Seit einem Jahr ist die Pflegeberatung per Videogespräch möglich. Wir erklären dir, welche Vorteile sie bietet.
Pflegeberatung ist den meisten Menschen als persönliches Beratungsgespräch vor Ort, oder als telefonische Beratung bekannt. Pflegeberater:innen informieren Pflegebedürftige und ihre Angehörigen rund um das Thema Pflege. Als Instrument der Versorgungsoptimierung ist es enorm wichtig, die Pflegeberatung fortlaufend zu verbessern. Nicht erst seit der Pandemie ist der Einsatz von Videogesprächen zunehmend von Interesse. Video-Vorstellungsgespräche und Videointerviews sind fester Teil der Berufswelt. Jetzt soll auch die pflegerische Versorgung hiervon profitieren. Dank gesetzlicher Anpassung ist nun eine Pflegeberatung per Videogespräch möglich. Ratsuchenden soll es auf diesem Weg erleichtert werden, Beratungsgespräche bezüglich der Pflege in Anspruch zu nehmen.
Pflegeberatung – Orientierung, Information, Hilfestellung
Laut dem Bundesministerium für Gesundheit beziehen aktuell rund 4,6 Millionen Menschen in Deutschland Pflegeleistungen. Ausgehend von diversen Pflegereformen und dem demografischen Wandel, besteht ein zunehmender Unterstützungsbedarf in Bezug auf pflegerische Leistungen. Um den teilweise schwer verständlichen Gesetzesdschungel zu durchblicken, gibt es das Anrecht auf eine Pflegeberatung. Seit 2008 besteht ein Pflegeberatungsauftrag für Pflegepflichtversicherte. Eine solche Pflegeberatung gemäß § 7a SGB XI ist für die Versicherten kostenfrei. Sie klärt Pflegebedürftige und ihre Angehörigen beispielsweise über Pflegeleistungen, Pflegegrade und den passenden Pflegeanspruch auf. Eine individuelle Beratung geht aber unter anderem auch auf Entlastungsangebote für pflegende Angehörige ein oder klärt über die Möglichkeiten für pflegebedürftige Kinder und Jugendliche auf. In Bezug auf die gegenwärtige Pandemie finden ebenfalls zahlreiche Beratungseinsätze statt. Ebenso werden Pflegebedürftige und ihre Angehörigen bei Leistungsanträgen unterstützt. Dazu zählt auch die Begleitung und Vorbereitung für einen Termin zur Pflegegrad-Einstufung. Auf Wunsch können die Pflegeberater:innen bei einem solchen Termin vor Ort sein. Eine Pflegeberatung kann so häufig in Anspruch genommen werden, wie der Bedarf an Beratung besteht.
Ratsuchenden per Videogespräch zum Thema Pflege flexibel entgegenkommen
Bisher fanden solche Beratungseinsätze entweder telefonisch oder per Hausbesuch statt. Seit Juni 2021 besteht nun jedoch auch die Möglichkeit, eine Pflegeberatung als Videogespräch durchzuführen. Dies geht zurück auf das Digitale-Versorgungs-und-Pflege-Modernisierungs-Gesetz (DVPMG).
Eine Option, welche vielen Ratsuchenden entgegenkommt, so die Pflegeberaterin Yasmin Aulke. Frau Aulke ist für die Beratungsstelle „compass private pflegeberatung“ tätig und teilt ihre Erfahrungen bezüglich der innovativen Videogespräche in ihrem aktuellen Artikel „Pflegeberatung: Auch per Videogespräch möglich.“
Das Feedback der Pflegeberatungsempfänger sei größtenteils sehr positiv, so die Pflegeberaterin. In einem Pilotprojekt führte „compass private pflegeversicherung“ während Corona mehrere Tausend Videoberatungen durch. Dies in einem Zeitraum von acht Monaten. Die Videoberatungen wurden ausgewertet und zeigten eine positive Resonanz, unabhängig der Altersgruppen.
Was ist positiv an der Pflegeberatung per Video?
Zum einen geht Frau Aulke darauf ein, dass innerhalb des Pilotprojekts die Bedürfnisse der Ratsuchenden sich sehr gut feststellen ließen. Auch die Pflegebedürftigen oder ihre Angehörigen hatten keine Probleme, per Video in das Gespräch einbezogen zu werden. Ein weiterer Pluspunkt ist die Standortunabhängigkeit. So können beispielsweise zu pflegende Menschen, welche sich gerade in einer Reha oder Klinik befinden, von einer kontinuierlichen Beratung über ein Videogespräch profitieren. Die Möglichkeit, langfristig bei Bedarf auf die oder den gleichen Pflegeberater:in zurückzukommen, ist ebenfalls gegeben. Ein wesentlicher Vorteil bietet sich Angehörigen, welche nicht vor Ort bei den pflegebedürftigen Familienmitgliedern sind, trotzdem aber gerne in das Beratungsgespräch involviert werden möchten. Hier gibt es die Option, Angehörige in das Videogespräch hinzuzuschalten. Und auch für Eltern von pflegebedürftigen Kindern besteht durch eine größere Flexibilität im Hinblick auf Zeit und Ort eher die Möglichkeit sich öfter beraten zu lassen.
Pflegeberatung und Entlassungsmanagement
Bei Bedarf sind Pflegeberater:innen ebenso Teil des Entlassungsmanagements von Kliniken. Das bedeutet, sie arbeiten mit dem Entlassungsmanagement zusammen, um eine bestmögliche Anschlussversorgung der Patient:innen nach dem Klinikaufenthalt zu gewährleisten. Auch hier ist eine Beratung über Video von großem Vorteil, insbesondere wenn der Klinikaufenthalt (oder die Reha) nicht unmittelbar nahe dem Wohnort ist. Beratung und Ratsuchende haben die Gelegenheit, in einem engen und vor allem fortlaufendem Kontakt zueinander zu stehen. Das Ganze über den positiven Aspekt, dass man sein Gegenüber sieht. Somit können optische Wahrnehmungen in Bezug auf den Zustand des zu pflegenden Menschen und sein Umfeld getroffen werden.
Die hohe Bedeutung einer guten Pflegeberatung zeigt sich in vielerlei Hinsicht. Sie bietet Hilfe, Orientierung und essenzielle Unterstützungsangebote für pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen. Neben der Beratung vor Ort und per Telefon besteht nun auch die Möglichkeit, eine Beratung per Videogespräch zu erhalten. Die Resonanzen erweisen sich als sehr positiv. Menschen jeden Alters erleben hierdurch eine höhere Flexibilität, ohne Aufwand. Sie können ein standortunabhängiges Beratungsgespräch in Anspruch nehmen. Und auch jene, welche ein Gespräch Auge in Auge vorziehen, aus diversen Gründen aber keinen Besuch empfangen können, haben einen klaren Vorteil. Insgesamt also ein flexibler Zugang zur Beratung, in der Hoffnung, dass viele Menschen von ihrem Recht hierauf Gebrauch machen.
Sarah Micucci


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