Reha und Kuren für Pflegekräfte: Beantragung und Finanzierung

MEDWING
August 20, 2024

Was sind die Unterschiede zwischen Reha und Kur und wann haben Pflegekräfte Anspruch darauf? Wir geben Antworten.

Themen auf dieser Seite

    In Deutschland gibt es über 350 staatlich anerkannte Heilbäder und Kurorte. Dort hast du die Chance, eine Auszeit von deiner anstrengenden Arbeit als Pflegekraft zu nehmen. Was Reha und Kur genau bedeuten, wie du sie bewilligt bekommst und warum sie für Pflegekräfte sinnvoll sind, erfährst du hier.

    Wer an eine Kur oder Reha denkt, bringt damit oftmals ältere und kranke Menschen in Verbindung. Dabei muss niemand schwer krank sein, um entsprechende Maßnahmen in Anspruch nehmen zu können.

    Denn bestimmte Angebote sind auch als Vorsorgeleistung zu verstehen, von denen insbesondere Pflegefachkräfte profitieren können.

    Burnout ist in der Pflege weit verbreitet – eine Kur-Auszeit kann helfen

    Neben Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems (zum Beispiel Rückenschmerzen und Bandscheibenvorfall) sind auch psychosomatische Erkrankungen unter Pflegefachkräften weit verbreitet. Diese gehen oft mit dem klassischen Burnout einher, von dem sehr viele Pflegekräfte betroffen sind. Hier kann der Abstand vom Alltag durch eine Kur vorbeugen.

    Fühlst du dich im Berufs- und Privatleben öfter erschöpft und überlastet? Hast du Schmerzen und Schwierigkeiten, deinen Alltag zu meistern oder leidest du sogar schon unter bestimmten Erkrankungen? Dann solltest du nicht darauf warten, bis es dir schlechter geht.

    Um dir langfristig ein gesundes Arbeitsverhältnis zu ermöglichen, stehen dir gesetzlich geregelte Präventions- und Nachsorgemaßnahmen zu. Mehr dazu erfährst du jetzt.


    Massage oder medizinische Gesundheitsunterstützung, Hilfe oder Pflege. Medizin, Wellness, Muskelphysiotherapie


    Welche Rehas und Kuren gibt es und wie unterscheiden sie sich?

    Dass jeder Mensch einen Anspruch auf Rehabilitationsmaßnahmen hat, ist sogar im Sozialgesetzbuch festgelegt. Demnach können bei Bedarf im Regelfall alle drei bis vier Jahre solche ambulanten und stationären Maßnahmen sowie stationäre Vorsorgeleistungen in Abstimmung mit der Krankenkasse, Renten- oder Unfallversicherung beantragt werden.

    Das Sozialgesetzbuch unterscheidet dabei zwischen einer Vorsorgekur und einer Rehabilitation/Reha – zwei Ansätze im Gesundheitswesen, die mit verschiedenen Schwerpunkten unterschiedliche Zwecke und Ziele verfolgen.

    Rehabilitationsmaßnahme: Finanzierung durch die Rentenversicherung

    Die umgangssprachlich als Reha bezeichnete Rehabilitationsmaßnahme legt den Fokus auf die Wiederherstellung der Gesundheit nach Erkrankung, Verletzung oder Operation. Sie ist also hauptsächlich als Nachsorgemaßnahme gedacht.

    Ziel dieser Maßnahme ist die Unterstützung bei der Genesung und die Verbesserung der körperlichen, geistigen oder psychischen Fähigkeiten. Der Fokus liegt darauf, die Lebensqualität der Patient:innen zu verbessern und sie wieder fit für einen eigenständigen Alltag zu machen.

    Im Rahmen der Reha werden verschiedene Bereiche abgedeckt, zum Beispiel Physiotherapie und Ergotherapie, aber auch die sprachliche oder berufliche Rehabilitation.

    Über Ort und Einrichtung, in der die Reha stattfindet, entscheidet die Krankenkasse. Eine Reha bezahlt die Deutsche Rentenversicherung. Patient:innen müssen lediglich eine Eigenbeteiligung in Höhe von 10 Euro am Tag leisten.



    Vorsorgeleistung durch Kur: Finanzierung durch die Krankenkassen

    Anders als eine Rehabilitationsmaßnahme dient die Vorsorgeleistung der Prävention von Krankheiten und der Förderung der Gesundheit, noch bevor gesundheitliche Probleme auftreten. Eine Kur soll also im klassischen Sinne die Arbeitskraft erhalten. Sie dauert meist drei Wochen.

    Im Rahmen der Vorsorgeleistung werden mögliche Risikofaktoren erkannt und Maßnahmen ergriffen, um deren Auswirkungen so gering wie möglich zu halten oder deren Entstehung zu verhindern.

    Hauptgründe für eine Kur sind unter anderem Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes, (chronische) Erkrankungen des Stütz-und Bewegungsapparates wie Rheuma sowie (chronische) Atemwegserkrankungen, zum Beispiel Asthma.

    Eine Kur können Pflegekräfte jedoch auch machen, wenn sie im Privatleben psychische Belastungen erleben.

    Zu den Aktivitäten, die Vorsorgeleistungen umfassen, zählen regelmäßige Gesundheitsuntersuchungen, gesundheitsfördernde Maßnahmen wie Gesundheits- und Ernährungsberatung, Massagen, Thermalbäder oder Stressmanagement.

    In der Regel werden Vorsorgekuren ambulant in einem anerkannten Kurort (auch im Ausland) durchgeführt. Patient:innen besuchen die Einrichtung dann nur tagsüber und wohnen in einer selbstbezahlten und -organisierten Unterkunft oder zu Hause.

    Die Kosten für den Kurarzt werden vollständig übernommen, notwendige Kurmittel erstatten die Krankenkassen zu 90 Prozent. Manche Krankenkasse leisten Zuschüsse zu Fahrtkosten, Verpflegung und Unterkunft.

    Stationäre Kur in einer Klinik

    Es gibt jedoch ebenfalls die Möglichkeit, eine Kur in einer Klinik zu machen. Dies kannst du nutzen, wenn eine Vorsorgekur nicht ausreicht, um genug Abstand vom Alltag und die gewünschte Entspannung zu erreichen. Dann übernimmt der Kostenträger auch deinen Aufenthalt in der Kurklinik.


    Frau meldet sich an der Rezeption einer Kurklinik


    Positive Effekte: Reha und Kur für Pflegekräfte sinnvoll

    Einseitige Bewegungen, hohe Belastungen, ständige Wechselschichten: Pflegefachkräfte sind im Job körperlich und psychisch besonders stark gefordert. Und auch der Hang zur Aufopferung in dieser Branche ist groß.

    Pflegekräfte fühlen sich gegenüber Patient:innen oftmals verpflichtet und haben im Umgang mit ihnen gleichzeitig eine hohe Verantwortung. Fit und ausgeruht zu sein, ist für die fehlerfreie Ausführung des Jobs extrem wichtig.

    Deshalb gibt es für Pflegekräfte ganz spezielle Angebote im Bereich Kur und Reha. Sie sollen ihnen dabei helfen, ihre Gesundheit zu erhalten, sich zu erholen und ihre berufliche Belastung bestmöglich zu bewältigen.

    Angebote für Pflegekräfte können unter anderem beinhalten:

    • Präventions- und Gesundheitsförderungsmaßnahmen: In speziellen Kursen und Schulungen bekommen Pflegekräfte Techniken und Tipps in den Bereichen Stressmanagement, Burnout-Prävention, gesunde Ernährung, Bewegung oder Entspannung.
    • Schulungen für ergonomische Arbeitsplätze: Kuren für Pflegekräfte beinhalten oftmals Kurse, in denen Techniken vermittelt werden, die Verletzungen und Beschwerden in den Gelenken vorbeugen können. Dazu gehören beispielsweise Schulungen zur richtigen Körperhaltung und zum Heben von Lasten.
    • Physiotherapeutische Maßnahmen: Ein weiteres Element von Kuren für Pflegekräfte sind gezielte Übungen und physiotherapeutische Behandlungen. Sie sollen gezielt gegen körperliche Beschwerden wirken, die oftmals durch berufsbedingte Belastungen entstehen.

    Wann haben Pflegekräfte Anspruch auf Reha und Kur?

    Alle Pflegekräfte, die kranken- und rentenversichert sind, haben bei Bedarf Anspruch auf eine Kur oder Reha. Dafür müssen bestimmte medizinische Voraussetzungen erfüllt sein.

    Zum Bedarf zählen körperliche, psychische oder chronische Krankheiten sowie belastende Umweltfaktoren, die mit der Zeit zu einer ernsthaften Erkrankung führen könnten.

    Auch spezielle Arbeitsbedingungen – wie im Pflegeberuf – können den Anspruch auf Reha oder Kur erhöhen. Wer also aufgrund seiner Arbeitssituation verstärkt körperlichen oder psychischen Belastungen ausgesetzt ist, hat große Chancen auf die Genehmigung.

    Insbesondere Vorsorgekuren werden präventiv durchgeführt und sollen die Wahrscheinlichkeit dafür reduzieren, dass es überhaupt zu Symptomen kommt, die ernstere Erkrankungen und Krankheitsausfälle nach sich ziehen. Ob ausreichender Bedarf besteht, klärst du direkt mit deiner Hausärztin.


    Beschäftigungs- und Psychotherapie bei Reha oder Kur in Gruppe


    Hast du diese Anzeichen bereits bei dir festgestellt, solltest du als Pflegefachkraft über eine Vorsorgekur nachdenken:

    • du schläfst schlecht
    • zwei freie Tage über das Wochenende reichen zur Erholung nicht aus
    • du bist häufig ungeduldig und unkonzentriert
    • du bist oft müde und erschöpft
    • du fühlst dich im Job überarbeitet und überfordert
    • du leidest unter Muskelverspannungen, Ischiasschmerzen oder Spannungskopfschmerzen
    • du nimmst stark zu oder ab

    Dabei handelt es sich aber nur um Beispiele. Auch viele andere Symptome rechtfertigen eine Kur. Solltest du merken, dass du dich im privaten oder beruflichen Umfeld überlastet fühlst, besprich die Notwendigkeit für eine Kur oder Reha am besten mit einem Arzt.

    Kur und Reha beantragen: so geht’s

    Voraussetzung für die Beantragung einer Kur oder Reha ist eine ärztliche Empfehlung. Pflegekräfte, die eine Rehamaßnahme oder Kur beantragen möchten, sollten sich deshalb zunächst an ihren Hausarzt wenden. Er kann den Gesundheitszustand und die medizinische Notwendigkeit beurteilen und im Anschluss eine Überweisung ausstellen.

    Über die Genehmigung und die finanzielle Unterstützung entscheiden dann Krankenkasse oder Rentenversicherungsträger, nachdem du einen entsprechenden Antrag ausgefüllt und eingereicht hast.

    Hast du grünes Licht für eine Kur oder Reha bekommen, solltest du dir als Pflegekraft Informationen über die verschiedenen Reha-Einrichtungen und deren Angebote einholen.

    Manche Häuser sind speziell auf bestimmte medizinische Bereiche oder Berufsgruppen ausgerichtet und stellen dementsprechend angepasste Therapien und Leistungen zur Verfügung.

    Bringe weiterhin in Erfahrung, ob dein Arbeitgeber möglicherweise Kooperationen mit Einrichtungen anbietet oder welche Unterstützung er dir in deinem individuellen Fall geben kann.

    Infos über den Antragsprozess, über die erforderlichen Unterlagen, Fristen und Zuständigkeiten bekommst du bei deiner Krankenkasse oder deinem Rentenversicherungsträger.

    Übrigens: Sollte der Antrag abgelehnt werden, hast du innerhalb eines Monats Zeit, Widerspruch dagegen einzulegen.

    Leidest du bereits unter Erkrankungen, hast Schmerzen oder fühlst dich erschöpft und ausgebrannt, solltest du vor der Beantragung einer Kur oder Reha nicht zurückschrecken. Das ist kein Zeichen von Schwäche, sondern damit beweist du große Stärke. Dauerhafter Stress für Körper und Geist im Berufs- oder Privatleben kann chronisch werden und zu Krankheiten führen. Und nichts wäre schließlich für deine Kolleg:innen und Patient:innen schlimmer, als wenn du für längere Zeit auf der Station ausfallen würdest.

    Katharina Klein

    Das könnte Dich auch interessieren:

    Alle Artikel ansehen