen bei zu unterstützen.
Altern als Veränderungsprozess
Altern bedeutet nicht für jeden Menschen das gleiche. Manche Senior:innen genießen ihren Ruhestand. Sie fühlen sich körperlich und geistig fit. Andere haben mit diversen Alterungserscheinungen zu kämpfen oder müssen sogar betreut werden. Tatsache ist, dass das Altern einen Veränderungsprozess darstellt. „Biologisches Altern kann definiert werden als ein Prozess intrinsischen, fortschreitenden und generellen körperlichen Abbaus, der ungefähr mit dem Alter der Geschlechtsreife beginnt“, so ein Zitat von Clemens Tesch-Römer und Susanne Wurm aus dem Werk „Gesundheit und Krankheit im Alter – Gesundheitsberichterstattung des Bundes“. Der Alterungsprozess fängt also früher an als gedacht.
Die Alternsforschung ist ein noch sehr junges Themengebiet der Wissenschaft. Dennoch ist man sich sicher, dass Gesundheit im Alter nur zu 20 bis 25 Prozent genetisch veranlagt ist. Dr. Peter Tessarz vom Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns berichtet in einem Beitrag des AOK Gesundheitsmagazins, dass der größte Anteil auf Faktoren wie Stress, Umwelteinflüsse, Lebensstil und psychisches Befinden entfällt. Auch die Einstellung zum Altern spiele eine große Rolle.

Gesund im Alter: auch eine Frage der Einstellung
Es gibt viele Faktoren, die ein langes Leben begünstigen. Ein gesunder Lebensstil zählt hier genauso wie die richtige Einstellung zum Älterwerden. Studien zufolge haben 50 Prozent der Deutschen Angst vor dem Altern. Der Gerontopsychologe und Alternsforscher Professor Hans-Werner Wahl gab dem AOK Gesundheitsmagazin hierzu folgende Erklärung: In unserer Gesellschaft gibt es vorwiegend negative Altersbilder. Alter wird verbunden mit Krankheiten, Isolation, körperlichem und geistigem Verfall sowie mit Hilfestellungen beispielsweise bei der Körperpflege. Doch bei älteren Menschen gibt es enorme Unterschiede in Bezug auf körperliche und geistige Verfassung.
Jung bleiben beginnt im Kopf. Laut Professor Wahl weiß man aus über 50 Studien, dass die Erwartungen an das Älterwerden maßgeblich dafür sind, wie wir altern und auch wie alt wir werden. Das negative Gesellschaftsbild von Menschen höheren Alters ist also in vielerlei Hinsicht ein Trugbild. Studien belegen sogar, dass bei einer großen Anzahl von Senior:innen die Zufriedenheit im Alter steigt. Und auch das Thema Einsamkeit und Isolation muss nicht zwangsläufig mit einem höheren Alter in Verbindung gebracht werden. Aktuell zeigen Umfragen, dass Einsamkeit bei jüngeren Menschen eine viel größere Rolle einnimmt, als gedacht. Erst ab ungefähr 85 Jahren nimmt eine Isolation bei Senior:innen zu.
Es wird also Zeit, die negativen Altersbilder einmal von Grund auf zu überdenken. Eine positive Einstellung und positive Gedanken fördern positive Resultate – auch im Hinblick auf die sogenannte „letzte Lebensspanne“.
Gesund altern ist auch im Pflegeheim möglich
Leider ist es nicht jedem vergönnt, bis zum Lebensende mit seinem Partner oder seiner Partnerin gemeinsam das Leben zu genießen. Und auch nicht jeder bleibt im Alter gesund und kann sich Zeit seines Lebens selbstständig versorgen. Viele alte Menschen sind auf Unterstützung im Alltag angewiesen. Oder sie verbringen ihre letzten Lebensjahre in einer Pflegeeinrichtung, um Tag und Nacht versorgt werden zu können. Auch hier prägt nicht selten ein negatives Bild diese Vorstellung.
Doch der Bedarf einer pflegerischen Unterstützung schließt ein gesundes und zufriedenes Altern nicht aus. Ganz im Gegenteil. Für die Pflege besteht hier ein großes Aufgabenfeld. In der Betreuung von alten Menschen steckt sehr viel Potenzial für Präventionsmaßnahmen, die Gesundheit im Alter fördern können. Weiterhin können Pflegeheime durchaus ein positives Altersbild vermitteln.
Während beispielsweise Mediziner:innen oder Physiotherapeuten:innen nur vereinzelt Kontaktpunkte mit den zu Pflegenden haben, sind die Pflegekräfte täglich vor Ort. Durch diese Nähe kann mehr positive Energie in Gang gesetzt werden, als es den meisten vielleicht klar ist. Eine gute und professionelle Pflege hat Einfluss auf die körperliche sowie die geistige Fitness alter Menschen.
Gesundheitsförderung und Präventionsmaßnahmen für alte Menschen in der Pflege
Auf Pflegefachpersonen warten in der Altenpflege spannende Herausforderungen. Unter anderem stehen Gesundheitsprävention sowie die Unterstützung eines würdevollen und selbstbestimmten Lebens im Alter im Fokus der täglichen Aufgaben. In der Praxis gibt es zahlreiche Möglichkeiten, wie die Pflege ein gesundes Altern fördern kann. Natürlich hängen diese Optionen stark von Einflüssen wie dem Personalschlüssel ab.
Fitnesstraining für das Gehirn:
Immer, wenn wir etwas Neues lernen, bilden sich Synapsen zwischen unseren Nervenzellen neu oder verstärken sich. Dieser Vorgang geschieht bis zum Lebensende. Was bedeutet das für die Praxis? Alte Menschen freuen sich über Unterhaltung in ihrem Alltag. Gerade in Pflegeeinrichtungen sollten Pflegefachpersonen die Möglichkeit haben diesem Bedürfnis nachzukommen. Ein lebenslanges Lernen kann zum Beispiel durch das Erlernen einer Sprache gefördert werden. Sich einer Fremdsprache zu widmen, zählt nachweislich zu den besten Mitteln, um auch noch im Alter geistig fit zu bleiben. Hier bewährt sich eine gute Biografiearbeit von Seiten der Pflege. Hat der zu pflegende Mensch vielleicht Verwandte oder Freunde im Ausland? Möglicherweise könnte man gemeinsam einen Brief in einer anderen Sprache verfassen. Oder, oder. Haben die Pflegeheimbewohner:innen Interesse, gibt es zahlreiche tolle Übungen, um die geistige Fitness zu fördern.
Bewegung verlängert das Leben:
Wer in der Pflege tätig ist, weiß wie wichtig Bewegung schon bei den täglichen pflegerischen Aktivitäten ist. Menschen zur Bewegung zu animieren, fängt bei der täglichen Körperpflege an. Gute Pflege bedeutet, nicht alles zu übernehmen, sondern zu pflegende Menschen dahingehend zu unterstützen, dass sie sich selbst versorgen können.
Bewegungsübungen können problemlos integriert werden – unter Berücksichtigung der bestehenden Ressourcen. Beispielsweise stärkt eine Aufrichthilfe am Bett auch bei bettlägerigen Menschen die Muskulatur. Anstatt den Pflegebedürftigen von einer Seite zur nächsten zu drehen, können sich viele noch eigenständig hochziehen. Währenddessen kann die Pflege zum Beispiel eine neue Bettunterlage einlegen oder die Kleidung hochziehen. Bei nicht bettlägerigen Menschen kann schon das Stehen anstelle des Sitzens am Waschbecken effektiv sein. Beispielsweise während die Pfleger:innen die Intimwäsche durchführen.
Auch bei mobilen und fitteren Senior:innen sollten Pflegekräfte auf regelmäßige Bewegungsmotivation achten. Sicher gibt es auch in deinem Pflegeheim Sporteinheiten oder Bewegungsspiele, an denen die Bewohner:innen teilnehmen können. Es ist wichtig, die Gesundheit im Alter gezielt zu fördern, um sie zu erhalten. Bei „Bewegungsmuffeln“ kann sich Gesellschaft auszahlen. Gemeinsam einen kleinen Spaziergang durch den Garten oder auch nur den Stationsflur, macht meist mehr Freude als alleine. Hierbei können nach Möglichkeit kleine Bewegungsübungen einfließen, wie zum Beispiel der Storchengang. Dazu gehen die Senior:innen mit dem Standbein leicht auf die Zehenspitzen (sofern dies noch möglich ist), heben das andere Bein an (so weit es geht, maximal bis zur Waagrechten), führen es nach vorne, setzen es wieder auf und immer so weiter. Dabei können sie sich entweder an einem Geländer oder Handlauf festhalten oder die Arme mitschwingen.

Mangelernährung frühzeitig erkennen:
Die tägliche Essensversorgung in der Pflege sollte nicht als unwichtiges Alltagsgeschehen abgetan werden. Tatsächlich kann man hier eine Menge über den Gesundheitszustand eines Menschen erkennen und entsprechend handeln. Pflegefachpersonen sollten immer ein Auge darauf haben, was bzw. wie viel die Bewohner:innen oder Patient:innen trinken und essen. Mangelernährung wird oft als etwas hingenommen, was mit dem Alter einhergeht. Bei Senior:innen mag der Appetit nicht mehr so sein, wie in jungen Jahren. Doch zu einer Mangelernährung darf es nicht kommen.
Unterernährung sorgt für Gewichtsverlust, Muskelschwund, Nährstoffmangel und eine insgesamt höhere Gebrechlichkeit. Dehydratation führt schnell zu Schwindel und im Umkehrschluss oft zu Knochenbrüchen durch Stürze. Für Pflegekräfte bedeutet das, immer ein Auge auf die Trinkmenge und Nahrungsaufnahme zu haben. Auch hier kann Gesellschaft und Kommunikation Wunder wirken. Was mag der zu pflegende Mensch? Über welche Nahrungsmittel würde sie oder er sich freuen? Manche trauen sich vielleicht nicht, von sich aus Wünsche zu äußern. Auch der Kaffee und ein Stück Kuchen oder ein paar Plätzchen schmecken appetitlich angerichtet und mit ein paar netten Worten serviert besser.
Gesundheit im Alter durch Hobbys fördern:
Natürlich kann die Pflege nicht alle gesundheitsfördernden Maßnahmen im Alter abdecken. Es werden aber insbesondere in Altenpflegeeinrichtungen immer mehr Möglichkeiten angeboten, um älteren Menschen einen abwechslungsreichen Alltag zu bieten. So gibt es in vielen Einrichtungen Tanzabende, Spieleabende, Werkstätten sowie künstlerische Angebote wie Malen, Töpfern oder Musik. So können bei manchen Altenheimbewohner:innen alte Hobbys wieder aufleben. Durch diese Erinnerungen an schöne Zeiten und der Wiederaufnahme von etwas, was man gerne gemacht hat, stellen sich die so wichtigen Glücksgefühle ein. Pflegefachpersonen können hierbei motivieren. Manchmal braucht es nur ein paar Mutmachende Worte. Wichtig hierbei: Niemanden zu etwas überreden, was er oder sie nicht möchte.
Trotz hohem Alter sind viele Senior:innen in einer guten körperlichen und geistigen Verfassung. Studien zeigen, dass die Zufriedenheit im Alter steigen kann. Dank einer guten Gesundheitsversorgung, ist es Menschen möglich, noch lange aktiv am Leben teilzunehmen. Da es aber gleichzeitig immer mehr ältere Menschen pflegerisch zu versorgen gilt, spielt die Pflege eine wesentliche Rolle bei der Gesundheitsförderung und -prävention. Teilweise muss für diese Präventionsmaßnahmen nur minimal mehr Zeit pro Bewohner:in eingeplant werden und sie zahlen sich tausendfach aus, denn Gesundheit im Alter beugt aufwendigen Pflegeprozessen vor und das Wichtigste: Sie ist unerlässlich für eine gute Lebensqualität.
Sarah Micucci


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