Wir erklären dir in unserem Artikel, was dich während eines Praktikums in der Pflege erwartet, welche Anforderungen an Praktikant:innen gestellt werden, wie deine Arbeitszeiten aussehen könnten und was du verdienst.
Denkst du darüber nach, eine Ausbildung in der Pflege zu machen? Oder liebäugelst du mit einer Umschulung, um in die Pflegebranche einzusteigen? Dann kann ein Praktikum in einer Pflegeeinrichtung dir bei der Orientierung helfen.
Der Pflegeberuf ist sehr vielfältig. Kein Tag gleicht dem anderen und wer gerne andere Menschen in schwierigen Situationen unterstützt, ist in der Pflege gut aufgehoben.
Gleichzeitig geht der Job mit viel Aufopferung einher. Schichtarbeit und Personalengpässe gehören genauso dazu wie Schicksalsschläge von Patient:innen. Denn auch diese bekommen Pflegekräfte hautnah mit.
Der Einstieg in dieses Berufsfeld durch ein Praktikum ist sinnvoll, um sich ein eigenes Bild vom Pflegejob zu machen. So bekommst du ein Gefühl dafür, wie der Alltag in der Pflege aussieht und ob eine Ausbildung und die tägliche Arbeit mit den Patient:innen und Pflegeheimbewohner:innen deine persönliche Erfüllung sein könnte.
Du bekommst wertvolle Einblicke in den Pflegealltag, sammelst praktische Erfahrungen in dem Berufsfeld und lernst die Bedürfnisse von Patient:innen kennen.
Während deines Praktikums in einem Krankenhaus oder einer Pflegeeinrichtung unterstützt du erfahrene Pflegekräfte bei der Betreuung und Versorgung von Patient:innen oder Bewohner:innen. Je nachdem, welche Art von Praktikum du absolvierst, kann es drei Wochen (z. B. Schulpraktikum) oder auch drei Monate (z. B. Pflichtpraktikum Medizin) dauern.
Deine Kolleg:innen nehmen dich an die Hand und bringen dir die Tätigkeiten auf ihrer Station näher. Zu den typischen Aufgaben während eines Praktikums in einer Pflegeeinrichtung zählen:
Du hilfst bei der Körperpflege, bei der Nahrungsaufnahme, beim Ankleiden und dem Toilettengang. Außerdem sorgst du dafür, dass deine Patient:innen mobil bleiben, unterstützt sie zum Beispiel beim Aufstehen oder beim Gang über den Flur. Teilweise darfst du bei der Ganzkörperwäsche mithelfen und die Teilkörperpflege übernehmen.
Du assistiert bei der Verabreichung von Medikamenten, lernst, Verbände zu wechseln oder einfache medizinische Untersuchungen durchzuführen. Zum Beispiel Blutdruck messen oder den Puls und die Temperatur kontrollieren.
Keine Sorge: Alleingänge gibt es in deinem Praktikum nicht. Du wirst genauestens angeleitet und nicht mit den Patient:innen alleingelassen.
Die Pflegedokumentation ist ein wichtiger Teil der Arbeit in Krankenhaus, Pflegeheim und Co. Im Praktikum lernst du deshalb das Erfassen von Pflegeinformationen und wie du Krankenakten richtig führst. Auch bei den Visiten und Übergaben bist du dabei.
Du lernst den Kontakt zu Patient:innen und deren Angehörigen, hörst zu, sprichst mit ihnen und bietest emotionale Unterstützung. Im Laufe der Zeit wirst du ein Gefühl dafür bekommen, welcher Ton im Umgang richtig ist und welche Worte gut zur Situation passen.
Hierzu gehören die Reinigung und Desinfektion von Geräten und Flächen im Patientenzimmer sowie des Pflegewagens. Auch um Essensbestellungen kümmerst du dich.
Du unterstützt dein Team bei organisatorischen Aufgaben, der Lagerhaltung von medizinischem Material, verteilst Frühstück, Mittag- und Abendessen und springst immer dort ein, wo gerade Bedarf besteht.
Wichtig: Wie für jeden Krankenhausmitarbeitenden gilt auch für dich die Schweigepflicht. Du darfst also sensible, personenbezogene Daten, wie zum Beispiel Namen von Patient:innen, an niemanden weitergeben.
Die Anzahl der Arbeitsstunden während eines Praktikums in der Pflege kann variieren. Sie hängt von den geltenden Bestimmungen und den Anforderungen des Arbeitgebers ab.
Im Normalfall orientiert sich die Arbeitszeit von Praktikant:innen aber an den Schichtplänen des Pflegepersonals. In der Regel handelt es sich dabei um 8-Stunden-Tage.
Nur wer eine volle Schicht mitläuft, bekommt schließlich ein möglichst realistisches Bild vom Pflegeberuf. Auch Nachtschichten können grundsätzlich im Praktikum wahrgenommen werden, sofern die Praktikant:innen über 18 Jahre alt sind.
Wie viele Stunden jemand im Praktikum arbeiten kann, hängt aber auch vom Alter ab. Denn bestimmte Personengruppen werden vom Gesetz geschützt, zum Beispiel Kinder und Jugendliche.
Da in vielen Schulen Praktika zum Lehrplan zählen und zur beruflichen Orientierung dienen, können bereits Schüler:innen ab 13 Jahren Praktika in der Pflege absolvieren.
In ihrem Fall greift das grundsätzlich geltende Beschäftigungsverbot nicht, weil ein Praktikum als Schulveranstaltung zählt. Bei 13-bis 15-Jährigen sind die Rahmenbedingungen aber strenger als bei älteren Praktikant:innen, vor allem in Bezug auf die Arbeitszeit. Grundsätzlich dürfen sie maximal sieben Stunden täglich arbeiten.
Zwischen 15 und 18 Jahren steigt die erlaubte Anzahl im Rahmen eines Betriebspraktikums auf acht Stunden pro Tag. Ob eine Einrichtung minderjährige Praktikant:innen annimmt, ist eine individuelle Entscheidung.
Informiere dich am besten direkt bei der Einrichtung vor Ort oder telefonisch. Wenn du minderjährig bist, vergiss nicht zu überprüfen, ob du das Mindestalter für das Praktikum deiner Wahl hast. Oftmals ist für ein Praktikum in der Pflege ein Mindestalter von 18 bis 21 Jahren erforderlich. Zum Beispiel für längere Praktika oder solche im Rahmen einer Pflegeausbildung.
Auch hier gilt wieder: Um einen möglichst authentischen Einblick in die Branche zu bekommen, sollten Praktikant:innen auch Wochenendschichten absolvieren.
Dadurch bekommen sie ein umfassendes Verständnis der Arbeitsabläufe und Herausforderungen in der Pflege. Und werden mit verschiedenen Patient:innensituationen und Anforderungen am Wochenende vertraut gemacht.
Für Minderjährige gilt im Bereich der Pflege die Ausnahme, dass die Arbeit am Wochenende im Rahmen eines Praktikums erlaubt ist. Die genauen Anforderungen dazu können aber von Einrichtung zu Einrichtung variieren. Informiere dich im Vorfeld bei deiner Praktikumsstelle über die gängigen Regelungen.
Wie in jeder anderen Branche gibt es auch in der Pflege bezahlte und unbezahlte Praktika. Schüler:innenpraktika werden im Normalfall nicht bezahlt.
Bei bezahlten Praktika hängt die Höhe der Vergütung hauptsächlich davon ab, ob sie im Rahmen einer beruflichen Ausbildung oder freiwillig absolviert werden. Wer ein freiwilliges Praktikum mit einer Dauer von mindestens drei Monaten macht, hat laut §26 Berufsbildungsgesetz einen gesetzlichen Anspruch auf angemessene Vergütung – und zwar Mindestlohn. Der liegt in Deutschland aktuell bei 12 Euro pro Stunde.
Informiere dich am besten bereits vorab, ob und wie viel Geld du für die Dauer des Praktikums erhalten kannst. Zwar sollten das Erlangen von Wissen und eine berufliche Orientierung die Hauptmotivation für ein Praktikum sein. Musst du aber deinen Lebensunterhalt aus eigener Tasche bestreiten, sind diese Informationen wichtig für dich.
Der einfachste Weg, an einen Praktikumsplatz zu kommen, führt über das Internet. Dort findest du nicht nur freie Plätze ausgeschrieben, sondern auch die Kontaktdaten sämtlicher Einrichtungen.
Hast du dir schon ein Krankenhaus, Pflege- oder Altenheim ausgesucht, das deinen Vorstellungen entspricht? Dann nimm am besten per Telefon oder Mail Kontakt auf. So kannst du direkt erste Fragen loswerden und dich initiativ über freie Plätze informieren. Auch über die Jobsuche der Bundesagentur für Arbeit wirst du eventuell fündig.
Mit dem Anruf im Krankenhaus oder Pflegeheim hast du den wichtigsten Schritt für dein Praktikum in der Pflege bereits getan. Wenn es freie Praktikumsplätze gibt, musst du der Pflegedienstleitung oft nur noch eine E-Mail mit den wichtigsten Infos zu dir und zu deinem gewünschten Praktikumsbeginn schreiben. Deine Praktikumsbewerbung sollte mehrere Wochen vor Praktikumsbeginn geschehen, damit die Einrichtung genügend Zeit für die Planung hat.
Möchtest du dich gleich per Mail bewerben, fertige ein kurzes Motivationsschreiben und einen Lebenslauf an. Im Lebenslauf gibst du neben deinen persönlichen Daten und deiner Schulbildung an, welche beruflichen Erfahrungen du bereits gesammelt hast. Hast du schon Praktika absolviert und dafür Zeugnisse erhalten? Dann füge diese ebenfalls bei.
Im Motivationsschreiben beschreibst du, warum dein Profil in die Pflege passt. Zum Beispiel, weil du teamfähig, freundlich und gut im Umgang mit Menschen bist. Erkläre, warum du dich für die Arbeit im Gesundheitsbereich interessierst. Du solltest herausstellen, dass du zuverlässig, engagiert und verantwortungsbewusst bist.
Erkundige dich vorab, an wen genau du die Mail richten sollst und ob weitere Dokumente erforderlich sind. Das kann zum Beispiel ein Gesundheitszeugnis oder ein bestimmter Impfnachweis sein. Solltest du keine deutsche Staatsangehörigkeit haben, benötigen die Einrichtungen deine Arbeits- bzw. Aufenthaltserlaubnis.
Wer schon länger in der Pflegebranche arbeitet, weiß: Nachwuchs wird dringend benötigt. Umso wichtiger, dass Pflegepersonal potenziellen Neueinsteiger:innen Lust auf den Beruf macht und sie sich vom ersten Tag an wohl und wertgeschätzt fühlen.
Geduldig sein: Jede:r von uns hatte mal seinen ersten Tag im Job. Unsicherheit, Aufregung und Angst gehören dazu. Deshalb wird auch nicht sofort alles glatt laufen. Gib deinem Schützling genügend Zeit, anzukommen und verlange nicht, dass er/sie sofort alles richtig macht. Geschweige denn, sich alle Infos sofort merkt.
Gründlich erklären: Führst du deinen Job als Pflegekraft schon länger aus, wirst du jeden Handgriff sicherlich bereits viele Male erledigt haben. Anders als Praktikant:innen, die häufig das erste Mal Einblicke in die Pflegebranche bekommen. Versuche also, Tätigkeiten und Handgriffe ausführlich zu erklären und stelle dich darauf ein, dass du dich bei manchen Dingen wiederholen musst.
Ins Team integrieren: Praktikant:innen kommen meistens in ein bestehendes Team aus erfahrenen und eingespielten Pflegekräften. Da können sich Außenstehende schnell mal fehl am Platz fühlen. Erleichtere deinen Praktikant:innen den Einstieg, indem du sie am ersten Tag herum führst und allen Kolleg:innen auf der Station vorstellst.
Mit Räumlichkeiten vertraut machen: Vor allem große Kliniken gleichen oft einem Labyrinth. Führe den/die Praktikant:in deshalb direkt am ersten Tag durch die Einrichtung und zeige wichtige Zimmer wie Materialräume, Toiletten, Küche, Personalraum oder Mensa. Das trägt zu einem besseren Wohlbefinden bei.
Über Rechte und Pflichten informieren: Niemand möchte an einer neuen Arbeitsstelle gleich ins Fettnäpfchen treten. Das kann aber Praktikant:innen schnell passieren, wenn sie ihre Rechte und Pflichten im Unternehmen nicht kennen. Im Idealfall gibt es in deinem Unternehmen eine Informationsmappe, die gesammelte Infos zu Abläufen, Kontaktpersonen, Raumplänen und der Einrichtung im Allgemeinen enthält.
Verantwortungsvoll betreuen: Vor allem in der Pflege kommt dir eine besondere Verantwortung zu. Denn bestimmte Tätigkeiten und Untersuchungen solltest du Praktikant:innen nicht alleine vornehmen lassen. Dadurch gibst du ihnen nicht nur ein Gefühl von Sicherheit, sondern schützt auch deine Patient:innen.
Willst du erste praktische Erfahrungen im Gesundheitswesen sammeln und den Arbeitsalltag sowie die Anforderungen im Beruf kennenlernen, lohnt sich ein Praktikum in der Pflege definitiv. Und wenn du sogar in verschiedene Bereiche rein schnupperst, bekommst du ein gutes Gefühl dafür, auf was du dich spezialisieren möchtest. Oder in welcher Einrichtung du vielleicht sogar eine Ausbildung absolvieren magst. Nimm die Chance wahr und entdecke so deine beruflichen Interessen und Ziele.
Katharina Klein