Herbstbeschäftigung für Senior:innen: 9 aktivierende Ideen

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Spannende Rätsel, lustige Reime oder Spaziergänge durch raschelndes Laub, bei denen Kastanien, Blätter oder Eicheln gesammelt werden. Der Herbst hält viele Geschenke aus der Natur und Aktivitäten bereit, mit denen sich Senior:innen wunderbar die Zeit vertreiben und ihre Fähigkeiten trainieren können. Wir präsentieren neun Beschäftigungsideen, mit denen du Pflegeheimbewohner:innen aktivieren kannst.

Der Herbst kann sich in seinen schönsten Farben präsentieren, aber uns auch mit Regentagen die Stimmung verhageln. Für Bewohner:innen, die die warmen Tage vielleicht öfter draußen verbracht haben, verlagert sich das Leben wieder vermehrt nach drinnen. Andere Senior:innen haben aufgrund geringer Mobilität von vornherein einen Radius, der oft vor dem Fenster endet. Damit jetzt nicht der Herbstblues einsetzt, haben wir Vorschläge für Herbstbeschäftigungen gesammelt, die für gute Laune und Abwechslung im Alten- oder Pflegeheim sorgen können.

1. Herbstbeschäftigung für Senioren und Seniorinnen: gemeinsames Backen und Kochen

Kürbisse, Äpfel, Pflaumen, Kohl: Die goldene Jahreszeit bietet eine große Vielfalt an saisonalem Obst und Gemüse. Perfekt, um daraus gemeinsam Leckereien in der Küche zu zaubern.

Da Kochen und Backen früher einen höheren Stellenwert hatte als heute, haben deine Senior:innen sicherlich noch viele Rezeptideen für Gerichte parat, die sie mit Leidenschaft gekocht oder gebacken haben. Je nachdem, wie fit die Senior:innen sind: Schaut gemeinsam, was sich davon realisieren lässt und freut euch anschließend auf ein gemeinsames Mittagessen mit Kürbissuppe, ein Kaffeekränzchen mit gedecktem Apfelkuchen oder ein leckeres Frühstück, zum Beispiel mit selbstgemachter Pflaumenmarmelade.


viele bunte Kürbisse


2. Herbstgedichte anhören oder vortragen aktiviert die Erinnerung

Die meisten Senior:innen werden sie noch aus ihrer Kindheit und Schulzeit kennen. Bekannte Herbstgedichte wie „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ von Theodor Fontane, „Septembermorgen“ von Eduard Mörike oder „Herbsttag“ von Rainer Maria Rilke gehörten schließlich früher zum Standardlehrplan. Liest du diese Gedichte in gemütlicher Runde vor, ist das nicht nur ein geselliges Beisammensein, sondern auch ein aktivierendes Gedächtnistraining.

Vor allem bei demenzkranken Menschen ist es immer wieder erstaunlich, was noch aus Schulzeiten hängengeblieben ist. Willst du stärker zum Mitmachen motivieren, lasse beim Vorlesen einzelne Wörter oder Satzteile aus, die die Senor:innen dann ergänzen müssen.

Noch anspruchsvoller wird es, wenn du ein kleines Quiz bastelst. Das geht natürlich nur, wenn alle Teilnehmer:innen geistig noch fit genug sind, damit keine Überforderung entsteht. Dafür druckst du das Gedicht aus (achte darauf, dass die Buchstaben groß genug und lesbar sind) und schneidest es Zeile für Zeile auseinander. Die Senior:innen sollen nun das Gedicht so wieder zusammenpuzzeln, wie es ihnen aus ihrer Erinnerung richtig erscheint.

3. Mit Kastanien basteln oder ein Bewegungsspiel spielen

Zum Thema Kastanien hat wohl jede Generation aus ihrer Kindheit schöne Geschichten zu erzählen. Vielleicht gibt es auf dem Gelände deiner Einrichtung oder in der Nähe ja sogar einen Kastanienbaum, zu dem mobile Senior:innen spazieren können. Die schönsten Kastanien dürfen mitgenommen werden und eignen sich entweder als Bastelmaterial oder als Handschmeichler und Mobilisator für die Finger. Denn die kleinen Kugeln trainieren Feinmotorik und Koordination, indem man sie zum Beispiel in der Hand hin und her kugeln lässt, mit den Fingern bewegt, sie über den Tisch rollt, sie sich gegenseitig zuwirft, etc.

Auch für ein Wurfspiel kannst du Kastanien verwenden. Dazu musst du lediglich ein altes Bettlaken vorbereiten, auf das du mit Stofffilzstiften mittig eine Art Zielscheibe mit immer kleiner werdenden Ringen malst. Schreibe in jeden Ring eine Punktzahl. Vielleicht können dir einige der Bewohner:innen ja auch dabei helfen. Je weiter du zur Mitte kommst, desto höher sollten die Zahlen werden. Die höchste Punktzahl befindet sich im kleinsten Kreis in der Mitte, schließlich ist dieser besonders schwer zu treffen. Nun legst du das Laken straff auf den Boden und die Senior:innen platzieren sich davor. Jede:r bekommt die gleiche Anzahl an Kastanien und wirft sie reihum auf die Kreise auf dem Laken – je mittiger, desto besser, denn je besser man zielt, desto mehr Punkte bekommt man schließlich. Diese herbstliche Sitzgymnastik macht sicher allen Spaß.


gebastelte Eulen aus Kastanien


4. Mit Senior:innen Blätter trocknen und den Herbst konservieren

Es ist jedes Jahr eines der schönsten Naturschauspiele, wenn sich im Herbst die Blätter an den Bäumen bunt färben und sich in raschelndes Laub auf dem Boden verwandeln. Um diese Schönheit zu konservieren, kann man die Blätter trocknen und sich lange daran erfreuen. Dafür muss man den Blättern Feuchtigkeit und Sauerstoff entziehen. Am besten funktioniert das, indem man die Blätter presst, zum Beispiel zwischen zwei Buchseiten legt, das Buch schließt und mit Gewichten beschwert. Dann heißt es warten. Sind die Blätter getrocknet, kannst du damit nicht nur die Zimmer der Senior:innen auf deiner Station herbstlich dekorieren, sondern ihr könnt auch gemeinsam bunte Herbstbilder basteln.

5. Mit Fühlboxen beschäftigen und die Motorik fördern

Auch wenn die Tage kürzer, kälter und dunkler werden: Der Herbst muss dem Sommer in puncto Beschäftigung in nichts nachstehen. Das nächste Herbstspiel fördert vor allem die taktile Wahrnehmung und regt die Sinne an.

Indem du Kisten (zum Beispiel Schuhkartons, in die du ein Loch für die Hände schneidest) mit herbstlichen Gegenständen aus der Natur füllst, entstehen kleine Fühlboxen, deren Inhalt von den Senior:innen ertastet werden muss. Sammel also zum Beispiel Kastanien, Bucheckern, Eicheln oder Stöcke, fülle damit die Boxen und lass deine Patient:innen mit ihren Händen auf Entdeckungsreise gehen. Geeignet ist alles, was der Herbst hergibt. Auch kleine Kürbisse oder getrocknete Blätter können ihren Platz in der Fühlbox bekommen.


Lächelnd Seniorin im Rollstuhl in den Park mit Kastanien in ihren Händen


6. Herbstliches Sortierspiel als Beschäftigung für Senior:innen

Mit dem Material aus der Fühlbox kannst du gleich noch eine weitere tolle Beschäftigung vorbereiten. Dafür füllst du das Sammelsurium aus der Natur in eine oder mehrere Schüsseln und mischst alles gut durch. Die Senior:innen haben nun die Aufgabe, alles wieder auseinander zu sortieren und zusammenlegen, also Buchecker zu Buchecker, Eichel zu Eichel, usw. Am Ende wird gezählt, wie viele der Herbstschätze auf den einzelnen Haufen liegen.

7. Drachen basteln und steigen lassen

Drachen steigen lassen zählt zu einer beliebten Herbstbeschäftigung für fitte Senior:innen. Du kannst entweder einen Drachen im Spielwarenladen besorgen oder ihr bastelt die Drachen selbst. Das geht natürlich nur, wenn noch keine zu starken Einschränkungen vorliegen und bei dem ein oder anderen Bastelschritt musst du sicher etwas Hilfe leisten.

Suche dir aus dem Internet eine der vielen Bastelanleitungen raus oder organisiere gleich fertige Bausätze aus dem Bastelladen. Der klassische Rautendrachen lässt sich im Allgemeinen sehr schnell aus wenigen Materialien zaubern.


Ältere Freundinnen gehen im Herbst im Stadtpark spazieren, halten sich gegenseitig und unterhalten sich


8. Herbstquiz: Fragen und Antworten zum Thema Herbst

Eine tolle Beschäftigung für graue Herbstnachmittage: Jetzt müssen die grauen Zellen wieder aktiv werden, schließlich geht es darum, beim Herbsträtsel knifflige Fragen zu beantworten. Die Fragen sollten sich um das Thema Herbst drehen, zum Beispiel: Wann ist kalendarischer Herbstanfang? An welchem Datum ist die Zeitumstellung? Welche Sternzeichen fallen in diese Jahreszeit? Welches Obst wollte Herr von Ribbeck im gleichnamigen Gedicht in sein Grab gelegt bekommen? Kannst du 5 übliche Herbstfrüchte nennen? Welche sind die Herbstmonate? Drucke die Fragen in gut lesbarer Schrift aus, schneide Karten zurecht und laminiere sie idealerweise, damit du sie mehrfach verwenden kannst.

Mehr Ideen für Herbsträtsel findest du zum Beispiel hier.

9. Herbstreime für Senior:innen als Gedächtnistraining

Zwar gibt es bereits jede Menge schöner Herbstgedichte, aber noch mehr Spaß macht es, sich in Gemeinschaft selbst was zusammenzureimen – nebenbei ein gutes Gedächtnistraining für Senior:innen. Dafür kannst du einen Satz vorgeben, der dann nach und nach in Reimweise fortgeführt wird (natürlich sollte es sich inhaltlich weitestgehend um den Herbst drehen). Starte zum Beispiel mit einem Satz wie: „Der Herbst ist da und es wird kalt…“ und schaue, was die Bewohner:innen darauf Kreatives ergänzen. So geht es dann mit jedem Satz weiter. Am besten schreibst du mit, denn wenn ein schönes Herbstgedicht entsteht, kann das auf einem großen Plakat gut lesbar für jede:n im Anschluss im Gemeinschaftsraum aufgehängt werden.

Zwar bringen die kühleren Temperaturen im Herbst für viele Senior:innen Erleichterung mit sich. Die dunklen Tage können aber auch auf die Stimmung drücken. Ein Grund mehr also, als Pflegefachkraft mit unseren Ideen für Herbstbeschäftigungen für Spaß und Abwechslung zu sorgen und den Übergang in die dunkle Jahreszeit so unterhaltsam und unbeschwert wie möglich zu gestalten.

Katharina Klein


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